LANGHAARIG, MÄNNLICH, MUSIKER SUCHT.............

Männer beherrschen den Rock’n’Roll, und das ist der Grund, weshalb es da so ein beschissenes Durcheinander gibt.

Einer der beliebtesten Begriffe in unserem heiligen Musikbusiness ist der des sogenannten Klischees. Und dessen gibt es soviele, wie Sterne das Firnament zieren. Um nur einige Beispiele zu nennen, da wären die langen Haare, ohne welche ein richtiger Rocker so unvollkommen wäre wie ein Mikrophon ohne Ständer. Auch wenn manche Frisur schon durch einen kleinen Sonnenschein gelichtet ist, Hauptsache, die Locken kringeln sich im Nacken, und Mann übt sich nach dem Motto – verwegen vom Winde verweht. Oder nehmen wir schlicht und ergreifend die heißgeliebten Lederjacken, die die stolzgeschwellte Brust jeden Guitarherkules mehr entblößen als verdecken und beweisen, wenn schon nicht so üppig mit Haupthaar gesegnet, dann zumindest mit dem auf dem Dekollete‘. Klischees sind außerdem noch ein cooler Blick, ein Goldkettchen um den Hals und im Orring baumelt eine Gitarre. Tattoos sind die zweite Haut und überhaupt fast schon ein unbedingtes Must um auch auf 10 km Entfernung sofort als Rock’n’Roller geoutet zu werden. Wenn dann noch einer sein Instrument perfekt beherrscht liegen ihm die Fans zu Füßen, und die eine oder andere Blondine küsst letztere auch noch. Fassen wir also nocheinmal zusammen. Ein (Rock) Musiker sieht lässig aus, spielt coolen Sound, gibt sich lasziv und lässt das weibliche Geschlecht schmelzen wie Schokolade in der Mittagssonne. Ein Blick genügt, und sein ist der Sieg mit allen Konsequenzen. Auch wenn dies alles gegenwärtig nicht mehr den Stellenwert wie noch vor ein paar Jahren hat, so verhilft es dennoch so manchem Stargitarrero oder Hohem C Akrobaten zum Aufpolieren seines, im Laufe der Zeit abgehalfterten Ego’s. Da stehen sie nun in der ersten Reihe, halb zerquetscht und außer Atem, die Claudia Schiffers der Rock’n’Roll Fan Association und himmeln mit schierem Verzücken ihren Starfidelio an, nicht so sehr achtend auf die frohlockenden Töne als vielmehr auf die aufreizenden Hüftbewegungen ihres persönlichen Helden. Und schaut der Halbgott in Leder dann gar einmal in ihre Richtung, dann kennt die Begeisterung schier keine Grenzen. Er hingegen, dessen Selbstbewusstsein mittlerweile ins Unermessliche gewachsen ist, wähnt sich seiner Sache sicher und wächst, was die Virtuosität angeht, weit über sich selbst hinaus. Die Aftershow Party mit allem drum und dran scheint gerettet.Und genau dieses, gerade beschriebene Beispiel ist eines der allergrößten Klischees, und zwar handelt es sich dabei um eines, mit dem ein für allemal aufgeräumt gehört, oder sollte ich sagen abgerechnet werden sollte.

Musiker werden im Liebesleben erst dann erfinderisch, wenn es anders keinen Zweck mehr hat.

