Man muss ihn einfach gern haben, diesen, etwas schrulligen Entertainer. Ja, das ist er nämlich, im wahrsten Sinn des Wortes. Nicht nur rein  Musiker, sondern er ist  ein Individuum mit einem sehr eigenwilligen Humor, der so redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Für Boots, oder besser gesagt Jesse Hughes besteht das Leben vor allem aus viel Liebe, Sex, Musik, seinem Sohnemann und vielleicht noch ein wenig Politik. Wobei er es hierbei gar nicht erwarten kann, bis die Ära Obama endlich vorbei und Geschichte ist. Ach ja, und seine Liebe bezieht sich nicht nur aufs weibliche Geschlecht sondern auch auf Deutschland, dessen Fans und auch die Presse, die wie er meint, die Allerbesten der Welt sind. Nein, nicht weil ihn die Medien so hochloben, sondern weil sie weitaus professioneller wären als im heimischen Amiland. Er fühlt sich sichtlich wohl bei uns, und seine Deutschkenntnisse machen zwar nur langsam, aber doch Fortschritte. Mit seiner Band den Eagles Of Death Metal war er inzwischen schon so einige Male hier am alten Kontinent und hat sich eine beachtliche Reputation erarbeitet. Momentan ist bei jenen allerdings eine kleine, nicht unbedingt freiwillige Pause aufgetreten, da Bassist Brian O’Conner vor geraumer Zeit an Krebs erkrankt ist und er sich einer längeren Chemotherapie unterziehen musste. Aber ohne ihn, bzw. mit Ersatz wollte Jesse nicht weiter machen. Also hat er diesen Break genutzt, um endlich seinen langgehegten Traum wahr werden zu lassen und ein Soloalbum zu produzieren, dass sich da ‚Honky Kong’ nennt. Ehrlich gestanden, großartige musikalische Unterschiede zum Bandprojekt gibt’s eigentlich keine, außer dass er solo nicht ganz so rockig unterwegs ist, dafür aber umso grooviger und extrovertierter. Und was gibt es schöneres als damit jetzt auf Solotournee zu gehen, zusammen mit anderen Begleitmusikern, versteht sich selbstredend. In dieser Truppe ist auch ein hübsches mexikanisches Girl am Bass, dass zudem Jesses Herz erobert hat. Ihre Künste an jenem Instrument sind, gelinde ausgedrückt, eher durchschnittlich, wie ich im Verlaufe der Show feststelle. Aber wenn alles andere passt und das Herz am rechten Fleck sitzt, dann muss so was gar nicht mal das Manko Nummer Eins darstellen.

Vorher servieren Admiral Black aus Berlin meets Irland die Vorspeise, und das in kompletter Dunkelheit.


Oh Freude schöner Götterfunken aus fotografischer Sicht her, aber was solls, unsereins hat gelernt auch mit diesen Situationen irgendwie zurecht zu kommen. Beheimatet sind Admiral Black, genauso wie Boots Electric im Indie Rock Bereich, wobei deren Musik wesentlich gewöhnungsbedürftiger ist, als die von Boots. Admiral Black das ist in erster Linie Shaun Mulrooney, der nach einigen musikalischen Aktivitäten in der irischen Heimat, erst nach Amerika zog, um dann über Umwege in Berlin zu landen. Und da is’ er auch heute noch.
Das  erste Album unter dem Banner Admiral Black namens “Phantasmagoric” erschien im vergangenen Herbst. Und jetzt versucht sich Shaun damit zu etablieren, zuerst mit diesem Supportslot bei Boots Electric. Ganz so einfach ist das nicht, weil 99,9 Prozent aller Besucher eingeschworene Boots und EODM Fans sind. Demzufolge ist die Halle auch halbleer bei der Vorhut, während die andere Hälfte sich vor der Eingangstür noch die eine oder andere Zigarette rein schmaucht. Aber vielleicht beehrt uns Shaun ja in absehbarer Zeit auch mal mit einem Sologig in kleinem Rahmen, damit er seine eigentliche Entfaltung noch besser und vor allem wirkungsvoller zur Schau stellen kann.

http://www.myspace.com/admiralblackmusic




Ehhh Man, das ist der Schlachtruf von Boots Electric, den er mindestens 150 Mal am Tag benützt, sowohl off als auch onstage.


