Kaum zu glauben, dass ich 1) diese Band noch nie live on Stage gesehen habe, obwohl sie, genauso wie ich selbst, 1983 angefangen haben, und 2) die Gruppe noch niemals zuvor in München gespielt hat. Also feiern wir heute eine Premiere in doppelter Hinsicht.
Die Gruppe rund um eben Lizzy Borden, der seinen tatsächlichen Namen so geheim hält, wie das US Pentagon seine geheimen Staatsakten war lange weg vom Fenster, man könnte fast sagen, die kompletten Neunziger Jahre, um dann nach dem Album ‚Deal With The Devil’ eine nochmalige Pause von 7 Jahren einzulegen. Aber, so versicherte mir ein sehr redseliger Meistro Borden vor dem Münchner Auftritt hier, hat sich die Gruppe nie wirklich und offiziell aufgelöst. Es handelte sich dabei, wie er des weiteren meint, lediglich um längere, schöpferische Schaffenspausen, die unter anderem auch dem zusehends leidenden Musicbusiness zuzuschreiben sind 
Irgendwie haben Lizzy Borden dann doch wieder die Kurve gekriegt, trotz Misserfolgen, trotz des Todes zweier Bandmitglieder und trotz des immensen Risikos, ihre Musik in die Gegenwart zu tragen. In Europa liegt das Glück muss sich Lizzy gedacht haben und legte seinen Fokus auf unseren Kontinent, bevorzugt auf Open Air Festivals. Kein schlechter Schachzug, denn so bekam er anfangs genau die Reputation, die er jetzt so dringend benötigt für weitere Aktivitäten. Dazu brachte er im selben Jahr eine remasterte Version des Album Master Of Disguise  von 1989 heraus, sowie eine brandneue Scheibe ‚Appointment With Death’. Und dieses Album ist immer noch aktuell. Denn man wollte erst mal abwarten, ob und wie man mit dem neuerlichen Anlauf punktete.
Die momentane Club-Tour jetzt soll zeigen, ob die Schose auch abseits der Festival Saison wieder funktioniert. – Das größte Risiko ist sicherlich der Umstand, dass gerade den jüngeren Hardrock Fans der Name Lizzy Borden nicht unbedingt ein Begriff ist. Und unsereiner, der die Band bereits in den Achtzigern gekannt und auf Platte gehört hat, muss sich erst mal aufraffen, um wieder einmal zu einem Konzert zu gehen.
Einige von Euch haben die Truppe bereits 2008 beim Bang Your Head live erlebt oder in Wacken. Jetzt ist es Zeit für einige Soloshows. Und die heutige findet hier in der Münchner Garage statt in intimster Atmosphäre. Bekanntlich stehen Lizzy Borden für eine sehr farbenfrohe voluminöse Show a la Alice Cooper und dergleichen inkl. weiblich-erotischer Statisten. Nur ist dies auf unserer kleinen Bühne hier nicht wirklich machbar. Also lässt man kurzerhand die Erotik weg und beschränkt sich auf die Maskerade des Hauptakteurs da oben.

Vorher haben noch die Nasty Nuns aus dem Allgäuer Kempten eine weitere Chance sich einmal mehr zu behaupten.

Die Jungs, von denen der Älteste gerade mal 24 Jahre jung ist, so hab’ ich es mir jedenfalls sagen lassen, haben eine EP namens  ‚Too Much Is Never Enough’ draußen. Sie nennen ihre Devise ‚Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Aber ganz so ernst darf man jenes Motto auch wieder nicht sehen, vor allem was die Drugs angeht. Sagen wir mal so, dank ihrer Jugend darf man die Nasty Nuns auch noch ein wenig mit Samthandschuhen anfassen. Sie mühen sich redlich ab da oben, versuchen dem Klischee voll und ganz zu entsprechen und legen eine gehörige Portion Enthusiasmus in ihre Show. Auch wenn noch nicht jeder Ton an seinem Platz sitzt und so manch einer auch ein ein wenig schräg klingt, so heißt es doch so schön: Übung macht den Meister. Aber die Gelegenheit live vor Publikum zu üben, wird halt auch nicht so üppig gesäht sein, befürchte ich. Man hat es halt nicht leicht als junge Rockband, auch noch im Sleaze und Glamsektor und das in Deutschland zu bestehen. Die Nasty Nuns bestehen anhand ihren klingenden Fantasienamen aus: Julez Gun (Voc),  Mr.Evil (Git), Nikki Nine (Git), Vic Nasty (Bass) und Fight (Drums). Visuell eifert der Allgäuer Nachwuchs seinen Vorbildern Mötley Crüe und Konsorten nach, und was jetzt noch in den Kinderschuhen steckt, kann ja wirklich eines Tages noch in Stilettos passen, wenn Ihr versteht was ich meine. Also auf geht’s zum Erfahrungswerte sammeln, etwas älter und reifer werden und spielen, spielen, spielen, bis der elektrifizierte Wischmob auf dem Kopf Feuer fängt.... oder auch nicht!
http://www.myspace.com/nastynuns

