Halleluja, heute Abend findet bei uns im Münchner Backstage Werk wieder einmal die wahre Offenbarung statt, was den Heavy Metal der Gegenwart betrifft. Und diese spezielle Gangart ist offenkundig auf dem absoluten Vormarsch, zumindest was die Bayerische Landeshauptstadt angeht. – Hmmmm..... eigentlich hieß es doch immer der Süden Deutschland steht eher für die Melodic Rock  Hochburg. Aber da jene Spezies ohnehin rar geworden ist, macht sich das auch nicht mehr gravierend bemerkbar. Jetzt simma eher auf dem Thrash, - Hard – und Grindcore Metaltrip, und das mit aller Vehemenz und Durchschlagskraft. Das einzige was sich bei unserer heutigen prügelnden Schafskopfpartie widerspricht, ist die simple Tatsache, dass deren Headliner Act  bereits in den Achtziger Jahren zugegen war. Die Rede ist natürlich von Suicidal Tendencies, die sich  zudem einen Teufel drum geschert haben, jemals ihre Stilistik zu verändern. Warum auch? Und deren Kopf Mike Muir, Spitzname: Cyco Miko,  grad mal ein Jahr jünger als ich selbst, sieht immer noch aus wie anno dazumal im Jahr 1990, als er mit seiner Truppe, die Konzerte der Clash Of The Titans Tour eröffnet hatte. (siehe Beweis im Diary) Aber das  ist auch schon der einzige Unterschied zu heute. Früher fungierte man als Opener, jetzt sind Miko und Co. selbst die Kings of the Road und lassen sich von anderen Vertretern ihrer musikalischen Gattung supporten.
Sei’s drum, wir sind hier und heute in der, wie anfänglich erwähnt, größten der drei Backstage Hallen, und der Persistence Tour Trek kann aufs umfangreichste Publikum schauen, das er bis jetzt erlebt hat auf dieser Tour. In Zahlen ausgedrückt heißt das in etwa 1.000 Freunde lieblicher Metal-Volksweisen und stagediving - Moshpit – Hochleistungssportler, die sich einmal mehr zusammen gefunden haben, um bei den (un)melodischen Streicheleinheiten von sage und schreibe sechs Grindcore Partykapellen ihren inneren Schweinehund Schwanenballett tanzen zu lassen.


Bereits um 18.30 Uhr beginnt der Einzug der Thrash – Toreros in der Arena, von denen die Vorhut auf den Namen
Crushing Caspars hört.

Und diese sind auch schon eifrig am  Säbel wetzen, als ich eintreffe. Dank der Verspätung gibt’s wieder mal nur visuelle Eindrücke von ganz hinten. Aber egal. Die Band, die aus dem schönen Rostock stammt, geistert seit etwa 1997 durchs Metal-Hochmoor und lässt die Nebelschwaden ordentlich wabbern mit ihrer Mischung aus Hardcore und Punkmusik, allen voran Snoopy (nein nicht der von den Peanuts) der mit seiner grazilen Figürlichkeit die Lichter da vorne flackern lässt. Und auch wenn die Crushing Caspars seit 2010 und ‚Back To The Roots, Nevertheless Up To Date’  keine brandneue Piratenflagge gehisst haben, so ließ man sich selbstredend die Offerte zur Persistence Tour 2012 nicht zwei Mal anbieten und ist auf den Kahn aufgesprungen .

Fertig zum entern heißt somit der Schlachtruf der Rostocker Freibeuter, und der drückt schon mächtig aufs Trommelfell. Einziges Manko, wie immer bei solchen inhaltsvollen Multi-Events, ist die Tatsache, dass um diese frühe Stunde noch nicht alle Mosher ihre Position an der Front eingenommen haben. Schad’ drum, denn der Punkcore  von Crushing Caspars besitzt durchaus Wiedererkennungseffekt. http://www.crushingcaspars.de/

Lionheart legen unverzüglich nach.

