Drei Konzerte in drei Hallen gleichzeitig fotografieren, da gehört vor allem Timing, Schnelligkeit und Organisation dazu. Und so ein Unternehmen gelingt auch nur, wenn die Hallen und Clubs in unmittelbarer Reichweite zueinander liegen. – Was bei einer derartigen Aktion aber mit Sicherheit auf der Strecke bleibt, ist der individuelle Genuss eines jener Events. Und somit gibt es an dieser Stelle keinerlei ausführliche Live Review, sondern lediglich eine Bildberichterstattung mit einigen Eckdaten und Anmerkungen.
Unser Backstage Areal hier in München ist bekanntlich prädestiniert für den möglichen Besuch mehrerer Veranstaltungen gleichzeitig, da der Weg vom Werk zur Halle und von dort zum Club oder zurück zum Werk, lediglich. bzw. maximal eine Minute benötigt.
Ins Guinnessbuch der Rekorde komme ich mit dieser Aktion zwar wahrscheinlich nicht, trotzdem passiert eine solche – äußerst selten. Ja, zwei Shows gleichzeitig, das war in der Vergangenheit bereits des öfteren der Fall, aber drei Events mitnehmen, das hatte ich bislang noch nicht probiert. Also Zeit wird’s und auf geht’s zum schichteln....


Als erstes sind die Gothic Rocker Lacrimosa dran, die im Backstage Werk um 20 Uhr zu einem ca. 3 stündigen Spektakel (mit einer kleinen Pause dazwischen)  loslegen. Grund für diese, momentan, stattfindende Tournee, ist das neue Album ‚Revolution’. Kurz zur Band, die 1990 von dem Wahl-Schweizer Tilo Wolff gegründet wurde. Vier Jahre später stieß die Finnin Anne Nurmi dazu. Und im Prinzip besteht Lacrimosa, was soviel wie ‚Tränenreich’ bedeutet, aus diesen beiden Musikern. Der Rest der Truppe ist vermutlich für die Tournee engagiert worden. Aber obwohl Lacrimosa inzwischen elf Studioalben am Start haben, einige Charterfolge verbuchen können, und regelmäßig den Globus betouren, können sie sich heute Abend hier in München keineswegs über eine ausverkaufte Gruft freuen. Im Gegenteil, Teile des Werks sind per Vorhang abgetrennt, und schätzungsweise befinden sich ca. 300 Anhänger der okkult - kapraziösen Subkultur hier, selbstredend alle in vornehmes noir gekleidet. (Anm: dazu unpassend, meine schneeweiße Kapuzenjacke, mit der man hier regelrecht auffällt.)



Lacrimosas Musik ist erwartungsgemäß melo - dramatisch , zum Teil schwer tragend angehaucht, aber dann auch wieder, fast schon rebellisch-aufmüpfig. Und zugegebenermaßen benötigt man ein gewisses Faible für diese Art von Musik, um sie tatsächlich in all ihren Fassetten genießen zu können. Aber das tun die, hier anwesenden Grufties ja ohnehin. Ca. eine halbe Stunde ist es mir vergönnt, den theatralischen Twiglight Zone Reigen von Lacrimosa zu inhalieren....
dann ist es Zeit für mich die Werks-Katakomben zu verlassen, um die Fronten in die Backstage Halle hinüber zu wechseln. 
http://www.lacrimosa.ch/

Dort liegt grad die zweite Supportband von Dying Fetus, namens Revocation in den letzten Zügen. (Anm. der Vollständigkeit halber - der Opener hieß Cerebral Bore, aber ist mir wegen Lacrimosa durch die Finger geflutscht)
 


Dabei handelt es sich um eine Extreme Metalband, die seit dem Jahr 2000 ihr Unwesen treibt und bislang drei Alben veröffentlicht hat. Etwa zwei Minuten ist noch Zeit, ein paar Fotos zu schießen, dann verabschieden sich die Brüder schon wieder, und für mich heißt es flugs wieder die Wirkungsstätte zu wechseln.
http://www.myspace.com/revocation

Das wiederum ist eine Sache von einer Minute, um im selben Gebäude, durch die Tür gegenüber zum Konzert von Mnemic inkl. drei Supportacts zu gelangen
.
Auch hier hat der Opener bereits ohne mich gespielt, und momentan stehen die Schweizer Sybreed auf der Bühne und stellen vor allem ihr neues, und insgesamt viertes Album ‚God Is An Automatum’ vor.


 
Insgesamt neun Jahre prügeln sich die Eidgenossen jetzt durch die Metal-Landschaft und bezeichnen ihren Stil als Industrial-Alternative Metal mit futuristischem Touch. Und sofort ist auch festzustellen, dass es hier im Club nicht ganz so beinhart zugeht wie drüben in der Halle, auch wenn das hier für manche immer noch ein Buch mit sieben Siegel ist, natürlich nicht für diejenigen, die hier sind.
http://sybreed.com/

Sei’s drum, es bleibt keine Zeit, und in der Halle haben sich soeben Job For A Cowboy daran gemacht, den ca. 400 Anhängern lieblicher Thrashmetal Kultur  die Aggressionen auszutreiben.


