Sinas Kolumne 6

Nicht ganz geheuer ist mir  ein ganz bestimmter Musiker aus deutschen Landen. Und damit bin ich auch schon bei dem eigentlichen Thema meiner Kolumne: dem Peter. Nein, es handelt sich nicht um das  Münchner Radio-Urgestein Peter B. oder meinen Spezl Peter H. von Munich's Hardest Hits. Es geht um den Gott des Rock'n'Roll: Peter M. M wie Mafia oder so ähnlich (ich muss gleich mal Herrchen nach dem richtigen Namen fragen). Aber Mafia ist eigentlich gar nicht so schlecht. Denn wenn es um die deutsche Musiker-Mafia geht, die immer wieder mault, weil ihre Produkte zu wenig im Radio laufen, dann darf Peter definitiv nicht fehlen. Und immer wenn es um Rock'n'Roll geht, dann kämpft er ohnehin an vorderster Front.

'Maffay heißt er, nicht Mafia', hat Herrchen soeben gerufen. Alles klar. Dann eben Maffay. Der gute Mann kommt eigentlich aus Rumänien, lebt aber schon lange in Deutschland. Auf seiner Internet-Seite bietet er einen Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre Rock'n'Roll an, die er natürlich entscheidend mitbestimmt hat. Wir drehen also das Rad der Zeit mal zurück ins Jahre 1976. Damals hatte Rocker Maffay einen Riesenhit, aus dessen Text ich mal zitieren möchte.

"Wir gingen beide hinunter an den Strand, und der Junge nahm schüchtern ihre Hand.
Doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgeh'n. Und es war Sommer und es war Sommer."

Super! Das ist echter Rock'n'Roll! Der Text ist nämlich wirklich gnadenlos - gnadenlos schlecht. Jetzt könnte man nachsichtig sagen, ein Ausrutscher sei dem Peter verziehen. Deswegen setzte ich gleich noch einen weiteren Hit drauf.

"Du bist alles, was ich habe auf der Welt. Du bist alles, was ich bin.
Du, du allein kannst mich versteh´n. Du, du darfst nie mehr von mir geh´n."

Und weil aller guten Dinge drei sind, noch den hier.

"Du gibst alles, wenn du gibst. Du verlierst dich, wenn du liebst.
Junges Mädchen, reife Frau und doch Kind. Das bist du, du nur du."


Ich seht also: Bei Peter, den wir rechts im Bild sehen, können sich alle Rocker
dieser Welt noch eine dicke Scheibe abschneiden. Denn der singt von den wirklich elementaren Dingen. 


Vergesst einfach die abgedroschenen Texte über Freiheit, Motorräder, Trinkgelage oder über die Autobahn, die auf direktem Weg in die Hölle führt. Peter zeigt Euch, was den Rocker tatsächlich bewegt. Und das tut er mit schier unglaublichem Durchhaltevermögen seit über 30 Jahren. Damit man nicht auf die Idee kommt, Peter als Schnulzensänger zu bezeichnen, wirft er sich regelmäßig in ein rockiges Outfit, trägt die Haare lang, ist tätowiert und redet immer so, als hätte er Kaugummi im Mund und außerdem die vergangene Nacht durchgezecht. Seine Songs heißen etwa 'Steppenwolf' (ich glaube, damit meint er sich),  'Revanche' oder 'Das Feuer'. Aber lassen wir Peter doch mal selbst zu Wort kommen. Er kann uns sicher bestens erklären, was man unter einem richtigen Rocker versteht. Ich zitiere aus einem bekannten Männermagazin.
Was ist Rock’n’Roll für Sie?
Das kann ich nicht so genau definieren. Nur weil der Maffay Tattoos trägt, ist er kein Rocker. Diese Tattoos hat meine Sekretärin inzwischen auch. Und die Tatsache, dass ich einen Ring im Ohr habe, ist auch nichts Rockerspezifisches. Noch nicht mal, dass ich eine Harley fahre, hat damit zu tun.
Fahren Sie mit oder ohne Helm?
Natürlich mit. Ich bin früher ohne Helm gefahren, und ich fand auch, dass es niemanden geben sollte, der einem vorschreibt, dass man einen Helm aufsetzen muss. Aber das ist dummes Zeug, das weiß man spätestens, wenn man das erste Mal auf die Schnauze fällt.

Weltklasse! Vor allem die Geschichte mit dem Helm. Dass Peter Rock'n'Roll nicht genau definieren kann, enttäuscht mich allerdings nun doch ein wenig. Aber Moment mal. Vielleicht ist ja genau das des Rätsels Lösung. Wenn Peter gar nicht genau weiß, was Rock'n'Roll ist, dann kann man ihm eigentlich gar keinen Vorwurf machen. Er weiß es einfach nicht besser. Stellt Euch mal vor, ich würde schon seit 30 Jahren glauben, ich wäre ein Schaf. Das böse Erwachen, irgendwann dann doch erkennen zu müssen, dass ich ja eigentlich ein Hund bin, würde ich mir eigentlich gerne ersparen. Und so haben wir dann doch noch ein Einsehen mit unserem Peter. Lassen wir ihn einfach im Glauben, ein echter Rocker zu sein. Ersparen wir ihm die späte Erkenntnis, dass er eigentlich ein ................ ist (hier kann jeder Leser ein Wort seiner Wahl einsetzen). Und wenn Peter wieder mal poltert, dass seine Rock-Songs zu wenig im Radio laufen, dann lassen wir ihn poltern. Ein Rocker braucht das manchmal, dass er etwas lauter wird. Das stärkt das Selbstbewusstsein. 

Mit diesem sehr gnädigen Fazit entlasse ich Euch diesmal aus meiner Kolumne und fordere alle Peter-Fans mit Nachdruck auf, mir zu mailen (alle Nicht-Peter-Fans dürfen natürlich auch): sina@uhini.de

April 2005