TONY LEVIN


the best known bold head in the business

Tony Levin ist ein Musiker für Musiker. So wird er jedenfalls oft bezeichnet. In Klartext: der breiten musikinteressierten Masse ist zwar der Name im weitläufigsten Sinn ein Begriff, aber so richtig einzuordnen wissen ihn die meisten nach wie vor nicht. Nur wenn er von Peter Gabriel live on stage introduced wird, dann klickt's bei den Leuten, und er bekommt fast den selben frenetischen Jubel wie der Meister höchstpersönlich. In Insider- und Musikerkreisen gilt der, seit seinem 25sten Lebensjahr glatzköpfige Bassist schon längst als absoluter Superstar, als Wunder der vier Saiten und brillantes Genie. Fachleute bezeichnen ihn oft als den besten Bassisten der Gegenwart. Der Glatzkopf ist zum Markenzeichen avanciert, und der Chapman Stick kann angeblich nur von ihm 100% perfekt gespielt werden. Bekannt ist Tony vor allem für die unzähligen Session-Szenarien und Live-Tourneen zusammen mit anderen Künstlern. Seine kleine aber feine Solokarriere lässt er still und leise nebenher laufen. Die Tony Levin Band ist sein privates Baby, wo er sich austoben kann anhand individueller Vorlieben und liebevoller Selbstverwirklichung, und das schon seit etlichen Jahren.  


Tony 2003

"Pieces Of The Sun“ nannte sich Tony Levins insgesamt dritter Solo-Coup vor etwa 2 Jahren, dem zwölf Monate später der Live-Opus „Double Espresso"  folgte. Zuletzt hat er, wie schon einmal das California Guitar Trio produziert, und natürlich war und ist er nach wie vor bei Peter Gabriel mit von der Partie. Und so nebenbei ist er bei seiner alten Band King Crimson nach einigen Jahren Pause auch  wieder eingestiegen. . Nicht schlecht. Dabei ist Understatement das Hauptcharakteristikum dieses begabten Bassisten und Stick-Virtuosen, der sich trotz der Zusammenarbeit mit unzähligen namhaften Künstlern wie Alice Cooper, Paul Simon, King Crimson und natürlich Peter Gabriel nie selbst groß in Szene gesetzt hat.
Dass der Name Tony Levin jeden Insider vor Ehrfurcht den Hut ziehen lässt, kommt nicht von ungefähr. Aber die breite Masse nimmt den glatzköpfigen Amerikaner nach wie vor, meist nur als notwendigen Begleitmusiker neben dem jeweiligen Superstar wahr.  Tony selbst meint dazu: „Ich bin nicht sehr gut darin mich selbst zu beurteilen. Ich weiß nur, dass ich ein leidenschaftlicher Bassist bin, wobei es für mich persönlich keine Rolle spielt, ob ich das Aushängeschild einer Band bin, als Solokünstler auftrete, oder eben nur im Hintergrund in einer Rhythmus-Section fungiere. Ich spiele einfach nur gerne, das ist alles. Und ich bin ja auch nicht so berühmt, dass ich eine Barriere zwischen mir und den Fans errichten müsste. Im Gegenteil, ich kann es mir gar nicht erlauben, wenn ich mir die sowieso schon geringe Resonanz auf meine eigene Musik erhalten will. Mit Peter Gabriel auf Tour geht es zwar nur mit Abschirmung, aber wenn ich mit meiner eigenen Truppe unterwegs bin, dann tun wir alles, um den engen Kontakt zu den Fans zu pflegen. Das bedeutet unter anderem, dass wir auch nach dem anstrengendsten Gig anschließend noch rausgehen um Autogramme zu geben und uns mit dem Publikum unterhalten. Und das macht obendrein noch Spaß. Man lernt dabei die interessantesten Leute kennen.“
Tatsächlich pflegt der heute 58jährige Bassist nebst seiner Session- und Live-Arbeit für andere, mit äußerster Sorgfalt  die Tony Levin Band. Denn da kann Tony wirklich das machen was er will. Hat er sich auf früheren Solowerken mehr in der Fusionwelt ausgetobt, so ist er auf „Pieces Of The Sun“ eher in die progressiv-rockigere Ecke abgedriftet. Allerdings nicht ohne der Musik noch diesen gewissen klassischen Touch auf zu erlegen, den Levin schon von jeher gepachtet hat. Das beginnt bereits beim Eingangstrack „Apollo“, wo ihm nach eigener Aussage, dieses Ballett von Strawinsky im Kopf herum spuckte. „Man darf nichts falsch verstehen. Ich will niemanden und nichts kopieren. Aber das Thema ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass ein Stück langsam anfängt um plötzlich voll loszurocken. Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen, habe aber trotzdem Vorlieben für progressiven Rock. Deshalb versuche ich auch immer wieder, diese beiden Elemente ineinander überblenden zu lassen.“
Tony Levin wurde am 6. Juni 1946 in einem Vorort von Boston/USA geboren und begann bereits im zarten Alter von zehn Jahren Kontrabass zu spielen; außerdem lernte er Tuba. „Nach so vielen Jahren hat meine Erinnerung gelitten. Vor einiger Zeit habe ich sogar schon einmal meine Eltern gefragt, ob sie noch wüssten, warum es gerade der Kontrabass war, den ich als erstes in die Hand genommen hatte. Sie meinten, ich hätte das Monstrum von Beginn weg am meisten gemocht. Heute bin ich mir sicher, es war eine gute Wahl, da diese nicht von meinem Intellekt herrührte, sondern meinem Naturell entsprungen war. Ich kann mich zudem wirklich glücklich schätzen, dass ich über all diese Jahrzehnte nie die Freude an meiner Tätigkeit verloren habe. Aber ich weiß zumindest noch sicher, welches Musikstück mich von einer Sekunde zur anderen entscheiden ließ, was ich einmal werden wollte, nämlich Musiker. Das war der Instrumental-Track „Tequilla“ (im Original von ‚The Champs’, 1958 fünf wochen lang die Nr.1 in den US-Billboard-Charts.) Es war auch die erste Platte, die ich mir selbt gekauft habe.

