“Alle Jahre wieder“ ist der Slogan, der Wishbone Ash bei ihren bisherigen Tourneen in Deutschland begleitet, na ja zumindest was die letzten zwei Jahrzehnte betrifft. Aber das galt nicht immer für München. Denn hier  bei uns war die Classic Prog-Rockband der ersten Stunde schon seit langem  nicht mehr, genauer definiert, war die Gruppe vor ca. 5 Jahren das letzte Mal in der bayerischen Hauptstadt zu Gast.
Also höchste Zeit, dass Andy Powell und Co. auch hier wieder aufkreuzt, damit ihn unsereiner auch ja nicht vergisst. Nun, ganz so groß ist die Gefahr auch wieder nicht, denn Wishbone Ash sind aus den Annalen der Music-History ohnehin nicht wegzudenken, und für jeden beflissenen Musikkenner ist der Name Begriff . Allerdings haben auch Wishbone Ash, so wie viele anderer ihrer musikalischen Kollegen, die letzten vier Jahrzehnte nicht schadlos überstanden anhand von unzähligen Line up Wechsel und längeren Kunstpausen. Inzwischen gibt es sogar zwei Versionen von Wishbone Ash, bei denen jeweils ein Original-Mitglied involviert ist. Der Rest der gegenwärtigen Musiker hat mit dem Urgestein nicht mehr viel zu tun. Allerdings beansprucht Andy Powell den Namen rechtlich für sich und pocht auch darauf. Er ist nie stehen geblieben oder hat sich auf früheren Lorbeeren ausgeruht, sondern er veröffentlicht ständig neue Alben , so zuletzt im Herbst die CD ‚Elegant Stealth’. Interessant ist, wenn er von der Produkt dieser Scheibe spricht, dann tut er das in der Ich – Form und nicht im Namen der gesamten Band, woraus zu schließen ist, dass Wishbone Ash in erster Linie er ist und sonst keiner.

Der aktuelle Longplayer ist schon seit Ende vergangenen Jahres draußen, wird aber erst jetzt mit dieser Tournee beworben. Trotzdem befinden sich auf der gegenwärtigen Setliste bei Konzerten lediglich drei Stücke daraus, da Wishbone Ash im Prinzip zu jenen Bands gehören, die gar kein neues Album mehr machen müssten, da die Fans bei den Konzerten ohnehin nur die großen Hits hören wollen und weniger neues Zeug.
In der Münchner Freiheizhalle haben sich über den Daumen gepeilt 300 Gäste eingefunden, großteils älteren Semesters, jene, die schon in den Siebziger Jahren zu Wishbone Ash Konzerten gepilgert sind und mit dem heutigen Abend einmal mehr in Erinnerungen schwelgen nach dem Motto: ach wie war es doch schön anno dazumal.  Aber wir sind hier und heute und Wishbone Ash 2012 sind immer noch ein sehr agiler Andy Powell, Bassist Bob Skeat, der seit 15 Jahren dabei ist, der Finne Muddy Manninen, seit sieben Jahren im Boot und Drummer Joseph Captree, der locker Andy Powells Sohn sein könnte.

Die Vorhut macht das Schweizer Nachwuchstalent Fabian Anderhub, der 40 Minuten lang seinen, recht passablen Einstand probt.

Aufgewachsen in Kanada, hat er bereits in jungen Jahren über den Jazz die Liebe zum Blues entdeckt. Sein Talent hat ihm dabei geholfen. Inzwischen lebt er wieder in der Schweiz und ist mit seinem ersten vollen Album ‚It’s A Blues Thing’ am Start. Und aus jenem Debüt bekommen wir auch so einiges zu hören. Aber nicht nur er, sondern auch seine Backing Band kann sich hören lassen, allen voran Gitarrist Chris Stalder, dessen Performance fast noch filigraner sind, als die von Fabian.

In dem 40 minütigen Set ist auch noch Platz für eine Hommage an John Lee Hooker, offensichtlich  das große Vorbild von Herrn Anderhub. Sagen wir mal so: es ist immer wieder schön zu sehen, dass es noch Nachwuchstalente in dieser Musiksparte gibt, auch wenn jene noch keine so große Reputation besitzen, wie zum Beispiel ein Joe Bonamassa. Aber egal, was noch nicht ist, kann ja noch werden. Die Zeit wird’s zeigen.
http://www.anderhub-music.com


Eine halbe Stunde später legen Wishbone Ash in schummriger Dämmerlicht-Atmosphäre (Anm::nicht sehr nett für uns Berufs-Fotografen, aber bin ja ohnehin nur ich zugegen) umgehend mit ihrem Klassiker ‚The King Will Come’ los.

Trotzdem will anfangs keine rechte Wallung aufkommen, was aber unter anderem auch auf das gesetztere Alter der Besucher zurückzuführen ist, die sich erst im späteren Verlauf der Show zum mitklatschen aufraffen können. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich die nun folgenden Stücke ‚Warrior’, ‚Can’t Go It Alone’ oder ‚Lady Jay’ in eine feingestrickte Synthese aneinander gereihter Ton’DNAs reiht, die abwechselnd von Powell und Gitarrist Manninen mit eigenwillig platzierten Improvisationen  gewürzt werden. Und so etwas nennen wir im normalen Jargon – eine eher schwierige Kost, vielleicht nicht ganz so verschlungen wie bei so mancher Fusiontruppe, aber dennoch weniger zum abrocken geeignet, als vielmehr zum aufmerksamen lauschen gedacht.
                                                                                                                                 


An Neuheiten werden ‚Reason To Believe’, ‚Invisible Threat’ und in der Zugabe noch das groovig rockende ‚Mud Slick’ vorgestellt. Mehr ist nicht drin vom neuen Juwel. Und das reicht auch. Denn der wahre Wisbone Ash Genussspecht will lieber ‚Keeper Of The Light’ und ‚The Pilgrim’ hören.  Und das kriegt er auch in Form von multi extended Versions offeriert. Beendet wird die zweistündige Metamorphose mit Wishbone Ashs Rohdiamanten ‚Blowin’ Free’, bei dem dann zum finalen Spurt noch mal so richtig Leben in den Laden kommt.
                                                                                                                       


Ende der Story ist auf alle Fälle ein zweistündiges Dejavu glorreicher Zeiten , das zwar musikalisch einwandfrei, aber dann doch streckenweise zum einen oder anderen versteckten Gähnen, dank zeitweiliger Langatmigkeit und den Blick auf die Uhr, verleitet hat. Das wiederum soll aber nicht heißen, dass Deutschlands Die Hard Wishbone Ash Fans die Gruppe, oder sollte ich besser sagen – Andy Powell,  auf alle Fälle so bald wie möglich wieder zurück wünschen. Und das wiederum ist schließlich Sinn und Zweck der Sache. Punkt um. Und somit bin ich sicher, dass wir die acht Jahre bis zum 50järhigen Bandjubiläum auch noch rum kriegen -  so oder so!
http://wishboneash.com/

Andy Powell
letztes Überbleibsel der ursprünglichen Wishbone Ash
(aufs Foto klicken für einige Statements bzgl. der Band
der Musik, dem neuen Album & Martin Turner)
(streaming Audiofile via WMP  ca 13 Min.)

Eine Live Review und Bilder gibts auch in der nächsten
Ausgabe von

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