Die Brüder müssen nur aufpassen, dass sie nicht mit der gleichnamigen englischen NWOBH Band verwechselt werden. Wobei ich aber andererseits denke, dass die großteils, sehr jungen Fans hier, die alte Klassikrock Formation so gut wie gar nicht kennen. Unsere Ami-Thrasher, allen voran Sänger Rob Watson sind noch nicht ganz so lange unterwegs wie die englischen Namensvetter, genauer definiert erst seit ca. fünf Jahren. Und bislang zieren zwei Alben ihren Backkatalog, deren Songs auch das Liveset bestimmen, nun ja, soviel sich halt in einer knappen halben Stunde verhäkeln lassen. (Anm.: Leider ist bei einigen der teilnehmenden Bands keine Setliste erhältlich, so auch bei Lionheart). Dafür hat sich Inzwischen der Laden auch schon deutlich mehr gefüllt. Trotzdem hat es den Anschein, als ob etlichen Ringcatcher vor der Bühne mit ihren Kräften haushalten, da noch so einiges zu erwarten ist heute Abend.

Lionheart selbst werden zwar ganz passable angenommen von den Fans, besitzen aber nicht diese durchdringende Schlagkraft, die das Werk samt Inhalt hier Schuh-plattln lässt. Sei’s drum, zum weiteren vorglühen reicht’s schon . PS:  allerdings was man so unter Durchschlagskraft versteht, darüber lässt sich ohnehin grad in diesem Metier schwer diskutieren J))))   http://www.myspace.com/lionheart 

Detroit, Michigan heißt der Geburtsort der dritten Prügel-Partie namens Walls Of Jericho.


Und jene sind weiß Gott keine Unbekannten mehr am Hardcore Himmel, so werden sie seit 1998 von der hübschen Candace Kucsulain angeführt, die stimmlich allerdings nicht unbedingt Ähnlichkeit mit Maria Callas besitzt. Klein aber oho ist die richtige Beschreibung für dieses Energiebündel, dass ausgenommen wohlwollend von der johlenden Menge aufgenommen wird. Das Mädel hat zwar jetzt nicht unbedingt die erotische Ausstrahlung einer  Shakira oder Gisele Bündchen, aber ihre erfrischende, sogar etwas unschuldig wirkende Aura tut das ihre, so manches Thrasherherz zum zerfledern zu bringen. Wäre da nicht, dieser orale Output, der uns ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück katapultiert. Sie und ihre Kollegen zeigen sich aber topfit, und das obwohl sie nach einer längeren Pause eben erst zurückgekehrt sind auf die Bühnen. Und die bislang letzte VÖ ist immer noch das 2008er Album ‚The American Dream’. However, hier gibt’s zumindest eine Setliste, die uns zeigt, was die Menükarte von Walls Of Jericho auf der Persistence Tour so alles enthält.

Und dank der Präsenz von Miss Kucsulain hinterlassen die Detroiter auch einen bleibenden Eindruck, wenn Ihr versteht was ich meineJ) http://www.myspace.com/wallsofjericho

Was jetzt folgt, ist der Supergau schlechthin, und selbst ich habe so etwas in 30 Jahren Musicbusiness noch selten erlebt.

Aber es ist weniger die Band selbst, die sich da Terror nennt, sondern es sind vielmehr die Reaktionen auf deren Anwesenheit. Stagediving schön und gut, aber das hier gestaltet sich als wahrer Monsun von menschlichen Leibern, der da kontinuierlich von der Bühne runter prasselt. Mein lieber Kalif Storch,  da hat Zwerg Nase aber nichts mehr zu lachen, wenn er da mitten drin rumrödelt im Hexenkessel des Geschehens. Terror sind allerdings bekannt für solche Szenarieren und nicht umsonst heißt es, nirgendwo anders geht es dermaßen zügellos und wild zu, als bei einem Konzert von dieser Combo aus Los Angeles, die seit dem Jahr 2000 agieren.

