Mein Gott, wie die Zeit vergeht… kein Spruch passt so gut, wie dieser, auf  den, inzwischen 35jährigen Kenny Wayne Shepherd, der mit 18 Jahren anno dazumal im Jahr 1995, zum ersten Mal nach Europa gekommen war, um uns hier drüben von seinem Talent an der Gitarre zu überzeugen. Und das hat er damals auch tatsächlich geschafft. Seitdem sind fast noch einmal so viele Sommer ins Land gezogen. Und er selbst ist doppelt so alt wie damals und kann auf, inzwischen fünf Studio- und ein Livealbum zurück blicken.
Entdeckt wurde Kenny allerdings schon viel früher. Da war er gerade mal 13 Jahre jung. Und auch er hat seinen jetzigen Status nicht nur seinem Können zu verdanken, sondern auch Stevie Ray Vaughn (Gott hab ihn selig) der ihn von Beginn weg, gefördert hat.
Fakt ist, Kenny ist erwachsen geworden. Inzwischen, glücklich verheiratet mit der Tochter von Schauspieler Mel Gibson hat er selbst zwei Kinder. Trotzdem wird er, wenn er sich auf Tournee befindet, immer noch von seinen Eltern begleitet, die ein Auge auf ihn haben, nicht zuletzt weil auch er, der Junge aus anständigem Haus, anscheinend so einigen Lastern des Rock’n’Rolls zum Opfer gefallen war und nunmehr von gewissen Dingen beschützt werden muss. Andererseits geht dieser Schutz denn doch etwas sehr weit, indem er sogar vor seinen Fans zum Großteil abgeschirmt wird. Aber dazu später.....


Tatsache ist jedenfalls, er ist wieder einmal hier in München, und unsere Backstage Halle ist so gut wie ausverkauft, was im Klartext in etwa 500 Fans des gepflegten Blues Rock bedeutet. Und es ist schön zu beobachten, dass es sich dabei nicht nur um ältere Jahrgänge handelt sondern auch um ein junges Publikum, das den Bluesrock eben erst für sich entdeckt hat.
Übrigens Shepherds Backing Band ist auch nicht zu verachten. Da wäre zum einen Sänger Noah Hunt, der bereits seit 1998 mit von der Partie ist. Zum anderen haben wir Keyboarder Ryley Osbourn, der in der Vergangenheit mit  Lyle Lovett und Willie Nelson getourt hat und seit 2007 in der KWS Band spielt.  Auch Bassist Tony Franklin kann auf eine nennenswerte Vergangenheit zurück blicken. Er begann als Bassist von The Firm, feat. Jimmy Page, Paul Rodgers und Chis Slade, also einer wahren Supergroup. Des weiteren arbeitete er mit Blue Murder (John Sykes, Carmine Appice), David Gilmour, Kate Bush, Whitesnake, Donna Lewis und Pat Travers um nur einige zu nennen. Kurz und gut, Franklins Name scheint auf mehr als 150 verschiedenen Alben auf. Und last but not least sitzt da oben hinterm Schlagzeug Chris Layton, der bei der Stevie Ray Vaughn Double Trouble Band mit von der Partie war. Er ist im Prinzip von Beginn weg dabei, von dem Zeitpunkt weg, als S.R.Vaughn Kenny überhaupt entdeckt hatte.


Während der ca. zweistündigen Show arbeitet sich die Band durch ein Best of..... der oben erwähnten fünf Alben und vergisst auch nicht dem großen Mentor Vaughn sowie in der Zugabe – the one and only Jimi Hendrix Tribute zu zollen. Und ja, Kenny Wayne Shepherd ist ein exzellenter, gnadenlos guter Gitarrist, keine Frage. Er arbeitet sich mit hundertprozentiger Liebe zum Detail durch die, zum Teil komplizierte Sechs Saiten Arbeit. Und das tut er wiederum mit einer, fast schon latenten, spielerischen Leichtigkeit . Aber.... und das ist der springende Punkt, leider besitzt der Star des Abends so gut wie keine persönliche Ausstrahlung. Im Gegenteil, er hält sich bewusst, oder auch unbewusst im Abseits und hebt sich lediglich durch das eine oder andere Solo heraus, - aber keinesfalls hervor. Das hat wiederum den Nachteil, dass bei dem Ganzen irgendwie der Funke fehlt, der auf den man wartet, dass er rüber springt. –  Aber nicht falsch verstehen, um eine gewisse Stage Präsenz zu erzielen, bedarf es mitnichten fünf Purzelbäume oder sonstige Extravaganze in Sachen Leibesübungen. Sondern es fehlt ihm vielmehr an einem gewissen Selbstbewusstsein, dass ihn als individuelle Persönlichkeit hervor hebt, in etwa so, wie sie auch ein Joe Bonamassa oder Philipp Sayce besitzt.


Sagen wir mal so, - Gott sei Dank ist dieser Umstand der Mehrheit des Publikums nicht weiter aufgefallen dank der allgemeinen Begeisterung, und eine solche ist schließlich ansteckend. Ergo, alles andere ist nebensächlich, Hauptsache es hat gefallen. Und das hat es getan im Großen und Ganzen.
Was allerdings ein wenig negativ aufgefallen ist, ist der Umstand, dass sich Mr. Shepherd etwas später mitnichten noch einmal zum Merchandise Stand bequemt hat, um einigen wartenden Fans ein Autogramm zu geben. Stattdessen wird Frau Managerin geschickt, welche die jeweiligen, zu signierenden Objekte einsammelt, nach oben bringt, und dann signiert wieder retourniert. Da fragt man sich natürlich: ist sich der Star des Abends zu schade, um noch einige Minuten seinen Fans zu widmen, zu schüchtern oder einfach nur zu müde. Oder hat es gar mit diesem persönlichen Schutzschild zu tun, dass den, immer noch sehr jugendlich, aussehenden Künstler vor gewissen Dingen oder sich selbst bewahren soll? Wir werden es wohl nie ganz erfahren. Auf alle Fälle fehlt es noch um einige Hausecken, um wegen etwaiger Fanhysterie einer Autogrammstunde fern zu bleiben. Aber egal jetzt, jeder ist sein eigener Herr. Und abgesehen davon war der Abend anonsten ein voller Erfolg. Anders kann man es nun wirklich nicht nennen.....fehlender Espirit hin oder her.....
http://www.kennywayneshepherd.net/


PS: eigentlich schaut er doch ganz harmlos aus