Und dieser Tatsache sind wir wiederum dank dem, über alles erhabene, Internet auf die Spur gekommen. Denn es scheint sie wirklich und tatsächlich noch zu geben, die langhaarigen, muskulösen, gutaussehenden Herrn Rockmusiker, die sich mittels Kontaktanzeige nach der einzig wahren und richtigen Rockerbraut umsehen. Natürlich sind nur ernstgemeinte Zuschriften erwünscht, oder besser formuliert, klicks auf den link zur persönlichen Website. www.longhairedmen.com heißt die vielversprechende Homepage im Netz. Wir haben uns für Euch ein wenig darin umgesehen und erstaunliches zutage gebracht. Generell kann man behaupten, dass diese Seite allen langhaarigen Individuen des starken Geschlechts gewitmet ist, oder solchen, die gerade dabei sind, sich die Federn auf dem edlen Häuptlingshaupt wachsen zu lassen. Tips und Tricks zur Haarpflege geben sich dort die Hand mit der Werbung von mehr oder weniger erforschten Wundermitteln für vermehrten Haarwuchs. Was Viagra für die Potenz ist, scheint so manches Wässerchen für den maskulinen Flaum auf der Künstlerstirn zu sein. Erfahrungsaustausch ist erwünscht, und das vorhandene Messageboard erweist sich als hochfrequentiert. Übrigens sollte absolut gar nichts mehr helfen um die Wallemähne noch imposanter zu gestalten, bleibt als letzter Rettungsanker noch immer das altbewährte Tupet, auch Pepi genannt, um dem Image des ewig agil-jugendlichen Headbangers treu zu bleiben. Als bestes Beispiel wähnt sich ein gewisser Mr. Blackmore, dem es dank seines außerordentlichem Talents auf der Gitarre vergönnt sei, dass man über ersteren Umstand geflissentlich dezent hinweg sieht. Etwas billiger aber nichts desto trotz gleich effektiv erweist sich der Piraten- Kopftuch-Look oder Bossanova-Hut-En Vogue. Die Scorpions haben es vorgemacht und schon vor einigen Jahren einen neuen Rock’n’Roll Modestil kreiert. Auch dieser erfreut sich bei den Herren Musikern größter Beliebtheit. Sebstverständlich kann man die kleine vererbte Schwäche auch radikal umgehen, indem sich der eine oder andere Hardrocker gleich für die Kojak Lollypop Rasur entscheidet, so gesichtet z.B. bei Mr. Angry Anderson von Rose Tattoo. Aber abgesehen von all den Haarstudien für Rockmusiker oder solchen, die gern einer wären, existiert nebenbei auch jene, schon vorhin erwähnte Kontaktbörse für einsame Herzen mit viel Verständnis für Heavy Metal und Co. Finden könnt ihr das überaus reichhaltige Angebot an langhaarigen Prachtexemplaren unten links auf der Mainpage in form von Zahlenkästchen, numeriert von 1 bis 60. Getauft habe ich dieses Kapitel übrigens in - Sgt. Peppers Loneley Heartclub Band , in Sanctus, fidibus, Amen.-

 

Die meisten Musiker sind auf der Suche nach der idealen Frau – vor allem nachdem sie bereits verheiratet sind.

Nun, diese Anzeigen für einsame Rockerherzen mit gleichen Hobbies, Interessen und Ambitionen, wären ansich nichts weiter besonderes. Genausogut könnte es sich um dabei um Hobbyfunker handeln, die ihre Luftschwingungs- Äthervibrationen erweitern möchten oder Modelleisenbahn Sammler, denen noch so manche Dampflok aus dem vorigen Jahrhundert fehlt in ihrer Sammlung. Das widerum würde allerdings schlecht in dieses Heft hier passen. Nein, was mich im Endeffekt stutzig gemacht hat, ist nicht das warum und weshalb oder woher, sondern simpel und einfach wer da so alles vertreten ist in dieser Kontaktadressen Kartei. An der Echtheit der Namen lassen übrigens obendrein eindeutige Fotos keinerlei Zweifel daran, dass es sich wirklich um genau jene Helden der Konzertbühnen handelt. Beim Durchsuchen dieser Seiten sind wir z.B. auf einen Herrn gestossen mit dem, ziemlich extravaganten Namen Mr. Smith, genauer gesagt, Mr. Stuart Smith, geboren in Großbritannien, allerdings seit geraumer Zeit im Mekka des Rock’n Rolls Los Angeles beheimatet. Von Beruf, wie sollte es auch anders sein, ist er Musiker. In seiner Freizeit beschäftigt sich der Gute mit psychischen Studien, wandern, Karate und Fallschirmspringen. Ach ja, ganz nebenbei erwähnt, eine neue CD gibt es obendrein noch, die sich da Heaven & Earth nennt. Das ansehnliche Angebot finden wir übrigens auf Page 7 der Kontaktbörse. Beim weiteren Durchforsten erregte gleich auf Seite 9 ein attraktiver junger Mann unsere Aufmerksamkeit. Stattlich, muskulös und mit verträumten Blick offeriert er sich als Danny, 29 Jahre alt und outet sich als großer Fan des Denver Bronco Football Teams. Zufällig betätigt er sich noch als Sänger bei einer Rockband namens Guild Of Ages. Ach ja, was ich fast vergessen hätte. Bei allen Angeboten sind selbstverständlich links zu den persönlichen Websites gegeben, damit man augenblicklich auf Tuchfühlung gehen kann. Auf der Nummer 14 gewährt uns ein gewisser Tony Einblicke in sein Seelenleben. Seine Devise ist schlicht und einfach: folge deinem Herzen und nicht dem Trend des Monats. Ganz nebenbei ist er Mitglied der Melodic Rock Formation Savannah, die mit ihrer CD bei Z-Records in England unter Vertrag stehen. Und es wird noch interessanter, und zwar schon auf der 23. Zwei wahre Prachtexemplare stellen sich hier zur Schau namens Scott und Dany.  Beide fröhnen dem selben Hobby, und dieses nennt sich schlicht und einfach Crystal Ball. Ich kann nur sagen, gruezi miteinand. Gleich darunter macht ihnen aber auch noch Jim Konkurrenz, der mit verschleierten Dackelblick schon vom Fotoportrait aus, die Herzen aller Rockerbräute zu brechen gedenkt. Jimmy Boy gehört übrigens ebenfalls zu vorhin erwähnter Formation Guild Of Ages.

