Sodala jetzt hamma wieder einen dieser Tage, wo sich einmal mehr die Gelegenheit bietet, zwei Veranstaltungen an einem Abend mitzunehmen. Und wie schon des öfteren erklärt, gelingt dieses Unterfangen nur aus dem Grund, dass beide Veranstaltungsstätten quasi nebeneinander liegen, und der Fußweg von einer Tür zu anderen gerade mal 30 Sekunden dauert. Das einzige Risiko bei einem solchen Unterfangen sind die Beginnzeiten. Vor allem wenn man als Bildberichterstatter unterwegs ist und zur Ausführung seiner Tätigkeit gerade mal die zeitliche Länge von den ersten drei Musikstücken zur Verfügung hat um seine Aufgabe zu erfüllen. Wenn da natürlich in den beiden Hallen die Bands, vor allem die Headliner gleichzeitig durchstarten, dann wird’s schwierig. Von den Supportbands sprechen wir hier gar nicht, denn die sind mit viel Glück, ohnehin nur bruchstückweise mitzunehmen.
Also let’s start mit dem abendlichen Ablauf, der mit einem kleinen Plausch mit Epica Gitarrist Mark Janson beginnt, den wir übrigens wegen der, inzwischen nicht unbeachtlichen, Lautstärke im Gebäude draußen  an einer Bahnschranke absolvieren, wo noch die friedlichste Atmosphäre herrscht. Tja - für alles gibt’s ein erstes Mal. Und geklappt hat’s hervorragend. (siehe ganz unten).

Anschließend komme ich gerade rechtzeitig zum Fotograben, um Epicas zweite Supportband Xandria zu fotografieren. (Anm: der Opener ‚Voice Of Destiny’ ist mir leider aus obigen Gründen entgangen) -

Anschließend komme ich gerade rechtzeitig zum Fotograben, um Epicas zweite Supportband Xandria zu fotografieren. (Anm: der Opener ‚Voice Of Destiny’ ist mir leider aus obigen Gründen entgangen) -
Festzuhalten ist auf alle Fälle die Tatsache, dass es sich bei diesem Dreier-Paket um das, derzeit sehr beliebte und gängige Model handelt: Heavy Metal meets weiblichen Koloratur-Gesang, nun ja so in etwa, allerdings ist keine Königin der Nacht dabei, wenn Ihr versteht was ich meine. Und leider drängt sich einem umgehend der Gedanke auf, dass diese Stilistik von den – sozusagen – Erfindern jenes Genres, Nightwish  abgekupfert worden ist. Auch wenn dies von all diesen Nachfolgebands wie etwa Within Temptation, Delain, oder so wie hier von unseren drei Partizipanten vehement bestritten wird. Also lassen wir die Urheber-Wurzeln einmal außen vor, sonst werden nur unnötig Funken ins Getriebe gespritzt.
Xandria haben sich auf alle Fälle schon einen Sanktus gesetzt im Laufe der Jahre. Auch wenn die Band gerade ihr Aushängeschild bzw. die Frontmodel nicht nur einmal ausgewechselt hat in der Vergangenheit. Das momentane Symphonic Metal Laufsteg Beauty hört auf den Namen Manuela Kraller und ist seit 2 Jahren mit im Kahn. Selbstredend unterliegt auch sie dem, in dieser Kategorie üblichen Dresscode – schwarz meets noch schwärzer samt Mieder und Netzstrümpfen, auch wenn der Oberschenkelumfang nicht unbedingt dem einer Claudia Schiffer und Konsorten entspricht. Aber das spielt Gott sei Dank nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es die musikalische  Präsenz und das dazupassende Ambiente, dass hier auf die ca. 800 Fans Eindruck schinden soll. Tut es auch in gewisser Art und Weise, wobei ich mir nicht sicher bin, ob dieser Zuspruch eher auf die Darbietung oder mehr auf die Attraktivität von Miss Kraller gemünzt ist.

Erwähnen sollte man noch den Umstand, dass Nils Middelhauve sich immer noch von einer Verletzung an einem Finger erholt und er bei dieser Tour durch Fabio D’Amore (Serenity) ersetzt wird.
Leider ist mir nach dem Photoshooting nur noch eine kurze Frist vergönnt, um mich an Xandrias Darbietung zu ergötzen, bevor ich gezwungen bin die Fronten zu wechseln. Der allgemeine Eindruck ist so so la la, nicht allzu schlecht, aber auch nicht einzigartig brillant. Aber wie gesagt, die Zeit ist zu kurz, um mich darüber in eine noch längere Debatte auszulassen.

http://www.xandria.de/

Zeit wird’s die Fronten zu wechseln vom Backstage Werk zur kleineren Halle, die mit geschätzten 300 Gästen gefüllt ist. Es können auch einige mehr oder weniger gewesen sein. Dort beendet gerade die Freilassinger Supportband ‚Cyring’ ihren Einstand und das was ich noch so am Rande mitbekomme, ist gar nicht mal so übel.


