Also eines muss man ihr lassen. Für ihre, immerhin doch schon 47 Jahre, hat sich unsere Metal Queen Doro Pesch wirklich mehr als passabel gehalten. Das macht nicht zuletzt ihre zierliche Figur, auch wenn sie, glaubt es oder glaubt es nicht, nicht vor Gewichtsproblemen gefeit sei, wie sie selbst zu bedenken gibt. Nun, das sei mal dahin gestellt. Fakt ist, Doro ist, vor allem für das männliche Heavy Metal Klientel nach wie vor ein Augenschmaus. Addiert man ihr überaus einnehmendes Wesen  dazu, sowie ihr, nach wie vor kraftvolles Stimmorgan, dann ist hier im Prinzip alles gegeben, was eine Vorzeige Metal Queen ausmacht. Sie genießt den Ruf das Urgestein der weiblichen Hardrock Zunft zu sein. Und trotzdem wirkt sie da oben, als ob sie eben erst wie Phönix aus der Asche geflattert wäre. Nur die, nicht übersehbare Selbstsicherheit spricht einen anderen Jargon.
Und obwohl sich Doro jetzt seit über 25 Jahren mit all ihrer Kraft und all Ihrem Willen im Namen des Heavy Metals abstrampelt, so hat sie es doch nie in die allererste Oberliga der internationalen Weltstars a la Ozzy oder Metallica geschafft. Aber das wiederum ist auch höhere Gewalt und hat mit Trends, Zeitgeist und vor allem mit sehr viel Glück zu tun. – Trotzdem denke ich, kann sich unsere Kleine nicht beschweren, denn andererseits hat es bislang keine so weit geschafft wie sie, zumindest in unseren Breiten.
Neues Album gibt’s übrigens seit ‚Fear No Evil’ aus dem Jahr 2009 keines, lediglich die DVD ‚25 Years of Rock – and Still Going Strong’. Aber bekanntlich wird gegenwärtig generell auch ohne neues Produkt getourt, wenn Bedarf da ist. Denn dank des Niedergangs der Musik-Industrie, verdient man heutzutage ohnehin mehr mit Merchandise und Tour-Aktivitäten als wie durch CDs/DVDs.
Also auf geht’s zum fröhlichen Hairweaving a la Doro in unserem Backstage Werk, dass wie immer sehr gut gefüllt ist, hauptsächlich, wie schon erwähnt, durch das starke Geschlecht, die, die in Doro ‚das’ Sex Idol des Heavy Metals sehen.

Vorab stimmen Eat The Gun den Abend ein.

Die 2002 gegründete Band sind: Hendrik Ücüncü (Gesang, Gitarre), Phil Hüls (Bass) und Gereon Homann (Schlagzeug). Seitdem hat das Trio, das eigentlich als Quartet anfing,  drei Tonträger veröffentlicht und über 300 Konzerte in Deutschland und dem europäischen Ausland gespielt. Eine EP und drei Alben zieren ihre Biographie und die Jungs aus Münster stehen für mehr oder weniger eingängigen Hardrock. Im Gegensatz zur Headliner Lady haben sie sehr wohl ein neues Baby im Angebot. Und das nennt sich schlicht und einfach ‚Runner’.-  Eat The Gun werden oft als eine Mischung aus Backyard Babies und Danko Jones beschrieben, was ich aber nicht so ganz nachvollziehen kann, denn dazu ist die Struktur denn doch wieder zu eigenwillig. Einige Songs bleiben aber trotzdem in der Großhirnrinde kleben, bzw. laden zum mitrocken ein. Andere wiederum hat man gehört und auch schon wieder vergessen, und das alles in einem, für Fotografen absolut unakzeptablen, nebeligen Schummerlicht.

Für die Band ist der Supportslot aber sicherlich eine weitere Chance sich noch etwas eindringlicher zu etablieren. Sei’s drum, sie bekommen den Applaus, wenngleich auch nur halbherzig, da alles und jeder hier ohnehin nur auf Doro wartet.
http://www.eatthegun.com/


Doro selbst meinte vor der Show sichtlich gut gelaunt, dass heute einer der wenigen Tage ist, wo sie wirklich gesund sei.


