16 Jahre krabbelt Tito Larriva jetzt schon durch die europäische, vor allem deutsche Clublandschaft mit seinen Tarantulas. Und die wiederum sind ständig dabei sich neu zu erfinden. Ob das über die Jahre gut oder nicht so optimal war, erfahren wir ein wenig weiter unten in dieser Live Review.
Tatsache ist, dass Tito, so wie jedes Jahr, wieder auf München Besuch ist, und das einmal mehr mit einem neuen Band Line up. Und immer noch lebt Tito von exakt zwei Songs, nämlich jenen beiden Hymnen, die auch im Rodriguez Kultmovie ‚From Dusk Till Dawn’ zum Einsatz kommen – ‚Angry Cockroaches’ und ‚After Dark’. Dabei hat der US-Mexikaner seit damals fünf Studioalben veröffentlicht, die ebenfalls einige interessante und durchaus radiotaugliche Songs enthalten. Aber kein Einziger hat es auch nur annähernd geschafft an den Erfolg, der eben genannten Tracks heranzureichen.
Sagen wir mal so, man muss Tito, bzw. eine Tito Show – erstens als musikalisches Gesamtwerk betrachten und zweitens immer vor Augen haben, dass es in erster Linie er ist, und dann kommt lange nichts. Zu bedauern ist lediglich die Tatsache, dass sein Ur-Mitstreiter Gitarrist Peter Atanasoff im Jahr 2004, aus was immer für welchen Gründen, das Handtuch geschmissen hat. Seitdem gibt es auch irgendwelche, nicht ganz eruierbare Namensrecht-Probleme. Und Tito tourt nunmehr nicht so wie früher unter ‚Tito & Tarantula’ sondern unter Tito Larriva und Tarantula. Und letztere sind, nachdem es bereits in der Vergangenheit immer eine weibliche Musikerin in der Band gab, nunmehr fast zur Gänze zur Femme Fatale geworden.
Ort des Geschehens diesmal, ist einmal mehr unsere Backstage Halle. Und etwas besorgniserregend ist der Umstand, das sichtlich weniger Musikfreunde als im letzten Jahr, heute Abend hier her gefunden haben. Vor zwei Jahren spielte Tito sogar noch im wesentlich größeren Backstage Werk und war so gut wie ausverkauft.  2011 war dann zumindest die Halle noch sold out. Aber diesmal, ebenfalls in der Halle, ist noch genügend Platz, um sich locker und frei zu bewegen. Und nein, es sind noch keine Sommer-Ferien in Bayern angesagt.

Den Auftakt gibt eine lokale Band namens The Whiskey Foundation.


Ehrlich gestanden höre ich da den Namen zum ersten Mal und hoffentlich nicht zum letzten Mal. Denn nicht nur zu meinem Erstaunen, entpuppen sich die Münchner als äußerst interessante und ausgesprochen gute Combo, die sich des Siebziger Jahr Psychodelic Rock angenommen hat, der aber durchaus einige Bluesanleihen aufweist. Das Ganze erinnert ein wenig an die Doors meets Ten Years After, na ja so in etwa, allerdings mit einem wesentlich moderneren Touch versehen. – Die Band besteht aus: Murat Kaydirma (Gesang) der aber trotz seines exotischen Namens offensichtlich von hier stammt. Das Gleiche gilt für Julian Frohwein (Piano),
Pascal Fischer (Git), Franz Klein (Bass) und
Janis Gursky (Drums). In dieser Konstellation spielen die Münchner seit 2005 miteinander, sind aber eigenartigerweise noch nie wirklich auffällig geworden. Und das wundert mich, denn bei einem Auftritt, so wie diesem hier in der Backstage Halle, da muss man einfach hinhören. Im Herbst soll laut eigenere Aussage, das erste Album erscheinen. Zeit wird’s, denn solche musikalischen Kleinode wie diese, sind  nur noch sehr selten gestreut. Zu beobachten ist  heute Abend, dass auch Die Hard Tito Fans, inklusive meiner selbst höchst aufmerksam die Performance von The Whiskey Foundation mitverfolgen. Man fühlt sich durch deren Musik einerseits in die gute alte Zeit zurückversetzt, findet sich dann aber dank des aktuellen Looks und der technisch wesentlich ausgefeilteren Instrumentalisierung doch wieder  in der Gegenwart ein. Kurios ist die Tatsache, dass Murats Optik eigentlich gar nicht soooo zur Akustik passt. Aber Gott sei dank spielt das keine weitere Rolle. –


Ich für meinen Teil kann Euch, bzw. zumindest denjenigen, die in und um München wohnen, nur wärmstens empfehlen, sich diese Band bei nächster Gelegenheit mal live anzusehen, um Euch dann von meiner Beschreibung zu überzeugen. Ihr werdet sehen, dass ich recht habe. Alle Infos und anstehenden Aktivitäten von The Whiskey Foundation gibt es unter: http://www.facebook.com/thewhiskeyfoundation 



Titos Tarantulas entpuppen sich anschließend als Barbie Doll an der Gitarre, Vampirella am Bass und ein Mitglied der Adams Family am Schlagzeug.


