Ich gebe zu, ich tue mich bei dieser Kritik etwas schwer, nicht zuletzt deshalb, weil ich, genauso wie einige andere Leute auch, voreingenommen bin. Voreingenommen deshalb, weil ich, oder besser gesagt wir, seit vielen Jahren jeden Dezember Monat die Night of The Proms erleben, ein buntes Spektakel, das immer wieder seinesgleichen sucht. Ich denke mal, die meisten wissen, wovon ich spreche – ein klassisches Orchester, ein Chor, eine Band und einige, teils, halbvergessene, oder auch etwas angestaubte Musiker, die im Rahmen der Veranstaltung ihre größten Hits von einst, zum Besten geben und das, wie gesagt, in ganz großem Stil. Auf gut deutsch, da steckt sehr viel Kohle dahinter. Und wenn die vorhanden ist, dann ist bekanntlich so gut wie alles machbar.
Anyway, im Gegensatz zu den Proms geht das Rock Meets Classic gerade mal in die dritte Runde, bzw. Jahr und ist im Prinzip nichts anderes als die Night of the Proms für A... na ja, belassen wir es mal bei Mittelprächtige.... Denn verglichen mit der Mutter dieser Veranstaltungsstrategie, nimmt sich der Hardrock Ableger noch etwas kleiner aus. Was aber, ums gleich vorweg zu nehmen, nicht heißen soll, dass das Ganze deshalb schlechter sein muss. – Dass die Idee von den Proms offensichtlich geklaut ist, liegt auf der Hand. Ich will mich auch obgleich dessen nicht beschweren, aber genau aus diesem Grund muss sich das Rock Meets Classic demnach auch Vergleiche gefallen lassen.

Aber beginnen wir mit einem Vergleich in sich selbst, der die Tatsache auf den Tisch legt, dass diese, nunmehr dritte Runde um einiges voluminöser und in größerem Rahmen  ausfällt als die ersten beiden Trips. Der Dank geht vor allem an Antenne Bayern für deren Promotion und an den Veranstalter Hertlein, der mit seinen, hauptsächlichen Schlager- und Volksmusik Projekten viel Übung hat mit überdimensionalen Produktionen. Und jene Zwei sind denn auch verantwortlich dafür, dass das Rock Meets Classic, nicht mehr so wie vor 2 Jahren in München in der Philharmonie stattfindet,  (Anm.: vergangenes Jahr wurde München gar nicht erst berücksichtigt) – wo gerade
mal 2.000 Zuschauer hinein passen, sondern in der wesentlich größeren Olympiahalle wo 12.000 Gäste Platz finden, wenn es voll ist. Nun ganz so hervorragend ist das Echo aber dann doch nicht, und es findet sich dieses Mal ca. die Hälfte der gerade genannten Zahl an Freunden musischer Künste ein. Da die Arena aber bestuhlt ist,  wirkt Münchens größte Halle letztendlich doch voller als sie eigentlich ist. Das erlesene Publikum besteht aus Woodstock Alt-Hippies, Hardrock Verfechter der Siebziger Jahre bis heute, aber auch Otto Durchschnitts-Konsument, für den ‚Africa’ von Toto immer noch das aktuelle Non Plus Ultra der modernen Pop-Rockmusik ist. Der Altersdurchschnitt beträgt folglich zwischen 35 und 65 Jahren, - 90 Prozent davon treue Antenne Bayern Hörer.
Rock Meets Classic ist der Slogan. Da oben befindet sich auch ein klassisches Orchester, eine Hardrock Band und die vorhin genannten Rockstars, die etliche  Gassenhauer von anno dazumal runter orgeln. Nur eines fehlt bei der Schose. Wo ist die Klassik? Während sich bei der Night Of The Proms tatsächlich klassische Musik mit Pop und Rock durch den kompletten Abend hindurch abwechselt, findet man bei unserem Rock Meets Classic Event hier kaum ernste Musik. Lediglich zu Beginn gibt’s kurze 3 Minuten einer solchen, aber das is’ es auch schon. Und nur weil da oben ein klassisches Orchester mitwirkt, das bei all den Rock’n’Roll Klassikern mitfidelt, stellt sich unweigerlich die Frage, ob da allein der Name Rock Meets Classic schon gerechtfertigt ist. Ist er... oder ist er doch nicht?  Ich befürchte das ist Ansichtssache worüber sich streiten lässt. Fakt ist aber: Rock meets Geigen, Cellos und Paukenschlag, so viel steht fest.
Nun, -und ich muss es schon wieder auf den Tisch schmeißen, der Ablauf unseres Classic/Rock Rendevouz läuft wesentlich unspektakulärer vom Stapel als das bei den Proms. Antenne Bayern Star DJ Wolfgang Leikermoser lässt sich die Begrüßung nicht nehmen, zieht es aber anschließend vor sich nur noch sporadisch blicken zu lassen. Weitere Kommentare und Ankündigungen werden vom musikalischen Oberfeldwebel Matt Sinner übernommen, der sich anscheinend nicht zwischen Understatement und cooler Rocker Attitüde  entscheiden kann.