Die Tour als Ganzes, stehe nämlich unter keinem allzu guten Stern, was ihre physische Verfassung betrifft. Eine Erkältung gibt der nächsten die Hand. Und Doro kämpft fast konstant mit ihrem eigenen Schweinehund, um die abendlichen Konzerte halbwegs gut über die Bühne zu bringen. Irgendwie klappt das auch immer und wenn’s mittels Lutschpastillen und Aspirin ist. Aber heute Abend hier in München ist sie absolut beschwerdefrei und deshalb umso besser gelaunt. Mit ‚Burn It Up’ stürmt sie wie ein Wirbelwind an die Front und hat augenblicklich die Situation und all ihre Anhänger fest im Griff. Sie hat es zudem schon immer verstanden, die Schäflein anzukurbeln und anhand ihres Soprans und ihres Charmes für sich zu gewinnen. Und sie spielt Poker in übertragenem Sinn. Sie knödelt einen Joker und einen Trumpf nach dem anderen aufs Parkett, sei es ‚Burning The Witches’ oder ‚Night Of The Warlock’ um nur zwei zu nennen. (Den Rest entnehmt bitte der Setliste.)

‚Für Immer’ darf genauso wenig fehlen als ‚All We Are’, das den offiziellen Abschluss ihres bunten Metal-Malkasten ausmacht. Sie wirbelt über die Bühne als ob es kein vorgestern gäbe und schwitzt nicht mal dabei. Nur den kürzlich, mit Tom Angelripper eingespielten Weihnachtssong enthält sie uns heute Abend noch vor, wahrscheinlich weil es A) noch etwas zu früh ist für Santa Claus und B) weil schlicht und ergreifend Tom fehlt. Und das Ganze ist schließlich ein Duett zweier prägender Metalstimmen.
Anyway, zurück zur Action hier im Münchner Backstage Werk, wo Doro und Band gerade dabei sind, einmal mehr die Herzen aller Metalfans (vor allem die der männlichen...) zu erobern. Apropo Band, die besteht noch aus Luca Princiotta, Bass Maas,Nick Douglas und  Johnny Dee.

Aber im Prinzip spielt das keine wesentliche Rolle. Denn hierbei konzetriert sich ohnehin alles 100%ig auf Doro selbst.
Die Zugabe ist ein Medley aus insgesamt 15 Songs. Darunter befinden sich so wohlbekannte Töne wie Judas Priests ‚Breakin’ The Law’ und gleich zu Beginn bei ‚Fortune Teller’ sitzt Doro stimmungsvoll dem Magier gegenüber und beschwört mittel mystischer Stimmung die Kristallkugel. Gehör findet auch noch ‚Herzblut’ und ‚Love Me In Black’ und noch viel mehr.

Nein, man kann nicht meckern. Doro hat sich dieses Mal sehr viel Mühe gegeben was die Choreographie angeht nach dem Motto: das Leben ist voller Überraschungen. Und gnau dafür lieben sie ihre Fans. Zwei Stunden dauert der Zauber, der damit aber sogar leider etwas kürzer als sonst ausfällt, dank frühem Curfew. Trotzdem denke ich, dass unsere Metal Queen einmal mehr jeden hier zufrieden gestellt hat mit ihrer Philosophie, Musik, Austrahlung und ihrem Sexappeal. 
Sagen wir so: es war wieder mal recht nett, mit viel Nostalgie versehen und dem erneuten Beweis, dass nicht nur das starke Geschlecht headbangen kann. Und auch wenn dieser Musikstil immer noch am Rand des Suppentellers paddelt, so denke ich doch, dass Doro auch noch ihr 30jähriges Stage Jubiläum feiern wird. Die Frage ist dabei weniger dass... sondern eher wie....:-))) 
-  Long live Rock’n’Roll.....
http://www.doropesch.com/

weitere Fotos auf www.metalhammer.de


Doro - ca. 5 Minuten vor der Show -unten
(für den kleinen Kaffeeklatsch noch etwas früher am Abend - bitte aufs Foto unten klicken)
(Streaming Audiofile via WMP beginnt mit kurzem Intro)