’Das Leben ist nur ein wandelndes Schattenbild’ hat schon William Shakespeare anno dazumal zitiert. Und damit hat der olle Willy auch den Nagel auf den Kopf getroffen, nicht nur was das allgemeine, mehr oder weniger triste Dasein unserer Rasse angeht, sondern auch was unsere Nachtschattengewächse aus Baden - Württemberg betrifft. Diese schlüpfen denn auch alle Jubeljahre aus ihrer Twilight Zone, um sich, nicht nur immer wieder neu zu erfinden, sondern auch um uns mit ihren Rauch-und Ösl-geschwängerten Dämmer-Philosophien einmal mehr zu beglücken. Überhaupt scheint Obergrufti Mozart ein zartbesaitetes Faible für unseren Alpenstaat zu hegen, deshalb auch die Namensadoption  von Österreichs Nationalstolz Wolferl aus der Salzburger Getreidegasse.  Aber während letzterer schon seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts für Furore – auch postum von Cumulus Wolke Nr.7 aus sorgt, schwingt unser quicklebendiger Amadeus hier, gerade erst mal seit 21 Jahren seinen imaginären Zauberstab. .


Verglichen mit dem berühmteren Namensvetter macht sich das wie ein Augenaufschlag  in Music History aus. Wenn man den Gürtel allerdings etwas enger schnallt und sich auf die gegenwärtige Situation in der musischen Branche konzentriert, (Anm: bei deren Studie Wolferl aus Salzburg heute wahrscheinlich einen Purzelbaum schlagen würde) ,  dann sind mehr als zwei Dekaden für eine Band bereits ganz beachtlich. Hinzu fügen sollte man vielleicht noch, dass Umbra Et Imago hauptsächlich Mozart der Zweite sind, bzw. er Umbra Et Imago ist. Denn in kaum einer anderen Combo hat in dieser, eben genannten Zeitspanne so ein reger Besetzungs-Wechsel stattgefunden, wie bei Mozis Partykapelle des 20. und jetzt 21.Jahrhunderts. Aber da im Endeffekt er selbst der Fokus allen Geschehens ist, vielleicht noch mit Ausnahme von Zauberfee Madeleine Le Roy, was den darstellenden und visuellen Unterhaltungs-Aspekt angeht, hat jener Umstand niemals und zu keiner Zeit für gravierende Veränderung im musikalischen Klapperskelett gesorgt. Trotzdem will ich die, für Live Konzerte doch unerlässliche instrumentale Untermalung nicht außen vor lassen. Und diese lauscht auf die Namen Sascha “Sushi” Dannenberger (Git), Freddy Stürze (Git), Erwin Schmidt (Bass) und Lars Lippa (Drums) die das Bildnis des Dorian Grey in spe auf dem Opferaltar da oben abrunden
Abgesehen von diesem Eingangs Prolog handelt es sich bei der heutigen Zauberflöten Inszenierung  von Umbra Et Imago um eine sogenannte U 18 Show. Und diejenigen unter Euch, die bei Mozarts Ensemble und dessen  darstellerischen Eigenkompositionen bereits in den Neunzigern dabei sein durften, die wissen, wovon ich hier spreche. Aber ich vermute mal, wir werden alle älter und demzufolge auch etwas gesetzter, und Figaros erotisch-ausschweifende Hochzeit nach dem Motto ‚Cosi Fan Tutte’ (so machen es - (ohnehin) - alle)  hat sich inzwischen in eine kleine Nachtmusik mit nur wenig-verbliebenen amourösen Alegri verwandelt. Teilweise mag diese Veränderung in Sachen erotischer Künste sicherlich auf eine Laune unseres Neuzeit - Mozarts zurückzuführen sein. Aber andererseits macht die Verharmlosung nackter Tatsachen sicherlich auch allgemein das Leben etwas leichter in Hinsicht auf etwaige Zwänge unserer durchschnittlich-konservativen Mittelklasse Gesellschaft.
                                          

Nun denn, der Gottesdienst kann beginnen, nachdem bereits ein Vorkoster bzw. Schmarotzer, im altgriechischen auch als (Herz)Parasit bekannt, die Seelen der anwesenden, vornehm-dezenten Gothic Gesellschaft zu erobern versucht hat. Jene wiederum hat offensichtlich einmal mehr ihre Festtags-Gewandung aus dem Mottenschrein geholt und entstaubt. Und so tummelt sich hier im Backstage Sarkophag Frankensteins Ur-Urenkel (PS: nicht zu verwechseln mit Frank Zanders Zombie-Heini) Draculas Schwiegertochter und Mr Jekyll und Dr.Hydes legitim-direkte Nachkommen.
Die Adams Family ist ebenfalls zugegen, nur der Herr mit Anzug und Kneifer ganz hinten sticht etwas heraus aus der
Haute-Volée der Möchte-Gern Untoten.


