Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.... usw. usw... aber erstens dauert das noch ein paar Wochen, und zweitens sind Hammerfall nicht der Weihnachtsmann und es ist auch schon etwas länger als ein Jahr her, dass sie zuletzt hier in München waren. Aber die Zeit vergeht bekanntlich im Laufe der Jahre immer schneller. Also fällt der Umstand der Abstinenz gar nicht wirklich auf, sondern man hat vielmehr das Gefühl, dass die Band erst vorgestern hier war und jetzt eben schon wieder da ist.
Das Ganze hat natürlich einen Grund, und der heißt ‚Infected’ und ist insgesamt die achte Geburt der Schweden. Und jenes Baby unterscheidet sich auch nicht wesentlich von den Vorgängern in seiner stilistischen Klangstruktur. Hammerfall sind also ihrem Schema treu geblieben und stellen auch im Großen und Ganzen die Erben des legendären Klassischen Achtziger Jahre Heavy Metal dar. Irgendwer hat dann im Laufe der Jahre den Begriff True Metal kreiert, und jener läuft ihnen jetzt quasi hinterher, oder besser vorneweg. Hammerfall 2011 das sind nach wie vor Joacim Cans, Oscar Dronjak und Anders Johannson, sowie Frederik Larsson und Pontus Norgren. Aber wenn man es ganz genau nimmt, dann ist nur noch Oscar übrig vom Ur-Line-up, das sich 1993 fand und liebte. – Aber das spielt Gott sei Dank keine Rolle mehr, denn Hammerfall ist im Grunde genommen eine Einheit, die für diesen einen True_Metal steht und fällt. Und deshalb ist auch unsere Theaterfabrik hier in München so gut wie ausverkauft heute Abend, was in Zahlen ca. 1.500 headbangende Nieten-besetzte-Kuttenträger bedeutet und andere Nachtschattengewächse. Diese, erstgenannte Spezies ist heutzutage gar nicht mehr soooo häufig anzutreffen, wie anno dazumal. Warum? Ganz einfach! Die Fans von damals sind z.T. inzwischen zu braven Familienvätern avanciert. Und die heutige Jugend, sofern ihnen nicht von ihren Erzeugern diese Musikrichtung schmackhaft gemacht worden ist, steht nunmehr eher auf Volbeat und Rammstein und Konsorten.
Wie auch immer, es scheint aber nach wie vor ein gewisses Klientel für Hammerfalls Metal-Philosophie zu geben, vor allem was Deutschland und Schweden angeht – dieser Meinung ist jedenfalls Gitarrist Oscar himself.
Abgesehen davon besitzt die Band inzwischen einen Merchandise Katalog, der zwar noch lange nicht an Kiss Dimensionen heran reicht, dessen Verkaufsecke vor Ort aber auch schon mehr an ein Kaufhaus erinnert, als an einen stinknormalen T-Shirt Stand. Und jener wird auch fleißig konsultiert. Klar doch, im Zeitalter des Internets und des dadurch resultierenden rückgängigen CD-Absatzes, muss der Rubel halt anderweitig rein geholt werden. Und das wiederum funktioniert in erster Linie durch vermehrten Merch Absatz und häufige Liveshows.

Supportbands haben Hammerfall gleich drei Vertreter der metallischen Zunft mit ihm Boot. Wobei eine davon ursprünglich Riot heißen sollte, diese aber aus logistischen Gründen abgesagt hatten und stattdessen Vicious Rumors nicht nur eine Handvoll Termine sondern jetzt die ganze Konzertreise mit-absolvieren. Und die wiederum können ihr Glück nach wie vor noch nicht ganz fassen.

Beginn ist 19.30 Uhr mit Death Destruction, einer ebenfalls schwedischen Formation, die wie der Name schon enthält, für Death Metal steht.

Sie selbst bezeichnen sich als kollektive Gruppe von vier Meister-Musikern, was auch immer man darunter verstehen mag.  Und diese vier Individuen heißen: Jimmie Strimell (Voc), Henrik Danhage (Git), Fredrik Larsson (Bass) und Jonas Ekdahl (Drums. Und Mr. Larsson spielt ja bekanntlich auch beim Headliner Hammerfall mit. Bislang gibt es ein selbstbetiteltes Album und eine Live EP. Das Quartet weiß die Chance, sich hier auf dieser Tour einem breiteren Publikum vorzustellen, durchaus zu schätzen und versucht ihr Bestes, insofern das als Opener mit nur 30 Minuten Show-Time überhaupt möglich ist. – Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nur noch ca. 10 Minuten dieses Auftakts genießen kann, dank meines, etwas länger, als geplanten Plauderstündchen mit Hammerfalls Oscar im Tourbus. Viel kann ich deshalb nicht mehr dazu sagen. Und es bleibt gerade noch Zeit für ein paar visuelle Pocketcam Shots von ganz hinten und dieses Video hier.