In der Highschool fing Tony Levin an die Tuba im lokalen Schulorchester zu spielen, das hauptsächlich klassische Musik zum Besten gab. Ein legendärer Auftritt im Weißen Haus vor John F.Kennedy setzte diesem Kapitel in seinem Leben die Krone auf. Als nächstes folgte ein Besuch der Eastman-School-Of-Music in Rochester/NY  und eine Mitgliedschaft im Rochester-Philharmonie-Orchestra. An diesem College kreuzten sich zum ersten Mal die Wege von Tony Levin und Schlagzeuger Steve Gadd, der Tony letztendlich animierte, sich für Jazz- und Rockmusik zu interessieren. 1979 zog Levin nach New York und gründete zusammen mit Don Preston von den ‚Mothers Of Invention’ die ‚AHA-the Attack Of The Green Slime-Band’- Das war dann auch der Startschuss zu einer über Jahrzehnte andauernden Tätigkeit als Studiomusiker. Erst Ende der 70er Jahre, als der Wunsch nach vermehrter Live-Arbeit überhand nahm, schloss sich Tony Peter Gabriel an, den er durch den Produzenten Bob Ezrin kennengelernt hatte (mit ihm hatte Levin 1975 das Alice Cooper Album ‚Welcome To My Nighmare’ und 1973 Lou Reeds grandioses ‚Berlin’ aufgenommen)
Tony: „ich tourte damals fast gleichzeitig mit Paul Simon und Peter Gabriel, was fast schon schizophren war, wegen der absolut unterschiedlichen Stilrichtungen.
Und die Termine kamen sich oft gegenseitig in die Quere. Irgendwann gab ich der Peter Gabriel Band die Priorität, da es anders einfach nicht mehr ging.“
In dieser frühen Phase mit Gabriel begann sich Tony auch mit dem
Chapman-Stick zu befassen, einem 12-Saiten Instrument, das beidhändig gespielt wird und mehr oder weniger konventionellen Anschlag mit Tapping-Techniken verbindet. 
Bei den Aufnahmen von Peter Gabriels erstem Album lernte Levin dann Robert Fripp kennen, der ihn vom Fleck weg für seinen Soloausflug ‚Exposure’ engagierte und anschließend in seine Band aufnahm: ‚
King Crimson’.
1984 veröffentlichte der passionierte Hobby-Fotograf Levin den ersten Band von ‚Road Photos’, einer Sammlung von ausgesuchten Schwarz/Weiß Aufnahmen, die seine Konzertreisen mit Paul Simon, Peter Gabriel und King Crimson dokumentieren. „Ich habe nach wie vor meine Kamera in der Tasche, wo immer ich mich auch befinde.Und wenn es die Zeit erlaubt, knipse ich, was mir vor die Linse kommt. Auch auf der Bühne versuche ich so oft wie möglich Schnappschüsse vom Publikum zu machen um meine Perspektive von den Fans dar zu stellen. Teil 2 einer Foto-Dokumentation ist schon lange im Kasten, und ich hoffe, das Buch, das zusätzlich mit Road-Anekdoten versehen ist, in Kürze heraus bringen zu können. Da sind ein paar wirklich amüsante Stories dabei“.