Sein Macho Image unterstreicht das Ganze auch noch mit zurück gegelter Haartolle, dem unvermeidlichen  Riesenschnauzbart, der inzwischen zu Jesses Markenzeichen avanciert ist. Und eigentlich gehören noch die coolen Sonnenbrillen dazu. Aber siehe da, die sind heute einer 50er Jahre Lesebrille gewichen, die allerdings nicht sehr lange auf der Nase sitzen bleibt beim heutigen Konzert


Aber so sehr Jesse alias Boots Electric den etwas tuntigen  Ego-Macho heraushängen lässt, so wenig ist er das eigentlich im täglichen Leben. Aber gut, das ist nun mal das für das die Fans ihn lieben samt seiner exklusiven Bühnenshow, wo es fast nach jedem Stück ein Küsschen für die Bassistin gibt. Das aber ist wieder so drollig von ihm interpretiert, dass man ihm einfach nicht gram sein kann. ‚Are You Ready To Rock’n’Roll’ ist auch sein banaler Schlachtruf und er wackelt über die Bretter wie ein gackerndes Rebhuhn, das unter einseitiger Schizophrenie leidet. Und es ist genau diese Komik,  die ihn so hervorstechen lässt, dass der Rest der Band im Prinzip im Nirvana verschwindet, bis auf, - klar doch – die Bassistin, aber das wiederum nicht wegen ihrer musikalischer Künste.


Den Song ‚Love You All The Time’ hat Jesse exakt auf seine neue Muse gemünzt.  Und das Boots Theme  kommt live ziemlich gegensätzlich rüber im Vergleich zur Platte. Apropo Vergleiche! Die kommen einem natürlich automatisch zu den Eagles Of Death Metal. Sagen wir mal so, die Combo, die Jesse hier um sich geschart hat, ist irgendwie gesichtslos und nicht nur dritt,- sondern ich würde es sogar als viertklassig beschreiben im Gegensatz zu den genialen Musikern von EODM. Gott sei Dank kann man da nur sagen, dass Jesse selbst eine solche Ausstrahlung besitzt, dass dieser Umstand ganz gut übertüncht wird. Und natürlich bekommen wir die eine oder andere Nummer von den Eagles um die Ohren geballert, so wie z.B. ‚I Only Want You’ vom Debütalbum ("Peace Love Death Metal" von 2004  oder ‚Cherry Cola’ von der Scheibe ‚Death By Sexy’ von 2006.




Eine Prima Ballerina Einlage von Jesse kriegen wir auch noch geboten – akustisch – nur Gesang und Gitarre samt ‚Brown Sugar’ von den Rolling Stones. Und die 600 Fans lieben ihn, opfern sich auf und zerfleischen sich fast schon gegenseitig. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Bude jetzt gerammelt voll ist, und man sich der vordersten Front nur noch unter Lebensgefahr nähern kann. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich meine visuellen Eindrücke vom Balkon oben tätigen kann, auch wenn von dort  der visuelle Aspekt zwar breitflächiger aber dafür auch in gewisser Art und Weise eingeschränkter ist.  Das hier ist Party pur mit einem, - einmal mehr – überragenden Jesse Hughes bzw. Boots Electric, der sein ganz eigenwilliges Honky Kong zum Besten gibt. Die Begleitband darf man hierbei lediglich als notwendiges Beiwerk betrachten, dass außer für die Untermalung keine größere Rolle spielt und auch nicht annähernd mit den Eagles of Death Metal zu vergleichen ist. – 
Einziger wirklicher negativer Kritikpunkt bei dem ganzen Event ist die, unbestreitbar, viel zu kurze Spielzeit mit gerade mal 65 Minuten. Andererseits kann man sich bei einem Eintrittspreis von gerade mal knapp über 20 Euro auch wieder nicht beschweren. Und last but not least, bei dieser, wirklich schweißtreibenden Schwerstarbeit, die Jesse da hinlegt, sind diese 65 Minuten schon so wie bei anderen die dreifache Spielzeit. Nur für uns Fans, die Jesse halt gar so sehr lieben, ist das alles nur ein Augenaufschlag, der unsretwegen noch die ganze Nacht andauern könnte. Aber das wiederum würd’ weder er noch wir überleben....


PS: ... Jesse hat versprochen, noch in diesem Sommer mit den Eagles.... nach Europa zurückzukehren.
Und versprochen ist nun mal versprochen....
http://www.eaglesofdeathmetal.com/

Jesse Hughes a.k.a. Boots Electric
über sich, die Eagles, Boots Attitude & Lebenseinstellung
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