The Rolling Stones

      Charlie Watts - wieviel Energie bekommst du als Schlagzeuger vom Publikum?
„Viel. Vom Publikum – von mir bekommen sie ja nichts direkt – aber ich bekomme sehr viel Energie von ihnen. Das Publikum ist ja eigentlich das, was dich immer weiter vorantreibt. Wenn’s das Publikum nicht gäbe, hätte man ja schnell keine Lust mehr.“ 
 

     Im Februar 2006 habt ihr in Rio de Janeiro vor mehr als eine Million Menschen gespielt. War das ein besonderes Gefühl für dich?
„Nein, eigentlich nicht. Es war eben eine weitere Show, eine weitere Show auf unserem Tourneeplan. Es gab natürlich schon ein paar besondere Vorbereitungen, die Bühne war anders, aber das war eigentlich auch schon alles. Wir sind da runter geflogen, ich glaube wir waren vorher in Puerto Rico. Wir waren also dort und sind dann nach Brasilien geflogen. Aber es war natürlich ein phantastischer Tag! Aber wir haben uns eigentlich nicht besonders vorbereitet. Wir gehen auf die Bühne und machen unsere Show, so wie immer, und hoffen, dass es den Leuten gefällt.“
 

     Inwiefern hat sich nach 40 Jahren Bandgeschichte euer Rock’n’Roll-Lifestyle geändert?
„Naja, ich lebe nach keinem Rock’n’Roll-Lifestyle. Nein… tue ich nicht. Ich habe auch noch nie so gelebt, wie die meisten vielleicht denken, dass ich lebe, oder gelebt habe. Noch nie. “ 
 

       Wer hat die besten Chancen dieses Jahr Fußballweltmeister zu werde?
„Ich habe keine Ahnung, ich bin kein großer Fussball-Fan (grinst). Aber ich werde es mir ansehen! Brasilien vielleicht? Aber das läßt sich einfach sagen. Deutschland hat eine gute Chance! Es ist ihr Heimspiel und sie haben… ich denke, wenn sie so spielen würden, wie sie es wirklich können, das wäre gut. Aber es ist wie mit England, sie sind nicht mehr so gut in Form wie früher. Holland ist auch nicht mehr so gut wie früher! Die waren früher phantastisch in Form, die Holländer. Aber – ich weiss nicht, es kann ja eigentlich jeder gewinnen. Aber ich glaube, Brasilien wird am Ende gewinnen. Sie sind einfach immer so gut bei der Weltmeisterschaft. Ich meine, sie verlieren bei Freundschaftsspielen und so, aber wenn sie dann erstmal bei der Weltmeisterschaft sind, dann ziehen sie einfach jedes Spiel durch und gewinnen immer irgendwie. Außer bei dem Spiel in Paris (lacht), aber ich glaube, jeder hatte Geld darauf gesetzt, dass sie das gewinnen, und sie waren ja dann auch im Finale… aber naja. Also ich glaube, Brasilien wird ins Endspiel kommen, aber eigentlich könnte auch jeder andere dabei sein. Wenn England gut spielt, könnten sie’s auch bis dahin schaffen. Aber wie die Chancen dafür stehen…?  

       Werdet ihr euch die WM-Spiele ansehen?
„Ich bin mir nicht sicher. Ronnie ist ein Fussball-Fan. Und natürlich auch Mick, alles was mit Sport zu tun hat. Mick ist ein großer Sport-Fanatiker. Er würde zum Finale gehen.  Er war letztes Mal beim Finale, wir waren damals auch in Europa, als das Finale in Paris war. Er nimmt sich den Tag frei.“


Im Sommer kommt ihr im Rahmen der „Bigger Bang Tour“ nach Deutschland. Freut ihr euch auf das deutsche Publikum?
„Deutschland war immer…, ich weiß nicht warum, aber in Holland und Deutschland hatten wir immer ein tolles Publikum. Es macht uns also immer Spaß, dahin zu kommen. Ja, das ist immer toll.“ 
 

       Werdet ihr nach der Welt-Tournee erstmal ausgiebig Urlaub machen?
„Nein, ich bin nicht so der Urlaubs-Typ. Ich werde wahrscheinlich einfach nach Hause gehen. So wie immer.“ 
 

