Uih, jetzt wird’s schwierig! Nein, nicht, weil es prinzipiell kompliziert wäre, über diesen Künstler ein Plädoyer zu verfassen, sondern weil ich über Albert Lee in vergangenen Live Reviews im Prinzip bereits alles gesagt habe, was es zu sagen gibt. Aber für all diejenigen, welche die früheren Konzert-Nachberichte (noch) nicht gelesen haben, sei an dieser Stelle halt einfach noch einmal kurz wiederholt, dass es sich bei dem gebürtigen Engländer, der seit mehr als 30 Jahren in den USA lebt, um einen der weltbesten, wenn nicht überhaupt besten Gitarristen handelt. Wobei ich letzteres immer für ziemlich relativ halte. Denn was dem einen gefällt und was er für gut befindet, muss der andere noch lange nicht für optimal heißen. Fakt ist aber, dass Albert im Verlaufe seiner über 50jährigen Karriere mehr Auszeichnungen erhalten hat, als zehn andere Künstler miteinander inklusive eines Grammys. Und um mich auch hierbei zu wiederholen; sein Stück ‚I’m A Country Boy’ hat die Art des sogenannten finger pickin’ Guitar playing new definiert. In der Tat wird dieses Stück Musik auch heute noch am Musician’s Institute in Kalifornien als Prüfungsstoff verwendet, denn es enthält eines der schwierigsten und schnellsten Gitarren Soli aller Zeiten. Selbstredend, dass dieses Stück immer mit dabei ist, wenn sich Mr. Lee auf eine weitere Tournee begibt. Eine Show ohne ‚Country Boy’, das wäre in etwa so, als wenn die Rolling Stones ein Konzert ohne ‘Satisfaction’ absolvieren würden, oder bei AC/DC  kein ‚Hells Bells’ auf der Setliste stünde. Aber jegliche Bedenken sind hierbei unbegründet. Denn der Country Boy begleitet den, inzwischen 69jährigen Ausnahmemusiker wie sein exzellenter Ruf und seine Lesebrille, ohne die er im daily Life so ziemlich aufgeschmissen wäre. Auf der Bühne braucht er diese aber nicht, denn die sechs Saiten spielt er ohnehin wie aus dem Ärmel geschüttelt. Nach wie vor beehrt uns Albert Lee (und ums zum 150sten Mal zu wiederholen – nicht zu verwechseln mit Alvin Lee von Ten Years After) einmal im Jahr mit seiner englischen Truppe Hogan’s Heroes. In München hier ist das wie immer der 
Rattlesnake Saloon, den er früher an zwei Abenden, inzwischen sogar an drei Terminen so gut wie ausverkauft.


Unser
Rattlesnake, das Mekka und der Meeting Point für Münchens Country- und Western Fangemeinde hat sich wieder mal auf den Höhepunkt des Jahres eingerichtet und herausgeputzt für die Gäste, die sich sowieso jedes Jahr aufs Neue  hier einfinden, um von Alberts hoher Kunst des Gitarre - Spielens per Ohrenweide zu profitieren. Warum auch ich immer wieder, und nur selten mal, so wie im vergangenen Jahr, mit einem Aussetzer, antanze, hat nicht nur zum Grunde, dass es schlicht und ergreifend nach wie vor sehr gut ist. Sondern es stellt sich im Verlaufe all der Jahre altersbedingt natürlich zunehmend die Frage, ob es denn auch 12 Monate später wieder eine Neuauflage geben wird.  Aber don’t worry, noch ist Albert fit wie eine Halbtriathon Birkenstock Sandale im Sprint zum Nordpol begriffen, was seine spielerischen Künste betrifft. Klar doch, so was verlernt man nicht mehr. Allerdings hat er schon angedeutet, dass er sich jetzt auch eine Band zu Hause in Amiland gesucht hat, damit er nicht mehr so viel reisen muss jetzt im Alter. Ups, Albert, du willst uns doch nicht untreu werden?!! Keine Bange, sein alljährliches Stell-Dich-Ein will er bis auf weiteres nicht aufgeben, jedenfalls solange es ihm die Gesundheit erlaubt. Nur den Rest der Jahres möchte er zukünftig etwas kürzer schalten. Aber ich denke, das hat er auch verdient.
Seine Auftritte unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander, jedenfalls was die mit Hogan’s Heroes, die wir hier in Germany bzw. Europa zu sehen und zu hören bekommen, betrifft. Er bedient sich alter Klassiker, wie zum Beispiel die, der Everly Brothers, jenem Duo, in dessen Band er einst mitgespielt hatte. Er gedenkt Emmilou Harris und Elvis. Und sämtliche Bandmitglieder in Hogan’s Heroes – das wären nach wie vor Gerry Hogan (Steelgit), Peter Baron (Drums/Voc), Brian Hodgson (Bass7Voc) und Gavin Povey (Piano/Voc)  steuern ihr Schärflein mit bei, anhand des einen oder anderen individuellen Stücks.

 


Country Boy


Sagen wir mal so, Albert Lee & Hogan’s Heroes bieten eigentlich nichts neues, wenn sie Jahr um Jahr wieder kommen, aber dafür bekommen wir höchste Qualität an Musikalität sowie solide, gute Unterhaltung serviert, so wie immer und jedes Jahr immer wieder und wieder und hoffentlich auch im nächsten März wieder. Viel weiter denken wir momentan gar nicht und sind unsererseits froh und dankbar, dass wir einmal mehr den Country Boy genießen durften. – Was bleibt also last but not least zu sagen, außer: Albert komm wieder, hörst Du, wir brauchen dich noch !!!!
http://www.albertleeandhogansheroes.com/


Man ist immer noch so jung wie man sich fühlt
Und der Siebziger im nächsten Jahr der wird gefeiert