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13.01. 2003 München  Kleine Elserhalle
Wishbone Ash

Irgendwie gehören Wishbone Ash zu der Kategorie  von Rockbands, bei denen  man den Eindruck hat, dass es sie zwar schon seit ewigen Zeiten gibt, dass sie auch immer wieder zwischendurch aus einem Schlupfloch auftauchen, aber trotzdem gehören sie irgendwie der fernen Vergangenheit an und befinden sich jenseits jeglicher Akzeptanz. Ich meine, dass nur noch ein Original-Mitglied mit von der Partie ist, nämlich Andy Powell, ist ja eigentlich bei, noch immer existenten Oldiebands nichts außergewöhnliches. Aber wie auch immer, Wishbone Ash sind einfach nicht mehr die Wishbone Ash, die sie noch vor etwa 10 Jahren waren. Und ich kann nicht einmal genau sagen, warum das so ist. Nein, spielerisch gibt's rein gar nichts zu kritisieren. Die Musiker sind erste Sahne und geben sich Mühe den Spirit von einst aufleben lassen zu wollen. Nur der Spirit ist eben nicht present. Da nützen keine Klassiker und auch keine 20-minütigen Soli, die die Performance unnötig in die Länge ziehen. Die Wishbone Ash von heute untergraben ihren eigenen Status und beerdigen eine Legende. Nichts für ungut meine Herren. Unterhaltung war's allemal. 

                                                                                             

21.12. 2002 München Muffathalle
Manfred Mann

Tja, was soll man dazu sagen! Ohne Chris Thompson spielt sich's nun mal nicht so einfach, auch wenn die Bude rappelvoll ist. Man sagt zwar, jeder ist ersetzbar, aber in diesem Fall nützt der Lehrsatz des Phytagoras soviel wie eine Sonnenbrille bei Regenwetter. Klar ist man bedacht, das Beste zu geben und fidelt bzw. klimpert sich einen runter als ob es darum ginge einen Eintrag ins Guinessbuch zu erzielen. Qualitativ gar nicht mal zu verachten, was Manfred und seine Männer da bieten, auch wenn es  seit Jahr und Tag der gleiche Schmus ist. Nur scheint das Repertoire etwas geschrumpft zu sein, denn einige Soli sind unnötig in die Länge gezogen und nach spätestens 15 Minuten akrobatischer Keyboard-Improvisation tun einem die Füße weh, wie nach einem 10-stündigen Marathonlauf. Der Zeiger der Armbanduhr scheint obendrein einen Generalstreik eingelegt zu haben und bewegt sich scheinbar nur im Schneckentempo fort. Einziger Weckruf in der allgemeinen Apathie sind "Oh Carol", das legendäre "Blinded By The Light", und die unvermeidliche Zugabe "Mighty Quinn". Okay, es gibt zwar sicherlich noch Steigerungen in Bezug auf Monotonie und Einerlei. Fest steht aber: - mit Christ Thompson wäre das nicht passiert.
...und Manfred... bitte nicht mehr selber singen!!!!

                                                                                         

16.12. 2002 München  Backstage
Hellacopters

Die Hellacopters aus Skandinavien haben Speed.  Da bleibt kein Auge trocken. Ohne Punkt und Komma ziehen sie ihr Programm durch. Es gibt keine Verschnaufpause und auch kein Gnadenbrot. Es fetzt, es rockt und es gibt Gas wie ein Turbomotor mit Raketenantrieb. Ein Irrenhaus nimmt sich wie ein Ort friedlicher Idylle aus, verglichen mit dem was hier abgeht. Selbstmordkandidaten bitte 1. Reihe Mitte. Der Rest erledigt sich von selbst. Bestattung nicht mit inbegriffen. Aber den Hellacopters ist das piepegal. Nicht mal ein Erdbeben der Stärke 12 würde die vier Schweden aus dem Rhythmus bringen. Sie kennen keine Gnade und sehen lieber von oben zu, wie sich die letzten Querulanten den Exodus geben.

Ein wahrer Augenschmaus, der keinerlei Langeweile aufkommen lässt, sei es dank der Beobachtung der Schlacht von Waterloo, oder dank der eigenen Konzentration ja nicht darin involviert zu werden. Ja, es geht sogar so weit, dass man so beschäftigt ist seine eigene Haut zu retten, dass die eigentliche Darbietung dabei auf der Strecke bleibt. Der einzige Eindruck, der letztendlich bleibt, ist der Umstand, dass alle Songs der Hellacopters irgendwie gleich geklungen haben. Aber auch das nehmen wir dankbar an, froh der Tatsache, dass die meisten von uns heil und ohne Blessuren aus dem Hexenkessel heraus gekommen sind. Und der einzige Gedanke, der uns hinterher beherrscht ist: - "Hurrah wir leben noch" .   Oh wie ist das Leben schön!!!