       Wie ergeht es dir nach so einer Tour?
„Man wacht auf und hast nichts zu tun. Man will sogar immer weiter machen, es ist ein bisschen so, wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt: es läuft weiter gackernd rum.  Du wachst auf, du stehst auf und fängst an, dich vorzubereiten auf…, also dein Kopf, na ja… Wenn wir hier auf Tour sind, haben wir keine richtige Woche, man hat jeden Tag Verpflichtungen. Auch wenn du eigentlich einen Tag frei hast, gibt es immer irgendwelche Verpflichtungen. Also denkt man nachher immer noch über die Tour nach, über das Ende der Tour. Aber das hört dann auch bald wieder auf und man mischt sich einfach unter die Leute auf der Straße.“


       Ron Wood - wie schafft ihr es immer wieder mit euren Live-Shows das Publikum mitzureißen?
„Ich weiß es nicht, das überrascht uns auch jedes Mal! Ich glaube, wenn wir alle in dieser großen Menge zusammenkommen, wir sind ja dreizehn Leute in der Band, neben den vier Hauptpersonen, wenn man das so nennen will. Und dann passiert etwas Magisches, wenn wir alle zusammenkommen. Und die Leute kommen ja auch von überall her, um zu einem Konzert von uns zu gehen. Diese anderthalb Millionen Menschen in Rio, das war Wahnsinn! Aber es war auch unglaublich toll, es gab keine Gewalt, keiner wurde verletzt. Ist es nicht ein toller Beweis, dass so viele Menschen eine tolle Zeit gemeinsam haben können, und das nicht auf Kosten von irgend einem Unglück, einfach nur so? (lacht)“

      War das Konzert in Rio de Janeiro ein persönlicher Höhepunkt in deiner Karriere oder war es nur ein Konzert wie jedes andere?
„Nein – ein absolutes persönliches Highlight! Ich denke, dass ist jedem von uns so gegangen. Es war einfach unfassbar.“
 

       Nach über 40 Jahren Rolling Stones ist die Begeisterung eurer Fans ungebrochen. Wie erklärst du dir das?
“Ich weiss es auch nicht. Wir wurden gerade vom National Geographic gefilmt, für ein Sonderformat, zusammen mit der Besteigung des Mount Everst, den neuen Versuch einer Besteigung. Nach diesen vierzig Jahren müssen wir also wohl so etwas wie ein Weltwunder sein (lacht).“ 
 

       Fühlt ihr euch niemals müde auf einer Tour dieser Größe?
„Oh nein, wir fühlen uns schon manchmal müde. Aber meistens hat man überhaupt keine Zeit, richtig krank zu werden. Aber manchmal geht man auf die Bühne und fühlt sich ziemlich ausgepowert. Aber dann kommt wieder diese ganze Energie vom Publikum und das reicht, um dich durch die Show zu bringen. Aber dann gehe ich von der Bühne und breche im ersten besten Moment zusammen. Manchmal brauche ich vier Stunden, um richtig runter zu kommen.“
 

      Wie wichtig ist es für dich deine Familie mit auf Tour zu nehmen?
„Schon ihre Anwesenheit allein hilft mir, wirklich. Und ihre Unterstützung, dass sie einfach sagen „Du hast heute Abend super gespielt, Dad“ oder so etwas. Oder „Das hättest Du aber besser machen können“! Das gibt einem dann schon einen Kick.“  

       Sagen dir deine Kinder auch mal, wenn ihnen eine Show nicht gefallen hat?
„Oh ja, man bekommt jede Art von Kritik von ihnen. Aber meistens ist es positiv, und das liebe ich natürlich.“  

       Müsst ihr in eurem Alter etwas mehr Acht auf euch nehmen?
„Ich glaube, wenn man älter wird, muss man die Dinge etwas ruhiger angehen (lacht). Auch wenn es schwerfällt, sich daran zu halten. Aber es stimmt auf jeden Fall, man muss etwas runterschalten.“  

