Eine Zeitlang sah es ganz so aus, als ob diese finnische Rockband das nächste große Ei des Columbus wäre bzw. die neuen Superstars aus Suomi. Aber leider haben sich die Dinge dann doch nicht so weit entwickelt, wie man vermutet hatte. Dabei wurden sie noch vor ein paar Jahren als ‚die’ Rock’n’Roll Boy-Band schlechthin gehyped, hübsch anzusehen mit ihren glitzernden Sleaze-Glam Outfits und hoch explosiv auf der Bühne, ganz dem Vorbild ihrer Idole Mötley Crüe und Konsorten. Aber der große Durchbruch blieb ihnen dennoch verwehrt. Inzwischen hat das finnische Quintet seinen Look etwas verändert, vielleicht auch, weil sie erwachsener geworden sind innerhalb der zehn Jahre ihrer bisherigen Existenz. Drei Alben sind das Resümee, wobei ‚Watch Out’ gerade erst im Frühjahr dieses Jahres erschienen war. Und es ist in der Tat eine sehr gute Scheibe geworden. Nur was nützt einem alle Qualität der Welt, wenn sie nicht gebührend honoriert wird. Vielleicht ist der Grund für die fehlende Resonanz auch die Trennung vom EMI Label im Jahr 2009. Das sei dahin gestellt. Fest steht allerdings, trotz fortschreitender Reife  werden Lovex immer noch von sämtlichen Girlies auf diesem Planeten vergöttert. Na ja, vielleicht nicht auf der gesamten Erdkugel, aber für Finnland und Deutschland gilt das allemal, wenngleich auch in einem immer noch begrenzten Rahmen. Und so treten Lovex, die ich vor einigen Jahren schon einmal live on Stage erlebt habe, einmal mehr in intimer Wohnzimmer Atmosphäre auf. In dem Fall ist das unser Backstage Club der sich aber auch nur gerade mal halbvoll erweist. Und diese Füllung besteht wiederum aus den letzten weiblichen Fans (ca. 150 dieses Geschlechts   - und vielleicht 5 oder 6 männliche Freaks) , die noch übrig geblieben sind von damals, von jener Zeit als jeder noch dachte, Lovex wären die neuen Take That des Hardrocks.
Sind sie aber leider nicht geworden, und so dümpeln sie wacker im Dschungel unzähliger anderer Verfechter dieser Stilistik vor sich hin. – Hört man sich aber gerade die aktuelle CD ‚Watch Out’ etwas eingehender an, dann stellt man fest, dass die Musik der Finnen gar nicht so ohne ist. Im Gegenteil, das ist treibender, kommerzieller Rock’n’Roll der aufputscht und zum mittanzen einlädt und so manchen Ohrwurm hinterlässt. Und genau deshalb siegt die Neugier nach der Antwort auf die Frage: können Lovex ihren Rock’n’Roll live so umsetzen wie auf Platte?

Der Prolog wird von Superscar eingeklingelt, einer jungen Band, die genauso wie die etwas bekannteren Kollegen von Lovex aus Finnland, genauer definiert aus Helsinki stammen.

Ich muss dazu sagen, dass ich jene nur noch die letzten 15 Minuten mitbekommen habe, dank meines notorischen Zu spät Kommens. Aber das was Superscar da oben fabrizieren ist mehr oder weniger  Softpop ohne großartige Ecken und Kanten. Man stelle sich ein Gebirgsbächlein vor, das sich leise plätschernd seinen Weg durch eine Blumenwiese bahnt. Zugegeben, das klingt jetzt etwas pathetisch. Aber dieser Gedanke hat sich mir als erstes aufgedrängt, als ich in der guten Stube eintreffe.  Mal abgesehen vom Umstand, dass sämtliche Bandmitglieder locker meine Sprösslinge sein könnten, tun jene aber auch alles dazu, um ihre Attraktivität in den Vordergrund zu rücken. Und recht haben sie irgendwie. Denn in dem Alter, in dem sich all die anwesenden Fans hier befinden, schaut ein Mädel erst mal aufs Äußerliche und dann erst auf die Musik. Und die Jungs von Superscar kommen tatsächlich gut rüber, was lautstark aus dem Publikum heraus zu hören ist.

Sagen wir mal so, sie geben sich alle Mühe zu gefallen und das in jeder Beziehung. Aber man merkt natürlich dass es hier noch um einiges an Reife und Erfahrung fehlt. Deshalb nehme ich die Band auch noch nicht zu hart ins Gebet und sage einfach mal: reden wir in ein paar Jahren weiter, natürlich nur, wenn es Superscar bis dahin überhaupt noch gibt.
http://superscar.net/

Lovex hingegen können sich nicht auf einen Anfänger Status hinaus reden.

Immerhin haben sie, um mich zu wiederholen, schon eine Dekade hinter sich, 10 Jahre, die sie noch viel mehr hätten nützen können, als was sie es bis jetzt getan haben. Denn ihre Musik hat tatsächlich Substanz, und einige Song sind richtige Kracher zum mitgrölen. Ihre Videos sind hoch professionell, die Jungs sehen gut aus, also wo ist der berühmte Haken, der die Band einbremst und ihnen nicht den internationalen ganz großen Durchbruch vergönnt? Nun, so ganz werden wir das jetzt im Augenblick nicht eruieren können. Nur einen gravierenden Umstand bekommt der aufmerksame Beobachter sofort zu spüren, bzw. auch zu sehen. Lovex vermögen es nicht, ihren High Energy Rock’n’Roll phyisch mit der selben Power umzusetzen. Da ist mir etwas zu wenig Bewegung im Getriebe – zu wenig Espirit, der über unsere Köpfe sprüht, und den berühmten Funken, den suche ich zumindest anfangs vergebens.
Ich glaube auch nicht, dass für all das nur die zu kleine Bühne Schuld daran ist oder auch die relativ schwache Akustik oder eine mangelnde Zuhörerschaft. Auch wenn letztere relativ gering gehalten ist, so sind die etlichen Mädels hier doch hin und her gerissen und aufs Äußerste verzückt obgleich ihrer süßen Jungs da oben. Manche Girlies sind der Band bereits durch ganz Deutschland hinterher gereist, andere sogar durch halb Europa.
Gott sei Dank verbleibt diese Lethargie nicht für den Rest des Abends, und Lovex steigern sich tatsächlich im Verlaufe des Abends, vor allem ab dem Titeltrack des aktuellen Longplayers ‚Watch Out’ gefolgt von ‚Bullet For The Pain’ und ‚U.S.A’ das denn auch das offizielle Set beendet.

Keine Ahnung was die anfängliche Vollbremsung verursacht hatte. Aber zum Schluss hin haben die Brüder denn doch bewiesen, dass sie eine gute Liveband sein können. Nun gut, und wie schon gesagt, Erfahrungswerte haben die Finnen zwar bislang bereits genügend gesammelt, aber auch sie sind noch jung, und es ist durchaus noch genügend Steigerungspotential vorhanden.

Ich für meinen Teil kann nur sagen: Schade, dass Songs wie eben ‚Watch Out’ und U.S.A. so sehr im Untergrund und in der Kleinstclubszene verdümpeln. Ich bin fest überzeugt, hätte die Band die richtige Faust im Nacken und die noch bessere Promotion, dann könnten sie es noch sehr weit bringen. Alles andere ist eine verlorene Chance.
http://www.lovex.fi/