Hier paart sich eine recht passable Musikalität mit sehr viel Spielfreude und Motivation. Und so was lässt die Funken, wie man so schön formuliert, immer springen. Ich hoffe, ich habe in nicht allzu ferner Zukunft noch einmal die Chance diesen Fünfer ausführlicher zu studieren live on Stage, um mir bei der Gelegenheit dann ein, noch aussagekräftigeres Bild von ihnen zu machen. In der Zwischenzeit kann ich nur den Rat erteilen, merkt Euch mal den Namen dieser heimischen Rockband, um sie bei nächster Gelegenheit näher ins Auge zu fassen. Infos gibt’s vorläufig unter
http://www.cyring.com/ 

Kissin Dynamite hingegen, die im schönen Reutlingen wie eine neue Venus am Rock’n’Roll Himmel hervor gegangen sind,  sind mir indessen keine Unbekannten mehr, so waren sie bereits als Supportact hier in München live on Stage zu bewundern.


Und damals waren sie noch fast Kinder, gerade mal der Pubertät entsprungen. Auch heute zählt der Älteste von ihnen gerade mal 21 Jahre, trotzdem kann man sie inzwischen bereits als, fast schon alte Hasen bezeichnen mit bislang drei veröffentlichten Alben. Das jüngste Werk ‚Money, Sex & Power’ hat gerade eben das Licht der Welt erblickt. Fast könnte man Kissin Dynamite als die Reinkarnation von Bands wie Mötley Crüe und anderen Glamrockern der glory Eighties bezeichnen, sowohl was ihre Optik angeht als auch die Musik, - eine Musik, die es schon gegeben hat, bevor einer der Knaben dieser Band das Licht der Welt erblickt hat. Sprich, hierbei handelt es sich keinesfalls um eine neue Innovation oder um etwas Außergewöhnliches. Trotzdem haben es die Baden Würtenberger geschafft, sich aus dem Dschungel unzähliger anderer deutscher Hardrockbands frei zuschwimmen. Ob das jetzt an einer genialen Marketing Strategie gelegen hat, einer außergewöhnlichen  Präsenz oder einfach nur Glück war, das entzieht sich meiner Kenntnis. Auf alle Fälle ist der Name inzwischen Programm und zum Begriff in hardrockenden Fankreisen geworden. Und jetzt sind sie zum ersten Mal in eigener Mission unterwegs um sich selbst noch eindrucksvoller vorzustellen und natürlich auch, um die neue Scheibe zu promoten. Und so attackieren Kissin Dynamite, die ihren Namen übrigens einem AC/DC Titel entliehen haben, - den Thron da oben, dass sich sämtliche Nägel im Metall biegen. Beeindruckend sind auch die antiquierten und jetzt wieder in Mode gekommenen elektrifizierten Wischmob-Frisuren, bei denen es mit Sicherheit mindestens 10 Dosen Haarspray – extra stark – benötigt hat, um jene so in Form zu bringen. Auch hier gilt, der jugendliche Elan ist ansteckend, und unser Front-Paradiesvogel Johannes lässt kein Klischee aus, um sich ins rechte Licht zu rücken. Bruder Andre an der Gitarre ist der Einzige im Bunde, der seine langen Locken geopfert hat und sich für einen flotten Kurzhaarschnitt entschieden hat. Steht ihm aber ausgesprochen gut. Und mit nacktem Oberkörper bedient auch er sein Instrument bereits wie ein alter Showhase, der mit seinem Selbstbewusstsein Ping Pong spielt.


Kissin Dynamite klingen keinesfalls treu deutsch, sondern sehr international. Und vielleicht ist es ja genau dieses Geheimnis, das sie auf der Leiter des Erfolgs einige Sprossen höher hat klettern lassen. Sagen wir so: noch sind wir keine Superstars, nur um das nicht in den falschen Hals zu kriegen. Aber die Band ist auf dem besten Weg dazu sich auch auf internationaler Ebene zu etablieren. Und seit der Schulstress und alles was damit zu tun hatte, abgeschlossen ist, steht der Eroberung des restlichen Globus nichts mehr im Wege. Es bleibt eigentlich nur die Frage, inwieweit dieses Dejavu der 80er Glamrock Zeiten noch anhalten wird. Aber im Grunde genommen muss man Kissin Dynamite einfach gern haben, denn kaum eine deutsche Band  geht ihre Sache mit so einer sympathischen Unbekümmertheit an, wie sie. Und deshalb wünsche ich ihnen auch weiterhin alles Gute auf ihrem Weg, ein wenig Glück und vor allem viel Ausdauer und Durchsetzungsvermögen, damit sie eben nicht in Kürze zu den, ach so vielen Rock’n’Roll Casualties gehören, denen dank Zeitgeist, Wirtschaft und bad luck nur eine kurze Episode in diesem Business beschieden war und ist. In ein paar Jahren reden wir weiter......
http://www.kissin-dynamite.de/de/

Leider geht sich auch hier die ganze Palette der Show nicht aus, und ich muss erneut die Fronten wechseln wieder zurück ins Werk, wo soeben Epica zum Appell pfeifen. –


