In den Achtziger Jahren da galten die brasilianischen Sepultura noch als etwas wirklich exotisches, frisch aus dem Amazonas Becken entsprungen. Na ja, nicht ganz... denn eigentlich wurde das Baby in Sao Paolo geboren und war in kürzester Zeit wie der Azteken Gott
Huitzilopochtli aus dem Amazonasbecken in den internationalen Heavy Metal Himmel empor gestiegen. 28 turbulente Jahre später ist nur noch ein Original Mitglied dabei, nämlich Bassist Paulo Xisto Pinto Jr. Und an dem Umstand, dass sich die damalige Exotik so ziemlich verflüchtigt hat, kann nicht mal unser Schoko-Fronthase Derrick Leon Green  etwas ändern. Und jener ist immerhin jetzt ebenfalls schon 14 Jahre lang mit von der Partie. Auch der Cavalera Clan, der damals das Aushängeschild von Sepultura darstellte, gehört schon lange der Vergangenheit an. Und der Grund, warum eben jene, vorhin erwähnte Exotik jotvidee ist, kristallisiert sich rein aus der Tatsache heraus, dass die Band Europa inzwischen zu ihrer zweiten Heimat auserkoren hat und so gut wie nonstop hierzulande präsent ist. Zumindest kommt es einem so vor. Hier in München kann man sich jedenfalls getrost darauf verlassen, dass sie einmal, wenn nicht sogar zwei Mal im Jahr unser Backstage beehren, sogar so wie jetzt, während der Free & Easy Festival Wochen, wo der Eintritt für lau ist, aber dafür der Bierkonsum umso größer. Der Besuch eines solchen Events verspricht jedes Mal u.a. auch eine Tropen-Sauna for free und Ölsardinen-stehen, denn der Tempel platzt stets aus allen Betonnähten. Die Folter auf einem Inka-Opferaltar muss ein Vergnügen dagegen gewesen sein.
Aber was soll’s, wir halten unseren, inzwischen eingebürgerten Sepulturas selbstverständlich die Headbanging-Treue und finden uns einmal mehr ein, zum fröhlichen Urwald-Tanz  bei gefühlten 50 Grad plus. Und grad scheeeeennn is’ es!
Auch dieser Besuch steht nach wie vor im Zeichen von ‚Kairos’ was aber zu vernachlässigen ist. Denn wie bei vielen alt-eingesessenen Bands, wollen die anwesenden Münchner Buschbewohner hauptsächlich die großen Hits hören. Und selbstredend kriegen sie die auch serviert.

Aber vorher gibt’s das übliche Odeuvre  mit drei Vertretern der, in etwa gleichen Spezies, obwohl jeder davon definitiv seinen eigenen, individuellen Stempel trägt. Okay, ich geb’ es ja zu, die erste Vorspeise namens Hastur habe ich glorreich versäumt und kann mich deshalb dazu nicht weiter äußern. Aber bei Nummer Zwei namens Warbringer stehe ich Gewehr bei Fuß im Fotograben und ärgere mich umgehend einmal mehr über die ziemlich armseligen Beleuchtungsverhältnisse.


Diese Band gibt’s jetzt samt 3 Alben seit 2004. Und bis auf einen Schlagzeuger-Wechsel sind sie auch noch so zusammen, wie sie angefangen haben. – Momentan geistern Warbringer auf sämtlichen relevanten Open Air Festivals Europas herum und ziehen so nebenbei auch noch den Supportslot bei Sepultura hier in München durch. Bei Thrashmetal Fans ist der Name auch schon seit längerem Programm. Und es ist auch heute Abend offensichtlich, dass sie im Großen und Ganzen recht passabel ankommen.  Im Mittelpunkt steht der, noch aktuelle Longplayer ‚Worlds Torn Asunder’, der im vergangenen Jahr erschien, und auf den wird auch Wert gelegt.

Abgesehen davon  sind Warbringer tatsächlich eine reine Geschmackssache. Manche finden sie wirklich klasse, andere üben sich  in mehr oder weniger vornehmer Zurückhaltung und warten in erster Linie auf ihre Helden von Sepultura. Sei’s drum, für die Band ist dieser Auftritt hier in München mit Sicherheit von nicht unbeachtlicher Bedeutung, um ihren Status zu festigen.
http://www.warbringermusic.com/fr_home.cfm  

Anschließend sind unsere Bayerischen Orgelpfeifen von Dustbolt dran, die hier im Backstage schon fast als Haus- und Hofband durchgehen.


