Okay da simma wieder nach einiger Abstinenz, und das mit frischem Tatendrang und einigen neuen Ideen. Wobei so neu ist die Materie zu dieser Idee gar nicht, denn das Album ‚Dope To Infinity’ hat schließlich schon satte 16 Jahre auf dem Buckel. Neu ist lediglich das Ansinnen jenes zur Gänze durchzuspielen auf einer kompletten Tour. Ich muss gestehen, ich stehe solchen Dingen immer etwas skeptisch gegenüber, da es sich bei ‚nur’ einem Album, nicht um durchgehende Smashhits handelt, bzw. bestens bekannte Töne, sondern auch Tracks, die bislang eher im Abseits gehaust haben. Aber das ist nicht die einzige Änderung an einer Monster Magnet Show. Auch im Line up hat ein Wechsel stattgefunden. So ist Gitarrist Ed Mundel nach 18 Jahren aus der Band ausgestiegen, im Guten wie er selbst betont. Er hält sich sogar eine Rückkehr offen. Für ihn ist Garret Sweeny gekommen, der auch bei Riotgod fidelt. Der Rest der Truppe ist immer noch Bassist Jim Baglino, Drummer Bob Pantella, Gitarrist Phil Caivano und natürlich Dave Wyndorf himself. Und im Prinzip ist letzterer ja Monster Magnet, und die anderen Musiker sind, wie sagt man schlicht und ergreifend? – Angestellte. Lediglich Phil hat noch Einfluss auf die Band, die Musik und vor allem auf den Menschen Wyndorf, dem er am nächsten steht. Als jener vor einigen Jahre fast den Löffel abgab auf Grund von etlicher Drogenexzesse, war Phil der Einzige, der zu dem angeschlagenen Monster Magnet Boss Kontakt hatte und der ihn wieder aufbaute. Gott sei Dank hatte Wyndorf die Himmelspforte damals verfehlt und weilt nach wie vor unter den Lebenden. Lediglich seine, einst schlanke Figürlichkeit hat etwas unter dem Entzug gelitten. Und mit 52 Jahren, ein Alter wo der menschliche Stoffwechsel bereits deutlich langsamer arbeitet als in der Jugend, kommt es einem Aufstieg auf den Mount Everest in Ballettschuhen gleich, jene damalige Konfektionsgröße wieder zurück zu erzielen. Andererseits geht die Gesundheit und das Wohlbefinden vor, wie man zu sagen pflegt, also pfeif auf unwichtige Äußerlichkeiten und lasst die Musik sprechen. Obwohl so ganz fit wirkt unser guter Dave noch immer nicht da oben heute Abend, dafür aber anscheinend bestens gelaunt.

Aber bevor er und seine Apostel die Rock’n’Roll Bibel hier im Backstage Werk verlesen, sind noch die Black Spiders dran, um das Vorgebet runter zu spulen.

Und das tun: Pete ‘Spider’ Spiby (Voc/Git), Ozzy ‘Owl’ Lister (Git) Mark ‘Dark Shark’ Thomas (Git) Tiger Si (Drums) und Adam ‘the Fox’ Irwin (Bass), die bereits Ozzy Osbourne auf der heimischen England Tour supportet haben. Die Band hat im vergangenen Februar ihr Debütalbum ‚Sons Of The North’ veröffentlicht und damit, und mit ihrer explosiven Show schon sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Und so ist dem auch hier so, Unser Werk hört buchstäblich die Englein im Himmel jubilieren, als die Black Spiders auf die Bühne gekrabbelt kommen und mit ihrem Beat die Hütte zerklopfen. Jawohl so soll Rock’n’Roll sein, wild, unberechenbar und doch herzzerreißend.

Das heißt jetzt zwar nicht, dass die Band das Non Plus Ultra ist da oben, und ihre Musik ist auch nicht der allerletzte, neueste Schrei.

Aber sie sprühen nur so vor lauter Energie und lassen einen wahren Funkenregen übers Publikum prasseln, und der ist wiederum ansteckender als der Stich einer Tze Tze Fliege. Fakt ist, dass die Black Spiders zu jenen jungen Bands gehören, die dem Rock’n’Roll eine Zukunft geben könnten!
http://theblackspiders.com/ 

Während der Support noch relativ passable Lichtverhältnisse besaß, tauscht sich das Stage Ambiente jetzt in schummrig-nebeliges Dämmerlicht aus, jenes das so gefürchtet ist von uns Bildberichterstattern.