Bingo, denn nach kürzester Zeit wird jener Gentleman, der übrigens auf den vielschichtig-theatralischen Namen Lex hört, vom Chef unseres Schattentheaters persönlich von der Empore herab begrüßt und zu sich nach oben ins Serail entführt bzw. zitiert. Nicht weiter verwunderlich, so kennt man sich doch in Kollegenkreisen, und Konkurrenz wird zum Fremdwort. Brüderlich vereint da oben, plädiert man lautstark-schmetternd dafür, dass die Welt noch lange nicht untergeht. Und alles singt mit im Menuett in C-Moll.

Anschließend ist Don Giovanni von Megaherz wieder gnädig in die werte Zuschauerschaft entlassen und wird wieder zum Herrn mit (Kneifer) – und der Herr, der sagt nichts mehr. Weiter geht’s mit dem Kriminaltango in unserer Taverne hier. Und diese ist inzwischen rauchgeschwängert, nicht zuletzt dank Mozarts zärtlich-gnädiger Huldigung an die, ach so wertvoll-ungesunde Tabakpflanze, die auch Jacky Brown und Baby Miller im Publikum nur allzu sehr zu schätzen wissen. Und  sie tanzen einen Tango und trinken zwei Manhattans, nun, in unserem Fall sind das wohl eher ein paar Bier, Marke Augustiner Edelstoff oder Paulaner Hell, während die Königin der Nacht ihre Flügel theatralisch schwingt und beweist, dass nicht alle runden Tatsachen dem Gesetz der Schwerkraft unterliegen müssen.


Ihr Chorgesang übt sich in distinguierter Zurückhaltung, da allein schon die elfenhafte Erscheinung dazu tendiert, Mozart den Rang als Kapellmeister streitig zu machen. Nun, bis zur vollendeten Entfaltung der berühmten Rache-Arie kommt es nicht, denn das würde hier einen
Tonumfang über zwei Oktaven, vom f1 bis zum f3 erfordern. Gott sei Dank ist in Umbra Et Imagos Gesamtwerk kein Kolloraturgesang enthalten, denn jener könnte bei Unverständnis auch als Schuss nach hinten losgehen.
Dafür sorgt Mozarts kräftiger Bariton für die Unterstreichung nackter Tatsachen in einem finalen Traum mit sehr viel Herzblut und hält zusätzlich eine Sonntagsandacht. Star-Figaro Udo Waltz hätte hier zudem seine helle Freude mit Mozarts haariger Vielfältigkeit, wobei sich diese im Verlauf der schattig-gothisch-angehauchten Neue-deutsche-Härte Oper zusehends verdünnisiert.




Aber Verwandlungen sind ohnehin das A und O eines Umbra Et Imago Singspiels, ohne jene, die Erwartungshaltung der werten Zuhörerschaft nicht befriedigt werden würde. Und so wird der Opus Magnus trotz nunmehr, sexuellem Minimalismus würdevoll von den Unsterblichen da oben zum finalen Orgasmus abgerundet, dem letzten seiner Art mit Hilfe von (Gott hab’ ihn selig) Falco und seinem, ebenfalls unsterblichen ‚Rock Me Amadeus’. – Idomeneo geht nach Hause mit nachhaltiger Auswirkung auf dieses kleine Kammerkonzert, dessen Kriminaltango hiermit zwar beendet, - aber sicherlich noch nicht vorbei ist, und die Unvollendete findet irgendwann eine Fortsetzung....



Und wie war das noch gleich? – er war ein Superstar, er war so populär, er war so exaltiert – er hatte Flair usw usw. – Tja, das trifft wohl auch für Mozarts heutigem Namensvetter zu, bis auf, nun, das mit dem Superstar, daran muss wohl noch ein wenig gearbeitet werden. Aber abgesehen davon kann man unsere zwielichtigen Gemälde gut und gern als feste Institution in goood ol’ Germania bezeichnen. Und alles andere..... na ja, wie hat Wolferl Amadeus anno 1792 lt. Köchelverzeichnis 382c gemeint: „leck mich am Arsch“  ! .... und in alle Ewigkeit Amen ...
J)))))

http://www.umbraetimago.de/


PS:
Falco freut sich sicherlich über den weiteren Lebenserhalt
seines Klassikers


....und er lässt auch grüßen

(beide wurden beim letzten Wien Besuch 2010 höchstpersönlich von mir besucht
am Zentralfriedhof  &  am  St.Marzer Friedhof, dort wo Mozart tatsächlich begraben liegt)
Für weitere letzte Ruhestätten von berühmten Kollegen  - bei Interesse