Fast jeder von uns hat im Fernsehen schon mal die Werbung für die große – immer wieder kehrende – Schlagerparade gesehen, die in regelmäßigen Abständen mit riesigem Erfolg in den großen Venues Deutschlands stattfinden. Darin wird ganz zum Schluss mit aller Deutlichkeit darauf hin gewiesen, dass sämtliche, mitwirkende Künstler auch tatsächlich live singen. – Denn, wie wir alle wissen, ist es gerade in der Schlagerbranche seit Jahrzehnten üblich per Playback aufzutreten. Die einzige Ausnahme war die ZDF Hitparade mit D.T.Heck.
Da kam nur die Musik vom Band, (dank - Reiner – Band ab, wie es da so schön hieß) nicht aber die Stimme. Okay, zugegeben, dementsprechend mau klangen dann auch so einige Stimmchen dieser damaligen Strahlehelden in jener Sendung. Aber im Großen und Ganzen ging und geht man auch heute noch auf Nummer Sicher und lässt Super-Schlagerstar XY schön brav die Lippenbewegungen zum abspulenden Tonband bewegen inklusive der Begleitmelodie. Gerade in dieser Kategorie der Branche entwickelte sich das Verfahren im Laufe der Zeit zu einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es nicht mehr übel genommen wurde und noch immer nicht wird. Ich spreche hier vor allem von Liveauftritten. Was das Fernsehen angeht, steht die Playback Methode schon aus technischen Gründen an allererster Stelle, - bei den meisten zumindest.
Wie bereits erwähnt, ist vor allem die
Pop- und Schlagerbranche für Vorgaukelung falscher Tatsachen
verantwortlich, wenn es nicht, wie in unserer, eingangs erwähnten
Werbung ausdrücklich anders betont wird. Aber wie schauts im Rock- und
Hardrockbereich aus?
Kurz darauf ging’s auf ausgiebige
Tournee, und just in München hier, lag deren Frontmann und Sänger
flach anhand einer anscheinenden physisch-oralenVerstimmung. Man zögerte
den Beginn des Events dementsprechend hinaus, denn ganz ausfallen wollte
man das ausverkaufte Spektakel auch nicht. Und tatsächlich stieg Meister Lordi dann letztendlich doch noch auf die Bühne
und jubilierte wie eine lupenreine Nachtigall ohne auch nur einen
einzigen Misston zu singen. Hinzu kam noch, dass die, für Lordi übliche
Verkleidung nicht einmal eine Mimik oder sonst etwas zeigte. Perfekt
gemacht, und die Fans schöpften Null Verdacht und wurden letztendlich
zu 100% zufrieden gestellt. Und das war schließlich Sinn und Zweck der
Sache. Unbestritten ist hingegen, dass es dem Lordi Chef tatsächlich
saumiserabel ging an jenem Tag, und man flugs ein Band mit der Stimme
des Stars hervor zauberte, wie mir von einem Mischpult-Menschen
mitgeteilt wurde. Dieses wurde dann gekonnt zur, wiederum angeblich –
live gespielten Musik, hinzugemischt. Inklusive der visuellen
Inszenierung da oben, war das Manöver perfekt. Die Frage ist lediglich,
- woher hatte man so schnell ein Band mit ‚nur’ der Stimme hervor
gezaubert? Hatte man vorher gewusst, dass es Mr.Lordi schlecht gehen würde,
und man auf solche Hilfsmittel zurück greifen musste? Nein, mit
Sicherheit nicht! Wahrscheinlich ist eher, dass man von Anfang an
Bänder dabei hatte in der Voraussicht, dass diese zum Einsatz kämen,
und zwar Bänder von Gesang und Musik. Dementsprechend lupenrein klang
das gesamte Intermezzo von Lordi dann auch, ohne auch nur den geringsten
Fehler oder Misston. Und wie gesagt, dank der Lordi-Maskerade gestaltete
sich diese Illusion noch einfacher, und der Abend, wahrscheinlich aber
sogar die gesamte Tournee, war damit gerettet. Fans von Lordi werden
mich wahrscheinlich für das alles jetzt lynchen. Und es ist mitnichten
so, dass ich hier an dieser Stelle etwas fest behaupte, da ich ja, bis
auf einige mündliche Bestätigungen diverser Techniker, keinerlei
Beweise besitze. Nur in dem Fall und den einhergehenden Unpässlichkeiten,
die Chef Lordi gerade hier in München ereilte, kann auch ich eins und
eins zusammen zählen. Und zwar, dass er, hätte man das Playback-Tape
nicht dabei gehabt, zumindest an jenem Abend, mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit nicht da oben gestanden hätte.