Inzwischen ist unsere Garage relativ gut gefüllt, und ich schätze die werte Zuhörerschaft auf etwa 150 Gäste. Nicht zu vernachlässigen sei der Umstand, das just heute Abend nebenan im selben Gebäude in der Theaterfabrik Opeth aufgeigen, und bei jenen ist – ausverkauft – angesagt. Gut, deren Fans würden nie zu Lizzy Borden gehen und umgekehrt ist das selbe der Fall. Aber Opeth sind nun mal sehr angesagt momentan, und da drüben tanzt sprichwörtlich der Bär.
Aber was soll’s, und auf geht’s zur fröhlichen Gruselstunde hier in der Garage von und mit Lizzy Borden.

Als Fotograf freut man sich natürlich wieder einmal obgleich der kunterbunten Aufmachung vom Big Boss himself. Der Rest der Gang hat hier in diesem kleinen Rahmen einen Gang herunter geschalten. Zur Info sei noch hinzu gefügt, dass neben Frontmann Lizzy Borden nur noch Drummer Joey Scott Harges vom Ur-Line up übrig geblieben ist. Irgendwie logisch dank Familienzugehörigkeit, so ist Joey doch Lizzys leiblicher Bruder im täglichen Leben, auch wenn die äußerliche Ähnlichkeit nicht unbedingt banal ist. Im Gegenteil, so erinnert unser Schlagzeuger hier doch eher an die glorreiche Punkära, Gott hab sie selig. ‚Der Rest von unserer Partykapelle hier besteht 2011 aus Marten Andersson am Bass. Er ist seit 1992 mit im Boot. Gitarrist Dario Lorina zupft seit 2009 die 6 Saiten und AC Alexander seit 2010.
Um es straight zu beschreiben: Lizzy Borden sind eine durch und durch amerikanische Heavy Rock Band. Sie geben sich selbstbewusst, explosiv und posen eindrucksvoller als Mötley Crüe zu ihren besten Zeiten. Gitarrero Dario hat die glänzenden Kulleraugen so mancher Münchner Rockerbraut konstant auf sich ruhen, dank seiner absolut fettfreien Figürlichkeit und einem Hosenbund unterhalb der Gürtellinie, während sein Gegenpol AC sich alle Mühe gibt dagegen stand zu halten. Aber letztendlich ist es doch Lizzy selbst, der die meiste Aufmerksamkeit erhält, dank seiner ständig wechselnden Outfits, stets zum jeweiligen Song passend.




Da freut sich die fotografische Linse und es wird gleich doppelt so viel und oft auf den Auslöser gedrückt, als eigentlich notwendig ist.


Lizzy Bordens Programm ist ein Best Of... inkl. eines neuen Songs, der dann auch aufs geplante neue Album soll im kommenden Jahr. Und klar doch, die Axt ist auch dabei, jene die schon immer als Markenzeichen diente dank der Namensverwandtschaft mit jener Lizzy Borden, die anno 1892 mit einem solchen Instrument ihre Eltern ermordet haben soll. Etwas Kunstblut gibt’s dann auch noch, verteilt an alle, die sich freiwillig zur Verfügung stellen.


Lizzy Borden 2011, das ist auf alle Fälle kurzweilige 90 Minuten US Heavy Metal Unterhaltung, in zwar etwas eingeschränkten Rahmen was die Stage Show betrifft, aber nichtsdesto trotz mit sehr großem Unterhaltungswert.


 Und deshalb bleibt zu hoffen, dass die Brüder auch bald wieder den Weg hier her finden, vor allem nach München, wo sie soeben ihren erstmaligen Einstand gefeiert haben. – Angekündigt haben sie es jedenfalls schon. -
http://www.lizzyborden.com/
Off we go und ab nach Hause, morgen ist schließlich Montag, und es heißt wieder früh aufstehen. Und ganz zum finalen Ende, gibt’s dann sogar noch eine kleine Prise Opeth (siehe Diary)

Off Stage Schnappschüsse im Diary