|
Trotzdem lagen Lynyrd Skynyrd anschließend fast exakt 10 Jahre
tiefgefroren auf Trockeneis, bis sich Gary Rossington und Johnny Van
Zant der jüngste Bruder des verstorbenen Sängers Ronnie Van Zant
entschlossen, dem Flagschiff des Southern Rock neues Leben einzuhauchen
und das ganz ohne Voodoo Magic. Seitdem sind weitere neun Alben
erschienen (Nummer Zehn kommt in Kürze) und vier weitere Bandmitglieder
verstorben. Und so bleibt letzten Endes nur Gitarrist Gary Rossington,
als einzig Überlebender des Original Line Ups übrig, der die Südstaatenflaage
noch hochhält. Ihm zur Seite, wie schon vorhin erwähnnt, steht Johnny
Van Zant, der dem Orignal Shouter Ronnie fast wie aus dem Gesicht
geschnitten scheint. Dan wäre da Rickey Medlocke, der in den Jahren
1971 bis 1973 bereits als Schlagzeuger mit von der Partie war, und jetzt
seit 1996 wieder, aber dafür an der Gitarre, für das On Stage –
Rockstar Image sorgt, und das im wahrsten Sinn des Wortes.
Michael Cartellone sitzt seit 2001 am Schlagzeug. Ihn kennen wir
noch von den Damn Yankees. Ferner finden wir im gegenwärtigen Line up
noch Gitarrist Mark Matejka, (seit 2006),
am Bass seit 2009 ist Robert Kearns und am Keyboard, ebenfalls
seit 2009 sitzt Peter Keys. Und nicht zu vergessen sind die zwei hübschen
Blondinen für den Chorgesang – Dale Kranz-Rossington (Garys langjährige
Ehefrau und seit der Wiedervereinigung dabei) und Carol Chase (seit
1987). Insgesamt zählt Lynyrd Skynyrd also neun Bandmitglieder, und
eine Tournee der Band entwickelt sich meistens zu einem Großfamilien-Unternehmen.
Umso schwieriger wird so ein Unterfangen, wenn die Reise nach Übersee führt.
Ergo, die Besuche der Truppe halten sich in Grenzen, nicht zuletzt auch
dank des Umstandes, dass sie zum einen in der Heimat USA mehr als gut
ausgelastet sind in Sachen Live-Termine, und zum anderen, weil alles
eine Frage des Preises und der Koordination ist. – Sagen wir mal so:
es gab in den Neunzigern tatsächlich eine Phase, da waren Lynyrd
Skynyrd mehr bei uns zu Hause als drüben in Amerika, dank des viel größeren
Zuspruchs, den sie bei uns erhielten. Inzwischen hat sich das Blatt
wieder etwas gewendet, und es scheint, als ob seit einigen Jahren eine
Art Nostalgie Welle über die USA schwappt. Die Rednecks hissen wieder
die Flagge und gröhlen zu ‚Sweet Home Alabama’ und ‚Free Bird’,
aber auch zu Songs von den Allmann Brothers, 38 Special, Marshall Tucker
und Charlie Daniels, Black Oak Arkansas, The Outlaws, Blackfoot u.a. –
Aber Lynyrd Skynyrd waren in jenem Genre schon immer das, was bei den
Indianern Sitting Bull war, nämlich der unantastbare Häuptling, der
das Battlefield regiert und die Richtung bestimmt. Nur zwischendurch hat
Manitou seinen Sioux Chief zurück gepfiffen wegen des schlechten
Karmas. Aber genau, wie die Indianer an eine Vorbestimmung glauben, muss
sich Skynyrd Boss Rossington ebenfalls gedacht haben, dass es Zeit war,
den großen Geist wieder zum Leben zu erwecken. |
|
|
|
Seit der Wiedervereinigung versucht die Southern Rock Legende nunmehr in unregelmäßigen Abständen die Friedenspfeife auch mitunter mit europäischen Tabak zu stopfen. Zum letzten Mal taten sie dies vor zwei Jahren mit einigen vereinzelten Terminen. Der letzte Besuch in München ist allerdings schon acht Jahre her. Also allerhöchste Eisenbahn, diesen Missstand auszuradieren, und das mit eben jenem Line up, dass ich weiter oben schon genannt habe. Verstorben sind seit damals, der Vollständigkeit halber, inzwischen Billy Powell, Leon Wilkinson, und Ean Evans, der für den verstorbenen Wilkinson anschließend in die Band gekommen war. Und somit heißt der harte Kern heute Rossington, Van Zant und Medlocke. Und es ist in der Tat Häuptling Medlocke, der uns hier und heute verspricht: Der deutsche Musikfreund
mittleren Jahrgangs hält fest an Traditionen und auch an den Idolen
seiner Jugend, den heutigen Oldies but Goldies. Und deshalb sollte auch
für Lynyrd Skynyrd good old Germany ein eher fruchtreicher Ground sein.
