Von weitem ist man fast versucht zu denken, dass Richie Sambora zu denjenigen Musikern gehört, die nie alt werden. Allerdings von nahem betrachtet, sieht die Sache schon wieder anders aus. Denn da wird so manche Kerbe sichtbar, die sein abwechslungsreicher, und nicht immer einwandfreier Lebenslauf zutage bringt. – Nun, Sambora kennt man vor allem als Gitarrist von Bon Jovi, und das seit 1981. Dass er nebenher noch eine relativ erfolgreiche Solokarriere verfolgt, wird oft vernachlässigt. Wobei da wiederum zu bemerken ist, dass jener Erfolg vor allem dem Fahrwasser von Bon Jovi zu verdanken ist. – Drei Soloalben hat der US-Amerikaner bereits am Start. Davon ist das jüngste Werk ‚Aftermath Of the Lowdown’ gerade erst erschienen. Grund genug eine Solo-Tour durchzustarten, die vor allem diesen Longplayer bewirbt. Dass dies aber nun wirklich passiert, war bis vor kurzem noch gar nicht so sicher. So musste sich Sambora erst vor etwas mehr als einem Jahr, erneut einem Alkoholentzug unterziehen und wurde hierbei sogar streckenweise auf der Bon Jovi Tour von einem Aushilfsgitarristen ersetzt. – Momentan scheint es ihm aber wieder gut zu gehen, zumindest gut genug, um diese Tour jetzt durchzuziehen.
Und da sind wir nun in München im Circus Krone, der sich als so gut wie ausverkauft erweist. Tickethalter sind vor allem Bon Jovi Fans, was sonst?!
Einen Supportact gibt’s auch namens Björn Baillie, der um 20 Uhr als Alleinunterhalter da oben versucht, die Menge etwas aufzuwärmen. Aber den Kiddies ist das so ziemlich sonst was und egal, so dass dieser einigermaßen überflüssig an uns vorüberschrammt.  Ich muss gestehen, ich bin zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht mal im Gebäude präsent. 


Sambora beginnt Schlag 21 Uhr seine, fast dreistündige Show. Und kaum da oben erschienen, ist das Gekreische unermesslich laut und intensiv. Mittig positioniert, mit den restlichen Musikern deutlich auf den Hintergrund reduziert, sonnt er sich im Scheinwerferlicht und holt sich dabei fast schon einen Sonnenbrand. Und ja, Sambora ist ein guter Gitarrist. Darüber besteht absolut kein Zweifel. Das Singen hingegen hat er nicht unbedingt erfunden. Sicherlich gibt es noch schlimmeres! Aber die Vocals besitzen nicht unbedingt einen hohen Wiedererkennungswert, bzw. einen prägnanten Unterton. Er besitzt eine von  vielen Stimmen, die sich da durch, großteils sanft gepolsterten Melodic Rock durch tätscheln. Schade auch, dass der Rest der Band so im Spotlight-Schatten von Sambora ertrinkt, denn jene sind durchaus erwähnenswert. Da wäre Gitarrist/Key. Luke Ebbin, Gitarist David Ryan Harris, Drummer Aaron Sterling, Bassist Curt Schneider und Keyboarder Matt Rollings. – Die Truppe arbeitet sich durch  sämtliche Schaffensperioden von Samboras Solokatalog, sowie einer Jamsession, die vor allem Richies Vorliebe für die Beatles an den Tag bringt.


Zu erwähnen wäre da z.B. nur ‚Golden Slumbers’ und einige weitere bekannte Töne der Fab Four.
Zum Song ‚Sugar Daddy’ singt dreiviertel des Circus Krone mit im Chor und steigert sich in einen Begeisterungssturm hinein, der seinesgleichen sucht. Als zwei Songs später dann Bon Jovis ‚I’ll Be There For You’ auf dem Plan steht, sind sämtliche Jovi Apostel hier drinnen vollends aus dem Häuschen und nicht mehr zu halten. Und Richie sieht irgendwie megaglücklich aus. Denn hier hat er den lebenden Beweis, dass er noch da ist und auch noch jemand ist. Denn das war zeitenweise nicht immer so dank der vergangenen physischen und psychischen Tiefschläge, die ihn immer wieder aufs Neue in ein tiefes Loch gezogen hatten. Es folgen weitere Solotracks wie ‚Fallin’ From Graceland’ von Samboras zweitem Album ‚Undiscovered Soul’ von 1993.
 



Das offizielle Set wird vom Bon Jovi Track ‚Who Says You Can’t Go Home’ abgeschlossen. Und der Circus Krone hier überschlägt sich vor lauter Begeisterung und Enthusiasmus. Und als ob dies übergreifend wäre, so kehrt Richie für eine Jamsession und weitere Zugabe zurück. Inzwischen drängt sich einem der Gedanke auf, dass diese Nacht nie enden wolle, schließlich bewegt sich der Uhrzeiger langsam Richtung Mitternacht. Zwischendurch stürmt noch ein Fan auf die Bühne und schmettert tatkräftig mit. Richie lässt ihn gewähren, - warum auch nicht.
Fakt ist, der Abend ist ein voller Erfolg auf der ganzen Linie und das nicht nur für reine Bon Jovi Fans. Ich für meinen Teil würde es jetzt nicht unbedingt glorifizieren, aber es war, wie soll ich es ausdrücken – ganz nett – nicht mehr und auch nicht weniger....
http://richiesambora.com/

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