Nein, und heute ist kein Fussball angesagt oder anderweitiges, attraktives Event. Und trotzdem sind bei diesem Herrn aus San Antonio Texas noch weniger Zuschauer, als einen Tag vorher bei Kofi Baker, wo man die karge Zuhörerschaft zumindest noch auf eben König Fußball schieben konnte, der da dank Champions Liga Halbfinale die meisten Einwohner Münchens vor dem Fernseher festhielt. Jetzt einen Tag später gibt’s aber keinen Excuse mehr für irgendetwas in der Art oder anderem. Und die einzige Begründung für ein so leeres Haus, ist lediglich die, dass die breite Masse diesen Namen noch weniger kennt als die Identität vom Mann im Mond. – Dabei besagt die official Website, dass Neal Black zu den einflussreichsten Bluesrockern der letzten 30 Jahre gehört. Nun, ich denke mal, das sei dahin gestellt und eine Sache der Auffassung. Denn was nutzt der größte Einfluss, wenn kein Wüstenfloh jenseits des großen Teichs jemals von diesem Musiker gehört hat, außer vielleicht den, ohnehin viel zu wenigen Die Hard Blues Fans. Aber was soll’s. Unsereins lernt ja immer gern dazu und auch mal was neues kennen. Denn die üblichen Verdächtigen, die inzwischen nicht nur einmal sondern auch zwei oder drei Mal im Jahr wieder kehren um aufzuspielen, haben wir ohnehin schon bis zum saufüttern live on Stage gesehen. Und deshalb ist der Abstumpfungsfaktor nicht unerheblich. So aber gibt’s einmal mehr was neues auf die Ohren und fürs Gemüt. Und ich lasse mich gern überzeugen, dass es sich beim  heutigen Künstler um ein weiteres noch nicht anerkanntes Juwel in unseren Breitengraden handelt.


Vielleicht ist Neal Black deshalb vor geraumer Zeit von Texas USA nach Europa, genauer definiert nach Südfrankreich gezogen, weil er erkannt hat, dass das wahre Potential von Bluesrock eben hier am alten Kontinent liegt und nicht mehr dort, wo jener eigentlich seine Wurzeln aus dem Gospel entwickelt hat, der wiederum irgendwann vor langer Zeit von Afrika nach Amerika eingewandert war. Es heißt ja nicht umsonst, die Wiege der Menscheit, also folglich auch deren Musik liegt in Afrika. Aber genug referiert an dieser Stelle, denn sonst würde unsere Review hier 1) jeglichen Rahmen sprengen und 2) die eigentliche Thematik hier verfehlen, nämlich die Live Kritik des Münchner Konzerts von Neal Black in der Garage, und das an einem Donnerstag Abend. Nebenan vor der Theaterfabrik (selbes Gebäude) stehen bereits die Nightliner von den Manic Street Preachers, die erst einen Tag später gastieren, aber noch einen freien Tag genießen. Allerdings verschmeiße ich meine Idee wieder, die Brüder wachzurütteln in ihren Kojen, um sie zum Besuch der Neal Black Show zu animieren. Denn der ganze Konvoi macht eher den Anschein, nach dem Motto: bitte nicht stören. Also heißt es noch eine Weile warten und hoffen, dass sich doch noch der eine oder andere verlorene Zaungast einfindet. Aber sehr viel mehr ist leider nicht drin.
Also beginnen Neal Black & The Healers ihr zweigeteiltes Set so gegen 20.30 Uhr. Begleitet wird der Meister übrigens von
Kris Jefferson (Bass) und Vincent Daune (Drums) und einem Keyboarder, der überall woanders hingehört als hier in einen kleinen Club in Intimatmosphäre. Ehrlich gestanden, ich weiß nicht, wer mir besser gefällt, Neal Black mit seine Whiskey-geschwängerten Guitar Riffs oder der fast schon überirdische Tastenzauber. Beeindruckt hat mich mit Sicherheit letzteres noch eine Spur mehr.


Die Healers bieten uns ein buntgemischtes  Programm, querbeet durch die Black’sche Discography, beinhaltet aber auch Coverversions, wie zum Beispiel ‚Who Do You Love’ von  Bo Diddley –Gott hab ihn selig. Übrigens darf man die hier gezeigte Setliste nicht ganz so wörtlich nehmen. Denn auf der steht so ziemlich das komplette, von der Band einstudierte Reportiere. Aber jenes von A bis Z durchzuackern, würde wahrscheinlich die halbe Nacht beanspruchen.


Wie Neal im Interview erklärt, wird diese Liste jedes Mal wieder neu durchgemischt wie ein Kartenspiel und spontan, je nach Laune performt. So kommt auch bei der Band nie Langeweile auf, die das jeweilige Arrangement mit viel Groove noch mehr Gefühl wider gibt. Und selbstredend erhält jeder seine Soloeinlage, die in der Tat beeindruckt, aber keineswegs zu lange dauert. Der Spirit von Robert  Johnson liegt in der Luft und hält sich die Waage mit der Erinnerung an Mississippi John Hurt. Und Künstlern wie Neal Black ist es zu verdanken, dass jene Ikonen des Blues aus längst vergangenen Tagen noch nicht ganz vergessen sind. Dafür aber kämpft er heute ums Überleben des Blues, damit dieser nicht irgendwann doch noch im Meer der Bedeutungslosigkeit versinkt.
Die Zeiten ändern sich eben, und in dieser Musikrichtung ganz besonders....traurig aber wahr!
http://www.nealblack.net/


aufs Foto klicken unten für einige Statements von Neal Black
(streaming Audiofile via WMP)