Möchte man meinen.... wobei unser Zenith heute am Abend des 5. Juni schätzungweise
2.500 Freunde der amerikanischen Südstaaten Kultur beherbergt. |
|
Das Trio aus NewCastle on Tyme in Great Britain ist seit geraumer Zeit dabei den Blues Rock Himmel zu erhellen. Und zu verdanken haben sie es ihrem, erst 23jährigen Gitarristen Jason Barwick, der als leuchtender Stern gerade dabei ist, sich zur Supernova zu entwickeln. Seiner jugendlichen Unbekümmertheit und riesengroßen Talent ist es zu verdanken, dass The Brew inzwischen in aller Munde sind auf dem europäischen Kontinent. Seit 2005 haben die Engländer jetzt vier Studioalben veröffentlicht und touren sich sprichwörtlich den Allerwertestens wund. Und auch wenn die üblichen 45 Minuten, die einem Opener zustehen, bei weitem nicht genug sind, um die volle Blüte zu entfalten, das Licht so schwach ist, so dass die Musiker da oben mehr zu erahnen als zu sehen sind und die Akustik leidlich ausfällt, so spürt man trotzdem, dass diese Band etwas Besonderes ist. The Brew das sind: Tim Smith am Bass, Sohnemann Kurt Smith am Schlagzeug und der neue Messias an Gitarre und Vocals – Jason Barwick.
Offeriert wird hierbei eher ein Best of..., als dass das aktuelle Album
‚The Third Floor’ fokussiert wird. Und über allem schwebt der Geist
von Jimi Hendrix, der bereits 17 Jahre tot war, als Jason gerade mal
geboren wurde. Aber was, (um beim Thema zu bleiben) für die Indianer
Manitou ist, das ist für Jase – so sein Rufname, - Jimi Hendrix. Und
auch wenn Jase seinem großen Vorbild schon ziemlich nahe gekommen ist
(kein Schmarrn) so wird es trotzdem noch ein harter Weg sein in der
modernen Gegenwart, sich einen eigenen Ruf aufzubauen, auch wenn er es
schon jetzt allemal verdient hätte, und dass trotz seiner Jugend. |
![]() |
Und alsbald wird die Südstaaten-Flagge gehisst, und das drückend-schwüle Flair hier im Zenith wartet auf die Fanfare zum Start in einen nostalgisch-rockigen Flashback musikalischer Meilensteine einer einstigen Legende. |
|
Wobei übrigens die Schwüle weniger mit Südstaaten-Sumpf-Atmosphäre zu tun hat, als vielmehr mit der, eher bescheidenen Belüftungsanlage im Zenith. Und deshalb muss man fast schon – Gott sei Dank – sagen, dass eben nur ca. 2.500 Münchner Rednecks vor Ort sind und nicht etwa 6.000, die hier eigentlich rein passen. Aber letztere Anzahl wäre ohnehin utopisch für eine Band, die sich nur alle Jubeljahre mal anschauen lässt. Da hilft auch der Legendenstatus nicht mehr, zumindest hier bei uns. Andererseits ist das vorhandene Publikum ganz passabel und nicht etwa viel zu wenig. Und dieses heißt die neun Bandmitglieder auch herzlich willkommen, als jene zum Sturm auf die Basti... äh aufs Zenith blasen. Der Bewegungsradius unserer Helden hält sich zum Großteil in Grenzen, bis auf unseren Blackfoot Indianer Rickey Medlocke, der auch jenseits der Sechzig noch mit offenem Hemd bis zum Bauchnabel und wehendem-weißen Haar, für den nötigen Showeffekt Sorge trägt. |
|
Abgesehen davon aber, hat sich aber definitiv über die Jahre hinweg eine leichte Gemächlichkeit ins Bandgefüge eingeschlichen, nicht nur was die physische Motorik betrifft, die sowieso von jeher noch nie die große Stärke eines Johnny Van Zants und Gary Rossingtons war, sondern auch die allgemeine Aura und die musikalische Darbietung als solche wurden ein wenig vom Zahn der Zeit angeknabbert. Dabei wird uns hier die komplette Palette an Trumpf-Ass Hits der Band um die Lauscher gerubbelt. Eines muss man ihnen aber lassen. Mal abgesehen von den Newbe’s in der Band, hat sich der Rest, zumindest rein äußerlich so gut wie gar nicht verändert in den letzten 10 Jahren. – Im Juli kommt, wie gesagt, ein neues Album mit dem – ach so treffenden Titel _ ‚The Last Of A Dying Breed’. Hmmm.... das kann man jetzt auffassen wie man will. Aber die Frage, ob der Southern Rock tatsächlich auf dem Abstellgleis gelandet ist, werden wir wohl erst in ein paar Jahren erfahren, nämlich dann, wenn die Alten wirklich alle die Friedenspfeife geraucht haben und in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Noch aber, hat man das Gefühl, dass sich diese Spezies nach wie vor sehr wohl auf den irdischen Planes fühlt. |
|
Und so wie bei jedem Auftritt beenden Lynyrd Skynyrd auch die Münchner Show mit ihren beiden größten Gassenhauern – ‚Sweet Home Alabama’ und wie sollte es anders sein – ‚Free Bird’. Wobei hierbei deutlich ersichtlich ist, dass ersterer mitgegröhlt wird bis zur Heiserkeit, letzterer aber lediglich toleriert wird. |
|
Tja, in Europa ticken die Uhren halt etwas anders. – Letztendliches Fazit ist: Lynyrd Skynyrd haben gezeigt, dass sie noch leben und auch noch nicht am aussterben sind, allerdings das in einem eher gemächlichen, betagtem Midtempo mit nur wenigen wirklichen Highlights. Sagen wir so: es war okay, ein nettes Wiedersehen aber bei jeglichem Nostalgie Level, aus meinen Doc Martins Stiefel hat es mich ehrlich gestanden nicht geschmissen.... howgh – ich habe gesprochen ! http://www.lynyrdskynyrd.com/ |
Pre - & Aftershow
Schnappschüsse sowie das Interview gibts im Diary |