In den nunmehr zwölf Jahren haben sie es immerhin auf sechs Studioalben und 2 Live-CDs gebracht, vier Eps und etliche Demos..  Da lässt sich durchaus eine passende Auswahl treffen für den 40 minütigen Auftritt hier. Nebenbei bemerkt sind sie bekanntlich lautstarke Gegner des Rechtsradikalismus Ein Song der mir persönlich besonders in die Ohrmuschel gehüpft ist, ist das fast schon melodische ‚You’re Caught’. Na ja soweit man es als solches bezeichnen kann. Aber der Song hat was, und unser Irrenhaus flippt inzwischen vollständig aus hier.

Mei is des scheeennn..... nur ich selber möchte’ da jetzt nicht mittendrin  stehen, denn mein Testament ist noch nicht vom Notar beglaubigt... Aber im Ernst, dieser Wahnsinn und das was just in dem Moment gerade abgeht, ist nicht mit Worten zu beschreiben, das muss man selbst erlebt haben, sonst glaubt’s einem keiner.  Bleibt letztendlich nur die Sorge, ob die Kiddies nach diesem Gemetzel noch fit genug sind für den Rest vom Schützenfest hier.
http://www.myspace.com/terror


Im Gegensatz zu den vier bisherigen musikalischen Kunstgenüssen haben Biohazard schon ein paar Jahre mehr auf dem krummen Buckel, genauer definiert sind sie schon ein Vierteljahrhundert alt, was einerseits fürchterlich alt klingt, aber eigentlich gar nicht ist, wenn man sich die Jungs mal näher betrachtet.

Denn hier leidet mitnichten auch nur einer an Rheumatismus oder Zipperlein. Und das obwohl sich die Band in jüngster Zeit sehr wohl mit gesundheitlichen Problemen rum schlug. So musste Bassist Scott Roberts vor einigen Tagen noch ins Krankenhaus gebracht werden, um sich dort aber umgehend wieder für die Stage Time mit sturer Willenskraft selbst zu entlassen. Hinterher  gings dann straight zurück in die Klinik wg. massivem Unwohlseins. Jetzt ist der gute Scott aber wieder hergestellt, keine Sorge und zupft mit ungeheurem Ehrgeiz seine vier Saiten zu Kleinholz, wie man es so schön zu beschreiben pflegt. Es gibt aber noch eine kleine Veränderung im Biohazard Lager. So hat sich Drummer Danny Fuller eine kleine Auszeit genommen, um bei der Geburt seines Kindes dabei zu sein. Für ihn ist Danny Lagmana von Sworn Enemy eingesprungen. Fällt aber nicht weiter ins Gewicht. Neun Studioalben und 3 Livescheiben sind das bisherige Resümee der Band, das sie, trotz Pausen zwischendurch,  in die Top Liga der führenden Hardcore-Thrash-Bands befördert hat. Biohazard werden vor allem von Billy Graziadei angeführt, der On Stage nicht nur durch diese Dominanz brilliert, sondern auch genauso  symphatisch rüber kommt, wie er im täglichen Leben ist.


Und wie es Terror Frontmann Scott Vogel schon gehandhabt hat, springt auch Billy runter von der Bühne und rein ins Publikum und lässt sich auf Händen hinweg tragen. Die Band ist beliebter als jemals zuvor und drischt sich selbst immer noch weiter in die Herzen ihrer Verehrer. Unser Thrashmetal Brad Pitt lässt sich das nicht zwei Mal sagen und sonnt sich in den Jubelarien der Menge, um das dann erneut mit all der Biohazard Romantik zu beantworten, zu der er und seine Kollegen imstande sind.

Das Schönste ist, auch wenn man nicht so sehr auf diese ultraharte Gangart abfährt, so reißen einen die kraftvollen Rhythmen unweigerlich in einen Strudel von Adrenalinschüben mit, grad richtig, um jetzt anschließend dann noch zum Endspurt anzusetzen.
http://www.facebook.com/BiohazardDFL


Suicidal Tendencies – Herrschaftszeiten ist das lange her, dass ich diese Band zum letzten Mal live on Stage gesehen habe.