Diese Herren aus Glendale Arizone waren schon so einige Male zu Gast hier im Backstage, und sie stehen für herzerweichenden Death Core Metal... (Anm: die kleinen, aber anscheinend feinen Unterschiede bei all diesen Metal Varianten lassen wir an dieser Stelle mal außen vor.) – ‚Democracy’ ist denn auch der Titel des brandneuen Goldstücks, dem insgesamt vierten Studioalbums. Leider sind bei Job For A Cowboy die Bühnen-Lichtverhältnisse eine derartige Katastrophe, dass man um den zeitweiligen Einsatz eines Blitzlichts nicht umhin kommt... http://www.myspace.com/jobforacowboy

Auch egal, - die Fotos sind im Kasten, und erneut geht’s hinüber in den Club, wo es nur noch Minuten dauert, bis Hatesphere den Altar erklimmen.


Ritual bei dieser Gruppe ist übrigens das Intro. Das durchwegs junge Publikum erkennt diese Melodie zwar nicht mehr, bei mir klingelts sofort. Das ist ohne Zweifel, der Titelsong aus der legendären TV Serie „Die Zwei“ feat. Roger Moore und Tony Curtis. – Und jene Kultserie, auch wenn sie schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hat, kann ich jedem nur empfehlen. (hier der Opener)
Als Sänger Esben "Esse" Hansen die, gerade mal ca. 100 Fans erspäht, meint er auch noch süffisant: „Circle Pit please“. – Humor hat er jedenfalls und legt gleich los da oben, als ob in zehn Minuten die Welt ungeht.


Und es bestätigt sich umgehend: es ist nix faul im Staate Dänemark... denn das ist dort, wo diese Band herkommt. Im Gegensatz zu anderen teilnehmenden Acts hier, haben sie keine neue Scheibe im Tornister. Die jüngste VÖ stammt von 2011 und nennt sich „The Great Bludgeoning“.
Hatesphere kommen offensichtlich trotz der kargen Zuhörerschaft hier, erstklassig an. Für mich heißt es aber erneut die Fronten auszutauschen.
http://www.hatesphere.com/

Und in der Halle drüben kommen wir zum Headliner des heutigen Abends dort. Und der heißt Dying Fetus.


Das Trio aus Anapolis, USA, ist bereits seit 21 Jahren unterwegs und hat neun Alben draußen. Das letzte namens ‚ Reign Supreme’ ist gerade erst erschienen. Nach dem Motto: härter geht’s nimmer, prügelt sich das Trio durch sämtliche Thrashorgien ihrer Schaffensbreite und sind vor allem eines: laut! – ich meine damit richtig laut!  Und spätestens hier steht auch die Bude Kopf, und ein Durchkommen durchs Moshpit wird so gut wie unmöglich.

Also heißt es hier, schnell ein paar visuelle Eindrücke in den Kasten hauen, und dann nichts wie ab durch die Mi.... – nein, doch lieber am Rand entlang.... http://www.dyingfetus.com

Einen hamma noch... drüben im Club. Und auch dort ist es der Headliner des Abends mit dem klingenden Namen Mnemic, den es noch abzulichten gilt.


Es handelt sich dabei um eine dänisch-französische Thrash-Band. Der Name Mnemic ist eine Abkürzung für „Mainly Neurotic Energy Modifying Instant Creation“ oder aber von der griechischen Göttin des Gedächtnisses Mnemosyne abgewandelt. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als „Future Fusion Metal“. Deren Bilanz zeigt 14 Jahre und fünf Alben inkl. der jüngsten VÖ namens ‚ Mnemesis’.


Verglichen mit Dying Fetus gegenüber in der Halle, sind auch Mnemic bei weitem nicht so brutal, wenngleich auch sie in die Kategorie: Thrashmetal eingestuft werden. Zumindest kommt es einem beim direkten Vergleich nicht so vor. Viel mehr gibt es nicht mehr zu palavern, denn nachdem meine Mission erfüllt ist, predige ich auch schon das Amen für Lacrimosa, Dying Fetus und Mnemic -   
http://site.mnemic.com/

Fest steht nach dem fotografischen abschießen dieser letzten und insgesamt achten  Lichtgestalten innerhalb der letzten vier Stunden, ist mein Bedarf an Death, - Thrash, - Metalcore,- und weiß der Geier was für weitere musikalische Stilistiken, inkl. der anfänglichen Grufti Partie, eindeutig gedeckt.
Und deshalb vollführe ich jetzt mein eigenes Circle Pit, nämlich - ab und off we go und straight nach Hause und das mit fröhlichen Tinnitus Tendenzen für eine wohlverdiente Nachtruhe..... 

Weitere Fotos bei
www.metalhammer.de   und
hier