 |
Das Leben ist nicht nur geprägt von der berühmten Leichtigkeit des
Seins, wie man oft so hübsch zu sagen pflegt. Aber man kann diese
Unbeschwertheit des Augenblicks zumindest in die darstellende Kunst
legen. Und ich denke mal, genau das ist hier der Fall, nämlich dann,
wenn sich jene Leidenschaft verselbstständigt und von allein von einem
Höhepunkt zum anderen schwingt. Gedanken sind in diesem Moment überflüssig,
denn das Gefühl ist stärker und schneller, und schwups ist die nächste
multiple, akustische Klippe umschifft und hat für die, ich weiß nicht,
wievielste Erregungskurve gesorgt. Allerdings muss der aufmerksame
Beobachter, der imaginäre Partner dieses Geschlechtsaktes, also das
Publikum, das auch zu
schätzen wissen. Denn was nützt ein stupides lauschen zu verzweigten
Tonstrukturen, wenn deren feingestimmte Vibration nicht mit jeder Faser
aller sechs Sinne aufgenommen wird oder werden kann. – Es muss einfach alles stimmen
und vor allem harmonieren. Und dazu gehört neben dem Talent und dem Können
eben auch Gefühl und Leidenschaft. Ohne letzteres gibt’s auch keinen
Orgasmus. Und das ist nicht nur in der Musik so... hab ich recht, oder
stimmt’s? - Wir haben es hier mit einem wahren Profi zu tun, und auch wenn
heute Abend ab und an die physische Konstitution nicht so will wie er selbst gern möchte, so schafft es dann eben die persönliche
Erregungskurve, den notwendigen Vibe zu erzeugen, und zwar so, dass niemand sonst
merkt, dass eigentlich heute nicht der Tag der Tage ist. Aber das
wiederum ist die große Kunst Illusionen aufrecht zu erhalten, -
Illusionen, die eigentlich keine sind. Der Clou an der ganzen Sache ist
dann letztendlich, wenn der stille Zuschauer genauso profitiert aus
diesem akustischem Liebesspiel der Sinne, dessen Expression sich in der
Pantomime des Glückshormon-verstreuenden, und Musik erzeugenden
Hauptakteurs widerspiegelt. Dann, erst dann ist dieser Akt melodischer
Verständigung in all seiner Intensivität perfekt.
Melodiöse Erotik mit dem
Rhythmus von hartem Rock, aber auch mit einem Schuss leicht
melancholischem Timbre versehen, das ist der delikat gewürzte Cocktail,
den wir in diesem Fall serviert bekommen. Und dabei kommt es wieder auf
die Stellungen, pardon - das exakte Fein-Tuning an, damit das Verhältnis passt und bei dem
sowohl die leicht herbe, als auch die softere Note zur Geltung kommen.
Aber es gibt auch einen, leicht irritierenden Beigeschmack. Und der äußert
sich in der Disharmonie zwischen kraftvoller, ewig-jugendlicher
Leidenschaft in der performing Art und dem oralen, ständig-wiederkehrenden
Drang sich selbst in eine Art Steinzeitalter manövrieren zu wollen .
Das braucht es doch gar nicht. Denn wie heißt es so schön, man ist
immer so alt wie man auf andere wirkt... und ja – zugegeben, auch wie
man sich fühlt. Letzteres wird auch in unserem Fall
Gott sei Dank gekonnt vertuscht und überpinselt von den
vielseitigen Positionen einfallsreicher melodischer Experimente, die
sich aber heute als gar nicht so akrobatisch erweisen, wie sie es schon
des öfteren in der Vergangenheit getan hatten.
|