Eine weitere Parallele zu den Proms ist die zweigeteilte Show, wobei sich die Länge eines jeden Sets auf die üblichen 75 Minuten beläuft. Und ebenfalls abgekupfert ist die Star-Abfolge nach dem Schema: C-Promis first – über Kategorie B bis hin zum Topstar, der selbstredend  zum Schluss mit seiner Aufwartung brilliert.


Und so nimmt der Abend seinen Lauf, beginnend mit ‚Jump’ von Van Halen (die ja derzeit wieder in aller Munde sind) in unserem Fall aber interpretiert von Musicalsänger Sascha Krebs, in dessen Referenz wiederum ‚Frau Holle und Evita genauso vermerkt sind, als seine Funktion als Background Barde von Tony Marshall.  Apropo Background, mal abgesehen vom Bohemian Symphony Orchestra Prague, wären da noch der Vollständigkeit halber: Jimmy Kresic (Keyboards), Alex Beyrodt (Git.), Oliver Hartmann (Git/Voc), Martin Schmidt (Drums), Amanda Somerville (Voc), Tiffany Krikland (Voc), Verena Schock (Voc), Ralf Scheepers (Voc), Bernhard Fabuljan (Dirigent).


unser Peter (Head of Security)
wieder mal ganz nobel in Schale geworfen....


Und damit gelangen wir fast übergangslos zu C-Rocker Promi Nummer Eins, der da heißt ‚Jimi Jamison’ einstmals und nunmehr wieder, Sänger von Survivor.

Und woher kennt man diese Band vor allem? Klar doch – durch den Kinoklassiker ‚Rocky’ mit Sylvester Stallone... Der etwas gebildetere Fan kennt natürlich nicht nur Eye Of The Tiger, sondern auch ‚Burning Heart’, welches den Beginn des 5 - Kapitel Sets von Mr. Jamison abfeuert. Und zur Allgemeinbildung sei noch schnell vermerkt, dass jener Song,  im Gegensatz zu Eye Of The Tiger’, der größere Hit für die Band in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre in den USA war. Nun, um das Kind beim Namen zu nennen, Jimi Jamison verfolgte nach dem Abgang bei Survivor eine, nur noch mittelprächtige Karriere. Und die Band ist seitdem auch auf keinen wirklich grünen Zweig mehr gekommen. Also was liegt näher, als es jetzt noch einmal miteinander zu probieren. Und flugs werden alte Streitigkeiten begraben in der Hoffnung, numehr doch noch mal den großen Wurf zu landen. Jimi macht also hier auf der momentanen Rock Meets Classic Tour die Vorhut als Werbeträger für eine, noch für dieses Jahr angekündigte Europa-Reuniontour. Ob das Ganze aufgeht, wird sich noch zeigen. Seine 60 Jahre sieht man dem kleinen Amerikaner auf den ersten Blick nicht an. Dafür sorgen nicht zuletzt der jugendliche Look, die coolen Sunglasses, mit Sicherheit auch die eine oder andere (manuelle oder intervenöse)  Frischzellenkur, aber vor allem die, immer noch riesengroße Agilität, und natürlich die, nach wie vor großartige Stimme. Und so schmettert er die großen Survivor Klassiker mit der gleichen Inbrunst, wie er es schon vor 25 Jahren getan hat. Außerdem sammelt er etliche Pluspunkte beim Publikum, dank seiner Suche nach Nähe, die daraus resultiert, dass Klein-Jimi per Weitsprung in die Menge hechtet und einen Halbmarathon längs durch die Hallen-Arena hinlegt und wieder retour.


