’Bury My Heart On Wounded Knee’ -  kein anderes Buch beschreibt das Ende der nordamerikanischen Indianer im Jahr 1890 im Bundesstaat South Dakota, treffender, als das von Dee Brown. South Dakota liegt am Rande der Südstaaten in den USA. Und heute, 122 Jahre nach diesem letzten Aufbäumen und anschließenden Massaker, erinnern nur noch ein Denkmal und die überlieferten Geschichten der Alten an jene schicksalhaften Vorkommnisse. Bereits einige Jahre vorher wurde die Sklavenhalterei offiziell abgeschafft, Präsident Lincoln ermordet und die Sezessionskriege  zwischen Yankees und Rednecks fanden ein Ende. Daneben regierten der Voodoo Kult, der Kucklux Clan und der Blues und Gospel, der von New Orleans bis in die Everglades sein zu Hause hatte. Und aus alledem entwickelte sich irgendwann im 20. Jahrhundert zwischen Atlanta, Georgia und Jacksonville Florida der Southern Rock, dessen Nummer Eins Zugpferd auch nach mehr als 40 Jahren, noch Lynyrd Skynyrd heißt. Und fast scheint es so, als ob diese Band, die sich selbst so treffend: ‚Die Letzten einer aussterbenden Rasse’ bezeichnet, ebenfalls unter dem Bann eines Voodoo Fluchs festgenagelt ist. Erinnern wir uns an den Flugzeugabsturz anno 1977,  bei dem bekanntlich die Hälfte der Band ums Leben kam. Aber andererseits war es genau jenes schreckliche Vorkommnis, dass der Band zum Kultstatus verhalf. ‚Free Bird’ wurde neu aufgelegt, und als Bonustrack auf dem Album ‚Street Survivors’ mit drauf gepackt, und avancierte von einem mittelprächtigen Albumtrack zu ‚der’ Südstaaten Hymne Nummer Eins, die sie auch heute noch ist.  Die LP selbst, erschien posthum und schoss wie eine Rakete in die internationalen Charts. -


Da 3 der Bandmitglieder kurz vor VÖ dieser
Scheibe ums Leben gekommen waren, änderte man 
das Cover und ließ die Flammen weg. 

Trotzdem lagen Lynyrd Skynyrd anschließend fast exakt 10 Jahre tiefgefroren auf Trockeneis, bis sich Gary Rossington und Johnny Van Zant der jüngste Bruder des verstorbenen Sängers Ronnie Van Zant entschlossen, dem Flagschiff des Southern Rock neues Leben einzuhauchen und das ganz ohne Voodoo Magic. Seitdem sind weitere neun Alben erschienen (Nummer Zehn kommt in Kürze) und vier weitere Bandmitglieder verstorben. Und so bleibt letzten Endes nur Gitarrist Gary Rossington, als einzig Überlebender des Original Line Ups übrig, der die Südstaatenflaage noch hochhält. Ihm zur Seite, wie schon vorhin erwähnnt, steht Johnny Van Zant, der dem Orignal Shouter Ronnie fast wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Dan wäre da Rickey Medlocke, der in den Jahren 1971 bis 1973 bereits als Schlagzeuger mit von der Partie war, und jetzt seit 1996 wieder, aber dafür an der Gitarre, für das On Stage – Rockstar Image sorgt, und das im wahrsten Sinn des Wortes.  Michael Cartellone sitzt seit 2001 am Schlagzeug. Ihn kennen wir noch von den Damn Yankees. Ferner finden wir im gegenwärtigen Line up noch Gitarrist Mark Matejka, (seit 2006),  am Bass seit 2009 ist Robert Kearns und am Keyboard, ebenfalls seit 2009 sitzt Peter Keys. Und nicht zu vergessen sind die zwei hübschen Blondinen für den Chorgesang – Dale Kranz-Rossington (Garys langjährige Ehefrau und seit der Wiedervereinigung dabei) und Carol Chase (seit 1987). Insgesamt zählt Lynyrd Skynyrd also neun Bandmitglieder, und eine Tournee der Band entwickelt sich meistens zu einem Großfamilien-Unternehmen. Umso schwieriger wird so ein Unterfangen, wenn die Reise nach Übersee führt. Ergo, die Besuche der Truppe halten sich in Grenzen, nicht zuletzt auch dank des Umstandes, dass sie zum einen in der Heimat USA mehr als gut ausgelastet sind in Sachen Live-Termine, und zum anderen, weil alles eine Frage des Preises und der Koordination ist. – Sagen wir mal so: es gab in den Neunzigern tatsächlich eine Phase, da waren Lynyrd Skynyrd mehr bei uns zu Hause als drüben in Amerika, dank des viel größeren Zuspruchs, den sie bei uns erhielten. Inzwischen hat sich das Blatt wieder etwas gewendet, und es scheint, als ob seit einigen Jahren eine Art Nostalgie Welle über die USA schwappt. Die Rednecks hissen wieder die Flagge  und gröhlen zu ‚Sweet Home Alabama’ und ‚Free Bird’, aber auch zu Songs von den Allmann Brothers, 38 Special, Marshall Tucker und Charlie Daniels, Black Oak Arkansas, The Outlaws, Blackfoot u.a. – Aber Lynyrd Skynyrd waren in jenem Genre schon immer das, was bei den Indianern Sitting Bull war, nämlich der unantastbare Häuptling, der das Battlefield regiert und die Richtung bestimmt. Nur zwischendurch hat Manitou seinen Sioux Chief zurück gepfiffen wegen des schlechten Karmas. Aber genau, wie die Indianer an eine Vorbestimmung glauben, muss sich Skynyrd Boss Rossington ebenfalls gedacht haben, dass es Zeit war, den großen Geist wieder zum Leben zu erwecken.


