“Wir sind eine sehr demokratische Diktatur“ – mit diesem einen Satz hat Sänger Joakim Broden bei unserem Interview vor der Show hier in München, seine Band beschrieben. Und ich denke, er hat damit alles gesagt, was es zu sagen gibt... – über die Band Struktur, meine ich natürlich. Und die hat sich ja bekanntlich in den vergangenen Monaten wesentlich verändert. Gleich vier Bandmitglieder wurden in diesem Jahr gleichzeitig ausgetauscht aus internen Gründen. Übrig geblieben sind Joakim und Bassist Pär Sundström. In der Suche nach neuen Schachpartnern haben sich die Beiden aber nicht wirklich schwer getan. Und schwups waren Gitarrist Chris Rörland, Gitarrist Thobbe Englund und Drummer Robban Bäck gefunden. Aber der Vollständigkeit halber sei vermerkt, dass auf dem aktuellen Album ‚Carolus Rex’ noch die alte Besetzung zu finden ist.
Wie auch immer, fest steht, Sabaton feiern in Hardrock Kreisen momentan einen wahren Triumphzug, und die Shows auf dieser Swedish Empire Tour sind nahezu ausverkauft. So ist das auch in München der Fall im Backstage Tempel. Und Ölsardinen schwimmen noch durch den Ärmelkanal im Vergleich zu unseren platten 1.000 irgendwas Süßwasser Schollen hier drin.

Support kommt von Wisdom und Eluveitie, ....

wobei ich sofort gestehen muss, dass der Opener ohne mich gespielt hat, auf Kosten von meinem kleinen aber feinen Schwätzchen mit Sabatons Front Gockel. Und somit kann ich Euch zu der ungarischen Power Metal Combo, die bislang zwei Alben und zwe EP’s draußen hat, nicht viel  mehr sagen, als dass Ihr Euch weitere Infos unter: http://www.wisdom.hu/ holen könnt.


(auf's Foto klicken für das kleine Plauderstündchen)
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Die goldene Mitte wird von den Schweizern Eluveitie bestritten, die im Bereich Folkmetal wahrlich kein unbeschriebenes Blatt mehr sind. Sie feiern gerade ihr 10jähriges Band Jubiläum und die VÖ ihres neuen und fünften Albums ‚Helvetios’.


Ach ja, und knapp vor der Tour hier, hat Gitarrist Simeon „Sime“ Koch auf eigenen Wunsch die Band verlassen. Für ihn kam Rafael Salzmann.
Und auch wenn Eluveitis musische Gangart nicht so 100prozentig zu Sabatons O-Ton passt, so werden sie trotzdem sehr gut vom Publikum hier angenommen. Mittelpunkt ist denn auch wie immer Sänger Christian „Chrigel“ Glanzmann, der mit seinen Dreadlocks die meiste Aufmerksamkeit erhascht. Die obligatorische Mütze ist aber nicht nur Markenzeichen, sondern soll auch ein klein wenig vom üblichen männlichen Problem ablenken. Ihr wisst, was ich meine. Die Scorpions haben’s vorgemacht, nur im etwas anderen modischen Stil.
Gott sei Dank ist sowas aber nicht ausschlaggebend für die Performance selbst, und Eluveitie zeigen überdeutlich, dass sie einen gewissen Qualitätslevel erreicht haben. Sicherlich, dieses musikalische Genre ist eindeutig Geschmackssache. Aber bei etwas Kompromissbereitschaft kann man jenem, sogenannten Paganmetal durchaus eine Scheibe abgewinnen, mal abgesehen davon, dass diese Gangart sich ohnehin momentan äußerster Beliebtheit erfreut. Und es gibt sie auch schon eine Spur zu lange, als dass man sie leichthin als gerade mal Flavour of the Month bezeichnen könnte. Auch die beiden hübschen Grazien in der Gruppe – Anna Murphy und Meri Tadic kommen zu ihren Gesangs-Solo-Einlagen und ziehen vor allem das männliche Adlerauge auf sich.

Fakt ist, Eluveitie spielen alle Trümpfe aus, die sie in ihrem Sandsack mitgebracht haben. Sandsack deshalb, weil mich Meistro Ghrigel, wenn auch nur entfernt, ans Sandmännchen erinnert. Nach dem Motto: neu und alt gut gemischt, kommt jeder Genussspecht hier drinnen auf seine Kosten, wobei man von Genuss nur bedingt sprechen kann wegen der enormen und konstant zunehmenden Hitzeentwicklung hier drinnen und der Enge, sowie ein kleines, aber doch unüberhörbares, akustisches Manko. Aber gut wir sind schließlich nicht in der Staatsoper und lauschen zu den Klängen von Beethovens einziger Oper Fidelio, sondern hier bei Wilhelm Tells Ur-Ur-Urgroßenkeln, die mit ihrer Musik Opa Willi anno dazumal wahrscheinlich umgehend einen Herzinfarkt beschert hätten, während der Pfeil den Apfel auf seinem Schädel durchbohrte. Gott sei Dank leben wir aber  heute 700 Jahre später nach diesem akrobatischen Akt  und Willi schaut höchstens noch von Wölkli Sieben zu und denkt sich: „zu meiner Ziet hätts dös nit geben“ – Jetzt tut’s das aber, und das wiederum mit dem Touch des dunklen Mittelalters, eben jener Zeit, als unser Schweizer Volksheld auf diesem Globus lustwandelte. – So sagen wir denn auch auf wiada luagga, und grüazi miteinand.
http://eluveitie.ch/

