Auf keinen Musiker(in) trifft das Klischee-Sprichwort – man ist so alt/jung wie man sich fühlt, - monentan besser zu als auf Beth Hart.  Denn vor gerade mal sechs Wochen hat sie einen runden Geburtstag gefeiert. Ob erst oder schon, das sei dahingestellt. Denn einerseits sieht die schöne Beth mindestens fünf Jahre jünger aus als sie tatsächlich ist, andererseits kann man sie aber auch als sogenannten Spätzünder bezeichnen, was den internationalen Erfolg betrifft.
Allerdings hat das wiederum weniger mit ihrem Alter zu tun, sondern vielmehr mit dem Bluesrock Gitarristen Joe Bonamassa, der ihr dank der kürzlichen Zusammenarbeit beim Cover-Album ‚Don’t Explain’ zu diesem  einmaligen Karriereschub verholfen hat. Er selbst ist ja schon seit langem eine anerkannte Koryphäe, trotz seiner, - immer noch – Jugend. Und da Bluesrock nicht unbedingt als Non Plus Ultra in Deutschland gilt, ist das umso schwerwiegender. Bonamassa hat auch mal klein angefangen, aber inzwischen macht er jede Halle in einer Größenordnung von 1.000  bis 5.000 Zuschauer voll (Anm. auch bei Ticketpreisen von bis zu 80,-- Euro)
Aber zurück zu Beth Hart, die ebensao seit vielen Jahren im Geschäft ist und in der Vergangenheit weitere sechs Studioscheiben veröffentlichte. Allerdings hat sich ihr Status und ihre Musik bis jetzt fast ausschließlich auf die sogenannten Insider Kreise beschränkt. Das hat sich nunmehr grundlegend geändert, und waren es früher gerade mal hundert oder allerhöchstens hundertfünfzig Besucher, die ihre Konzerte bei uns hier besucht haben, so sind es diesmal satte sechshundert Freunde des fortgeschrittenen Bluesrocks, die sich in unserem Münchner Backstage Werk eingefunden haben, um die Musikerin live zu sehen, jene die mit eben Joe Bonamassa im vergangenen Jahr für das Album ‚Don’t Explain’ kooperiert hat, eine Platte, auf der ausschließlich Coverversionen anderer berühmter Musiker enthalten sind.
Kurioserweise tritt Joe Bonamassa heute Abend zeitgleich, ebenfalls in München auf in einem anderen Club, aber das am anderen Ende der Stadt. Grund genug, um nach diesem Konzert hier noch ein spätes Zusammenkommen zu organisieren für einen fulminanten Abschluss des Abends, in dessen Genuss allerdings nur das Publikum von Little Joe kommt
.
Aber erst einmal sind wir hier im Werk, wo um Schlag 20 Uhr eine hochengagierte und spielfreudige Beth Hart samt ihrer Band das Publikum im Sturm erobert.

Dabei beginnt sie ihre Show eher gediegen, halb verdeckt hinter einem Mini-Piano und mit leiseren Tönen. Schlecht für uns Fotografen, denn die Hoffnung, dass sie sich zumindest für einen, der drei erlaubten (Fotosongs) erhebt und im Stehen performt, erfüllt sich leider nicht. Wäre dies vorher bekannt gewesen, hätte sich mit Sicherheit hinsichtlich der visuellen Bildberichterstattung etwas deixeln lassen, so aber müssen wir uns mit dem zufrieden geben, das uns geboten wird. Andererseits besser das als gar nicht.
Beth weiß trotzdem definitiv sich ins richtige Licht zu rücken. Mit viel Charme und Ausstrahlung kommuniziert sie mit dem Publikum, und ihre phänomenale Stimme erledigt den Rest. Zeitenweise erinnert ihre physische Motorik ein wenig an Joe Cocker. Aber sie bestreitet ihr Programm ohnehin großteils sitzend, nicht nur am Piano, sondern auch vorne einfach so am Bühnenrand. Aber wenn sie sich zwischendurch für das eine oder andere Stücke erhebt, dann erleben wir hier einen kleinen Vulkan, der sich förmlich in einem Funkenregen ergießt. Beth lebt ihre Musik und ergibt sich in ihr. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt definitiv auf ‚Don’t Explain’, das sie mit ‚Chocolate Jesus’ im Orginal von Tom Waits oder wie in der Zugabe mit ‚I Can’t Explain’ von Etta James und last but not least ‚Ain’t No Way’ von Aretha Franklin abfeiert. Aber auch die selbstgeschriebenen Stücke können sich hören lassen. Und es kristallisiert sich schnell heraus, dass wir es hier mit einem ganz großen Talent zu tun haben.


Abgesehen davon scheint das ganze Konzert eine einzige, große Widmung an ihren Ehemann Scott Guetzkow zu sein, der übrigens stets als Roadmanager und Mädchen für Alles mit von der Partie ist. Besonders deutlich äußert sich ihre Liebe im Song ‚My California’, oder in ‚Ugliest House’ der davon handelt, wie er sie aus einer persönlichen Krise heraus geholt hat. Seit ihrer Hochzeit sind elf Jahre vergangen, hat sie vor der Show verraten. Und nach dieser Tour wird im Rahmen eines wohlverdienten Urlaubs in Mexiko das Ehegelübte erneuert. Zwischendurch wird noch etwas Werbung für simples Wasser gemacht, das ja so gut schmecken kann, wenn man nur genügend Durst hat. Und den hat Beth definitiv, - nicht nur auf Wasser wohlgemerkt. Fast zwei Stunden dauert die Show von Beth Hart in der übrigens auch ihre Mitmusiker nicht zu kurz kommen, allen voran der, erst einundzwanzigjährige Josh Cooch an der Leadgitarre. Des weiteren wird sie von Gitarrist Jon Nichols begleitet, Bassist Tom Lilly und Drummer Todd Wolfe. 


Das Team ist, wie man so schön sagt, voll aufeinander eingespielt. Lediglich der Mischer hinten am Klangpult scheint heute Abend etwas mit dem falschen Fuss aufgestanden zu sein, vor allem was die Gitarrenläufe betrifft. Aber Gott sei Dank wird diese Schwäche von Beths großartiger Stimme und Erscheinung übertaucht.



Sie verabschiedet sich mit einer, drei Songs umfassenden Zugabe und lässt ausschließlich höchstzufrieden gestellte Zuschauer zurück. 

Zu diesem Zeitpunkt wartet draußen schon ein Taxi, dass sie schnurstracks zu Joe Bonamassa und dessen Show bringt, um dort mit ihm und seinem Publikum den Abend noch würdig zu beenden. Fest steht, es wird sicherlich nicht allzu lange dauern, bis uns Beth Hart wieder beehrt. Der Erfolg sei ihr vergönnt und steht ihr auch zu. Alles andere wäre ungerecht zu behaupten.
http://bethhart.com

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