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Fast jeder von uns hat im Fernsehen schon mal die Werbung für die große – immer wieder kehrende – Schlagerparade gesehen, die in regelmäßigen Abständen mit riesigem Erfolg in den großen Venues Deutschlands stattfinden. Darin wird ganz zum Schluss mit aller Deutlichkeit darauf hin gewiesen, dass sämtliche, mitwirkende Künstler auch tatsächlich live singen. – Denn, wie wir alle wissen, ist es gerade in der Schlagerbranche seit Jahrzehnten üblich per Playback aufzutreten. Die einzige Ausnahme war die ZDF Hitparade mit D.T.Heck.


anno dazumal in den 70ern

Da kam nur die Musik vom Band, (dank - Reiner – Band ab, wie es da so schön hieß) nicht aber die Stimme. Okay, zugegeben, dementsprechend mau klangen dann auch so einige Stimmchen dieser damaligen Strahlehelden in jener Sendung. Aber im Großen und Ganzen ging und geht man auch heute noch auf Nummer Sicher und lässt Super-Schlagerstar XY schön brav die Lippenbewegungen zum abspulenden Tonband bewegen inklusive der Begleitmelodie. Gerade in dieser Kategorie der Branche entwickelte sich das Verfahren im Laufe der Zeit zu einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es nicht mehr übel genommen wurde und noch immer nicht wird.  Ich spreche hier vor allem von Liveauftritten. Was das Fernsehen angeht, steht die Playback Methode schon aus technischen Gründen  an allererster Stelle, - bei den meisten zumindest.

Wie bereits erwähnt, ist vor allem die Pop- und Schlagerbranche für Vorgaukelung falscher Tatsachen verantwortlich, wenn es nicht, wie in unserer, eingangs erwähnten Werbung ausdrücklich anders betont wird. Aber wie schauts im Rock- und Hardrockbereich aus?
Habt Ihr Euch jemals gefragt, ob das, was Ihr bei all den Konzerten, die Ihr als Die Hard Fans besucht, wirklich auch immer live gespielt und gesungen wird? Ich lasse hierbei einmal die, fast schon zur Gewohnheit gewordenen Hilfsmittel, sprich Samples und Echos und andere Special Effects außen vor. Die gehören ohnehin bei den meisten schon dazu, wie der Totenkopf auf dem XL-T-Shirt.
Ich meine, ob Ihr Euch vorstellen könnt, schon mal ein Hardrock- bzw. Heavy Metal Konzert aus der Retorte vorgesetzt bekommen zu haben? Nein?! Nur weil es immer heißt, dass gerade die Rockmusik so eine straighte, ehrliche und handgemachte Sache ist.... -  Eieiei... schön für Euch, wenn Ihr noch an den Weihnachtsmann glaubt. Aber Ihr würdet wahrscheinlich einen dreifachen Rittberger machen, wenn Euch bewusst wäre, wie viele Konzerte Ihr schon erlebt habt, wo nicht zumindest die Stimme oder die eine oder andere Gitarre vom Band eingespielt worden ist. Konzerte, die Ihr Euch genauso gut auf CD anhören könntet, ohne, Eintritt  bezahlen zu müssen.

                                                                                                          
Ich bin der Sache seit einigen Monaten mal etwas genauer hinterher gegangen, und habe mich mit den verschiedensten Leuten, Insidern, Toningenieuren und Managern unterhalten, natürlich nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Das heißt demzufolge, dass ich hier keinerlei Namen nennen werde von eben jenen Branchenleuten, die mir da so einiges geflüstert haben, wohl aber den, einiger Künstler aus der hardrockenden Zunft, die es anscheinend nicht ganz so genau nehmen mit dem Slogan: raw and live.... 

Man denke nur an unsere finnischen Nachbarn und Eurovisions Contest Gewinner Lordi, die die Fahnenstange für diese Musikrichtung mit ihrem Sieg so richtig hoch gehisst haben in der breiten Gesellschaft.

