Pay Per View im Freien Fall

Heute wage ich mal wieder einen Ausflug in die große, weite Welt des Fernsehens. Da passt es zunächst mal ganz gut, dass ich jüngst zusammen mit Frauchen einer Pressekonferenz beiwohnen durfte. Zwar war ich dort nicht die Hauptperson, witzig war es aber dennoch. Ich habe nämlich zwei Darsteller aus einem meiner Lieblingskrimis endlich mal persönlich kennen gelernt. Wie Ihr unschwer erkennen dürftet, handelt es sich um den legendären "Matula" und seinen Rechtsanwalt Dr. Lessing aus der Serie "Ein Fall für Zwei", die übrigens auch Herrchen gerne schaut.

Natürlich laufen diese Krimis sehr häufig als Wiederholung im ZDF-Vorabendprogramm, also vor 19.00 Uhr. Da hat man oft noch keine Zeit oder man verpasst es einfach. Deswegen war es bis vor einigen Monaten äußerst erfreulich, dass die Wiederholungen älterer Folgen auch auf dem Krimikanal des Bezahlfernsehens "Premiere" ausgestrahlt wurden, und zwar zeitlich äußerst flexibel. Am Wochenende gab es dann sogar oft mal gleich fünf Folgen am Stück. Doch irgendwie hat sich bei Premiere plötzlich alles verändert: Bestimmte Filme und Serien sind mit einem Schlag aus den Programmen verschwunden, sogar den einen oder anderen Spartenkanal hat man eingestellt. Da diese verschwundenen Programmelemente mitnichten ersetzt werden, bietet der Bezahlsender nun plötzlich die "kleinste Rotation im engsten Mix" (das kommt mir doch irgendwie bekannt vor...). Fakt ist: Mittlerweile wird es zur Farce, dass man für einen derartigen TV-Odel auch noch bezahlen soll. 

Doch damit nicht genug: Premiere reduziert nicht nur fröhlich Inhalte und stellt Kanäle ein, sondern vergrault auch noch langjährige Stammkunden, indem man versucht, denen Kanäle aufzuzwingen, die sie gar nicht sehen wollen. Außerdem kommt man beim Bezahlsender auf immer neue Ideen, um die Preisschraube kräftig nach oben drehen zu können. Paradox: Weniger Inhalte für immer mehr Geld. Ich möchte nun an dieser Stelle mal einige Beispiele anführen. Zunächst blicken wir ins Programm des bereits erwähnten Krimikanals. Klar läuft da ab und zu noch "Ein Fall für Zwei", dummerweise sind aber immer nur etwa 15 Folgen zu sehen - und das sind immer die gleichen. Ebenso verhält es sich mit Klassikern wie "Küstenwache", "Die Rosenheim-Cops", "Derrick" oder "SOKO 5113". Als treuer Premiere-Zuschauer kennt man diese Folgen bereits in- und auswendig. Ergänzt wird dies mit sogenannten "TV-Krimis". Das waren früher häufig Filme, die man zuvor - etwa bei SAT.1 - nur mit Werbeunterbrechungen sehen konnte. Auf Premiere liefen die Krimis dann am Stück, ebenso auch Serien wie "Kommissar Rex" (natürlich ein Favorit von mir) oder "Wolffs Revier". Doch wie gesagt: Solche Highlights gehören schon lange der Vergangenheit an. Einige Serien sind ganz verschwunden, die Anzahl der vorhandenen TV-Krimis dürfte sich beinahe an zwei Händen abzählen lassen.

Weiteres Beispiel: Auf dem schrulligen, aber oft witzigen Heimatkanal läuft es ähnlich. Tag für Tag die selben Inhalte: "Die Rosel vom Schwarzwald", "Immer die Radfahrer", "Zwei Bayern im Urwald", "Wetterleuchten um Maria", "Der Adler vom Velsatal", "Unsere tollen Tanten in der Südsee" oder "Die Christel von der Post" mit dem "unsäglichen Claus Biederstaedt in einer der Hauptrollen" (Zitat von Frauchen). Das nenne ich "Abwechslung pur", denn ich habe Euch damit schon fast den kompletten Film-Fundus des Heimatkanals aufgezählt.

