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Es ist Sonntag Abend, und das Timing ist nicht wirklich optimal. Denn zum einen verleitet einmal mehr das Wetter nicht unbedingt das heimelige Wohnzimmer zu verlassen. Und zum anderen, heißt es am nächsten Morgen wieder früh aufstehen, um eine weitere Arbeitswoche zu beginnen. Und so sind es einmal mehr nur wenige Zaungäste, die sich im Village eingefunden haben, um diese Supergroup, und so kann man sie dem Können nach, wirklich bezeichnen, auszukundschaften. Aber Vorsicht! Denn genau jene Art von Perfektionsmusikern kann einem unter Umständen sehr viel Musikverständnis abverlangen. Das Problem ist oft, dass jene Super-Talente selbst oft gar nicht bemerken, wie sehr sie sich in schwierigste musikalische Kapriolen hinein verkleistern. Was sie selbst noch als relativ easy empfinden, ist für manchen Freund musischer Künste mehr als nur ein Buch mit sieben Siegel. Und die Gefahr ist groß, dass einige unter uns total überfordert sind mit den verschlungenen Tonkonstruktionen, deren Key Note und Rhythmus sich ständig neu erfindet. – Stutzig wird man bereits, wenn man Vernon Reids Space Shuttle vor der Show betrachtet. |
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So nenne ich seinen Gitarren-Pedal Wald am Boden, sowie das daneben situierte Pult mit zig Schaltern und Knöpfen samt dem Laptop. Damit erzeugt unser 2facher Grammy-Gewinner die exotischste Ton DNA jenseits des Jupiters, die sich mitunter verselbstständigt in zig Spektral-Schallwellen. Was bei Living Colour aber noch in straighte Funkrock Songs übergeht, das artet hier in komplex-verschlungene Sound-Experimente aus. Bei Bassist Jamaaladeen Tacuma fällt dieser Umstand nicht so sehr auf. Denn er begnügt sich, zumindest hier im Village mit einem Instrument, genauso wie Drummer Grant C.Weston. Trotzdem zeigen auch diese beiden Herren anhand einiger bemerkenswerten Einlagen ihren brillanten Quantensprung zwischen sämtlichen Halbtönen im Normal-Frequenz-Bereich. |
Im Ganzen betrachtet entpuppt sich der Auftritt hier als, wie soll ich es am besten beschreiben? – ganz spezielle Art der Performance. Es handelt sich dabei fast um ein instrumentales Gesamtepos und keine einzelnen Songs, bis vielleicht auf die letzten 2-3 Stücke. Und so ist auch der Anfang des hier verlinkten Videoclips einfach irgendwo mitten drin angesetzt und hört auch undefiniert wieder auf. Es gilt hierbei lediglich eine Vorstellung zu erhalten, was es mit der Musik auf sich hat. – Nein, und wir sind hier nicht bei
Dream Theater und Konsorten oder gar King Crimson.
Die Free Form Funky Freqs üben eine sehr unkonventionelle Art
der Performance aus, eine die aus Free Jazz und Fusion mit Funk- und
Rockelementen besteht, eine für die man ein Musikverständnis
aufbringen muss, das über das des Otto Normalkonsumenten weit hinaus geht,
sofern man das überhaupt vermag, eines das schlicht und ergreifend von
der Erde bis zum Andromeda Nebel reichen muss. Trotzdem gelingt diesen
drei musikalischen Aliens das Kunststück, dass ihr Gesamtwerk
keineswegs langweilt oder überstrapaziert, zumindest tut es das bei mir
nicht. Im Gegenteil, die etlichen Breaks und Key Wechsel lassen dieses
Epos wie eine experimentelle Achterbahnfahrt anmuten, wo man bei jeder
einzelnen Kurve nicht weiß, ob’s gleich
steil nach oben oder senkrecht nach unten geht, wenn Ihr versteht
was ich meine. Und das macht diese musikalische Gradwanderung im Prinzip
sehr spannend. Ca. Zwei Stunden dauert das opulente Gesamtwerk von drei First
Class Musikern, die sich hierbei so richtig nach ihrem eigenen Geschmack
austoben. Allerdings birgt genau das die Gefahr, dass es eben für so
manchen durchschnittlichen Musikfan schon an höhere Mathematik grenzt
und demzufolge auf Unverständnis stößt. Aber für diejenigen, die
wissen was sie bei einem Auftritt von den Free Form Funky Freqs
erwartet, kann dieser Egotrip zu einem Erlebnis werden, dem man noch so
einige Zeit nachhängt. Deshalb auch das letztendliche Fazit: Operation
gelungen, Patient halbtot oder auf wundersame Weise geheilt. |
Offstage Schnappschüsse
im Diary |