Kurz darauf ging’s auf ausgiebige Tournee, und just in München hier, lag deren Frontmann und Sänger flach anhand einer anscheinenden physisch-oralenVerstimmung. Man zögerte den Beginn des Events dementsprechend hinaus, denn ganz ausfallen wollte man das ausverkaufte Spektakel auch nicht. Und tatsächlich  stieg Meister Lordi dann letztendlich doch noch auf die Bühne und jubilierte wie eine lupenreine Nachtigall ohne auch nur einen einzigen Misston zu singen. Hinzu kam noch, dass die, für Lordi übliche Verkleidung nicht einmal eine Mimik oder sonst etwas zeigte. Perfekt gemacht, und die Fans schöpften Null Verdacht und wurden letztendlich zu 100% zufrieden gestellt. Und das war schließlich Sinn und Zweck der Sache. Unbestritten ist hingegen, dass es dem Lordi Chef tatsächlich saumiserabel ging an jenem Tag, und man flugs ein Band mit der Stimme des Stars hervor zauberte, wie mir von einem Mischpult-Menschen mitgeteilt wurde. Dieses wurde dann gekonnt zur, wiederum angeblich – live gespielten Musik, hinzugemischt. Inklusive der visuellen Inszenierung da oben, war das Manöver perfekt. Die Frage ist lediglich, - woher hatte man so schnell ein Band mit ‚nur’ der Stimme hervor gezaubert? Hatte man vorher gewusst, dass es Mr.Lordi schlecht gehen würde, und man auf solche Hilfsmittel zurück greifen musste? Nein, mit Sicherheit nicht! Wahrscheinlich ist eher, dass man von Anfang an  Bänder dabei hatte in der Voraussicht, dass diese zum Einsatz kämen, und zwar Bänder von Gesang und Musik. Dementsprechend lupenrein klang das gesamte Intermezzo von Lordi dann auch, ohne auch nur den geringsten Fehler oder Misston. Und wie gesagt, dank der Lordi-Maskerade gestaltete sich diese Illusion noch einfacher, und der Abend, wahrscheinlich aber sogar die gesamte Tournee, war damit gerettet. Fans von Lordi werden mich wahrscheinlich für das alles jetzt lynchen. Und es ist mitnichten so, dass ich hier an dieser Stelle etwas fest behaupte, da ich ja, bis auf einige mündliche Bestätigungen diverser Techniker, keinerlei Beweise besitze. Nur in dem Fall und den einhergehenden Unpässlichkeiten, die Chef Lordi gerade hier in München ereilte, kann auch ich eins und eins zusammen zählen. Und zwar, dass er, hätte man das Playback-Tape nicht dabei gehabt, zumindest an jenem Abend, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht da oben gestanden hätte.

Ein weiterer Hardrocker, dem der Ruf, es mit der Livearbeit nicht so genau zu nehmen, voraus eilt, ist unser guter alter Blacky Lawless von W.A.S.P. Was die Achtziger Jahre betrifft und die damit verbundenen sogenannten Golden Years of Wasp, dazu kann ich jetzt nicht viel sagen, wohl aber mit der Gegenwärtigkeit. Dazwischen lagen lange Jahre des Brachtums und der unfreiwilligen Abstinenz. Und inzwischen ist das Infant Terrible des einstigen Theaterblut-Bühnengemetzels auch nicht mehr der Jüngste, und er besitzt nicht mehr die Figur und vermutlich auch nicht mehr die Kondition von damals. Ist ja eigentlich ganz normal, wir werden schließlich alle nicht jünger. Aber wenn die Stimme nicht mehr so will oder kann irgendwann, dann sollte man doch vielleicht den Senkel an den Haken hängen und sich nach einer anderen Beschäftigung umsehen.

Aber nein, im Gegenteil, gerade W.A.S.P. haben uns in den letzten fünf oder sechs Jahren gleich mehrmals beehrt, inklusive kurzfristiger Absagen und jeder Menge Launen von Blacky himself, sehr zum Verdruss etlicher Fans. Sogar wir Fotografen wurden des öfteren schikaniert wie sonst nur so üblich bei Mega-Superstars, die sich jenes aber auch leisten können im Prinzip. Anyway, auch hier bekam ich die Information vertraulich aus erster Hand eines örtlichen Technikers. Nämlich dass Blackys Stimme anscheinend vom Band eingespielt wäre, da der Herr sich unpässlich fühle. Aber als ich das gleich noch zwei Male von anderen Auftrittsorten erfuhr, stieg in mir der leise Verdacht auf, dass jene Vorgehensweise wohl nicht nur für vereinzelte Konzerte zwischendurc,h sondern für die komplette Konzertreise angedacht war. Eines muss man Blacky bei alledem lassen. Wenn dem so war und noch immer ist, dann hat er das Ganze bis zum allerletzten hohen C perfektioniert. Und nur beim konzentrierten Beobachten seiner Lippenbewegungen habe ich mir eingebildet, die eine oder andere Abweichung zur Akustik zu erkennen. Otto Normalverbraucher ist jedenfalls nichts aufgefallen, und er hat das bekommen, für das er bezahlt hat und..... war happy damit.... Gut so, denn Glaube versetzt bekanntlich Berge.-

Dass etliche Künstler Teleprompter auf der Bühne benutzen, weil sie sich den Text nicht mehr merken können, ist ja ohnehin schon an der Tagesordnung, und keiner stößt sich daran. Gerade bei den älteren Semestern, deren grauen Zellen nicht mehr so ganz taufrisch sind, ist diese Vorgehensweise Gang und Gebe geworden. Um einige Beispiele zu nennen: Judas Priest Sänger Rob Halford bedient sich ebenso des Screens wie Steven Tyler von Aerosmith.