Aber nein, im Gegenteil, gerade W.A.S.P.
haben uns in den letzten fünf oder sechs Jahren gleich mehrmals beehrt,
inklusive kurzfristiger Absagen und jeder Menge Launen von Blacky
himself, sehr zum Verdruss etlicher Fans. Sogar wir Fotografen wurden
des öfteren schikaniert wie sonst nur so üblich bei Mega-Superstars,
die sich jenes aber auch leisten können im Prinzip. Anyway, auch hier
bekam ich die Information vertraulich aus erster Hand eines örtlichen
Technikers. Nämlich dass Blackys Stimme anscheinend vom Band
eingespielt wäre, da der Herr sich unpässlich fühle. Aber als ich das
gleich noch zwei Male von anderen Auftrittsorten erfuhr, stieg in mir
der leise Verdacht auf, dass jene Vorgehensweise wohl nicht nur für
vereinzelte Konzerte zwischendurc,h sondern für die komplette
Konzertreise angedacht war. Eines muss man Blacky bei alledem lassen.
Wenn dem so war und noch immer ist, dann hat er das Ganze bis zum
allerletzten hohen C perfektioniert. Und nur beim konzentrierten
Beobachten seiner Lippenbewegungen habe ich mir eingebildet, die eine
oder andere Abweichung zur Akustik zu erkennen. Otto Normalverbraucher
ist jedenfalls nichts aufgefallen, und er hat das bekommen, für das er
bezahlt hat und..... war happy damit.... Gut so, denn Glaube versetzt
bekanntlich Berge.-
Aber zumindest schmettern sie das Abgelesene noch livehaftig aus ihrem Kehlkopf. Aber was ist z.B. mit Ozzy Osbourne, von dem man weiß, dass in dessen Oberstübchen schon seit Ewigkeiten eine Schraube oder zwei, locker sein sollen. Hier kursieren die Gerüchte umso heftiger. Nicht nur, dass etliche Passagen seines lieblichen Organs vom Band dazu gespielt sind, wenn nicht sogar das meiste. Nein, es ging schon soweit, dass es hieß, teilweise würde Ozzy gar nicht selbst da oben auf der Bühne stehen, sondern ein Doppelgänger, der sprungbereit hinter den Boxen auf seinen eventuellen Einsatz wartet. Auch, dass sich Ozzy bei all seinen Auftritten ziemlich bald schon einen Eimer Wasser über die Rübe schüttet, (nicht nur ins Publikum) soll weniger mit Zufall zu tun haben, oder weil es so seine Sitte ist. Sondern es heißt vielmehr, der Gute leide im Real Live unter Inkonstinenz, besonders wenn er nervös und aufgeregt wäre. Und damit man jene Unpässlichkeit nicht etwa sehen könne, schiebt er sich gleich frisch ein paar Liter Nasses über das edle Haupt, damit man jenes vom anderen im Fall des Falles nicht mehr unterscheiden könne. Wie gesagt, das sind Gerüchte, die ich so in Insiderkreisen gehört habe. Ich selbst hatte mit Ozzy nur drei Mal insgesamt das persönliche Vergnügen, und habe festgestellt, dass ihm trotz seiner, meist wirr anmutenden Konversation und dem typischen Nuscheln, im Prinzip aber auch nicht das geringste Detail entgeht. Im Gegenteil, er schnallt alles, aber wirklich auch alles in Sekundenschnelle – kein Schmarrn.
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