SEX & SLUDGE & Rock'nRoll


Die Moral im Rock´n´Roll ist ein ständiger Kampf gegen den Aufstand der Hormone.
Die moralische Entrüstung dagegen ist der Heiligenschein der Scheinheiligen und deren Besorgnis, etwas versäumt zu haben.

Ich bin eines von acht Kindern, welche wiederum von acht verschiedenen Müttern stammen. Meinen Vater, der insgesamt fünfmal verheiratet war, habe ich nie wirklich kennen gelernt. Warum? Klar, weil er Musiker war und noch ist. Es passierte Anfang der wilden Sechziger zur Zeit der sexuellen Revolution, in dem Jahr, in welchem die Beatles als erste Boygroup in die Rockgeschichte eingingen.Seitdem hat sich, was die magische Anziehungskraft von Musikern auf das weibliche Geschlecht betrifft, nichts, aber auch überhaupt nichts geändert. Daddy hat mir einmal erzählt, wenn man Musiker ist, braucht man sich gar keine großen Sorgen um sein Aussehen zu machen. Man kann stets zehn Frauen zugleich haben, wenn man Lust und Laune hat. Inzwischen ist Daddy in Rente gegangen. Vom strahlenden Helden auf der Bühne ist nicht mehr viel übrig, und seine Achtung vor Frauen ist noch immer nicht besonders groß. Seiner Meinung nach haben ihn ja sowieso alle miteinander reingelegt. Inzwischen bin ich selbst 20 Jahre im Rock´n´Roll Business, habe es bis heute zwar nicht auf fünf Ehen und schon gar nicht auf acht Kinder gebracht, aber das war auch gar nicht notwendig, um alle Seiten, auch die schattigen, zumindest zu sehen, und einige auch zu erleben.

Mit dem Rock´n´Roll ist es wie bei einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lange es ist, sondern wie bunt.

Beginnen wir also mit der größten Ungerechtigkeit im Leben: Ein Typ mit vielen Girls gilt als toller Hecht, umgekehrt ist man, das gilt besonders für´s Showbusiness, eine Schlampe. Groupie nennt man dieses Individuum im Musikzirkus, Listen führende Prostituierte ohne Bezahlung für Rockstars. Ende der Achziger Jahre als uns die Welle der Haarspray-Rocker wie Cinderella oder Macho-Rocker wie Manowar überschwemmten, hatte diese Spezies von weiblichen Fans Hochkonjunktur. Der Eindruck entstand, Musiker und Groupies wären aufeinander angewiesen. Erstere bedingt durch lange Tourneen und die daraus resultierenden sexuellen Bedürfnisse. Letztere hatten den Wunsch, einmal im Halbschatten des Rockstar-Rampenlichtes zu stehen. Heute ist alles anders. Die vorhin erwähnten Glam Rocker sind in die Jahre gekommen, schütteres Haar, Wohlstandsbauch und verlebte Gesichtszüge zeugen noch von einem ausschweifenden Leben, an welches man sich mit Wehmut erinnert. Üppiger Drogenkonsum hat zudem dauerhaft die Potenz geschädigt. Zugeben wird das natürlich keiner. Die Groupies von damals sind solide geworden und schwören aufs Familienleben oder träumen als unverheiratete Emanzen immer noch den Traum vom großen Superstar-Fang.

Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und einer Leidenschaft ist, dass die Laune die Leidenschaft meist bei weitem überlebt.

Eine Spezies hat sich rar gemacht, die sogenannten Groupies. Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber da unsere – ach so coole Musikbranche ungefähr so konservativ ist wie die Innung biederer Bankangestellter in der Provinz, hält sich auch dies in Grenzen. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Szene ist tot. Zwölfjährige Teenies, die milchgesichtigen Boybands hinterher kreischen, stehen außer Diskussion, und die wenigen verlorenen Seelen, die auf Gigs von Manowar oder Type O Negative gesichtet werden, sind nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aids, Prüderie, Sexmüdigkeit, hervorgerufen durch den Überflusskonsum in der Erotik-Werbebranche, oder einfach nur die Gesellschaftsnorm haben auch das Wild Life of Rock´n´Roll in Deutschland verändert.Nicht der Fall scheint das allerdings in den prüden Vereinigten Staaten zu sein, spezifischer ausgedrückt, in Los Angeles, Kalifornien. Entdeckt haben wir diese Offenbarung im Internet auf Donnas Domain. Leider gibt es diese Seite nicht mehr. Wer diese Donna wirklich ist, ob sie tatsächlich existiert oder ob es sich nur um ein Pseudonym handelt weiß keiner. Die drei Beauties auf dem Foto, die dem typischen amerikanischen Schönheitsideal entsprechen, platinblond, Körbchengröße F und Mega-Make-up, sind Donna D´Erico, vormals Groupie, jetzt Ehefrau von Nikki Six (Mötley Crüe), Pamela Anderson und Model Bobbie Brown. Von unserer Donna gibt es kein Foto. Vielleicht ist sie alt und fett, mit einem Sehfehler, egal. Sie ist der Dr. Sommer für Groupies. Auf ihrer Seite geht es ans Eingemachte. Sie spricht aus Erfahrung, sie gibt Antworten und erteilt Ratschläge und das seit 3 Jahren. Groupies dieser Welt vereinigt euch, gemeinsam sind wir stark, lautet die Devise. Reger Austausch an Erlebtem prägt das Gesamtbild in teilweise so präzisen Details, dass einem die Ohren schlackern. Wie etwa bei Bruce Dickinson, der laut einer Dame, karg bestückt und viel zu schnell, bei ihr einen eher unbefriedigten Eindruck hinterlassen hat. Eine Ausnahme, denn zu 99 Prozent handelt es sich um amerikanische Rockstars wie etwa Tom Bettini von der Kettensägen-Band Jackyl, welcher der Beschreibung nach physisch bestens ausgestattet, lieber eine andere Variante als die Grundstellung bevorzugt und scheinbar der Glücklichen pures Vergnügen bereitet hat. Dave Mustaine von Megadeth genießt Romantik pur, aber nur bis alles vorbei ist, und Marilyn Manson wird als durchschnittlich gebaut und mit dem Geschwindigkeitsrekord in Orgasmus-Angelegenheiten, nämlich zwei lange Sekunden, beschrieben. Seinen Body hat er kürzlich für ein Schwulen-Magazin ablichten lassen. Einen extravaganten Brief findet Ihr in Donnas Ho Pag Volume 6 bezüglich Peter Steele von Type O Negative, der, wie das betreffende Girl beschreibt, größte Befriedigung beim Verbrennen ihrer Unterwäsche empfand und auf noch einige Abnormitäten der ganz besonderen Art abfährt. Vampire lassen grüßen.