       Bist du traurig, dass ihr euren Rock’n’-Lifestyle heutzutage etwas zügeln müsst?
„Ja, sehr traurig (mit einem spöttischen Ton). Aber man bekommt auch etwas zurück. Es kommt alles der Musik zu gute, der Vorteil ist, dass man musikalisch immer besser wird. Ich wäre also der Letzte, der das kritisieren möchte.“
 

       Glaubst du dass Deutschland eine Chance hat Weltmeister zu werden?
„Als ich in Argentinien war, hat Maradonna zu mir gesagt: „Achte auf die Deutschen!“ und ich sagte „Alles klar – Du bist der Boss!“ Und ich habe ihn gefragt: “Was ist mit England?” Und er sagte: „Die haben gute Chancen…!“. Und ich sagte: „Und Brasilien?” Und er sagte: “Sehr gut.“ Und dann sagte er noch: „Argentinien? Nicht so gut….” (lacht).“
  

       Wirst du mit den anderen Bandmitgliedern Wetten abschließen?
„Ja klar, wir werden kleine Wetten abschließen! Ich setze auf Deutschland, England und Brasilien, dass zwei von den dreien im Finale sein werden.“
 

       Freust du dich auf einige freie Tage während der Tour?
„Man muss sich entspannen, man muss versuchen, so viel wie möglich aus einem freien Tag zu machen. Meistens wird ein freier Tag ganz schnell wieder zu einem Arbeitstag. Dann machen wir plötzlich Interviews oder wir sollen ein Video drehen! Als wir in Amerika waren, haben wir mindestens drei Videos gedreht, dass ist jedes mal ein ganzer, langer, anstrengender Tag voller Arbeit. Ich würde lieber ein Konzert spielen als Videos zu drehen oder den ganzen Tag lang Interviews zu geben. “


       Mick Jaggermit der „Bigger Bang Tour“ begeistert ihr erneut die Fans weltweit. Wie erklärst du dir das?
„Ich weiss es nicht. Ich behandele jede Tour als etwas ganz Besonderes und ich versuche, das Showdesign so interessant wir möglich und so modern wie möglich zu gestalten und dem Publikum so viel visuelle Eindrücke wie möglich zu vermitteln. Gerade bei Stadion-Konzerten denke ich, ist es besonders wichtig, dem Publikum auch ein starkes visuelles Erlebnis zu bieten, aber so, dass es nicht zu sehr ablenkt oder die Musik in den Hintergrund drängt. Ich denke mit dieser Show ist es auch wieder ganz besonders – ein Teil des Publikums wird auf der Bühne in diesen Balkonen direkt hinter uns stehen – das wird bestimmt sehr lustig! Und ich glaube, wenn wir erstmal in Europa sind, werden wir sehr viel Spaß haben, weil wir nur dort die wirklich großen Stadion-Shows machen werden. Da können wir uns dann richtig reinknien und es auch visuell richtig interessant machen. Ich denke, wir versuchen wirklich, jede Show ganz anders zu machen und diese hier soll allen Spaß machen. Ich war eine Weile nicht so sehr für die großen Stadion-Shows. Vorgestern haben wir unsere erste Stadionshow seit einer ganzen Weile gehabt  und es ist schon interessant, jetzt wieder so dabei zu sein. Ich freue mich sehr auf die europäischen Shows.“  

       Woher nehmt ihr die Motivation mit jeder Tour neue Standards zu setzen?
„Ich weiss es nicht. Ich glaube, wir waren schon immer mit Leib und Seele dabei und versuchen, jede neue Tour mit mindestens der gleichen Intensität vorzubereiten wie die vorangegangene. Wir haben uns schon immer sehr damit auseinandergesetzt, ohne zu zielversessen dabei zu sein. Wir machen uns sehr viele Gedanken und gehen auch sehr ins Detail. Normalerweise kennen wir die Show dann in- und auswendig, bis wir in Europa sind und alles läuft rund.“  