Jaaaa, das gefällt Opa genauso wie der biederen Schwiegertochter, und der Soloausflug von Mr. Jamison mit akrobatischen Einlagen wird wohlwollend angenommen. Ich denke, so manch einer wird nach diesem Event seine alten Survivor Scheiben wieder rausholen, um sich mittels derer an diesen Abend zu erinnern. Und vielleicht bleibt ja was hängen, bis.... ja bis Survivor tatsächlich noch irgendwann dieses Jahr im Original Line up anrollen und die alte Rocky Nostalgie wieder zum Leben erwecken. Und wo könnte das besser gelingen als hier im Süden Deutschlands.
Nein, zum meckern gibt’s hier rein gar nichts.

Jimi Jamison hat gezeigt, dass er’s trotz fortgeschrittenem Alter immer noch drauf hat. Und vielleicht gelingt es ihm ja mit der Survivor Reunion endlich, aus dem Schatten der Unterbewertung auszubrechen, - na ja, vor allem  hier in Deutschland, wo die Chancen überhaupt noch vorhanden sind..
http://www.jimijamison.com/ 

Kaum ist der eine Zauber verpufft, folgt schon der nächste Kalauer. Und der wird von Robin Beck serviert. Wer???? 

Nun, schätzungsweise hören 90 Prozent aller anwesenden Gäste diesen Namen heute zum ersten Mal. Dabei ist er im Melodic Rock/AOR Bereich sehr wohl ein Begriff, spätestens seit der Coca Cola Werbespot-Melodie, welche die Dame 1988 abgeliefert hat, und dank dessen Erfolgs sie flugs die ganze Single nachgeworfen hat. Das Problem ist nur, die Lady konnte anschließend nie wieder an jenes Korn im Hühnerstall anknüpfen. Und deshalb hat die breite Masse auch den Bezug zu ihr verloren, aber mitnichten zu dem einen Song, den wir hin und wieder immer noch in den ungeliebten TV Werbe-Unterbrechungspausen um die Ohren geschmalzt bekommen. Wobei ich zur Verteidigung der, inzwischen 58jährigen Amerikanerin sagen muss, dass sie in der Vergangenheit sehr wohl einige qualitativ hochwertige Alben abgeliefert hat, aber leider eben unter Ausschluss der breiten Masse. Und deshalb ist und bleibt der Name Robin Beck auch ein Insider Begriff, und das auch nur in Europa. Da hilfts auch nichts, dass die Lady mit einem gewissen James Christian verheiratet ist, der seinerseits wieder die Melodic Rock Truppe House of Lords anführt. Obwohl eigentlich er sich an ihr festhalten müsste und nicht umgekehrt. Und das tut er auch irgendwie, denn er begleitet seine bessere Hälfte wacker auf der gesamten Konzertreise hier, um anschließend dann, ab Anfang Februar seinerseits mit House of Lords Europa zu betouren, allerdings in wesentlich kleinerem Rahmen, befürchte ich. 

Aber back to the Action, bei der Madam Beck, sehr amerikanisch gestylt  im Dandy Look samt Hut und viel zuviel Make up, souverän ihr Alter und ihre geringe Körpergröße überspielt und mit sehr guter Stimme ihre drei größten Hits präsentiert (siehe Setliste oben)


Dazwischen gibt’s immer wieder einen Schluck Wasser, den sie in akzentreichem Deutsch auch mehrfach ankündigt mit der zusätzlichen Ansage, dass sie jetzt aber etwas Stärkeres benötige... Nun, unter Stärkerem versteht man normalerweise  einen edlen Tropfen Hochprozentigen, und nicht nur eine Plastikflasche Coca Cola. Aber der Zweck heiligt die Mittel und kündigt ihr Trumpf Ass namens ‚First Love’ an. Und spätestens da erfolgt so manches ahhh oder ohhh oder gar ach so.... aus dem Publikum in der letztendlichen Wiedererkenntnis dieses Songs. Und damit hat Robin Beck ihren Joker ausgespielt und ist sicherlich heute wieder  ein oder zwei Sprossen auf der Popularitätsleiter nach oben geklettert. Ob dieser vertikale Stepschritt ein nachhaltiges Echo wirft, wird sich noch zeigen, Ich befürchte aber, dass dem nur bedingt so ist.