In sexuellen Dingen verwechseln viele das Stimmen der Instrumente mit dem Konzert.

Donna nimmt das gelassen und gibt bereitwillig Auskunft oder vermittelt bezüglich Größe, Dicke und Länge verschiedener Prachtexemplare. Noch besser wird es allerdings in Anbetracht der wiedergegebenen Penis-Charts. Kein Musiker bleibt verschont und kein Auge trocken. Girls, solltet Ihr einmal die Absicht haben, Chris Caffery von Savatage flach zu legen, dann könnt Ihr Euch dort schon vorab bestens informieren.Selbstverständlich ist bei Donna jedes Groupie oder dergleichen herzlich willkommen, über ihre persönliche Erfahrungen zu erzählen. Das konnte man unter donna@metal-sludge.com tun. Sie hätte  sich bestimmt gefreut. Da könnte man so manchem Guitarhero das Fürchten lehren, sollten diese in Zukunft dem weiblichen Geschlecht gegenüber nicht etwas mehr Respekt zollen. Ein interessanter Aspekt wäre natürlich noch die Meinung der Rocker, die mit Donna die Ehre hatten. Vielleicht sollte man das in zukünftigen Interviews der Rockpresse berücksichtigen.

Fassen wir also noch einmal zusammen. Donna Andersen, wer auch immer das sein mag, hat mit ihrer Website erfolgreich eine Marktlücke gefüllt. Sie selbst meint dazu in einem Statement: „Ich erinnere mich, wie ich mich entschloss, diese Seite für Groupies zu machen. Aber ich habe nie mit einem derartigen Erfolg gerechnet. Ich hatte keinerlei Erwartungen. Rocksender lesen in ihren morgendlichen Shows Auszüge aus meiner Homepage vor. Ich gebe Interviews, und ich habe noch lange nicht vor, aufzuhören." Viele sind entsetzt über so viel Offenheit und Grenzüberschreitungen des guten Geschmacks. Aber auch wenn wir alle ehrlich behaupten, wir seien anständig, moralisch unantastbar und sauber, so schlummert doch in jedem von uns die Abenteuerlust und Neugier auf das vielgerühmte wilde Rock´n´Roll Leben und die Suche nach Selbstbestätigung. Nur der Erhalt des guten Rufs hält uns zurück. Das schreit wiederum nach ausgleichender Gerechtigkeit gegenüber den Herren der Schöpfung. Im Grunde will auch Donna diese Umstände ansprechen. Sie und ihre Genossinen wehren sich gegen frauenfeindliche Benachteiligung indem sie pikante Details veröffentlichen und bloß stellen. Und das hat erst in zweiter Linie mit der Groupie-Thematik zu tun. Hier handelt es sich um Gleichgesinnte, die sich gegenseitig trösten und animieren. Fünf goldene Regeln für Groupies oder solche, die es noch werden wollen, hat Donna nebenbei auch parat, nämlich:

1) Iss keinen Knoblauch, bevor Du auf ein Konzert gehst.

2) Nimm keine lästige Freundin mit, die womöglich  noch fett und unansehnlich ist.

3) Vermeide zu engen Kontakt zur Roadcrew

4) Behaupte niemals, Du wärst die Tochter des Promoters

5) Don´t Be A Bitch

Jede Wette, dass so mancher nach dem lesen dieses Artikels, auch wenn er das Ganze noch so verachtet, Donnas Domain anklickt, und sei es nur aus reiner Neugier.

Manche haben ‚nur’ Sex im Kopf.... Mancher hat Sex – nur – im Kopf!

Mein Daddy jedenfalls, inzwischen 70 geworden, dessen fünfte Frau nicht viel älter ist als ich selbst, erzählt nach wie vor von vergangenen Exzessen aller erster Sahne. Er versprüht seinen Charme, oder was davon noch übrig ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, und klimpert nebenbei auf seinem Keyboard Sex & Drugs & Rock´n´Roll von Ian Dury, Gott hab diesen Knaben selig. Einmal Musiker, immer Musiker lautet Daddys Motto, und er gibt als kleine Lebensweisheit noch eins drauf:

Moral, das ist zu einem Drittel Idealismus, zum zweiten Drittel Mangel an Gelegenheiten und zum letzten, aber wichtigsten und ausschlaggebenden Drittel –

...sich nicht erwischen lassen.... Long Live Rock´n´Roll