Kein Wunder, so haben sie doch hier einen sogenannten Schutzbefohlenen, rührend zum Erhalt ihrer Unschuld sorgt. Aber, und das ist das Schöne daran, so oft wie ich unsere Buam jetzt schon live erlebt habe, kann ich tatsächlich behaupten, dass sie sich zusehends mausern. Und das was just in diesem Moment a oben auf der Bühne abgeht, ist wirklich nicht von schlechten Bazillen. Obwohl auch Dustbolt für die, so ziemlich härteste Gangart des Heavy Metals stehen, so ist trotz allem eine ziemlich klare Struktur zu erkennen, die sich wie ein roter Faden durch ihr Programm zieht. – Hey, und das liegt nicht nur an den Haaren von Fidelio Lenny, die bald länger sind als er selbst und so manche Maid vor Neid erblassen lassen. Seit kurzem gibt’s eine musikalische Trophäe die sich ‚Violent Demolition’ nennt. Und die wird mit diesem Auftritt natürlich ausführlich beworben.


Übrigens der Show folgen sage und schreibe 16 Kameras und halten alles fest, was da oben rum wuselt. Sprich, man kann, so wie’s aussieht, in Kürze auch auf eine visuelle Veröffentlichung hoffen. Fakt ist, diese Show ist für ein derartiges Vorhaben goldrichtig. Der Tenor passt, die Musik ebenfalls, das Licht, und last but not least beginnt die Stimmung langsam aber sicher zu brodeln.

Und unsere New Generation of Thrashmetal macht wirklich was her da oben  - keine Frage! Ich denke mal, wir werden noch so einiges von Dustbolt zu hören bekommen.


Und es ist im Prinzip nur noch eine Frage der Zeit, bis sie hoffentlich ein paar Stufen höher klettern auf der Karriereleiter. Bei all dem jugendlichen Enthusiasmus und dem darin enthaltenen Ehrganz, kann’s eigentlich gar nicht anders sein. Das einzige was noch fehlt, ist ein wenig Glück in allen Lebenslagen und noch einen kleinen Schupser von Daddy Markus.
http://www.facebook.com/dustbolt

Und damit kommen wir schon zu unseren brasilianischen Kaffeebohnen, wobei, ums genau zu nehmen, das südamerikanische Aroma nur noch knapp bei 50 Prozent liegt.


Aber so genau wird das jetzt mal nicht genommen, und solange da oben keine Samba Rhythmen erklingen, sind wir auch nicht weiter beunruhigt. Obwohl, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Denn Sepultura haben tatsächlich schon mal einen Ausflug in musikalisches Fremdland gewagt, wenngleich das auch nur eine Autowerbung war. – Sagen wir so: witzig ist der Clip allemal, weil er eben so sehr aus der Rolle schlägt.

Abgesehen davon  kann ich diesmal gar nicht mehr so viel über Sepulturas 187stes Ständchen (oder ist es das 188ste) berichten, da es im Prinzip immer gleich und immer kräftig einschlagend ist. Wir ackern uns, wie immer durch die gesamte History, wenngleich auch nur im Stenostil, denn alles andere würde jegliche Grenzen sprengen. Und auch wenn Sänger Derek Leon Green eindeutig aus der optischen Reihe tanzt, so ist doch Gitarrist Andreas Kisser nach wie vor der Boss im Sepultura Kahn. Sein Ego ist damals auch mit dem von Max Cavalera kollidiert ohne jetzt von irgendwelchen Schuldzuweisungen sprechen zu wollen. Letzteres wird wohl auch nie mehr eindeutig geklärt werden. Muss es aber auch nicht, denn Sepultura im jetzigen Outfit sind längst vollständig akzeptiert worden vom allgemeinen Fanklientel. Dass dies das Selbstbewusstsein der Band ständig noch mehr verstärkt, ist nur natürlich. Andererseits sind die Vier aber immer auf dem Teppich geblieben, lieben ihre Fans und vor allem auch das bayerische Bier. Eigentlich sollte man sie wirklich mal fragen, warum sie sich keinen zweiten Wohnsitz hier in München zulegen. Und sie stehen damit beileibe nicht allein da.


Tja, wie soll ich sagen? Sepultura prügeln sich  liebevoll durch ihre Thrasharien, die sicherlich nicht jedermanns Sache sind und dann doch wieder so heiß geliebt werden. Vielleicht auch deshalb, weil die Grundessenz ihrer Gangart eine ganz spezielle ist, eine von der Sorte, die man aus hundert anderen sofort heraus erkennt. Und genau das ist es, was der Band dieses eigenwillige Markenzeichen aufdrückt und warum auch ich sie sehr schätze.


Zum glücklichen Ende dürfen natürlich zwei Songs definitiv nicht fehlen: ‚Arise’ und das unvergängliche ‚Roots’ – Erst dann ist eine Sepultura Show ein Sepultura Epos, - ohne die beiden Nachtgebete geht’s einfach nicht....
Und wir gehen wieder einmal mit einem zufriedenen Pseudo Gehörsturz nach Hause und .... klar doch: freuen uns schon aufs nächste Mal. Und das, meine Herrschaften, kommt früher als gedacht und so sicher wie die nächste Enklave im Petersdom...
http://www.sepultura.com/