Madonna, wie lange haben wir jetzt eigentlich gewartet, bis Steve Miller wieder mal nach Europa zurück findet? Satte 29 Jahre waren das. Obwohl, um es ganz genau zu nehmen, war er ja vor zwei Jahren schon mal hier und hat zwei Shows in Köln und Hamburg gespielt. Aber im Süden inklusive München und etlichen anderen Städten, war er eben seit 1983 nicht mehr präsent. Warum er über so lange Zeit mit Abstinenz in Europa geglänzt hat, hätte ich ihn gern selbst gefragt. Aber Interviews on Tour war nicht... und so lässt sich lediglich vermuten, dass der, nach wie vor vielbeschäftigte Musiker zu Hause in den USA so ausgebucht war, dass ihm einfach die Zeit gefehlt hat. Abgesehen davon ist ein Europa Trip für viele Ami-Künstler heutzutage fast schon ein Drahtseilakt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Obwohl ich letzteres bei Herrn Miller wiederum nicht vermute.
Der Status eines Steve Miller ist in den USA ungebrochen, astronomisch hoch., auch wenn die letzten großen Hits schon mehr als 25 Jahre zurück liegen, ganz im Gegenteil zu Europa, wo er letztendlich nur zwei Erfolge verbuchen konnte in den Siebziger und Achtziger Jahren. Und das war ‚The Joker’ und ‚Abracadabra’.  Miller hatte zudem eine sehr lange Studio-Pause eingelegt zwischen, weil er lt. eigener Aussage ein Problem mit der Musik Industrie hatte. Allerdings führte er nach wie vor ein reges Tourleben in den Staaten, und es erschienen zwischenzeitlich etliche Best of’s... und Wiederveröffentlichungen. Erst im Jahr 2010 legte er mit ‚Bingo’ ein neues Studioalbum vor. Und mit jenem erinnerte er sich auch erstmalig seit langem, wieder an Europa. Bereits ein Jahr später folgte ‚Let Your Hair Down’ und damit auch ein weiterer Trip über den großen Teich zu uns herüber.  Warum sich Steve Miller nach so vielen Jahren entschlossen hat, doch wieder nach Europa zu kommen, auch wenn es keine weitere Hitsingle zu promoten gab, sei mal dahin gestellt. Fest steht: notwendig hätte er es sicherlich nicht gehabt. 34 Singles, an die zwanzig Alben und unzählige Compilations sind in Millers Backkatalog zu finden, und er könnte wahrscheinlich eine ganz Nacht füllen mit seinen Gassenhauern. Und mit immerhin 69 Jahren wirkt er ohnehin mindestens zwanzig Jahre jünger. Das und noch mehr ist sehr schnell festzustellen, als er heute Abend hier im Circus Krone in München die Bühne betritt.

Support Act braucht’s keinen, und der Zauber beginnt kurz nach 20 Uhr und das relativ unspektakulär.


Erwähnen sollte man noch, dass trotz des hohen Eintrittspreises von nahezu 80,-- Euro, der Laden hier fast ausverkauft ist. Und noch etwas fällt auf. Und das ist die Tatsache, dass im elitären Publikum in welchem auch die komplette Münchner Szene zu erspähen ist, eine Frau auf zehn Männer kommt. Der Altersdurchschnitt hingegen reicht von ca. 30 bis 65 Jahren. Und die meisten Herrschaften sind dankbar, dass auch die Arena durchwegs bestuhlt ist. Mit den, anfangs sphärischen Klängen zu ‚Jungle Love’ und einer mit zahlreichen Ohren übersäten Leinwand-Szenerie, wird das Set eröffnet und der Track geht fast nahtlos in ‚Take The Money And Run’ über. Letzt genannter Song ist einer von jenen, die sich daheim in den Staaten ungeheuerer Beliebtheit erfreut haben und es immer noch tun, aber bei uns hier zu jenen Steve Miller Tracks gehören, die tatsächlich nur den Fans bekannt sind. ‚Das Gleiche gilt für das darauffolgende ‚Stake’, bevor dann der erste Höhepunkt des Abends mit ‚Abracadabra’ dran ist. Und bei dieser Hymne singen so gut wie alle mit.


Auf gut deutsch, der europäische  Durchschnittshörer kennt jenes und eventuell eben noch The Joker, alles andere läuft so nebenher. Und das kriegt man auch deutlich zu spüren bei den nicht so bekannten Tönen. Denn da ist auch die Stimmung hier drinnen deutlich gedämpft. Zwischendrin philosophiert Steve über das amerikanische Einkommenssteuer Gesetz, das seiner Meinung nach ein Witz ist, lässt es aber wohlweislich bleiben, sich auch noch in US-politische Interna zu verstricken auf Grund der bevorstehenden Präsidentschaftswahl. –


Auch Millers derzeitige Band ist erwähnenswert, die da besteht aus:
Gitarrist Jacob Petersen, Keyboardist Joseph Wooten, Bassist Kenny Lee Lewis, Drummer Gordy Knudtson &.Backing Sänger Sonny Charles. Letzterer gibt mitunter auch ein Soloständchen, auch um Steve Miller wahrscheinlich etwas zu entlasten. Und Mr. Charles mimt zusätzlich die Stimmungskanone, um die Zuschauer etwas aus der Reserve zu locken.


Zwischendrin gibt es eine, aus mehreren Stücken bestehende Akustikeinlage von Steve Miller solo, die mit einer sehr interessanten Version von ‚The Window’, dem letzten Track auf der ‚Fly Like An Eagle’ Scheibe endet.


Im dritten und letzten Teil der Show geht’s dann richtig zur Sache, und ein Hit jagt den nächsten. Und spätestens jetzt ist auch die letzte  Schnarchnase aufgewacht. Es gibt Standing Ovations, und Songs wie ‚Jet Airliner’ und ‚Rock’n’Me’ fahren voll ein.

Das offizielle Set ist hiermit beendet, und Steve Miller verlässt umgehende die Bühne, um auch standepede wieder zurückzukehren. Nach ‚Swing Town’....

 folgt eine gelungene Version von seinem Paradesong ‚Space Cowboy’ , und der Zauber endet mit, wie sollte es anderes sein – ‚The Joker’.




Da steht dann alles vorne und feiert ihn ab, den Gangster of Love. Und der wiederum scheint sich zu freuen wie ein Schnellkönig. Aus die Maus, und es gibt noch einige Autogramme und Shake Hands, bevor Steve Miller endgültig good bye sagt und nicht nur den Altar hier, sondern gleich die komplette Begegnungsstätte umgehend verlässt. Denn der letzte Nachtflug wartet nicht gerne.
Fazit ist ein durchaus gelungener Abend mit vielen nostalgischen Momenten und einem, immer noch sehr agil-jugendlich wirkenden Steve Miller, der gezeigt hat, dass er nach wie vor noch der Selbe ist und Rock’n’Roll kein Alter kennt.


Schade ist lediglich, dass unsere Otto-Durchschnittskonsumenten nicht jede Minute heute Abend zu schätzen gewusst haben und deshalb die Allgemein-Stimmung nur streckenweise wirklich zum überbrodeln kam. Auf alle Fälle darf man gespannt sein, wie lange es diesmal dauert, bis die Steve Miller Band wieder und überhaupt zu uns zurückkehrt. Ich für meinen Teil bin froh und dankbar, dass ich den Space Cowboy jetzt zumindest einmal live on Stage erlebt habe. Und ich muss sagen, ich habe keine Sekunde lang bereut...
http://www.stevemillerband.com/