Musiker besitzen zwei Charaktere: den wirklichen – und jenen, den sie nach Meinung ihrer weiblichen Fans besitzen.

Aber nicht nur Melodic Rocker sind im überaus vielfältigen Angebot. Wenn man drei Seiten weiter blättert, also auf die 27, dann lächelt uns Shannon, 31, vom Bildschirm herunter an. Er wirkt dunkel und geheimnisvoll und outet sich als Bassist der Heavy Metaller Death. Achtung, das scheint ein harter Bursche zu sein. Wer weiß, was der für Angewohnheiten und Vorlieben hat. Sehr interessant erweist sich dann Seite 38. Da stossen wir sogar auf ein teutonisches Angebot mit dem klingenden Namen Barish, 34 Jahre alt, Haare dunkelbraun, Augenfarbe braun, seines Zeichens aktiver Bestandteil von Jaded Heart. Übrigens einen weiteren Herrn dieser Band finden wir auf der 54 namens Michael, 31. Weiter geht’s mit Tyr 27, der vor allem Tierliebhaber ist und Geländeradeln liebt. (Page 40). Er ist, wie er da selbst beschreibt, glücklich verlobt, (Anm.d.Red. aber das scheint ja nicht weiter zu stören,) Musiker, wie sollte es auch anders sein, und zwar aktiv bei Satyricon. Zehn Blätter weiter finden wir noch Bam Bam, den Schlagzeuger von Sebastian Bach, und auf der 52 Dany Danzi, ein weiterer Melodicrocker aus New Jersey mit bereits 2 CDs im Gepäck. Und auf 56 bin ich noch fündig geworden anhand von einem gewissen Stevie Rachelle, der ebenfalls in LA lebt und bei der Formation Tuff das Mikrofon schwingt. Einigen von uns dürfte die kleinere Vaiante von Axl Rose sogar persönlich bekannt sein, als er kürzlich ein paar Gastauftritte mit der bayrischen Glamrockband Shameless hierzulande vollzog.Das Angebot an kontaktfreudigen Langhaarfreaks ist natürlich noch viel größer. Neben Musikern findet man noch Plattenproduzenten, Rockradiostationen Inhaber, Harley Davidson Fanclubleiter und dutzende Freaks, ohne oder mit Nachwuchs, ledig, geschieden oder gar verheiratet. Die Offerte zeigen sich vielschichtig. Wie groß die Nachfrage bis jetzt war, ist leider nicht zu eruieren, aber wir hoffen doch, bedingt durch diesen Artikel, dass sie noch um einiges steigt.Ich sollte nicht vergessen zu erwähnen, dass selbstverständlich auch vom anderen Geschlecht eine kleine Auswahl zur Verfügung steht, die aber im Vergleich zu ersterem verschwindend gering mit nicht einmal halb sovielen Seiten ist. Eigentlich nicht weiter verwunderlich, ist doch die komplette Homepage den longhaired Men gewitmet und nach ihnen benannt und nicht den women. Fazit unserer Recherchen ist jedenfalls die Tatsache, dass es doch noch einen Rettungsanker gibt für einsame Rockerherzen, die bedingt durch das zunehmende Desinteresse der femininen Einfühlsamkeit, bei www.longhairedmen.com ihre Chance erhalten auf Wärme und Zuwendung zu hoffen.Oder etwa nicht?

(Anm. leider gibt es - 7 Jahre nach Verfassung dieses Artikels die oben erwähnte Website nicht mehr )


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