Ehrlich gestanden, ist die Pause zwischen unserem Schweizer Pagan Export und den ungekrönten Königen des Power Metals - Sabaton auffallend lang. Über das warum lässt sich streiten. Ob aufgrund einer Laune der darstellenden Künstler oder dem Ansinnen, die Kiddies hier zum vermehrten Bierkonsum zu animieren, lässt sich ebenfalls diskutieren. Aber die Zeit fließt trotzdem relativ rasch davon, und Schwedens berühmteste Rock Hymne, bei der allerdings fremd gegangen wird in Form von, ja eh klar – ‚The Final Countdown’ von Europe, eröffnet den letzten Akt unseres metallischen Gefechts hier. Zwar passt jener jetzt musikalisch so gar nicht zum Genre, dem unsere Soldaten aus Falun frönen. Trotzdem grölt das komplette Fan-Aufgebot mit bei der, ach so bekannten Fanfare.


Und dann stürmt Feldwebel Joakim und sein Regiment auch schon die Front, siegesgewiss klappert sein Gebi.... äh, nein sorry, das gilt denn wohl doch eher für unser aller geliebten Schwiegermütter. Bei Joakim verrutscht höchstens etwas die coole verspiegelte Sonnenbrille, die er selbst zum Markenzeichen erhoben hat, wie einst General Schwarzkopf, auch Stormin Norman genannt, im Irak-Einsatz. Nur dass unser storming Jokis Limelight-Schützer keinerlei Raketen Reflexonen, sondern allerhöchstens ein paar Bühnen-Scheinwerfer  ausgesetzt sind. Und so kann Operation Carolus Rex im Backstage Werk beginnen. Bereits nach den ersten drei Kanonenkugeln, die das Geschwader Sabaton aus ihrer Zaubertüte schüttelt, erhallt bereits der anfeuernde Schlachtruf  aus der treuen Gefolgschaft : „noch ein Bier, noch ein Bier, und noch ein Bier.....!!!!!!“
Ergo: Admiral Broden lässt sich nicht lange bitten und serviert seinen Schäflein den gewünschten Isotrunk, den der Erstbeste und Willige auch brav auf - ex in seinen Schlund schüttet.


Clever arrangiert vom Generell da oben, denn er selbst rührt vor und während einer Show keinen einzigen Tropfen Gerstensaft an. Zumindest hat er mir das vor dem heutigen Schlagabtausch glaubhaft versichert. Aber wehe, es naht ein Day off.... dann wird alles Versäumte selbstverständlich umgehend nachgeholt. Tja leider ist das grad nicht der Fall, und unser momentan, vorherrschendes Oktoberfest wird wohl ohne ihn vonstatten gehen. Aber gut, that’s life, und ich denke mal unser Irokesenhäuptling der ohne seine Spiegelgläser eine, fast schon frappierende Ähnlichkeit mit Macki Messer zum Vorschein bringt, wird das locker verschmerzen. Schließlich feiert er einen Sieg nach dem anderen mit seiner Kampfeinheit. - 


Carolus Rex  ist die Parole und dominiert die Szenerie, schießt einen Vogel nach dem anderen ab und hinterlässt eine dampfgeschwängerte, absolut befriedigte Kampfstätte. Wobei man vermerken muss, dass auch Geschütze wie ‚The Art Of War’, ‚Coat Of Arms’  und ‚Metalizer’ aufgefahren werden, die ebenfalls zielsicher ins Schwarze treffen. Und jetzt gibt’s noch ein Bier.... und wir blasen zum zusätzlichen Angriff auf die aufgewühlten Gemüter, die in diesem Augenblick nicht mehr zu halten sind.


Die siebte Kavallerie die anno dazumal gegen Crazy Horse ihr Leben lassen musste ist Vergangenheit und unsere
Metal Jedi Ritter mischen jetzt erstmal so richtig den Münchner Kosmos auf. Macky Messer alias Jocki Bróden, hat sein tägliches Work Out absolviert und  hofft immer noch, eines Tages so beeindruckende Muckis wie Österreichs Nationalstolz Arni Schwarzenegger zu bekommen. Nun ja,  irgendwie ist er auch auf dem besten Weg dazu. Obs dann noch zum Mr. Universum reicht, wird sich noch zeigen.
The Show is over und unsere schwedischen Toreros verlassen das Geschehen, - hinterlassen Sonnenschein pur
und das zu fortgeschrittener Geisterstunde, und um uns kurz vorher zu versichern: we are back very soon to play your butt’s off again..... na ja so ähnlich... So und jetzt darf’s auch für Yogi Bär ein Bierchen sein, oder auch zwei, oder drei.... Na denn Prost, und wohl bekomm’s.....
http://www.sabaton.net/

Weitere Fotos gibts bei www.metalhammer.de