Dann ist da noch ein männlicher Allrounder, den man gut und gerne als ergänzende Unterstützung für eventuelle Schwächeanfälle auf die Bühne gestellt hat. Und das ist auch gut so, wie sich im Verlaufe der Show herausstellt. Tito selbst gibt sich unverändert mondän, dunkel und anfangs unnahbar, wobei das vor allem auf seine Sonnenbrille zurückzuführen ist. Denn im normalen Leben wirkt Tito eher wie ein knuddeliger Teddybär, den man einfach gern haben muss. Jedenfalls kenn’ ich ihn so seit er das erste Mal hier bei uns herüben war 1997.
Nun sagen wir mal so: gut, dass Titos Musik keine hochkomplizierte Frickelei beinhaltet, sondern aus einfachen und maximal 3 Akkorden besteht. Denn ich bin mir ziemlich sicher, mit mehr, wären die derzeitigen Damen in der Band eindeutig überfordert gewesen. Das wenige wirklich Schwierige übernimmt Tito, so wie er fast ohnehin dreiviertel der Stage Arbeit selbst bewerkstelligt. Barbie hingegen steht zwar da oben und ist nett anzusehen, streicht aber maximal alle halbe Ewigkeiten mal lasziv über ihre 6 Saiten. Und sogar das ist akustisch kaum ausmachbar.



Pinky am Drumkit macht bald mal schlapp, verzieht sich backstage und lässt den männlichen Junior-Allrounder von der Barbie-unterstützenden Gitarre ans Schlagzeug wechseln. Und da bleibt er auch bis zur Zugabe sitzen und drischt auf die Felle mit der 100fachen Kraft, als wie es Pinky vor ihm getan hat, ein.  Spätestens ab dem Zeitpunkt hört sich der Gesamteindruck wesentlich voller an als vorher.


Tito präsentiert uns einmal mehr sein Best of... Paket, wobei es keine Neuheiten anzubieten gibt. Denn seit 2008 und dem Album ‚
Back Into The Darkness’ ist nichts mehr neues erschienen. Und eigentlich wäre es an der Zeit für einen weiteren Vampirzahn ala’ Tito. Andererseits teilt er das gleiche Schicksal von ach so vielen anderen Musikern, bei denen die Fans immer und immer wieder nur und ausschließlich die Hits hören wollen. Und das alles gilt auch nur und ausschließlich für Europa, da wo Tito seit Beginn weg tatsächlich zu Hause ist. Daheim in den USA hat man ihn, trotz des Filmerfolgs nie wirklich akzeptiert. Und deshalb ist er dort auch so gut wir gar nicht präsent.

Leider kann ich mich heute des seichten Gefühls nicht erwehren, dass er seinen Stiefel nur als Pflichterfüllung runter spult und nicht so sehr, weil er nach wie vor mit Herz und Seele bei der Sache ist. Aber das wiederum ist Gott sei Dank nicht vielen, wenn sogar überhaupt jemanden, außer mir, aufgefallen.


Tito ackert sich durch sein Repertoir, stetig etwas ansteigend bis zu seinen Gassenhauern ‚Strange Face Of Love’ und selbstredend in der Zugabe durch die wütenden Küchenschaben...


und seinen Paradesong ‚After Dark’. Und an diesem Punkt werden auch wieder etliche Zuschauer auf die Bühne geholt, um mit den Tarantulas das Grand Finale zu beschließen.

Warum anschließend die beiden, noch auf der Setliste markierten Songs ‚La Bamba’ und ‚Anarchia’ zur zweiten Zugabe einfach gestrichen werden, ist mir unklar. Aber die, die Setliste nicht zu Gesicht bekommen haben, die vermissen denn auch nichts weiter. Zusammenfassend kann man sagen: es war ganz okay dank Tito selbst und seinen Songs, diejenigen welche die Fans so lieben. Aber für den genauen und vor allem kritischen Beobachter steht fest: Tito sollte dringend seine Backing Band überdenken um dem Ganzen einen musikalisch höheren Stellenwert zu verleihen und mehr Qualität. Denn mit der Optik allein, ist noch niemand weiter gekommen außer den Backstreet Boys oder Tokio Hotel und Konsorten. Und auf dieses Niveau wollen wir uns jetzt nun wirklich nicht begeben.

Bitte Tito – beim nächsten Mal wieder richtig zubeißen. Und dazu genügen nicht nur Deine eigenen zwei Vampirzähne, sondern es bräuchte auch wieder einige solide Nachtschattengewächse, die so richtig Blut saugen und nicht nur hübsch anzuschauende Seerosenteich-Mücken... wenn Ihr versteht was ich meine....
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