Weitere Infos zu Death Destruction gibt’s unter: http://deathdestruction.com/

Nummer Zwei lassen sich auch nicht lange bitte und legen ca. 15 Minuten später los mit ihrem Metal-Fusion Sound.

Die Rede ist von Amaranthe, ebenfalls aus Schweden, und teils aus Dänemark stammend,  die nichts anderes sind, als ein Sideproject von Gitarrist Olof Mörk, der auch noch bei Dragonland und Darkage die erste Geige ... pardon – Gitarre spielt. Ungewöhnlich ist bei dieser Band hier die Tatsache, dass sie gleich drei Vokalisten besitzt, darunter eine weibliche Stimme. Amaranthes Gründung  geht auf das Jahr 2008 zurück. Allerdings ist erst in diesem Jahr das gleichnamige Debütalbum erschienen. Ihre Teilnahme bei diesem Tourtrek ist auf die enge Freundschaft mit Hammerfall zurück zu führen.

Der musikalische Cocktail setzt sich aus Death- und Powermetal zusammen. Und das macht hauptsächlich der Wechsel zwischen guturalem Gesang und der klaren Stimme von Elize Ryd aus, sowie so manchem melodischen Klangbogen, der sich über das thrashige Grundgerüst spannt. Mit von der Partie sind last but not least noch Mitbegründer der Band Jake E. Lundberg (Voc), dann Andy Solvestrom (Voc)  und Morten Løwe Sørensen (Drums). Ich finde die Verquickung der verschiedenen Stilelemente zwar recht interessant, aber im Prinzip ist es nichts neues. Denn so was ähnliches in dieser Art machen auch Nightwish oder Within Temptation. Nur das bei denen die männlichen Gesangsstimmen zusätzlich noch ein Instrument in den Händen hält.

Auch hier ist die Auftrittszeit sehr begrenzt mit ebenfalls 30 Minuten. Aber Amaranthe schlagen sich wacker und werden vom Münchner Publikum relativ gut angenommen.
http://www.myspace.com/amaranthemetal 


Aller guten Dinge sind Drei. Und das sind die einzigen Nichtschweden Vicious Rumors und Nummer 3 sind sie nicht nur in dieser Hinsicht, sondern sie sind auch zum dritten Mal in diesem Jahr hier in München.

Bei den ersten beiden Besuchen mussten sie sich noch mit einem kleinen ausgesuchten Publikum im Garage Club begnügen. (Anm: der ist übrigens hier gleich nebenan situiert) Dieses Mal hingegen bekommt Geoff Thorpes Truppe ein wenig vom Hammerfall Kuchen ab. Wie schon eingangs erwähnt, sollten an ihrer Stelle eigentlich Riot stehen und sie selbst nur auf einigen ausgesuchten Dates mitspielen. So aber werden Vicious Rumors den Abtrünnigen wahrscheinlich ein Leben lang dankbar sein für deren Absage, weil sie jetzt die komplette Konzertreise mit im Kahn sitzen. Verdient haben sie’s allemal. Denn Geoff Thorpe rauft sich schon mehr als ein Vierteljahrhundert durch den internationalen Heavy Metal Dschungel und kämpft ums Überleben, vor allem seit sein Ausnahmesänger Carl Albert 1993 dank dessen Rennfahrerleidenschaft ab dem Zeitpunkt die Radieschen von unten wachsen sieht. Darauffolgende ständige Sängerwechsel haben das Ganze auch nicht einfacher gemacht. Aber um mich zu wiederholen aus früheren Reviews, - ein Geoff Thorpe gibt niemals auf, und seit er mit dem Doppelgänger von unsrem Bayerischen König Ludwig II, a.k.a. Brian Allen eine wirklich Klasse - Nachtigall gefunden hat, scheint die Band tatsächlich so etwas wie einen zweiten Frühling zu erleben. Gut so, denn diesen Umstand haben die Kalifornier wirklich verdient.


(c) M.P.

 Vicious Rumors stehen nach wie vor für klassischen Heavy Metal importiert aus den Achtzigern, allerdings inzwischen mit einem moderneren Touch versehen. Eine Änderung gibt es denn doch im Gegensatz zu den beiden Clubshows früher in diesem Jahr. Und das ist der Umstand, dass Gitarrist Kiyoshi Morgan fehlt und stattdessen ein alter Bekannter aus früheren Zeiten der Band, nämlich Thaen wieder mit von der Partie ist. Die Gründe hierfür entziehen sich leider meiner Kenntnis. Auf alle Fälle wutzeln sich Vicious Rumors einmal mehr kraftvoll durch den Acker und kommen sichtlich gut bis sehr gut an bei allen Hammerfall Verehrern und Verehrerinnen. Aber auch ihnen bleiben lediglich 45 Minuten um buchstäblich die Sau grunzen zu lassen, das allerdings eine kleine Spur zu laut. Dann ist auch hier Schluss mit lustig.