Lynyrd Skynyrd  2012


Seit der Wiedervereinigung  versucht die Southern Rock Legende nunmehr in unregelmäßigen Abständen die Friedenspfeife auch mitunter mit europäischen Tabak zu stopfen. Zum letzten Mal taten sie dies vor zwei Jahren mit einigen vereinzelten Terminen. Der letzte Besuch in München ist allerdings schon acht Jahre her. Also allerhöchste Eisenbahn, diesen Missstand auszuradieren, und das mit eben jenem Line up, dass ich weiter oben schon genannt habe. Verstorben sind seit damals, der Vollständigkeit halber, inzwischen Billy Powell, Leon Wilkinson, und Ean Evans, der für den verstorbenen Wilkinson anschließend in die Band gekommen war. Und somit heißt der harte Kern heute Rossington, Van Zant und Medlocke. Und es ist in der Tat Häuptling Medlocke, der uns hier und heute verspricht:

Der deutsche Musikfreund mittleren Jahrgangs hält fest an Traditionen und auch an den Idolen seiner Jugend, den heutigen Oldies but Goldies. Und deshalb sollte auch für Lynyrd Skynyrd good old Germany ein eher fruchtreicher Ground sein. Möchte man meinen.... wobei unser Zenith heute am Abend des 5. Juni schätzungweise 2.500 Freunde der amerikanischen Südstaaten Kultur beherbergt.
Rossington & Co. halten aber nicht nur an ihren Traditionen fest, sondern auch an ihrem Management, das seit (ich vermute mal) der Wiedervereinigung 1987, nicht gewechselt hat. Fotoverträge sind da, um unterschrieben zu werden. Nur sind jene nutzlos, wenn keine Übersetzung, keine Kopie oder eine Gegenzeichnung gewährleistet wird. Nutzlos waren auch die Verträge der Indianer, die vor 120 Jahren mit ihrem Blut unterschrieben hatten, die in der örtlichen Amtssprache abgefasst waren und die eine Abschrift beinhalteten. Also was soll’s, - abgesehen davon, - Indianer ließen sich nie gern ablichten, da sie glaubten, dadurch ihre Seele zu verlieren. – Das wollen wir Fotografen heute Abend im Jahr 2012 aber nicht sondern lediglich bei freiem Presse Recht das in Deutschland gilt, unserer Arbeit nachgehen.
 
Aber bevor die Südstaaten Flagge geschwungen wird, zünden noch die Briten von The Brew  den Funken, der anschließend das Lagerfeuer zum qualmen bringen soll.


Das Trio aus NewCastle on Tyme in Great Britain ist seit geraumer Zeit dabei den Blues Rock Himmel zu erhellen. Und zu verdanken haben sie es ihrem, erst 23jährigen Gitarristen Jason Barwick, der als leuchtender Stern gerade dabei ist, sich zur Supernova zu entwickeln. Seiner jugendlichen Unbekümmertheit und riesengroßen Talent ist es zu verdanken, dass The Brew inzwischen in aller Munde sind auf dem europäischen Kontinent. Seit 2005 haben die Engländer jetzt vier Studioalben veröffentlicht und touren sich sprichwörtlich den Allerwertestens wund. Und auch wenn die üblichen 45 Minuten, die einem Opener zustehen, bei weitem nicht genug sind, um die volle Blüte zu entfalten, das Licht so schwach ist, so dass die Musiker da oben mehr zu erahnen als zu sehen sind und die Akustik leidlich ausfällt, so spürt man trotzdem, dass diese Band etwas Besonderes ist.
The Brew das sind: Tim Smith am Bass, Sohnemann Kurt Smith am Schlagzeug und der neue Messias an Gitarre und Vocals – Jason Barwick.