 Abgesehen davon hat Mrs.Beck zwar hier nicht gerade einen Löwenanteil zum Programm beigetragen, aber dennoch mit viel Charme und Stimme Gefallen beim Publikum gefunden. Ein neuerlicher Anfang wäre somit schon mal versucht.
http://www.robinbeckrocks.com/


Und schon sind die Herren der Schöpfung wieder am Schachzug, und jener nun folgende hört auf den Namen Chris Thompson.


Diesen Herrn, der inzwischen aussieht wie der Buchhalter einer Provinz-Kreissparkasse, kennt aber nun wirklich jeder hier drinnen. So war er doch einst ‚die’ Stimme von Manfred Mann’s Earth Band und zeichnet mitverantwortlich für die Popularität von jenen Hitsingles, die er auch hier und heute Abend  zum Besten gibt. Keiner seiner Nachfolger in der Earthband konnte diese Songs so hervorragend interpretieren wie er. Und vielleicht ist es eben genau der Umstand, der ihn nach wie vor als Unikum überleben lässt mit dem Ruf eines hervorragenden Sängers. Allerdings gilt auch das vornehmlich für deutsche Lande. Und dank seiner vielfachen Tätigkeit und ständigen Präsenz könnte man annehmen, dass Chris Thompson schon seit längerem seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Hat er aber nicht, wie er vor der Show im kleinen Gespräch erzählt hat, sondern der – durch und durch English Man beschreibt sein gegenwärtiges Nest vielmehr in Belgien. Auch egal jetzt, denn Mr.Thompson brilliert just in diesem Moment  mit einem großartigen ‚The Voice’,  Davy’s On The Road Again’, ‚Blinded By The Light’ und wie sollte es anders sein – ‚Mighty Quinn’. 

Der Wiedererkennungswert ist so immens, dass die Stühle in der Arena fast einen Purzelbaum schlagen. Und alle singen mit, zumindest den Refrain. Die gegenwärtige Manfred Mann Band würd’ wahrscheinlich grünlich erröten, weil sie es so in der Form nicht mehr auf die Reihe kriegen. Und das liegt beileibe nicht an der instrumentalen Untermalung zu Thompsons Stimme hier, sondern schlicht und ergreifend an letzterer selbst. Um ehrlich zu sein, dank des großen Outputs ertrinkt das Orchester fast in der intensiven Klangwolke, die Gitarren heben sich dafür umso prägnanter hervor, deren Benutzer dies umgehend zur Selbstdarstellung ausnützen. Und nicht nur meinem Gefühl nach ist unser singender Provinzbuchhalter das erste wirkliche Highlight  hier.

Wobei ich nicht zu sagen vermag: liegt das an seiner einzigartigen Stimme, an den Mitgröhl-Gassenhauern, die wir hier in Deutschland bis zum abwinken kennen und in der Vergangenheit schon so oft verschlungen haben, oder einfach nur an seiner liebenswerten Onkel Willibald Erscheinung. Pfeif drauf, Chris Thompson ist immer noch top in Form, und ich denke mal, er wird uns auch zukünftig noch auf die eine oder andere Art erhalten bleiben. Nur bei Manfred Mann’s Earthband da wird er wohl nie mehr singen. Das hat er schulterzuckend vor der Show mit einem „Yeah well, that’s Life“ kommentiert.


http://www.christhompson-central.com

Pause ist angesagt, um den Kopf etwas ausdampfen zu lassen und das gerade Erlebte zu verdauen. Die sogenannten C-Promis im Musicbiz hamma geschafft und mein Gesamt-Eindruck ist zwar keine, vor lauter Enthusiasmus triefende Begeisterung, aber es war auch nicht schlecht bis dato. Und die Hoffnung ist noch nicht geschwunden, innerhalb von Part Two den ultimativen Kick zu erleben. Über diesem zweiten Kapitel schwebt zu allererst einmal der Spirit von Toto a.ka. -