      Freust du dich nach mehr als 40 Jahren noch immer auf der Bühne zu stehen?
„Immerhin geben wir fast jeden Abend ein Konzert – und das ist gut. Ich gebe wirklich sehr gerne Konzerte. Ich gehe nur sehr selten auf die Bühne und… naja, manchmal werde ich schon etwas zynisch, aber dann, sobald ich auf der Bühne stehe, stehe ich unter Strom, durch die Aufregung, das Publikum und all das. Und auch wenn es manchmal etwas schwerfällt, man fühlt sich nicht wohl oder hat eine Erkältung oder so – es ist ja ganz klar, dass man sich nicht immer 100%ig fühlen kann – aber dann geht man trotzdem einfach raus auf die Bühne. Normalerweise ist man dann schnell drüber weg. Bevor man auf die Bühne geht, denkt man vielleicht noch “Oh je, ich wäre wirklich lieber im Bett und sollte etwas Orangensaft trinken oder so” (lacht), aber dann geht man raus auf die Bühne und fühlt sich toll!“
 

      Kommt es jemals vor, dass ihr mit einer Show nicht zufrieden seid?
„Naja, einige Leute haben schon mal einen schlechten Tag. Aber man muss immer versuchen, sein Bestes zu geben. Diese Tour hat einen hohen Standard. So in den Siebzigern hatten die Stones ihre Höhen und Tiefen. An einigen Abenden haben die Stones eine tolle Show abgeliefert! Alles phantastisch und so weiter. Und dann gab es wieder Abende, wo man von der Bühne kam und dachte „Naja, heute war ich aber wirklich nicht besonders gut“. Also wie ein Jojo rauf und runter. Im Gegensatz dazu versuchen wir heute alle ein bestimmtes, hohes Level zu halten. Und dann kommt hinzu, dass es einen richtig packt und dann hat man eine phantastische Show. Ich meine, fast alle Shows sind wirklich gut, ich kann mich nicht erinnern, dass wir auf dieser Tour auch nur ein einziges schlechtes Konzert hatten. Das gefällt uns allen natürlich sehr. Man könnte sagen, wir sind inzwischen wie ein Fussball-Club, bei dem alle wissen, dass wir uns einen hohen Standard gesetzt haben und einfach keine schlechten Spiele spielen.“
 

       Ist es eine neue Entwicklung, dass Bands wieder vermehrt auf Tour gehen?
„Naja, neu ist das nun wirklich nicht. (lacht) Ich meine, Tourneen gab es schon, bevor es überhaupt Platten gegeben hat! Die Leute waren schon immer auf Tour, bevor man überhaupt Platten aufgenommen hat. Die Entwicklung geht also eher dahin zurück, könnte man sagen. Im 19. Jahrhundert gab es nur sehr wenige Aufnahmen aber die Leute sind viel zu Konzerten und Shows gegangen, ich meine, die Theater waren ja damals voll! Aber es gibt inzwischen auch sehr viel anderes, die Leute laden sich mehr Klingeltöne runter, sie laden sich mehr Musik runter, ob sie nun dafür bezahlen oder nicht, jedenfalls wird mehr aus dem Internet runtergeladen als früher. Und die Leute  kaufen mehr Merchandising als früher, vor allem in den großen Musikmärkten. Einige Dinge nehmen also zu und andere Dinge nehmen ab. Die CD-Verkäufe waren irgendwann sehr beliebt und jetzt kaufen die Leute vermehrt DVDs. Jedesmal, wenn wir ein Konzert von uns auf DVD rausbringen, haben wir sehr gute Abverkäufe. Nichts bleibt wie es ist, in keinem Markt, alles ändert sich ständig. Aber ich denke, das Tourgeschäft ist ein gutes Geschäft, aber das war es schon immer.“  

      Du bist großer Fußball Fan. Freust du dich auf die WM 2006?
„Ja, zumindest wenn England ins Finale kommt (lacht). Tatsache ist, dass wir nur an einem (überlegt) wichtigen Spieltag ein Konzert geben, also bei den Vorrunden. Aber wir spielen an keinem Tag, an dem ein Halbfinale oder so stattfindet. Und auch wenn wir dann nicht direkt in Deutschland sein werden, sind wir doch in der Nähe von Deutschland, z.B. in Warschau oder irgendwo anders. Wenn England also gegen Deutschland spielen sollte, zum Beispiel im Halbfinale oder so, kann ich immer noch kommen, weil wir an den Tagen keine Konzerte geben (lacht)! Und Europa ist ja nicht so sehr groß, ich werde also da sein (lacht), egal wo wir eigentlich sind, ob in Deutschland oder nicht! Ich würde sehr, sehr gerne zum Finale gehen. Ich hoffe natürlich, dass es ein tolles Finale geben wird, ich würde mich wirklich sehr freuen, hinzugehen, falls wir können. Besonders natürlich, wenn England und Deutschland im Finale gegeneinander spielen würden.“
 