Trotzdem muss ich gestehen, dass die Band in Clubatmosphäre, so wie bei den beiden letzten Malen, wesentlich besser rüber kommt. Oder liegt es auch an der jeweiligen Tagesverfassung, die zumindest bei Brian Allen heute Abend nicht soooo berauschend gewesen sein muss, wie er später selbst gesteht. Nun, die Menge hat davon nichts gemerkt, und das ist schließlich und endlich das Wichtigste. Und wie schon bei den letzten Malen, prophezeie ich auch diesmal wieder, dass es nicht lange dauern wird, bis uns Vicious Rumors wieder beehren. Fakt ist: sie sind wieder da, mehr als jemals zuvor!  PS: Happy Birthday – Geoff Thorpe zum 50sten...
http://www.viciousrumors.com/

Zeit für Hammerfall, und die gestalten ihren Auftakt äußerst theatralisch in dunstig-schemenhaftem Ambiente, das sich nur langsam klärt, und das zum Ärgernis für uns Fotografen, die während des ersten von drei Songs, nur Rotlicht Impressionen einfangen dürfen.

Gott sei Dank ändert sich die Scheinwerfer Situation aber doch noch ein wenig, und Oscars frisch blondierte Wallemähne kommt demnach auch besonders gut zur Geltung. Sänger Joacim Cans hingegen scheint das neueste Kohlstift-Make Up von Coco Chanel für sich entdeckt zu haben, um seinem durchdringendem Metal-Augenaufschlag den stilechten Ausdruck zu verleihen – nehm’ ich zumindest mal an. Aber last but not least macht’s dann doch die Stimme, die den meisten Eindruck schindet und das harmonische Zusammenspiel der gesamten Combo, die sich wahrlich hier nichts schenkt und aus dem Vollen schöpft und jeden erdenklichen Trumpf des True Metals ausspielt. Der Poker geht auf und wirft einen Royal Flash nach dem anderen auf die Tischplatte. Geposed wird, dass es kein Glamrocker besser könnte, was wiederum ein gefundenes Fressen für uns Bildbericht - Erstatter ist. Die Fans lieben sie dafür und für die Songs, von denen wiederum 5 Stück vom neuen Album ‚Infected’ stammen. Der Rest ist ein Best of Potpourri, das jeder hier kennt, und bei dem auch emsig mitgegrölt wird. (siehe Setliste)

Im Grunde genommen bieten Hammerfall hier nicht wirklich etwas neues oder innovatives. Aber sie fahren gut mit ihrer Strategie ganz nach dem Motto: Schuster bleib bei deinem Leisten und fang’ nix neues an. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der immer wieder lieber den gleichen Stiefel konsumieren will, den er erwartet, als von irgendwelchen befremdlichen Neuerungen überrascht zu werden

Hammerfall werden diesem Wunsch gerecht und halten die Fahnenlatte des sogenannten True Metals aufrecht und das auch behindertengerecht für Schwerhörige angepasst. Den Dezibellevel direkt neben der Box vorne links und rechts, möchte ich gar nicht gesehen haben. Ein Gehörsturz ist fast schon vorprogrammiert. Aber dem beinharten Leistungssportler in Sachen Headbanging, machen derartige Verhältnisse kaum eine Kaffeebohne aus. Im Gegenteil, nach dem Motto: nur die Harten kommen durch, fließt zusätzlich der Gerstensaft in Strömen, und das Trommelfell tanzt einen Tango la Noche. Knaller wie ‚Blood Bound’ und ‚Last Man Standing’ oder ‚Let The Hammer Fall’ lassen den Adrenalinspiegel bei den Liebhabern des Truemetals in schwindelnde Höhen schießen. Und deshalb braucht’s zwischendurch etwas Baldrian zum wieder runter purzeln, damit die schlussfolgernde Erschöpfung nicht zum Dauerzustand wird.

Und dieses kleine Päuschen mitten im Feuergefecht, wird von unserem Uhu Joacim wie folgt angekündigt : „this is for the Ladies“ und das Ganze nennt sich Always Will Be’. Jene , also die Ladies die ungefähr ein Drittel des Publikums ausmachen, wissen die Ballade demzufolge auch durchaus zu schätzen. Das starke Geschlecht hingegen bevorzugt im Gegensatz dazu lieber die, ansonsten schnellere Gangart.  Viel mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Hammerfall sind unbestritten eine sehr gute Liveband, die 90 Minuten lang volle Kanne aus dem Kanonenrohr feuert und dadurch für eine Bomben-Allgemeinstimmung sorgt. Der Truemetal ist lebendiger als eh und je, zumindest für heute hier in der Theaterfabrik.  Mehr benötigt es nicht zu einem wirklich gelungenen Abend, sofern man sich selbst als Genussspecht  dieser Gangart bezeichnet.
This is it, und als kleiner Trost, dass der Zauber schon wieder vorbei ist, sei gesagt: das nächste Mal kommt sicherlich schneller als Ihr Euch umschauen könnt.  (Anm.: im Fall von Vicious Rumors sogar totsicher)
http://www.hammerfall.net/ 

Offstage Schnappschüsse - im Diary