Aber zumindest schmettern sie das Abgelesene noch livehaftig aus ihrem Kehlkopf. Aber was ist z.B. mit Ozzy Osbourne, von dem man weiß, dass in dessen Oberstübchen schon seit Ewigkeiten eine Schraube oder zwei, locker sein sollen. Hier kursieren die Gerüchte umso heftiger. Nicht nur, dass etliche Passagen seines lieblichen Organs vom Band dazu gespielt sind, wenn nicht sogar das meiste. Nein, es ging schon soweit, dass es hieß, teilweise würde Ozzy gar nicht selbst da oben auf der Bühne stehen, sondern ein Doppelgänger, der sprungbereit hinter den Boxen auf seinen eventuellen Einsatz wartet. Auch, dass sich Ozzy bei all seinen Auftritten ziemlich bald schon einen Eimer Wasser über die Rübe schüttet, (nicht nur ins Publikum)  soll weniger mit Zufall zu tun haben, oder weil es so seine Sitte ist. Sondern es  heißt vielmehr, der Gute leide im Real Live unter Inkonstinenz, besonders wenn er nervös und aufgeregt wäre. Und damit man jene Unpässlichkeit nicht etwa sehen könne, schiebt er sich gleich frisch ein paar Liter Nasses über das edle Haupt, damit man jenes vom anderen im Fall des Falles nicht mehr unterscheiden könne. Wie gesagt, das sind Gerüchte, die ich so in Insiderkreisen gehört habe. Ich selbst hatte mit Ozzy nur drei Mal insgesamt das persönliche Vergnügen, und habe festgestellt, dass ihm trotz seiner, meist wirr anmutenden Konversation und dem typischen Nuscheln, im Prinzip aber auch nicht das geringste Detail entgeht. Im Gegenteil, er schnallt alles, aber wirklich auch alles in Sekundenschnelle – kein Schmarrn.


 

Von einem weiteren englischen Bekannten, der als Tontechniker schon für Gott und die Welt gearbeitet hat, habe ich mir u.a. sagen lassen, dass es z.B. auch Geoff Tate von Queensryche, der Mann mit einer der göttlichsten Stimmen im Business, nicht ganz genau nähme mit dem live singen. Selbiges soll auch für Twisted Sister gelten, deren, z.T. unechte Haarpracht der Akustik in nichts nachsteht. Und ich könnte hier noch mehr als ein Dutzend Helden aus der hardrockenden Zunft aufzählen, von denen das Gerücht ausgeht, dass wir bei ihren Konzerten so manches Mal lediglich mit der bloßen Anwesenheit beglückt werden, nicht aber mit deren tatsächlichem Talent sondern vielmehr mit Stoff aus der Konserve.
Die Schlüsselfrage stellt sich letztendlich was im Endeffekt besser oder schlechter ist.... eine, unter Umständen, schlechte Darbietung, oder exzellente Kost aus der Box zum selben Preis, sofern wir von letzterem keine Ahnung haben, dass dem so ist. Ich für meinen Teil möchte gar nicht wissen, wie oft ich in meinem bisherigen Leben als Musikjournalist und Fan, und das sind immerhin schon fast 30 Jahre, eine nette Illusion vorgesetzt bekommen habe, von der ich nichts geahnt habe, und die ich diese genauso gut daheim im CD Player gehört haben könnte. Ich glaube, dann würde mir ganz schön schlecht werden. Also belassen wir’s dabei, nehmen die Dinge so wie sie sind, hoffen, dass wir tatsächlich das bekommen, was wir denken, und last but not least, - Hauptsache es gefällt uns, und wir sind happy und zufrieden gestellt.

Eines muss man dem Schlager Genre lassen, - sie stehen wenigstens zur Retorte und weisen auch noch ausdrücklich darauf hin, - dass wirklich alle Künstler live singen wenn dem ab und zu mal so ist. -
Hoch lebe DJ Ötzi, der mit seinen paar wenigen Gassenhauern, egal ob unsereins jene nun mag oder nicht, -  inzwischen mehr verdient hat, als so manche Rockband in ihrem ganzen Leben......  so what ?!!!

alle Artist Live-Fotos (c) ebl