Zugegeben, diese Lady hat wirklich Mut, oder auch nicht.
Kommt drauf an, mit welcher Einstellung sie an die Sache heran gegangen
ist. Aber ich denke mal es ist eine gesunde Strategie, denn allzu viel
darf man sich nicht erwarten, wenn man nach 20 langen Jahre Pause und
Stillstand wieder aus der Versenkung erscheint. Allerdings, so betont
sie, ist das alles just for fun, nach dem Motto: take it easy. Und wäre
da nicht eine gewisse Robin Beck gewesen, die sie immer wieder ermutigt
hat, es noch mal zu probieren mit der Singerei, dann hätte sie sich
wohl nicht mehr aufgerafft. Und ihre einziger musikalischer Input wäre
der bei den Schulfeiern ihrer Kindern oder diversen Geburtstagesparties
geblieben. So aber haben sie andere, befreundete Musiker, - Künstler
die selbst ums überleben im Genre kämpfen, an der Hand gepackt und sie
wieder hoch – und raus gezogen aus dem heimatlichen Nest in New
Jersey.
Nun, um erst mal noch etwas weiter auszuholen, - vielleicht können sich
einige von Euch da draußen noch an Fiona erinnern, die 1985 auf ihrem
ersten gleichbetitelten Album eine große Hitsingle verbuchen konnte.
Und das war ‚Talk To Me’. Trotz drei weiterer Scheiben bis einschließlich
1992 konnte sie aber diesen Erfolg nicht mehr toppen. Das Debütalbum
schaffte es damals auf Platz 71 in den Billboard Top 200 Album Charts,
und die Single auf Platz 64 in den Single Hitlisten.
Aber vor allem wurde ihr Name durch diesen Song ein Begriff
in der Szene. Um Fionas Laufbahn zu vervollständigen, für alle, die
sie bislang noch nicht kannten sei noch schnell folgendes vermerkt: nach
diesem Erstling folgte1986 das Album Beyond The Pale, das alledings kein
Echo nach sich zog. 1987 spielte sie neben Bob Dylan in dem Film Hearts
of Fire die Rolle der Molly McGuire, und sie steuerte das Lied Hearts of
Fire und vier weitere bis dahin unveröffentlichte Titel zum Soundtrack
des Films bei.
1990 brachte sie eine weitere Platte heraus: Heart Like a Gun, die Platz
150 der Billboard 200 erreichte. Das darauf enthaltene Lied Everything
you do (You’re Sexin’ me), ein Duett mit Kip Winger, gelangte auf
Platz 52 der Billboard Hot 100. Im selben Jahr sang sie auch auf dem
Album Cherry Pie, der Sleazerocker Warrant mit. Und 1992 erschien noch
der Longplayer Squeeze. Privat war Fiona mit dem Produzenten Beau Hill
(u.a. Winger, ZZ Top) verheiratet. Heute lebt sie mit ihrem zweiten
Mann, der 12jährigen Tochter und dem 9jährigen Sohn in New Jersey. Im
Mai 2011 war es dann endlich soweit was ihre Rückkehr ins Musikbusiness
betraf, und sie gab bekannt, mit dem Produzenten James Christian (Ehemann von
Robin Beck und Sänger der Melodic Rock Band House Of Lords) an einem
neuen Album zu arbeiten. Und jenes liegt jetzt auf dem Tisch und heißt
tiefsinnigerweise ‚Unbroken’. Die Songs darauf hat sie in
Kooperation mit dem schwedischen Gitarristen Tommy Denander geschrieben
und eingespielt. Und das Resultat kann sich fürwahr sehen lassen. Die
Frage ist jetzt nur, ob sie damit noch mal durchzustarten vermag
oder nicht. Und das liegt mitnichten an der Qualität des
Scheibleins, sondern vielmehr an den gegenwärtigen Umständen was die
Industrie betrifft und der richtigen Promotion. Der Haken an der Sache
ist schlicht und ergreifend der, dass sich kaum noch jemand an Fiona
Flanagan erinnert von damals her, außer Insider und Die Hard Fans.
Zudem war Fiona, wie sie mir nach ihrem Auftritt im Münchner Hard Rock
Cafe verrät, noch niemals in Europa als Musikerin. Sprich: dieses
Showcase heute Abend ist
ihr allererster Auftritt überhaupt auf dem alten Kontinent und ihr
erster mit eigenem Song Material nach fast
20 Jahren. Und damit sind wir wieder am Anfang dieses Berichts
hier. Diese Lady besitzt entweder tonnenweise Mut oder ihre innere
Einstellung sagt ihr: take it easy, mehr als schief gehen kann’s ja
nicht. Ich vermute aber mal, das ersteres der Fall ist, denn sie ist
ziemlich nervös. – Viel daneben gehen kann ohnehin nicht, denn das
Publikum im Münchner Hard Rock Cafe ist zum Großteil ohnehin
Touristen-Laufkundschaft, die in erster Linie zum Essen gekommen sind.
Und so sind ergo nur eine Handvoll tatsächlicher Fans vor Ort, diese
allerdings bewaffnet mit Dutzenden von LPs und CD Cover zum
unterschreiben, vor allem für Gitarrist Tommy Denander, bei dem man
sich in der Zwischenzeit fragt: wo hat dieser gute Mann eigentlich noch
nicht mitgespielt? -
Aber
allen guten Dinge sind bekanntlich drei, und so ist hier noch ein Herr
dabei namens Vic Heart, gerade mal 21 Jahre jung, der sich
offensichtlich fest vorgenommen hat, das Erbe des AOR weiter zu tragen.
Und er ist selbstredend ein Schützling von Mr.Denander, mit dessen
Hilfe das Debütalbum entstanden ist und in Kürze erscheinen wird.
Und so läuft der Plan so
ab, dass zuerst Vic Heart zusammen mit Tommy Denander fünf Songs zum
Besten gibt, darunter gleich zu Beginn seine neue Single ‚Hot Summer
Night’.
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