Kurioserweise muss ich bei diesem Namen an einen alten Cowboy denken oder an einen noch älteren schwarzen Blueser aus dem Mississippi Delta. Weiß auch nicht warum, is’aber so. Tatsächlich handelt es sich bei Stoney aber um einen gerade mal 40 Jahre jungen Musiker aus Los Angeles, der sein drittes und immer noch aktuelles Album mit ‚Cosmic Connection’ vor 2 Jahren veröffentlicht, - und Europa als Schwerpunkt für seine Touraktivitäten ausgewählt hat. Nicht nur ich wundere mich immer wieder über all jene amerikanischen Musiker, die hier rüber kommen mit der Einstellung, dass Europa das Non Plus Ultra in Sachen Bluesrock ist. Ich mein’, der Blues kommt doch eigentlich aus Amiland, genauer definiert aus den Südstaaten der USA wo er sich langsam aus tiefschwarzen Gospelgefilden entwickelt hat. Und der wiederum hatte seinen Ursprung in Afrika. Okay, ich will hier jetzt nicht eine historische Studie anstellen zur tatsächlichen Herkunft des Blues. Aber eines steht fest, in Europa ist er nicht geboren. Sagen wir einfach mal so, hier bei uns gibt es dafür eine filigranere Clubszene für diese Musik und einen zwar sehr kleinen, aber dafür um so aufmerksameren Fanskreis, einer der diese Stilistik und das Können der Künstler viel mehr zu schätzen weiß, als dort drüben überm großen Teich. Hinzu kommt noch der Umstand, dass hier alles viel näher beieinander liegt und sich nicht so zerläuft wie in Nordamerika. Und last but not least verkaufen sich wahrscheinlich auch die Tonträger bei uns besser, vor allem bei den, meist sehr ausführlichen Konzertreisen. Stoney Curtis gehört zu jenen Musikern, die all das für sich entdeckt haben. Und deshalb kommt er auch regelmäßig einmal im Jahr hier rüber geschippert, um uns mit seinem Können und seiner Musik zu beglücken, auch wenn dies vor allem im Süden Deutschlands, wie in einer früheren Konzertkritik schon beschrieben, nur in Kleinstlocations geschieht. Uns Stammgästen im Village in Habach soll’s recht sein, denn nirgendwo kann man eine musikalische Live-Darbietung mehr genießen als in der intimen Atmosphäre  eines Clubs, mit allenfalls 100 Gästen, die sich untereinander auch noch zum Großteil kennen, und die ihre musikalischen Vorlieben miteinander verbinden. Wie schon so oft erwähnt, ist so ein Event dann nicht ‚nur’ ein Konzert, sondern auch ein Zusammenkommen Gleichgesinnter, die beim einen oder anderen Gläschen Wein oder Bier und netter Unterhaltung das Konzert verfolgen, und auch meist hinterher noch die Möglichkeit habenmit dem jeweiligen Künstler zu kommunizieren. Und so is’ es auch heute Abend wieder von und mit Stoney Curtis, der zum zweiten Mal insgesamt gesehen, zu Gast im Village ist.


Seine Konzerte spielt er stets spontan. Es gibt keine Setliste und die Länge seiner Auftritte hängen immer von der jeweiligen Tageslaune und der Allgemeinstimmung im Publikum ab. Ach ja, und aus Kostengründen greift Stoney hier in Europa auf hiesige Musiker zurück, die in unserem Fall hier auf die Namen -
Uwe Boetcher (Bass), Tilo (Drums) hören.


Warum das Trio seinen Zauber erst gegen 21.30 Uhr beginnt, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Vielleicht wollte man noch zuwarten, ob nicht doch noch ein paar späte Vögel zusätzlich ins Village rein flattern. Aber erstens zeigt das Außenthermometer heute Abend satte – 19 Grad, und vor allem ist am nächsten Morgen frühes Aufstehen angesagt zwecks täglichem Brotverdienstes. Also ergeben wir uns in der, ohnehin meist üblichen Tatsache, dass Stoney sein Können und seine Musik vor gerade mal wieder knappen 70 – 80 Besuchern beweisen kann. Andererseits besser das als gar nichts, und er beginnt seine Show im heute, etwas unterkühlten Club kurzärmelig und mit Sonnenbrille, um etwas Sonnenschein hier rein zu bringen. Der Fokus liegt natürlich auf dem aktuellen Longplayer ‚Cosmic Connection’ der aber fast nahtlos an seine früheren Werke anschließt. Sehr schnell ist festzustellen, dass Stoney ein wirklich guter Gitarrist ist. Nur seine Stimme ist vielleicht nicht ganz so ausdrucksvoll wie bei anderen Musikern seiner Art. Allerdings bin ich mir da wiederum nicht sicher, ob nicht die Instrumente etwas zu laut abgemischt sind und deshalb der Gesang ein wenig ertrinkt. Mein Tipp diesbezüglich in der obligatorischen Zigarrettenpause wird auch tatsächlich berücksichtigt. Und siehe da, im zweiten Kapitel der Performance ist dieses Manko um einiges geschrumpft.



Ein Song der es mir übrigens besonders angetan hat, ist ‚Soulflower’ vom aktuellen Longplayer, ein kraftvolles Stück Rock’n’Roll, das absoluten Wiedererkennungswert besitzt. 


Aber auch das getragene ‚Before The Devil Knows You’re Dead’ ist ein Stück, das es verdienen würde, öfters im Radio gespielt zu werden. Tut es nur leider nicht wegen fehlendes Bekanntheitsgrades. Und damit wären wir wieder beim leidigen Thema was die Ignoranz der Medien betrifft, vor allem was gute Musik angeht.
Und Stoney spielt und spielt und spielt und würde wahrscheinlich heute Nacht noch bis in die Puppen weiter orgeln, wenn man ihn nicht irgendwann dezent darauf hingewiesen hätte, dass die Nacht bald zu kurz wird für einen darauffolgenden Werkstag. Also belassen wir es bei einmal 105 Minuten und nocheinmal ca. 55 Minuten. Diese waren es aber auf alle Fälle wert, den Weg hier her auf sich genommen zu haben und ausnahmsweise mal mit weniger Schlaf als sonst auszukommen. Sagen wir also mal so, dieses Intermezzo hier hat uns zwar jetzt nicht vor lauter Begeisterung Luftsprünge machen lassen,  aber gut war es allemal anhand einer soliden Performance einiger sehr guter Musiker. Nur.... wie sagt man so treffend? Der berühmte Funke, der hat mir halt wieder mal gefehlt. Andererseits, dieser sprüht ohnehin höchstens 5 Mal im Jahr bei durchschnittlich 120 Konzerten.  Also sei’s drum, Stoney kann wieder kommen, unseren Segen hat er. Und wir werden auch wieder da sein....Mehr kann man sich ohnehin nicht wünschen.
http://stoneycurtisband.com/


Was Stoney Curtis so alles über sich seine Musik und
Karriere erzählt hat, kann man nochmal anhören,
indem man aufs Foto unten klickt.
(Streaming Audiofile via WMP)