In den späten Achtzigern arbeitete Levin dann mit Robbie Robertson, Laurie Anderson, YES und vielen anderen und war an unzähligen Album-Produktionen beteiligt. Aber erst 1996 brachte der Bassist sein Solo-Debüt ‚World Diaries’ heraus. Ein Jahr später entstand dann die erste CD des Projekts Terry Bozzio/ Tony Levin / Steve Stevens – ‚Black Light Syndrome’ – Stevens wurde bekannt als Gitarrist von Billy Idol. Dem Album sollte drei Jahre später noch eine weitere Produktion folgen mit dem Titel ‚Situation Dangerous’. „Zwischen uns Drei bestand stets eine ziemlich eigenwillige Harmonie“, erzählt Levin, „ein ganz besonderer Vibe“. Deshalb hatten wir weder für das erste noch für das zweite Album ein Konzept. Wir trafen uns im Studio und spielten einfach drauf los, nicht ahnend, was dabei heraus kommen würde. Das anschließende Gefühl zeigte uns, das dies der einzig richtige Weg gewesen war. Auch wenn es einen ständigen Kampf zwischen Terry und uns beiden gibt. Terry tendiert dazu, nonstop seiner Liebe zur Zwölftonmusik nachzugeben. (einer Kompositionstechnik aus der europäischen E-Musik, entstanden Anfang des 20.Jahrhunderts) Aber wir lassen ihn nicht. Das ginge wirklich zu weit. Wenn er anfing damit, verließen wir den Raum und kehrten erst wieder zurück, wenn er wieder aufgehört hatte."

’Waters Of Eden’ das zweite wirkliche Soloalbum Levins, erschien im Jahr 2000, und zum ersten Mal nicht auf seinem eigenen Label sondern auf Narada-Records. „Das hat einen sehr triftigen Grund. Um etwas in Eigenregie zu machen, benötigte ich den kompletten Verdienst einer ausgedehnten Gabriel-Tournee. Und ich musste mich zudem noch selbst um Dinge wie Marketing und Promotion kümmern. Diesmal habe ich die VÖ in fremde Hände gegeben mit Gewinn-Beteiligung. Und ich brauche mich um die Koordination diverser Verkaufsstrategien sowie um die Vermarktung nicht mehr zu sorgen.“
Kurz nach dem Jahrtausendwechsel wirkte Tony dann noch zusammen mit Musikern der Band Dream Theater auf zwei Alben mit, die sich ‚Liquid Tension
Experiment 1’ und ‚2’ nannten. Es handelt sich dabei um ein klassisches Beispiel von Progressive Rock, durchaus kopatibel für Heavy Metal Fans.

Nun, zwei Jahre später lag dann ‚Pieces Of the Sun’ vor, das vorhin schon erwähnte dritte Werk Levins. Diese Platte und auch die aktuelle ‚Double Espresso’ – Live Scheibe sind im Laden erhältlich oder auch über Tonys Website www.tonylevin.com zu bestellen. Dort kann man auch einen Blick in die beachtliche Diskographie des Meister-Bassisten werfen. „Für ‚Pieces Of The Sun’ gestattete mir Peter Gabriel einen seiner älteren Songs, den er selbst nie veröffentlicht hat, neu einzuspielen. Die anderen Tracks sind ausschließlich von mir. Und ich sollte vielleicht betonen, dass es das erste Mal war, dass ein Album ausschließlich von meiner Band, Jerry Marotta (dr), Larry Fast (synth) und Jesse Gress (git) eingespielt wurde. Ich bin stolz auf diese Scheibe.“   CD's / Videos / Bücher / T-Shirts etc gibt es h i e r zu bestellen.....

