Was mir jedes Mal erneut ein Rätsel ist, ist der Umstand, dass es amerikanische Rockbands gibt, die es immer mit besonderer Vorliebe nach Europa zieht, vor allem auch nach Deutschland. Über die Gründe dafür nachzudenken, ist mühlselig. Denn es gibt eigentlich nur zwei Erklärungen. Entweder, der jeweilige Künstler hegt einfach nur eine besondere Vorliebe für unsere Breiten oder aber die einzige Chance überhaupt noch großflächig zu touren, ist eben nur bei uns hier gegeben. Das kann man drehen und wenden wie man will. Fakt ist aber, dass schlicht und ergreifend auch bei uns hier nicht unbedingt der Southern Rock regiert, und dass so eine Tournee alles andere als billig ist. Deshalb ist es für eine Band, so wie unsere Partizipanten Molly Hatchet,  heutzutage jedes Mal fast schon ein Megarisiko, wenn sie so alle Jubeljahre wieder eine Europa Konzertreise auf die Beine stellen. Aber bislang haben sie eine solche immer durchgezogen, auch wenn die Hallen von Mal zu Mal kleiner werden, bzw. die Zuhörerschaft geringer...
Dass der Name Begriff ist, gilt auch nur noch für die Hardcore Insider, die ihr Herz an eben jenen Southern Rock verschrieben haben. War doch vor nicht allzu langer Zeit im vergangenen Sommer erst Lynyrd Skynyrd hier, das Flagschiff jener Musikrichtung und hat noch mal kräftig die Werbetrommel für die Südstaaten-Musik-Philosophie geklopft. Obwohl auch bei jenen gerade nur noch an die 2.500 Zuschauer zugegen waren im Zenith in München. Aber sie haben zumindest etwas Nachgeschmack hinterlassen, Nachgeschmack mit dem Verlangen auf etwas mehr von dieser Sorte. Und das wollen nunmehr, ein halbes Jahr später, Molly Hatchet hier in der Backstage Halle und heute Abend stillen.


Die Vorhut machen The New Roses, die irgendwo in der schönen Gegend am Rhein entlang, zu Hause ist.


Die, noch relativ jungen Bandmitglieder Tim, Urban, Stefan und Dizzy kennen sich, nach eigener Aussage bereits eine halbe Ewigkeit, aber als New Roses fungieren sie erst  seit geraumer Zeit. Für den 21.12. dem Weltuntergangs-Termin wollen sie eine EP veröffentlichen, die u.a. auch ein Cover des Tom Petty Songs ‚Refugee’ nthalten soll, und das ganze Album soll dann im Frühjahr 2013 folgen.e 
Um ehrlich zu sein, bis zum heutigen Abend habe ich nichts von der Existenz dieser Rockband gewusst, und ich vermute mal, so einige andere Gäste hier, auch nicht.


Der erste Eindruck ist aber mitnichten ein schlechter, und die Jungs liefern eine wirklich solide Rock’n’Roll Show – Tom Pettys ‚Refugee’ inbegriffen. Ich bin schon mal gespannt, ob man zukünftig noch mehr von ihnen hören wird, mal abgesehen vom Album Release. Weitere Infos gibt es unter:
https://www.facebook.com/TheNewRoses

Anschließend weht einmal mehr die Südstaatenflagge, und Molly Hatchet nehmen von unserer Backstage Hallen- Bühne Besitz.


Im Line up hat es erneut eine Veränderung gegeben. Und seit letztem Sommer trommelt nicht mehr Shawn Beaver sondern Scott Graig (Ex-Blackfoot).  Ansonsten ist alles gleich geblieben - Phil McGormack am Gesang, der langsam den Eindruck vermittelt als hätte er nicht nur einen Fussball verschluckt, Gitarrist Dave Hlubek, das einzige verbliebene Original-Mitglied, Keyboarder John Calvin (Danny Joe-Brown Band), Bassist Tim Lindsey (Rossington Band) und Bobby Ingram, der mit seiner Achtziger Jahre Miami Vice Fönfrisur seit geraumer Zeit als Band Boss gilt, auch wenn er ebenfalls bei weitem nicht vom Ur-Line up stammt.
Die Band zieht routiniert ihr Programm durch, das zum Großteil aus ihren bekanntesten Gassenhauern besteht, und vor allem aus Songs, die nach 1985 entstanden sind. Auf meine Frage vor der Show, warum Molly Hatchet bei ihren Shows zum Beispiel nie einen Song von meinem Lieblingsalbum ‚The Deed Is Done’ spielen würden, wird lediglich mit einem Schulterzucken und verlegenem Grinsen beantwortet. Aus dieser Reaktion resultiert die wahrscheinliche Antwort, die mit musikalischen Rechten zu tun  haben dürfte.


Aber gut, das ist höhere Gewalt und für diese Review hier nicht weiter relevant. Obwohl einige der Herren erneut um einiges an Umfang (wieder) zugelegt haben, schenken sie sich kein schweißgetränktes Westernhemd. Halleluja, was Molly Hatchet hier an Posing auf die Bretter legen, da könnte sich so manche junge hübsch-geschminkte Glamrock Band ein gehöriges Scheiberl abschnipseln. Für die Kameras wäre das ein Festessen. Allerdings nur – wäre – denn die visuellen Beleuchtungsverhältnisse sind einmal mehr eine Katastrophe und teilweise muss sogar der Blitz herhalten, um überhaupt eine vernünftige Ablichtung zu erzielen.
Leider gibt es keine Setliste, die da am Bühnenboden klebt und die man hier ablichten könnte. Aber geboten werden die üblichen  Hau-Drauf Arien ‚Whiskey Man’, ‚Bounty Hunter’, ‚Gator Country’, den Allman Brothers wird Tribute gezollt mit ‚Dreams I’ll Never See’  und natürlich der wichtigste Song ‚Flirting With Disaster’, der nie fehlen darf bei einer Molly Hatchet Show.


Das Gesamtbild der Show ist ein klar-definiertes nach dem Motto – straight forward ohne Ecken und Kanten oder weiteren Firlefanz. Und das wichtigste ist: den ca. 150 Fans gefällt offensichtlich was sie hier serviert kriegen. Was will man mehr außer dem Wunsch, dass diese Band hoffentlich bald wieder kommt. Aber das wird leider Gottes von Mal zu Mal noch teuerer und demzufolge fraglicher. Deshalb – open End of Story.... Hauptsache die Legende lebt weiter…
http://www.mollyhatchet.com/

Offstage Schnappschüsse gibts im  Diary