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Jonas Hellborg gehört laut Musiker-Fachwelt zu den fünf weltbesten Bassisten. Er ist mehrfacher Millionär, besitzt etliche Häuser in Schweden, Deutschland und den USA, sowie eine eigene Plattenfirma in New York. Und er ist absolut am Boden geblieben. Das und seine typisch skandinavische Zurückhaltung lassen ihn zwar einerseits etwas introvertiert, aber auch nicht unsympathisch wirklich. Oder ist es einfach der Umstand, dass dieses überirdische Können und das damit verbundene Talent einen Menschen schnell mal in die Kategorie – verschrobenen Kautz – buxiert. Fakt ist, der, inzwischen 54jährige Schwede hat ein sehr bewegtes Musikerleben hinter sich, eines, das sämtliche Jazz- und Fusion-Größen beinhaltet, die Rang und Namen haben, und mit denen er bislang zusammen gearbeitet hat. Er ist in der Tat ein Naturtalent, der nach einer klassischen Ausbildung mit jungen 23 Jahren von Jazz Ikone Michael Brecker entdeckt, und nach Montreux zum Jazzfestival geholt wurde. Und auch John McLaughlin und das Mahavishnu Orchestra wussten das Können von Hellborg schon zu schätzen. Im vergangenen Jahr erst tourte der Ausnahmebassist mit seiner eigenen Truppe – der Jonas Hellborg Group durch Europa. Mit in der Band war auch Cream Drummer Ginger Baker, und das nicht zum ersten Mal. Im letzten Oktober konnte ich mich bereits vom großen Können eines Jonas Hellborg überzeugen. Jetzt ist Chance Nummer Zwei da, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied. War es damals noch eine komplette Band mit allem drum und dran, beehrt er uns dieses Mal alleine. Und wie ich mir später sagen habe lassen, ist dieser Solotrip eine rein private Luxus-Extravaganza, die er und seine Frau mit etwas Urlaub verbinden. Arbeit ist seine Tätigkeit ja ohnehin keine, denn das Bass-spielen ist sein Lebensinhalt, das, was er immer schon gemacht hat von klein auf... Und was man gern macht, das empfindet man meist nicht als Arbeit, ist doch so?! |
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Und entgegen meinen anfänglichen Befürchtungen, haben sich im Village in Habach b.Garmisch doch so um die 50 – 60 Freunde fortgeschrittener Musik eingefunden. Ehrlich gestanden hatte ich mit nicht mehr als maximal 30 Gästen gerechnet, denn zum einen ist der Name nicht unbedingt ein Begriff bei der breiten Masse, und zweitens fällt das, was uns Jonas hier offeriert nicht wirklich unter die Kategorie – leichte Kost. Im Gegenteil für eine zweistündige Show - (wie immer hier im Village durch eine Pause in 2 Teile zerpflückt) die im Prinzip nur aus zwei durchgehende Bass-Soli besteht, braucht man sehr viel musikalisches Verständnis. Wobei mir einfällt, dass ich ihn noch nie gefragt habe, warum er ausschließlich barfuss spielt. Ich nehme mal an, das hat mit einem, für ihn selbst, besseres Körpergefühl zu tun. Er sitzt auf seinem Hocker, schließt die Augen und liebkost die vier Saiten seiner Bassgitarre mit sehr viel Liebe und Einfühlsamkeit, um im nächsten Moment jene so zu malträtieren, als ob es gelte den Teufel aus dem Instrument zu treiben. |
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Jonas wirkt wie weggetreten,
und macht er seine Augen doch mal auf, dann nur um auf sein Handy zu
schauen, dass neben ihm auf einem Stuhl platziert ist, und von dem er
immer wieder zwischendurch irgendwas abliest. Aber bitte fragt mich
jetzt nicht - was?! – Aber, auch wenn das, was uns Jonas hier präsentiert unter schwere musikalische Kost fällt, so ist das Ganze keineswegs anstrengend oder überfordernd. Es lässt sich am besten mit feinen jazzorientierten Fusion-Strukturen beschreiben, die uns teils sanft, teils fordernd berühren, aber zu keinem Zeitpunkt langweilen oder gar nerven. Hellborg versteht es diese feine Linie zu ziehen zwischen Kunst und zu viel Können. Und so plätschert die Musik wie ein klarer Gebirgsbach durch eine musikalische Landschaft, die aber auch so einige Stromschnellen enthält. Jene treten zwar eindrücklich und noch beeindruckender hervor, aber sie überfordern eben nicht. Teil Eins der Show beendet Hellborg mit: „das war der erste Song“. Und bei der anderen Hälfte verhält es sich genauso „das war jetzt der zweite Song“. Zugabe gibt’s obendrein auch noch eine kurze. Und jeder ist hinterher noch mehr der Überzeugung, - dass es sich hierbei um tatsächlich einen der besten Basskünstler auf diesem Erdball handelt, - ein Stück näher gekommen. |
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Er selbst hingehen zieht
seine Socken und Schuhe zum ... weiß der Geier.... wievielsten Mal an,
- nur diesmal ist es endgültig. Ein paar CDs aus dem mitgeführtem
Bauchladen werden auch noch abgesetzt. Und dann macht er sich auf den
Weg zum nächsten Stop Over.... Er fährt übrigens sämtliche
Wegstrecken selbst. Aber lasst Euch nicht täuschen durch sein leichtes
Landstreicher Charisma und die winzigen Clubauftritte vor einem sehr
selektierten, kleinen Publikum.... Für Jonas ist das alles – just for
fun – denn eigentlich hätte er das alles gar nicht notwendig und könnte
mit den berühmtesten Musikern auf den größten Bühnen auf diesem
Planeten stehen. Aber manchmal will er das eben gar nicht, sondern
lediglich ein paar Gleichgesinnte in Wohnzimmer Atmosphäre, die ihm
einfach nur zuhören und seine Musik und sein Können zu schätzen
wissen. Und mein Gott, - das haben wir wirklich getan heute Abend. http://www.hellborg.com/ |
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