10jähriges Jubiläum feiern die Niederländer in diesem Jahr, kaum zu glauben, wie rasch die Zeit vergangen ist. – 10 Jahre während der sieben Studioalben, ein Livealbum, acht Singles und zwei DVDs entstanden sind. Sprich, wir haben es hier bereits mit einer nicht unbeachtlichen Diskographie zu tun, die den Backkatalog von Epica ziert. Auch hier bestimmt eine weibliche Figur das Geschehen. Wobei es sich hierbei um die 27jährige Simone Simmons handelt, die anno dazumal zusammen mit ihrem ehemaligen Freund Mark Janson Epica aus dem Taufbecken hob. Und nicht nur sie, sondern auch Gitarrist Mark, inzwischen 34 Jahre jung, ist nach wie vor in der Combo und stellt quasi den musikalischen Kopf der Gruppe dar. Er war es auch, der mir vor der Show die Band Philosophie im persönlichen Plauderstündchen auseinander dividiert hat. Und genau wie schon vorher bei Xandria, dominiert die weibliche Übermacht in Form von Simone, die Szenerie. Wobei sie mit ihren langen roten Haaren und der Topmodel Figur tatsächlich eine wahre Augenweide ist, vor allem für das männliche Fanklientel. Auch stimmlich steht sie ihren Kolleginnen von all den anderen, bereits erwähnten Gruppen ähnlichen Charakters in keiner C-Dur Kurve nach und zeigt, dass ihr Kehlkopf den, in diesen Kreisen, üblichen Goldschimmer besitzt. Und so zwitschert sich unser – gar nicht – Sleeping Beauty - durch das weitläufige Spektrum von Epicas bisherigen Schaffens und wird dabei durch Marks Metal Growl Bass unterstützt. Und das ist genau das Schema F, das auch Nightwish u.a. seit Jahren so und ähnlicher Art praktizieren. Deshalb liegt auch jene, oben schon angeeckte Vermutung des gegenseitigen abkupferns so nahe.
Priorität hat dabei vor allem selbstredend das neugeborene Baby ‚Requiem For the Indifferent’, das auf dieser Tour, dem aufmerksamen Zuhören und Die Hard Fans näher gebracht werden und getauft werden soll. Wobei letztere Apostel das Teil wahrscheinlich ohnehin blind gekauft haben.


Epica geben sich unheimlich publikumsnah und gehen mit ihrer Zuhörerschaft mitunter auf Tuchfühlung. So fordert Bassist Mark die Menge auf der, von sich aus gesehenen, rechten Seite auf per hey hey hey hey – die Stimmung noch weiter nach oben zu pushen, während der andere Gitarreo Isaac Delahaye auf der anderen Seite seinerseits zum mitgrölen animiert. Und es funktioniert tatsächlich, was wiederum der allgemeinen Stimmung hier drinnen, einen weiteren Schub nach oben versetzt.


Nun sagen wir mal so, Epica kommen ausgezeichnet an bei ihren Verehrern und Verehrerinnen., und dieses Spektakel entwickelt sich zu einem soliden Konzerterfolg. Ich für meinen Teil kann zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht mit Sicherheit sagen, bei welchem der beiden Events – Kissin Dynamite oder hier bei Epica die Post explosiver abgeht. Der Unterschied zwischen beiden Acts ist lediglich der, dass Kissin Dynamite einer alteingesessenen Rock’n’Roll Strategie folgen, einer, die seit den Achtzigern immer da war, einmal mehr, einmal weniger. Während Epica einem Trend unterliegen, der zwar jetzt schon so einige Jahre anhält, aber bei dem man nie sicher sein kann, ob er nicht irgendwann wieder aus der Mode gerät. Deshalb gilt, am besten jetzt in diesem Moment mitnehmen was geht. Vielleicht ist das morgen schon nicht mehr so einfach.
http://www.epica.nl/


Nachwort:
ich für meinen Teil mach’ kurz vor der Zugabe von Epica die Schotten dicht und verlasse das Geschehen und auch das ganze Gelände nach diesem Konzertmarathon. Ob das jetzt aus Ermüdungsgründen dank meines, doch schon etwas betagterem Alters geschieht, oder ob es schlicht und ergreifend der Tatsache zugrunde liegt, dass ich persönlich mit dieser Verquickung von Heavy Metal und weiblichem Operngesang  ein wenig auf Kriegsfuß stehe, lasse ich mal offen, denn das interessiert nun wirklich keinen Blumentopf. In meiner Rolle als objektive Beobachterin mit einem neutralen Urteil kann ich abschließend auf alle Fälle ein positives Resümee ziehen, nämlich dass beide Konzerte mit Sicherheit für alle teilnehmenden Parteien ohne Frage ein voller Erfolg war. Und das ist ja schließlich das wichtigste, oder hat da jemand Einwände? .... Amen!

Mark Janson von Epica
vor der Show draußen im Sonnenschein erzählt sehr charmant
so einiges über die Band und seine persönlichen Ansichten...
(streaming Audiofile via WMP - beginnt mit kurzem Musik Intro)
aufs Foto drunter klicken