Ja ja Toto, was für eine Band war das doch einmal in der Vergangenheit mit all ihren hervorragenden Meilensteinen, die mit Sicherheit an der Music History mitgepinselt haben. Allerdings bin nicht nur ich der Meinung, dass die wahren Toto zusammen mit Drummer und Chef der Band – Jeff Porcaro 1993 mit gestorben sind. Nur will ich da nicht weiter darauf eingehen, denn es würde mit etlichen Die Hard Fans, die da ganz anderer Meinung sind, zu Endlos-Diskussionen führen. Unbestrittene Tatsache ist aber, dass Toto in ihrer Heimat USA so gut wie tot sind, und das nicht erst seit gestern. Hier in Europa hat man sie hingegen immer noch lieb, besonders in Deutschland. Also Grund genug den jetzigen Vorstand der Kulttruppe – Steve Lukather, kurz genannt Luke, mit in den Rock Meets Classic Reigen zu holen. Und der hat sich das nicht zwei Mal sagen lassen.    Dass Luke die hohen Töne zu Rosanna und bei ‚Hold The Line’ nicht zu zwitschern vermag, ist bekannt. Aber das ist bei diesem Event kein Problem, da hier jeder jedem aushilft, und im Fall von ‚Rosanna’ ist das kein Geringerer als Background Vokalist Ralph Schepers, den wir nur zu gut von Primal Fear her kennen. Ein kleines Schmunzeln kann ich mir demzufolge nicht verkneifen, als unser, ansonsten so kraftvoll-harte Metalsänger die sanften Töne zu Totos Paradesong anstimmt. Und damit beweist dieser seine Vielseitigkeit. Gratuliere!

Es folgt ein Cover des Beatles Tracks ‚When My Guitar Gently Weeps’. Nein, Lukes Lieblingsbeatle ist, bzw. war nicht George Harrison. Aber dieses Stück erlaubt ihm, dank der kaum vorhandenen Höhen, das Ganze im Alleingang zu jubilieren. Das Gleiche gilt auch für den Toto Track ‚I’ll Be Over You’. Dazwischen, wie sollte es anders sein, ertönt ‚Africa’.

Und zum Schluss seiner Extravanza muss natürlich ‚Hold The Line’ herhalten. Da braucht Luke aber auch wieder Hilfestellung. Und die kommt von Tiffany Krikland.


Die Standing Ovations nehmen sich fast schon obligatorisch aus für jene Hits. Und die Begeisterung kennt kein Übermorgen. Well done Luke, wenngleich er damit vor allem aber auch sein angekratztes Selbstbewusstsein aufmöbeln will. Denn Steve kann und hat vieles, aber eines fehlt ihm momentan, und das ist die seelische Ausgeglichenheit, die aber mehr oder weniger private Gründe nach sich zieht.

Toto hat auf alle Fälle in diesem Kapitel wieder mal ein imaginäres  Lifting erhalten. Gut so, denn im Sommer rollt das Orginal wieder für einige Festival Auftritte hier in Europa an. Und jene werden mit Sicherheit einmal mehr gut besucht sein...
http://www.stevelukather.net


Hier geht’s Schlag auf Schlag, und kaum ist good old Luke vom Parkett verschwunden, taucht schon der nächste Dino auf, der jetzt definitiv der A-Prominenz im Reigen hier angehört. Mr. Ian Gillan, seines Zeichens Frontpapagallo von Deep Purple gibt sich wieder äußerst jugendlich mittels seiner schlanken Silhoutte, den Designer Jeans und dem verwaschenen T-Shirt.


Nur bei Nahaufnahme bemerkt man die etlichen Jahresringe, die ein langes Leben so mit sich bringt. Immerhin steuert er auf flotte 67 Lenze zu im nächsten August. Und der runde Siebziger ist nicht mehr in allzu weiter Ferne. Aber Gillan ist ein weiterer Beweis dafür, dass man auch im Alter noch rocken kann was die Badelatschen aushalten. Und wenn eine Sache an ihm nicht gealtert ist, dann ist es seine Stimme. Er beginnt mit ‚Highway Star’ einem Purple Song, der gar nicht von ihm im Original eingesungen worden war, das Ganze in der RMC Version. Es folgt ein etwas eigenwilliges ‚Knockin’ On Your Backdoor’, sowie ‚Perfect Strangers’ einmal mehr etwas abgeändert in die sogenannte RMC Variante. 


Mit ‚When A Blind Man Cries’ und ‚Woman From Tokyo’ wirft er noch zwei Perlen nach. Und der Einsatz der Rockband verdoppelt und verdreifacht sich, vor allem was die beiden Gitarristen angeht, die sich hierbei fast in eine Art Trance Zustand kippen. Unterstrichen wird das Ganze noch vom wehenden Haarschweif von Dirigent Bernhard Fabuljan, dem es sichtlich Spaß zu machen scheint, sein klassisches Orchester mit Rockrhythmen zu verdirigieren.