      Gibt es so etwas wie ein optimales Alter um in Rente zu gehen?
„Einige Leute sollten mit Dreißig in Rente gehen, wenn ich mal ganz ehrlich sein soll! Und andere wiederum nicht. Also (lacht) ich meine, es ist etwas anderes, wenn man für ein großes Unternehmen arbeitet, dann kann es passieren, dass die Leute dich loswerden wollen, oder dass sie dich behalten wollen – je nachdem. Ich weiss, dass es darüber gerade heftige Diskussionen gibt. Aber wenn du ein Maler oder ein Dichter oder wenn du ein Musiker bist oder sonst irgendwie kreativ, dann gelten für dich ganz andere Dinge. Diese Regeln sind Regeln, die von Bürokraten gemacht wurden. Jeder weiss, dass diese Regeln nicht für den kreativen Bereich gelten. Einige Leute aus dem kreativen Bereich haben schon mit einundzwanzig ihre besten Tage hinter sich! Und andere Leute machen weiter und sind in der Lage, auch in ihrem späteren Leben weiterhin kreativ zu sein. Das bedeutet aber auch eine Menge mehr Arbeit. Ich hoffe natürlich, dass ich das dann noch schaffe.“



       Keith Richards - Mit der „Bigger Bang Tour“ begeistert ihr die Fans weltweit. Wie erklärst du dir das?
„Es fühlt sich immer noch genau so an. Ich weiss zwar nicht genau, warum, ich denke eine Menge davon hat damit zu tun, dass wir immer besser werden. Ich muss auch sagen, dass diesmal unser Soundsystem, bwziehungsweise unsere Soundleute einen Weg gefunden haben den Sound der Stones ins Publikum zu bringen, der um Längen besser ist als jemals zuvor. Auf der Bühne hört man den Gesamteindruck ja gar nicht so gut, und jetzt in der Lage zu sein, alles genau zu hören, während man spielt, macht einen großen Unterschied dabei aus, dass abzuliefern, was wir den Leuten bieten wollen, das muss ich wirklich sagen! Und gleichzeitig hofft man bei jeder neuen Tour, dass sie größer und besser wird als jemals zuvor. Man muss immer weiter daran arbeiten, niemand will ja zurück gehen, man will immer nach vorne. Und ja, bis jetzt  war die Tour sehr positiv für uns, es war toll! Der Band geht’s also gut. Und wenn’s der Band gut geht, geht’s mir auch gut und niemand kriegt Probleme, nicht wahr?“ 
 

      Was motiviert euch heutzutage noch auf Tour zu gehen?
„Tja, ich weiss es eigentlich nicht so genau. Ich glaube, wir haben das Gefühl, dass wir noch eine sehr gute Band sind und das wir das, was wir tun, sehr lieben. Und es gibt ja genug Leute da draußen, die uns sagen: „Los, macht weiter!“. Es liegt also auf der Hand, aber das ist nicht unser einziges Ziel. Es ist harte Arbeit, aber keine Last. Es ist eher, hey, manchmal braucht die Band eben die harte Arbeit! Es ist harte Arbeit, aber die Jungs lieben das. Ich meine, ich kann das auf der Bühne genau sehen, hey, du könntest die Jungs nie zu etwas zwingen, weder mit Geld noch mit Ketten oder Peitschen, wenn’s sie nichts selbst tun wollten (lacht). Es ist also das, was sie wollen, was wir alle wollen. Es ist toll. Und wenn ich noch dazu sagen dürfte: ich bin ein furchtbarer Installateur, es gibt also gar nichts anderes, was ich wirklich machen könnte.“
 

