Wie wir Kenner guter Blues Rock Musik alle wissen, sind in den letzten, sagen wir mal so zehn  Jahren, so einige neue Talente dieser Stilistik am Horizont aufgetaucht. Einige sind schnell wieder verschwunden im Untergrund, einige haben es tatsächlich geschafft sich frei zu schwimmen ala’ Joe Bonamassa und andere tummeln sich nach wie vor in der Clubszene, vor allem in der europäischen. Jenes Phänomen habe ich ja in der letzten Live Review von Stoney Curtis bereits ausführlich erklärt. Aber obwohl sich diese Künstler auch nach Jahren noch mit einer Zuhörerschaft von durchschnittlich gerade mal bis zu ca. 100 Zuschauern begnügen müssen, so haben die meisten mit ihrem Namen  denn doch schon ein, wie nennt man so was? – Markenzeichen gesetzt. Bei Jimmy Bowskill ist das auch so, obwohl bei ihm noch ein weiterer Umstand dazu kommt, und das ist die Tatsache, dass er mit zu den Jüngsten seines Genres zählt. Im zarten Alter von nur 10 Jahren wurde er entdeckt und mit elf, von keinem Geringeren als seinem kanadischen Landsmann Jeff Healey gefördert. Bereits ein Jahr später mit zwölf veröffentlichte Jimmy sein erstes Studioalbum. Und mit vierzehn wurde er als jüngster Musiker aller Zeiten für den kanadischen Juno-Award nominiert.  Seitdem rollt die Kugel kontinuierlich und trifft einen Kegel nach dem anderen. Allerdings fallen jene nicht um, sondern stehen vielmehr auf, so wie jetzt eben gerade im Januar Jimmys fünfter Streich ‚Back Number’. – 21 Jahre jung und bereits fünf Alben am Start, das muss ihm erst mal einer nachmachen. Dabei kommt er nicht mal aus einer hochmusikalischen Familie. Papa Steve kann zwar ein bisschen auf der Gitarre klimpern, aber das nur leidlich und zum Hausgebrauch.

 Dafür fungiert er für seinen Sprössling auf dessen Tour-Aktivitäten als Manager, Roadie, Aufpasser und Mädchen für Alles.
Nein, Jimmy hat sich das Gitarrespielen ganz allein beigebracht als Kind, seine Fingerfertigkeit wurde nur später dann anhand einiger Unterrichtsstunden verfeinert. Heute sprudeln die Ideen und die Fingerakrobatik  von ganz allein heraus, und er muss sich nicht mal groß anstrengen dafür. Eigentlich könnte man Jimmy Bowskill als sogenannten Shooting Star bezeichnen, wäre nur das Echo etwas größer  auf Grund seines Könnens und seiner CDs. Aber das liegt mitnichten an ihm selbst, sondern an ekonomischen und auch promo-technischen Umständen, was wiederum wie so oft, mit den lieben Finanzen zu tun hat. Aber da erzähle ich Euch ja auch nichts neues. Also muss sich Klein-Jimmy nach wie vor, wie viele seiner Kollegen mit der Clubszene begnügen und ist wahrscheinlich happy, dass überhaupt eine solche  existiert. Und mein Gott, er ist ja noch soooo jung und hat noch viel Zeit für den ständigen Versuch, seine Träume zu verwirklichen. Aber da die meisten von uns ohnehin mal klein angefangen haben, ist es für ihn das natürlichste auf der Welt und freut sich über jeden einzelnen Besucher bei einem seiner Auftritte. Er liebt Europa, wie er vor der Show im Interview bekräftigt, weil hier alles so schön nah beieinander liegt. Da fährt man von einem Venue zum nächsten grad mal 3 oder 4 Stunden, im Gegensatz zur Heimat Kanada, wo eine 8 Stunden Fahrt von einem Auftrittsort zum nächsten keine Seltenheit ist. Jimmy hat es jetzt zum, insgesamt dritten Mal gewagt eine eigene Headliner Clubtour auf die Beine zu stellen, samt seinen beiden neuen Begleitmusikern Bassist Wayne Deadder und Schlagzeuger Richard Brown.Und die hat das Trio samt Daddy Steve auch einmal mehr nach München, und das erneut in die Garage geführt.

Leider hat er zusätzlich zum Umstand des Underground Status auch noch einen saudummen Abend gewählt. Nicht nur, dass es draußen immer noch –15 Grad hat, und an nächsten Morgen – arbeiten angesagt ist. Hinzu kommt noch die schlichtergreifende Tatsache des DFB Pokalspiels vom VFB Stuttgart gegen den FC Bayern. Und wie wir alle wissen, war und ist König Fußball immer schon der größte Feind von anderweitigen Veranstaltungen, zumindest was einen großen Teil des männlichen Konsumenten betrifft. Trotzdem muss ich letztendlich erleichtert feststellen dass sich meine Befürchtungen, von wegen nur 10 – 20 Fans, Gott sei Dank nicht bewahrheiten, und es doch noch an die, geschätzten achtzig Köpfe sind, die wir hier zählen.  Jimmy spielt in zwei Sets a’ ca. einer Stunde (Franz korrigier’ mich bitte, falls ich wieder falsch liege) und legt vor allem sein neues Goldstück ‚Back Number’ in den Vordergrund, versehen mit einigen älteren Nummern und einer Hommage an Peter Green.

Und auch wenn er abseits der Bühne ein typisch-frecher Lausbub ist, der gerne lacht und Blödsinn macht, so spielt er sich auf der Bühne fast schon in eine Art Trance und das mit nonstop geschlossenen Augen. Es grenzt schon an einen Lottosechser, mal ein Foto von ihm mit geöffneten Lidern geschossen zu haben, so wie ganz oben. Ansonsten gibt’s nur visuelle Traummännlein Impressionen.  Aber letzteres ist er nun wirklich nicht mit seinen durchwegs energiegeladenen Songs, die zum Teil auch richtig wegrocken inkl. eines ausgedehnten Schlagzeug-Solos und einer 4 Saiten-Einlage.

Was noch hervorzuheben ist, ist Jimmys Stimme, die zwar schon lange den Stimmbruch hinter sich hat, aber sicherlich noch nicht die herbe Tiefe eines gereiften Mannes besitzt. Trotzdem ist sein Tenor kraft- und ausdrucksvoll und passt wunderbar zu seiner Musik. Nein, hier herrscht kein Zweifel, dass es sich bei Bowskill Junior um ein riesengroßes Talent handelt, ein Talent, dem einfach noch nicht die Chance gegeben worden ist, sich der ganz großen Bühne zu präsentieren.


Und so geht ein schöner, musikalisch-hochwertiger Abend zu Ende, bei dem jeder hier, ohne Ausnahme höchst zufrieden nach Hause geht. Und dann sammelt Papa Bowskill, selbst erst 44 Jahre jung, seinen Sprössling und dessen Spielgfährten wieder ein, um per Katzensprung zur nächsten Location aufzubrechen. Auf alle Fälle solltet Ihr Euch den Namen Jimmy Bowskill merken und  die nächste Chance ergreifen, um ihn Euch einmal rein zu ziehen. Ihr werdet es nicht bereuen. Und last but not least bleibt nur zu hoffen, dass er irgendwann doch noch die Lorbeeren bekommt, die er schon heute verdienen würde. Aber wie schon gesagt... er ist ja noch sooooooo jung! Und der Zeitgeist arbeitet für sich.
http://www.jimmybowskill.com/welcometojimmybowskillcom.cfm


Jimmy Bowskill Band
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