Und dann legen Monster Magnet zu  einem musikalischen Ego-Trip los, der soundtechnisch exzentrischer nicht sein könnte. Es beginnt damit, dass Dave Wyndorf eine halbe Ewigkeit mit dem Rücken zum Publikum an einem Laptop neben dem Schlagzeug verbringt, um jenem die abstrakten Töne zu entlocken, für die ‚Dopes To Infinity’ so bekannt ist. Als er endlich nach vorne rollt (im wahrsten Sinn des Wortes) feuert er lachend seine Fanherde an mit den Rhythmen mitzugehen. Diese kommen der Aufforderung gerne nach und zeigen sich sichtlich begeistert von jenem, etwas eigenartigen, musikalischen Blumenstrauß, den Wyndorf selbst anno dazumal, als das Teil erschien, als persönlichen Bewusstseins-Erweiterung bezeichnete. Nun man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Amon Düül trifft Hawkwind und vermischt sich zu einer psychodelischen Reise in sphärische Klangwolken, die sich in sich selbst vermultiplizieren. Hmmmm.... schwer sich das jetzt vorzustellen. Ich schätze, man muss es live gehört haben. Denn im Gegensatz zur Studioplatte, werden bei der Liveperformance noch etliche verschlungene Improvisationen miteingearbeitet. Und so entsteht ein klanglich-hypnotisches Gesamtbild das seinesgleichen sucht. Man gewinnt deutlich den Eindruck, dass die Musik von Dopes To Infinity eine persönliche Aufarbeitung von Wyndorf mit seinem spirituellen Alterego ist –

Es ist heiß hier drinnen in der ausverkauften Stube (1.200) , und Wyndorf stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Aber er denkt gar nicht daran, seine dicke Lederjacke, die ihn noch unförmiger erscheinen lässt, abzulegen. Im Gegenteil, irgendwie wirkt jene, als ob sie das, was sich darunter befindet, verbergen soll. Aber das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und so souverän sich der kleine Amerikaner auch gibt, so scheint er doch unter gewissen Komplexen zu leiden und vor allem unter einer, lt. eigener Aussage, nächtlichen Schlaflosigkeit, die aber wiederum seine Kreativität beeinflussen würde. Sphärischen Soundgebilde verdichten sich im Verlaufe der Songs und machen die Performance zu Daves persönlicher Abrechnung mit der Vergangenheit. Er hat sich mit dieser Tour in der Form einen eigenen Wunschtraum erfüllt, vielleicht auch, um damit mit der Vergangenheit abzuschließen, und um sich ab jetzt nur noch der Gegenwart und der Zukunft zu widmen.

Ich muss gestehen, auch wenn ich Monster Magnet immer schon sehr gern mochte und in der Vergangeneheit auch bereits des öfteren live on Stage erlebt habe, so kann ich mit dieser Dopes To Infinity Psychose weniger anfangen. Die Fans hingegen jubeln unserem guten Dave zu als ob es kein Morgen mehr gäbe. Und somit ist der Erfolg des Abends immerhin gesichert.

Die Zugabe besteht aus dem einzigen Hit aus jenem Dopes... Album, namens Negasonic Teenage Warhead, um dann last but not least doch noch mit den zwei größten Gassenhauer die Monster Magnet in ihrer bisherigen Karriere bislang verbuchen konnten, ‚Power Trippin’ und ‚Spacelord’ abzuschließen.
Nun, das hier (übrigens dieses Konzert ist eines von nur fünf hier in Deutschland) war sicherlich eine interessante Erfahrung. Aber um ehrlich zu sein, eine, in Anführungszeichen, normale Show der US Rocker ist mir denn letztendlich doch lieber. Also warten wir auf den nächsten Einstand, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt und wieder die alt-gewohnten Monster Magnet mit sich bringt.
http://www.zodiaclung.com/


Da Dave Wyndorf on Tour keine Interviews gibt, erklärt sich seine rechte Hand und bester Freund, Gitarrist Phil Caivano bereit zu einem kleinen Plausch.
(Streaming Audiofile via WMP - beginnt mit kurzem Musik-Intro)(Länge ca. 16 Min.)
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