Offiziell beendet Ian Gillan seine Einlage mit ‚Hush’, einem Song, der Deep Purple in den Sechzigern zwar sehr viel Erfolg einbrachte, der aber eigentlich von einem gewissen Joe South geschrieben wurde, und der damit im September 1967 auf Platz 52 in die Billboard Top 200 gelangte. Nur ein Jahr später schafften es Purple damit dann aber auf Platz 4. Genug zur History und zurück in die Gegenwart, wo Gillan gerade dabei ist, einige weitere Easy Listening Fans für seine Haus- und Hof Combo zu gewinnen. Und  jene werden uns in diesem Jahr erneut beglücken mit ihrer Anwesenheit und zwar zwischen dem 15.11. bis einschließlich 01.12. -  Tja gute Werbung will gelernt sein. Und was könnte es dabei besseres geben als sich selbst in Szene zu setzen.

 Ian Gillan Superstar, als solcher wird er jedenfalls gehandelt, ist ein Profi und kommt mit den Umständen hier sehr gut zurecht. Und deshalb merkt man ihm die, nach eigener Aussage, heutige Unpässlichkeit auch gar nicht an. Allein die Tatsache, dass er erst sehr knapp vor seinem Auftritt eintrifft am Venue, und hinterher genauso flink wieder wegflattert, verpasst ihm diesen, etwas höher und abgesonderten Status gegenüber dem restlichen Ensemble.
Sei’s drum, dem Publikum hats gefallen. Und das ist schließlich das Wichtigste.

http://www.deep-purple.com/

Und wie bei den Night of the Proms folgt last but not least das – All together now, bei dem sämtliche Mitwirkenden noch den Song, rund um das berühmteste Hardrock Riff aller Zeiten (Ritchie Blackmore sei Dank) ‚Smoke On The Water’, mit etwas Feuerzauber versehen, zum Besten geben.


Um hiermit ein zusammenfassendes Resümee zu ziehen sei zum Schluss gesagt: es war nette Abendunterhaltung mit großem Nostalgiefaktor, performt von Profis und Legenden. Allerdings erschien das Programm etwas zu sehr ohne Punkt und Komma herunter gespult. Der Vergleich stellt sich einmal mehr unweigerlich zu den Night of The Proms, bei denen der Moderator öfter und mit sehr viel Witz durch die Veranstaltung führt, aufgelockert mit etlichen Gags und Gimmicks. Das fehlt hier bei Rock Meets Classic, wo vielmehr steril ein Punkt nach dem anderen herunter gespult wird. – Der nächste Vergleich zeigt sich in der, bereits eingangs erwähnten Tatsache, dass sich bei den Proms tatsächlich die Klassik mit der Pop/Rockmusik vermischt, während hier, trotz des Namens, Klassik so gut wie nicht vorhanden ist, sondern lediglich ein klassisches Orchester, das wiederum nur Rock’n’Roll geigt. Dass die komplette Produktion, Lichtshow etc. ebenfalls um einiges magerer ist als bei den Proms, lasse ich mal dahin gestellt. Denn dabei spielt sicherlich auch der finanzielle Aspekt eine tragende Rolle. Leider gibt es aber genau deswegen denjenigen, die so wie ich, diese Vergleiche ziehen können, den etwas fahlen Beigeschmack von wegen Proms für Arme.


Aber im Großen und Ganzen muss man der Veranstaltung als Gesamtwerk trotzdem mindestens 8 von 10 Punkten geben, schon allein wegen all der offensichtlichen Mühe, die sich die Produzenten und Mitwirkenden hier gemacht haben. Zudem war München lt. Berichten die best-besuchteste Show der Tour. Deshalb wurde sie auch für eine Future DVD mitgeschnitten. So watch out, vielleicht seht Ihr mich ja dann da vorne irgendwo rum springen bei meiner Paparazzi Arbeit.  Und mal schauen, ob es eine noch ausgefeiltere Fortsetzung gibt im nächsten Jahr.

Einige Pre- und Aftershow-Schnappschüsse gibts wie immer im
Diary