Offeriert wird hierbei eher ein Best of..., als dass das aktuelle Album ‚The Third Floor’ fokussiert wird. Und über allem schwebt der Geist von Jimi Hendrix, der bereits 17 Jahre tot war, als Jason gerade mal geboren wurde. Aber was, (um beim Thema zu bleiben) für die Indianer Manitou ist, das ist für Jase – so sein Rufname, - Jimi Hendrix. Und auch wenn Jase seinem großen Vorbild schon ziemlich nahe gekommen ist (kein Schmarrn) so wird es trotzdem noch ein harter Weg sein in der modernen Gegenwart, sich einen eigenen Ruf aufzubauen, auch wenn er es schon jetzt allemal verdient hätte, und dass trotz seiner Jugend.
Auf alle Fälle ist es gut zu wissen, dass die Jungs im Herbst schon wieder kommen auf Solo-Clubtour samt einem neuen Livealbum. Und in der intimeren Atmosphäre einer kleineren Halle, wirkt das, was die Band und vor allem Jase da von sich gibt, noch unglaublicher, als es ohnehin schon ist. Deshalb mein Tipp an alle, die The Brew bislang nocht nicht live erlebt haben. Nützt die Chance im Herbst und schaut sie Euch an. Ich garantiere Euch, Ihr werdet es nicht bereuen... Alle neuen Tour-Termine und weitere Infos gibt’s auf

http://www.the-brew.net/


Und alsbald wird die Südstaaten-Flagge gehisst, und das drückend-schwüle Flair hier im Zenith wartet auf die Fanfare zum Start in einen nostalgisch-rockigen Flashback musikalischer Meilensteine einer einstigen Legende.


Wobei übrigens die Schwüle weniger mit Südstaaten-Sumpf-Atmosphäre zu tun hat, als vielmehr mit der, eher bescheidenen Belüftungsanlage im Zenith. Und deshalb muss man fast schon – Gott sei Dank – sagen, dass eben nur ca. 2.500 Münchner Rednecks vor Ort sind und nicht etwa 6.000, die hier eigentlich rein passen. Aber letztere Anzahl wäre ohnehin utopisch für eine Band, die sich nur alle Jubeljahre mal anschauen lässt. Da hilft auch der Legendenstatus nicht mehr, zumindest hier bei uns. Andererseits ist das vorhandene Publikum ganz passabel und nicht etwa viel zu wenig. Und dieses heißt die neun Bandmitglieder auch herzlich willkommen, als jene zum Sturm auf die Basti... äh aufs Zenith blasen. Der Bewegungsradius unserer Helden hält sich zum Großteil in Grenzen, bis auf unseren Blackfoot Indianer Rickey Medlocke, der auch jenseits der Sechzig noch mit offenem Hemd bis zum Bauchnabel und wehendem-weißen Haar, für den nötigen Showeffekt Sorge trägt.


Abgesehen davon aber, hat sich aber definitiv über die Jahre hinweg eine leichte Gemächlichkeit ins Bandgefüge eingeschlichen, nicht nur was die physische Motorik betrifft, die sowieso von jeher noch nie die große Stärke eines Johnny Van Zants und Gary Rossingtons war, sondern auch die allgemeine Aura und die musikalische Darbietung als solche wurden ein wenig vom Zahn der Zeit angeknabbert. Dabei wird uns hier die komplette Palette an Trumpf-Ass Hits der Band um die Lauscher gerubbelt. Eines muss man ihnen aber lassen. Mal abgesehen von den Newbe’s in der Band, hat sich der Rest, zumindest rein äußerlich so gut wie gar nicht verändert in den letzten 10 Jahren. – Im Juli kommt, wie gesagt, ein neues Album mit dem – ach so treffenden Titel _ ‚The Last Of A Dying Breed’. Hmmm.... das kann man jetzt auffassen wie man will. Aber die Frage, ob der Southern Rock tatsächlich auf dem Abstellgleis gelandet ist, werden wir wohl erst in ein paar Jahren erfahren, nämlich dann, wenn die Alten wirklich alle die Friedenspfeife geraucht haben und in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Noch aber, hat man das Gefühl, dass sich diese Spezies nach wie vor sehr wohl auf den irdischen Planes fühlt.


Und so wie bei jedem Auftritt beenden Lynyrd Skynyrd auch die Münchner Show mit ihren beiden größten Gassenhauern – ‚Sweet Home Alabama’ und wie sollte es anders sein – ‚Free Bird’. Wobei hierbei deutlich ersichtlich ist, dass ersterer mitgegröhlt wird bis zur Heiserkeit, letzterer aber lediglich toleriert wird.



(c)
Radionowheretrading


Tja, in Europa ticken die Uhren halt etwas anders. – Letztendliches Fazit ist: Lynyrd Skynyrd haben gezeigt, dass sie noch leben und auch noch nicht am aussterben sind, allerdings das in einem eher gemächlichen, betagtem Midtempo mit nur wenigen wirklichen Highlights. Sagen wir so: es war okay, ein nettes Wiedersehen aber bei jeglichem Nostalgie Level, aus meinen Doc Martins Stiefel  hat es mich ehrlich gestanden nicht geschmissen.... howgh – ich habe gesprochen !
http://www.lynyrdskynyrd.com/      

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