Man könnte diese Beispielskette schier endlos fortsetzen, da es sich auf den weiteren Premiere-Kanälen nicht viel anders verhält. Allein die Tatsache, dass man den Zuschauern angeblich eigenständige Spielfilm-Kanäle unterjubelt, die gar keine sind, grenzt an eine Frechheit. So strahlt Premiere 2 das Programm von Premiere 1 nur um eine Stunde versetzt aus. Und Premiere 3 sendet am nächsten Tag das Programm von Premiere 1 vom Vortag. Die eigentlich lohnenswerten Kanäle sind nur noch Sender von Fremdanbietern, die man auf der Plattform "Premiere Star" zusammengefasst hat. Dieses Angebot kann man für knapp zehn Euro pro Monat bestellen. Allerdings, so steht es natürlich im Kleingedruckten, nur dann, wenn man bereits für eines der teueren Hauptpakete bezahlt. Als Einzel-Abo kostet Premiere Star ansonsten fast 20 Euro pro Monat. Andere Anbieter wie diverse Kabelnetz-Betreiber oder auch die von mir nicht immer geliebte Telekom bieten den selben Service für etwa die Hälfte an. Und zwar ohne den Zwang, noch etwas anderes abonnieren zu müssen. 

Natürlich hat das finanziell arg gebeutelte Premiere immer wieder neue Strategien. Erst schob man die ganze Misere auf die Schwarzseher, also auf Personen, die Premiere ohne Abo illegal sehen. Mit einer neuen Technologie konnte man diese vor geraumer Zeit aussperren, natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass sich nun ein hoher Prozentsatz ein legales Abo holen würde. Doch weit gefehlt: Die Abo-Zahlen stagnieren weiter. Neuerdings steht nun die Abo-Struktur am Pranger. Deswegen plant man für den Sommer 2009 wieder mal einen Relaunch. Der soll allerdings einschneidender ausfallen als die bisherigen Kurskorrekturen. Gerade erst war in mehreren Zeitungen ein Artikel zu diesem Thema zu lesen, den ich gerne in Auszügen wiedergebe.

"Medienmogul Rupert Murdoch will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa den TV-Bezahlsender Premiere in Sky Deutschland umbenennen. 'Das ist definitiv beschlossene Sache. Die Marke Premiere ist tot', sagte ein Branchenkenner der dpa. Die Umbenennung solle auf der Hauptversammlung Ende Juni in München beschlossen werden... Nach tiefroten Zahlen hatte Murdoch im Herbst vergangenen Jahres den alten Vorstand gestürzt und seinen Vertrauten Williams auf den Chefsessel gesetzt. Der Australier tauschte nahezu den kompletten Vorstand aus, schmiss fast eine Million Karteileichen aus dem Kundenverzeichnis und baut den Sender derzeit kräftig um. Nach der Bereinigung zählte Premiere lediglich 2,4 Millionen Abonnenten. Nun soll unter anderem der Vertrieb um- und ausgebaut sowie die Programm- und Preispakete vereinfacht werden. Geplant ist der Neustart dem Vernehmen nach für die Bundesliga-Pause im Sommer."


Das Fernsehprogramm war auch schon mal besser...

Es klingt zwar im ersten Moment sehr schön, dass man Programm- und Preispakete vereinfachen will. Von mehr Flexibilität bezüglich der Kundenwünsche ist aber nichts zu lesen. Auch die inhaltliche "Qualität" bleibt offenbar unangetastet, der Sender setzt wohl zukünftig noch mehr auf Fußball als bisher. Was wäre denn kundenfreundlich? Ein erschwingliches Basispaket für rund zehn Euro, und dann dazu die Möglichkeit, alle anderen Kanäle einzeln abonnieren zu können, zum Beispiel für ein bis zwei Euro pro Kanal. Nur genau das wird nicht passieren, da Premiere (oder auch Sky) schon jetzt klar ist, dass die Konservenkanäle mit der Mini-Rotation schon bald ohne einen einzigen Abonnenten dastehen würden. Deswegen dürfen wir uns schon jetzt wieder auf scheinbare Vereinfachungen freuen, die tatsächlich nur noch mehr Geld in die Kasse des maroden Bezahlsenders spülen sollen.
Bleibt nur eine ganz bestimmte Hoffnung: Dass die Umstrukturierungen bei Preis und Programm derart massiv sind, dass allen vorhandenen Kunden ein Sonderkündigungsrecht ihres Vertrags eingeräumt werden muss. Meine Familie und ich werden nämlich diese Gelegenheit definitiv beim Schopf packen. Und dann heißt es: Auf Nimmerwiedersehen, Premiere. Dem Vernehmen nach bekomme ich danach von dem eingesparten Geld einmal pro Monat ein Gala-Dinner serviert. Ja!!! So lässt es sich Leben im Hunde-Paradies! Mails zu diesem Thema erwarte ich wie immer an

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