Genauer gesagt war das, wie schon anfangs erwähnt, 1990 im Zuge der damaligen Clash of The Titans Tour back in London, England. Damals fungierten Mike Muir und Co eben noch als Opener und mussten Testament, Megadeth und Slayer anheizen. Geben tut’s die Stirnband-Träger bereits seit 1981 – kaum zu glauben. Wobei zu bemerken ist,  dass vom Ur-Line up ohnehin nur noch Mike Muir selbst übrig ist. Im Laufe der langen Karriere von Suicidal Tendences gab es denn auch so einige Unterbrechungen.
Heute sieht die Situation anders aus, und die Band feiert so was wie einen zweiten Frühling. Fehlt im Prinzip nur noch ein ganz neues Album zum neuerlichen Glück. Aber das gibt’s erst mal nur von Miko Cyco solo, wobei sich über die musikalischen Unterschiede streiten lässt, das aber wiederum weniger was sein anderes Projekt ‚Infectious Groove’ angeht, das durch den hohen Funk-Anteil besticht.

Was Cyco Mike Muir  symphatisch macht, ist die Tatsache, dass er vor seinem Auftritt bereits mit den Fans im Publikum ordentlich abgefeiert und den Cyco Tanz geübt hatte, um das nunmehr von da oben noch mit einigem Schwung mehr zu propagandieren. Und auch wenn der 50ste Geburtstag in nicht mehr allzu weiter Ferne ist, so schwingt Miko da oben sein Tanzbein, als ob er von 100 Jungbrunnen gespeist worden ist. Nenn es Thrash-kulturelle Frischzellen-Kur  oder einfach nur dritten Frühling. Tatsache ist aber, dass es unser Stirnband Cowboy noch locker mit jedem Drei Käsehoch Anfänger Mosher aufnimmt und diesen locker mit seinen sexy- Kniestrumpf –schmückenden Waden in Grund und Boden stampft. Pech für uns Paparazzis, denn Cyco Miko steht keinen Bruchteil einer Sekunde still.

Suicidal Tendences fallen buchstäblich mit der Tür ins Haus, sprich mit ihrem größten Gassenhauer ‚You Can’t Bring Me Down’, was in diesem Fall bestimmt auch versinnbildlicht gemeint ist. – Du heiliges Kanonenrohr, da kommen standepede Erinnerungen auf bei mir. Und ich muss nicht mal die Augen schließen um mich augenblicklich zurückversetzt zu fühlen in die Achtziger Jahre, denn Miko hat sich keine Zornesfalte verändert. Im Ernst, ob es  sich dabei um den Kopfschmuck handelt, den stoischen Gesichtsausdruck oder die Haute Couture, alles ist exakt so, wie er es damals schon zu tragen gepflegt hat. Von der Mimik und der allgemeinen Motorik will ich gar nicht sprechen nach dem Motto: if time stands still....

Cyco Miko ist back again, das ist so sicher wie das Beichtgeheimnis im Vatikan. Ein Hammer jagt den nächsten, und die Kiddies, die ohnehin schon ziemlich ausgepowert sind nach dem fünfteiligen Mosh-Marathon zuvor,  geben sich langsam auf in der letzten Anstrengung, Suicidal Tendencies Hardcore Akrobatik gerecht zu werden.

Die Ralley nach Dakkar degradiert zur Spazierfahrt im Oldtimer Cabriolet durch den Schlosspark von Versailles, und die Tour de France wird zum Sonntag Nachmittags-Familien-Ausflug, verglichen mit der Klangwolken Orgie, die sich soeben über mehr als fünf Stunden in unserem Backstage Werk  ergossen hat.


http://www.suicidaltendencies.com

Fazit des Abend ist: unser Bedarf an Hardcore – Grind – Thrash oder weiß der Nikolaus was.... für Heavy Metal, ist wieder mal nachaltig gedeckt worden, die Oldies von Suicidal Tendencies sind fitter als jemals zuvor, und Biohazard haben noch mehr Sympathie-Punkte gesammelt.
Aber die wahren Abräumer und Gewinner des Abends inmitten dieses ganzen Energie Paketes, waren unbestritten Terror mit ihrem absoluten Höllen Trip und der Anleitung zum Elite-Einheits-Training a la Navy Seals. – Lebensversicherung nicht miteingeschlossen.


Einige Off Stage Schnappschüsse gibts im
Diary