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Wieder einmal sind wir bei einer Band gelandet, die eben nicht ‚nur’ eine Band, - sondern, wie pflegt man im allgemeinen zu sagen, bereits eine Institution ist. Allerdings laufen jene langsam aber sicher Gefahr ins Abstellregal zu wandern. So erklärte mir doch kürzlich erst ein junger Fotografen-Kollege, dass er noch nie etwas von Yes gehört hätte und ihm diese gänzlich unbekannt sind. Tja., und das gibt denn doch etwas zu denken. Aber das allein ist es nicht, was die Legende rund um die Nummer Eins Artrock Band am Musikhimmel langsam etwas ins Abseits befördert. Tatsache ist auch, dass deren einzelne Individuen so ein starkes Ego besitzen, dass, wenn der eine oder andere wegfällt, dies eine nicht unbeachtliche Wunde verursacht. Im Fall von Yes haben jene Veränderungen inzwischen etliche Narben hinterlassen, Narben die zwar zwischenzeitlich verblasst sind, nur um irgendwann erneut aufzubrechen. Allen Yes Liebhabern muss ich da nicht lange erklären, um welche Brandmale es sich handelt.
Aber wo wir schon mal dabei sind, dann
sei der Name Rick Wakeman genannt, der, aus was immer für welchen Gründen
vor einigen Jahren das Handtuch geworfen hatte. Ihm folgte kurz drauf zu
allem Überfluss auch noch Sänger Jon Anderson. Einen Wakeman hätte
man ja noch irgendwie verschmerzen können. Aber nichts schlägt eine größere
Wunde als der Verlust des Frontmannes. Offizielle Begründung war damals
eine Krankheit, wegen der Mr.Anderson pausieren müsse. Aber da der Rest
der Band keinesfalls rasten wollte, oder besser gesagt, auf Kohle
verzichten zu gedachte, holte man sich kurzerhand einen wesentlich jüngeren
Lookalike namens Benoit David an Bord, der auch gesanglich dem Orginal
fast schon banal ähnelt. Kein Wunder, so war Benoit doch jahrelang in
einer kanadischen Yes-Tributeband tätig. Beim Keyboarder Ersatz blieb
es hingegen anfangs zumindest in der Familie. So übernahm Rick Wakemans
Sohn Oliver dessen Job. Aber auch das ist schon wieder Geschichte.
Gegenwärtig begrüßen wir
Geoff Downes einmal mehr im Yes Boot. Er war in der Vergangenheit
bereits einmal Mitglied, allerdings nur von 1980 bis 1981. Trotzdem auch
hier ist Verwandtschaftsbande angesagt. Denn er und Gitarrist Steve Howe
spielen schließlich auch bei Asia zusammen in einer Band. Auf alle Fälle besteht die Band – wie
auch immer – jetzt seit 43 Jahren und anscheinend ist kein Ende in
Sicht. Trotzdem, und da wären wir jetzt bei Teil 2 zur Begründung für
die Abwanderung ins Abstellregal, muss die Kulttruppe nunmehr kleinere
Weihnachtsplätzchen backen. Denn ich kann mich noch gut erinnern, als
Yes noch unsere Olympiahalle gefüllt haben mit 12.000 Leuten. Und das
ist noch gar nicht so lange her. Auch beim letzten Mal war es immerhin
noch die Philharmonie im Gasteig mit 2.000 Besuchern. Heute Abend in der
Tonhalle zählen wir schätzungsweise grad mal 1.000 Seelen, und das
sind allesamt Freunde der Progrock Band aus früheren Tagen. Da sieht
man schon an manch angegraute Schläfen. Next Generation Fans, die das
Gen von ihren Eltern weitervermittelt bekommen haben, bemerkt man hier
nur sehr wenige. |
Den Gegenpol dazu stellt Chris Squire dar, der am Bass zusammen mit Schlagzeuger Alan White den Rhythmus bestimmt. Beide geben sich souveräen und überlegen in ihrem Tun, im Gegensatz zu Geoff Downes, der sichtlich gealtert, am überdimensionalen 3seitigen Keyboard, eine gewisse Unsicherheit ausstrahlt. Zumindest vermittelt er anfangs dieses Gefühl, um später dann zusehends an Selbstsicherheit zu gewinnen. Benoit David, der in die Fußstapfen des großen Jon Anderson gesteppt ist und locker als Sprössling der restlichen Yes Mitglieder durchgehen könnte, nimmt das Ganze hingegen mit einer – immer noch jugendlich anmutenden Natürlichkeit. Und er kann es, yep – er ist in der Lage all die schwierigen Passagen in den höchsten Tönen durch zu acken. Aber bei allem Respekt, um mich zu wiederholen: er ist halt nicht Jon Anderson. Auf gut deutsch, ist das genauso, als ob Deep Purple ohne Ian Gillan , oder die Stones ohne Mick Jagger auftreten würden. – Aber gut, die Tatsachen sind nun mal nicht zu ändern. Und wir wussten es ja vor diesem Konzertbesuch, dass die Konstellation in Yes eben jene, schon beschriebene sein würde. Auf alle Fälle arbeitet sich die Band durch filigrane Klang Improvisationen, ohne sich dabei aber, im Gegensatz zu früher, in zu ausschweifende Soli zu versteigern. Lediglich Steve Howe bekommt seine Soloeinlage, die auch sehr viel Anerkennung findet. Yes beziehen sich sowohl auf ihre Wurzeln, greatest Hits als auch auf aktuellere Töne und dürften somit den Großteil der Zuschauer zufriedengestellt haben.
Und last but not least – wie sagt man
so schön: kein Yes Konzert ohne ‚Owner Of A Lonely Heart’, dem größten
Hit, den die Band in 43 Jahren jemals hatte, sowie in der Zugabe das
einzigarte ‚Roundabout’. Und genau mit diesen beiden Songs gibt uns
die Band das Gefühl, künstlerisch alles serviert bekommen zu haben,
was ein Yes Konzert so ausmacht. |
Musikalisch mag das in der
Tat auch zutreffen, aber, um mich erneut zu wiederholen: da oben fehlen
nun mal Jon Anderson und Rick Wakeman. Und deshalb bleibt mir last but
not least nur zu sagen: es war ein ganz passables Konzert, aber mit den
klassischen Yes, so wie wir sie zu ihren besten Zeiten gekannt haben,
hat das hier eher weniger zu tun..... Andererseits die Jungs da oben
wollen halt noch mitnehmen was geht. Denn wer weiß, wie lange sie mit
ihren 60+ noch in der Lage dazu sind..... Und damit stehen sie mit
Sicherheit nicht allein da im Showgeschäft..... http://www.yesworld.com |
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