                                                                                                         
Tony Levins Solo Alben

                                                                               Die komplette Diskographie von Tony findet Ihr   h i e r

Für sein eigenes Projekt bleibt Tony Levin trotzdem nicht allzu viel Zeit, da ihn die ausschweifende Welttournee mit Peter Gabriel seit über einem Jahr voll in Anspruch nimmt. Up’ Gabriels aktuelle Cd will schließlich gebührend promotet sein. Die Verkaufszahlen sehen bislang nicht allzu rosig aus, was diese Scheibe betrifft. Aber wenigstens sind die Konzerte meist ausverkauft. Die Instrumente, die Tony Levin on tour spielt, sind ein NS-Electric-Upright, ein Cello, ein Music-man-5-String und der alte Music-Man-Sabre-Viersaiter, außerdem noch ein älterer Gibson-EB2-Bass und natürlich der Chapman Stick. Außerdem sind noch mit dabei: 2 Trace-Elliot-Verstärker, ein Bass-POD und eine Menge Effektpedale, u.a.a diverse Kompressoren und Big-Muff-Verzerrer von Electro-Harmonix. Insgesamt hält der Bassist an seinen alten Instrumenten fest. Ich probiere wenig neue Modelle aus, da ich ziemlich zufrieden bin mit meinem Equipment. Wenn ich allerdings hin und wieder etwas in die Finger bekomme, und es gefällt mir, dann verwende ich es auch.“
Dazu gehörte in der Vergangenheit u.a. auch die Warr-touch-Guitar. Und der Dreisaiter Bass, mit dem Levin gelegentlich gesichtet wird ist eher eine Rarität, die der Meister nicht mehr allzu oft verwendet. „Ich mag ihn sehr, aber spiele ihn nicht oft, da er eher für simplen Funk-Sound geeignet ist. Für Konzerte mit Gabriel oder King Crimson benötige ich selbstverständlich mehr Optionen.“

Und was ist Tonys Patentrezept, was einen guten Bassisten ausmacht? „Dafür habe ich keine perfekte Antwort. Du wirst es nicht glauben, aber wenn ich mir einen Song anhöre, ist das Allerletzte auf das ich achte, der Bass. Ich versuche meinen Fokus auf das komplette Stück zu konzentrieren. Deshalb bevorzuge ich auch nicht gerade die Musik anderer Bassisten. Was aber nicht heißt, dass ich nicht viele andere Musiker sehr schätze, Und natürlich habe ich mich stets auch von sehr guten Bass-Spielern beeinflussen lassen: Ich höre etwas, verstecke es in meinen hintersten Erinnerungs-Gehirnzellen. Und wenn ich im Studio bin, dann kommt das alles wieder hoch.“



Dieses Buch hat Tony Levin geschrieben, und er erzählt darin in humorvoller Art und Weise von seinen  Erfahrungen im Studio und on the Road über viele Jahre hinweg., - zwischen klassischer Musik, Jazz und Rock. Aufgelockert wird das Ganze durch witzige Anekdoten, Cartoons uund Kochrezepten uvm. Eine unterhaltsame Lektüre für Fans, Bassisten und Lebenskünstler....

Der Name Tony Levin steht heute für technische Perfektion und absolute Vollkommenheit bei maximaler Kreativität. Ein Musiker (für Musiker) der es, wie schon erwähnt, immer verstanden hat sich selbst zu verwirklichen, egal ob durch eigenen Projekte oder durch die Kooperation mit anderen. Zu schön um wahr zu sein. Hat es denn niemals einen richtigen Aussetzer in Tony Levins Musiker-Leben gegeben, etwas, auf das der Meister der drei, vier, fünf bzw. zwölf Saiten in seiner Erinnerung gut gerne verzichten könnte?
“Ja das gab es“, meint Tony grinsend... „Und ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke. Es war auf der 1980er Gabriel-Tour, als die Band als Teil der Bühnen-Show verspiegelte Sonnenbrillen tragen musste. Durch die Scheinwerfer geblendet, waren wir so gut wie blind, und ich fand mein Fußpedal, das damals noch unbeleuchtet war, nicht, bzw. bediente es verkehrt. Ich bekam dann als Resultat eine verheerende Rückkopplung. Also war ich jedes Mal gezwungen in die Knie zu gehen, die coole Brille abzusetzen und das Ding mit der Hand umzuschalten. Das wirkte natürlich mehr als peinlich. Und da war noch die Sache auf Peters Secret-World-Tour, wo wir uns auf zwei schräg übereinander liegenden Bühnen hin und her bewegten. In Amerika war die obere Bühnenetage dann um ein paar Zentimeter tiefer angelegt, und ich rannte prompt mit dem Schädel frontal gegen eine Kante. Ein Roadie verklebte meinen Kopf mit Gaffa – Klebeband, und ich sag zum brüllen aus. Ich musste dann später noch genäht werden. Aber das sind nur die kleinen amüsanten Dinge, die das Leben so abwechslungsreich machen. Ansonsten  - let’s make music, it’s as simple as that.”



on stage mit Peter Gabriel 2004

Die Peter Gabriel Growin' Up Tournee dauert noch bis Juli dieses Jahres. Dazwischen hat Tony auch noch die Zeit gefunden, ein weiteres Werk des California Guitar Trios zu produzieren, das im September erscheinen wird. Und noch etwas hat sich ereignet in den letzten Monaten. Trey Gunn, der vor einigen Jahren für Tony Levin bei King Crimson eingesprungen war, hat wieder den Hut genommen. Und wen hat Robert Fripp erneut engagiert?!!! Na klar – Tony Levin, -  den wahrscheinlich besten Bassisten der Welt.

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