Obwohl Stephen Marley bislang auf acht Grammys zurück blicken kann, hat er eines, im Gegensatz zu seinem Vater Bob, der niemals einen Grammy gesehen hatte, nicht, - nämlich den Kultstatus. Und das Manko eines solchen, liegt mitnichten an mangelndem Können oder nicht genug Ausstrahlung. Es ist schlicht und ergreifend die gegenwärtige Situation, die so etwas wie Kult-Figuren nicht mehr zulassen. Aber damals in den Sechziger Jahren, da war Bob Marley etwas ganz Neues und Innovatives in der allgemeinen, großen Musikwelt. Und Songs wie ‚Buffalo Soldier’ und ‚No Woman No Cry’ schrieben Musikgeschichte. – Außerdem soll Bob an die 40 Kinder gezeugt haben, allerdings nur vier, sowie ein adoptiertes Kind innerhalb seiner Ehe mit Rita. Stephen Marley ist der zweitälteste Sohn  aus dieser Beziehung nach Ziggy, und der ist heute mit seinen, inzwischen 40 Jahren bereits älter, als es sein Vater überhaupt geworden ist.


Übrigens Bob Marley ist nicht, wie oft angommen an Lungenkrebs verstorben, sondern das ganze Übel lag in einem, lange nicht diagnostizierten, schwarzen Melanom (Hautkrebs) Und ebenfalls heißt es, dass Bob nicht, wie öffentlich publiziert, auf dem Heimflug nach Jamaica verstorben ist, sondern im schönen Rottach Egern am Tegernsee in Bayern, wo er sich zu allerletzt einer Spezialbehandlung unterzogen hatte.
Mit seinen Voll-Geschwistern bildete Stephen später die Band Ziggy Marley & The Melody Makers und war damit relativ erfolgreich. 2007 erschien dann sein erstes Soloalbum ‚Mind Control.  Es folgten 2 Jahre später das ‚Mind Control – Akustik Album und im vergangenen Jahr kam ‚Revelation Part 1: The Root of Life’ heraus. Und wie schon oben vermerkt, erhielt Stephen genau für diese, gerade mal drei erschienen Scheiben sage und schreibe acht Grammy Auszeichnungen und steht somit an der Spitze der heutigen Reggae Musikszene.
Allerdings muss er hier in Europa noch kleinere Brötchen backen. Und anstatt riesige Freiluftarenen, ist es auf der momentanen Europa-Tour, unsere kleine, bescheidene Backstage Halle, die ihn als Gast begrüßt. Diese allerdings ist rammelvoll  bis zur allerletzten Rastalocke.
Zugegeben ich bin anfangs auch skeptisch, so hatte ich in der Vergangenheit eher wenig Erfahrung mit dieser musikalischen Gangart. Was aber umgehend auffällt beim Betreten des Clubs, ist die Tatsache, dass hier mitnichten eine Marihuana-Nebel-geschwängerte Atmosphäre herrscht. Im Gegenteil, Stephen Marley weist während seiner Show später sogar noch auf die Gefahr des kiffens hin. Und Dylirien wie sie seinerseits sein Dad oft auf der Bühne ausgelebt hatte, sind ihm ein Fremdwort. Er wird von einer ausschließlich schwarzen Band und zwei, ebenfalls schwarzen Background Sängerinnen begleitet. Und zwischendurch gesellt sich eine weiße australische Sängerin zu ihm auf die Bühne. Aber ehrlich gestanden, hab ich deren Namen nicht mitbekommen.



Stephens Repertoir umfasst sowohl eigene Songs als auch Stücke von seinem Vater. Wobei es gerade hier in Europa vor allem um den Wiedererkennungswert und den Mittanzfaktor geht. Sein Solomaterial ist bei uns hier weniger geläufig. Dafür aber kennen wir alle Daddys Mitgröhl Hymnen ‚Buffalo Soldier’ und ‚Jammin’ etc. 

Trotzdem entpuppt sich das Ganze entgegen meinen Befürchtungen weniger als Hardcore Reggae Konzert, sondern, dank der, oft poppigen Anleihen in Stephens eigenen Stücken als eine einzige große Party zum mitsingen, zum mittanzen und sogar zum abrocken. ‚Do You Like Reggae Music’ – ist Stephens Parole, die er gleich zu Beginn vom Stapel lässt, und jeder reißt die Arme in die Höhe. Und was dann folgt, ist ein Feuerwerk guter Laune, karibisches Feeling, heiße Rhythmen und der Spirit von Bob Marley, Gott hab ihn selig, schwebt über sämtlichen Münchner Dreadlocks.


Halleluja, wer hätte das gedacht, und ich und noch etliche andere hier, sind äußerst positiv überrascht von Stephen Marleys Show. Und eines steht fest, der, seinem Vater sehr ähnlich ausschauende Sprössling hat seine Grammys mit Sicherheit zu Recht erhalten. Auch wenn er nie zu der Kultfigur werden wird, die es sein Vater gewesen ist, aber er trägt das Erbe dessen, mehr als angemessen fort und steht ihm vor allem in nichts nach. Der einzige kleine Unterschied zwischen ihm und seinem Erzeuger ist halt: er lebt offensichtlich wesentlich gesünder als jener anno dazumal. Und so darf Bob Marley in seinem Sohn weiter leben, der einmal mehr versucht, uns Europäer noch eine Spur mehr für Rastafari und den Reggae zu begeistern. Das Resultat ist: in München hat er es dieses Mal auf alle Fälle geschafft. 
http://www.stephenmarleymusic.com/