      Spielt das Finanzielle überhaupt noch eine Rolle für euch?
„Ich glaube nicht, dass es nur ums Geldverdienen geht, ich meine, die Platten verkaufen sich immer noch und im Radio spielen sie immer noch die Songs. Ich glaube eher, dass das der Rock’nRoll ist, der Grundstein ist die Musik, die größte Herausforderung ist, wenn man Auge in Auge mit dem Publikum steht. Dieser Energieaustausch ist das, was zählt. Man kann tolle Platten aufnehmen, aber dann muss man sich das Publikum dabei immer nur vorstellen, aber wenn dann alles zusammenkommt… Ich glaube, die Leute kommen einfach gerne in einer großen Gruppe zusammen um eine gute Zeit zu erleben. Ich meine, es ist natürlich mehr als einfach nur eine gute Zeit, es ist nicht dasselbe, wie auf den Jahrmarkt zu gehen, es ist eine ganz besondere Art des Zusammentreffens von Energie. Ich meine, Plattenaufnahmen sind eine Sache, und du kannst versuchen, die beste Platte deines Lebens aufzunehmen, im Studio, aber da hast du nicht das Publikum! Und das ist immer die fehlende Zutat bei einem Album. Erst wenn du beides zusammenbringst, funktioniert es richtig und das ist das, was ich mache, oder? (lacht)“
 

       Gehst du selbst noch zu Konzerten?
„Ich gehe hier und dort mal zu einem Konzert, ja, aber es ist immer ein bisschen schwierig, man druckst da so rum und will ja auch niemandem im Weg stehen. Naja, genau genommen, die einzige Show, die ich meinem Leben noch nie gesehen habe, ist eine Rolling Stones Show! (lacht)“
 

      Gibt es eine Band, die das Zeug hat so lange erfolgreich zu sein wie ihr?
„Ohje, wollen wir uns für die nächsten zehn Stunden am Kopf kratzen…? Mir fällt jedenfalls keiner ein, ich weiss nicht. Es ist ein offenes Feld, da sind genug Leute da draußen. Wenn du die Show bringen kannst (schnipt mit dem Finger), bum, alles klar, dann mach! Hey, vielleicht, wenn wir jemanden finden, der es besser kann als wir, vielleicht hören wir dann einfach auf. Aber bis jetzt sehe ich da niemanden … (grinst). Eigentlich fühlen wir uns selbst so, dass wir immer noch versuchen rauszufinden, wer die Rolling Stones sind! Das ist auch für uns eine große Herausforderung. Wer sind die Rolling Stones? Jeder will wissen, wer sie sind – und sicher keiner mehr als die Rolling Stones selbst! Seht ihr, wir suchen uns auch immer noch selbst und daher wird diese Frage wohl nie beantwortet werden können, es geht weiter und weiter, nicht wahr?“ 
 

      Was ist das Besondere an Deutschland für dich?
„Oh, da könnte ich jetzt so einiges sagen, aber das tue ich jetzt lieber nicht… (lacht)! Ähm, (lacht), ich hatte eine ziemlich harte Kinderstube was das betrifft. Aber für mich war es immer etwas besonderes; als ich das erste Mal nach Deutschland kam, dachte ich „Oh, ich fühle mich gar nicht anders als zu Hause, die sind ja hier genau so wie wir”. Und wunderbare Frauen (lacht), dafür bin ich ja bekannt – ich habe den Feind in meinem Bett gehabt (lacht).“
 

       Ihr seid während der WM 2006 auf Europa-Tour. Werdet ihr euch einige Spiele ansehen?
„Wir sind immer bei der Fussball Weltmeisterschaft in Europa, aber ich denke, es gibt genug Platz für jeden von uns! Ich sehe das ganze eher unter dem Aspekt, aha, wo spielen wir als nächstes, Leipzig, OK, oder wer spielt als nächtes: Deutschland gegen Brasilien – aha, das bedeutet wir sind also in der Schweiz! Aber es ist schon komisch, dass wir immer während der Fussball Weltmeisterschaft in Europa sind. Ich habe darüber noch nie nachgedacht, aber so ist es wohl eben. Aber immerhin gibt es dann auch etwas für die Leute zu tun, die nicht so sehr auf die Stones abfahren, ie können sich dann eben Fussball anschauen! Möge der Beste gewinnen.“