                                                                                              

12.12. 2002 München  Nightclub Bayr.Hof
Cindy Blackman Group

Ja, sie ist die Schlagzeugerin von Lenny Kravitz. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie den selben Sound spielt, wenn sie auf Solotournee geht. Blackman ist 1A am Schlagzeug, und der Umstand, dass es sich bei ihr auch noch um eine Frau handelt, macht das Spektakel umso beeindruckender, denn diese Spezies ist wahrlich rar gesäht im Musicbiz. Oh Gott, ich wollte, ich könnte so Schlagzeug spielen!!! Cindy ist cool, und genauso gibt sie sich, locker mit einer - das ist doch Mumpitz Attidude. Der Rhythmus liegt ihr im Blut, sei es Freejazz, Funk oder Rock'n'Roll. Egal, sie trommelt was das Zeug hält,- und schwitzt nicht einmal dabei. Gitarre und Bass als Begleitung tun alles um mithalten zu können. Aber das schaffen sie nicht ganz. Die Improvisationen gehen nach hinten los, besonders was den Bass betrifft. Auf gut deutsch, man kann's auch übertreiben....
Wie auch immer, musikalisch hat das Ganze sicherlich seine Reize und erfordert höhere Ansprüche, ist aber eben nicht jedermanns Sache....


                                                                                                   

9.12. 2002 München Deutsches Theater
Santana Showcase

Santana ansich ist schon ein Erlebnis. Aber das Ganze auch noch vor "nur" 500 geladenen Gästen zu geniessen, inklusive Thomas Gottschalk und Scorpions, ist etwas ganz besonderes (allerdings weniger wegen letztgenannten!) Er liebt das Understatement. Ohne viel Schnickschnack kommt er und genauso geht er. Nein, er will partout kein Superstar sein. Er hält sich zurück, lässt seinen jugendlichen Sängern den Vortritt und spielt nur "Gitarre". Und er kann nichts dafür, dass eben diese Gitarre so genial klingt, so einzigartig, eben wie Santana seit 20 Jahren und mehr. Er spielt kein "Samba Pa Ti" und auch kein "Black Magic Woman". 

Carlos bezieht sich auf das jetzt und heute. Michelle Branch ist auch dabei, sozusagen als Sahnehäubchen. Aber genauso darf "Smooth" vom letzten Album nicht fehlen. Abgesehen davon, tun hochkarätige Musiker wie Dennis Chambers am Schlagzeug das ihre, um der Performance den Feinschliff zu geben. Das Solo fängt bedächtig an, schwillt zum Orkan an, um in einem Grand Finale' zu enden. Was beweist, dass Chambers wirklich zur Elite seines Handwerks gehört. Wauw... was für ein Drummer!!! Carlos hält sich nach wie vor zurück, und kann dennoch nichts dafür, dass er der Held des Abends ist. Begehrter und gefragter denn je, erhält er an diesem Abend auch noch die goldene und die platine CD, bedankt sich, verbeugt sich und verabschiedet sich mit den Worten: "Hope to see ya' again." -
Na, ich denke, daran dürfte es keine Zweifel geben..... 

                                                                                         

7.12. 2002 München  Colosseum
Alice Cooper

Der Horror hat einen Namen - Alice Cooper. Er ist wieder da, besser, frischer, jünger und agiler als je zuvor...Er ist seiner Linie treu geblieben, zumindest in Hinblick auf den visuellen Aspekt. Das Fallbeil gehört nach wie vor zum Mobilar, und Plastikskelette tanzen Tango mit Gummiknochen versehen mit viel Ketchupblut. Musikalisch hat Alice schon einige Male die Richtung geändert, zuletzt beim vorletzten Album. Höhepunkte bleiben trotzdem nach wie vor die Dauerbrenner "School's Out", "No More Mr. Nice Guy" und "Welcome to My Nightmare". Und ehrlich gestanden, was anderes wollen die Fans ja auch gar nicht hören. Das ist Alice Cooper wie er leibt und lebt und nix anderes. Und wenn er nicht gestorben ist, dann köpft er sich in 20 Jahren auch noch selbst die Rübe ab. Long Live Rock'n'Roll....


siehe ..... offener Brief an Alice Cooper

                                                                                    
                                                                                   

3.12. 2002 München  Gr. & Kl. Elserhalle
Danzig / Slade

Danzig und Altrocker Slade an einem Abend im selben Gebäude in verschiedenen Hallen. Und grundverschiedener als die beiden Acts kann eigentlich gar nix mehr sein. Auf der einen Seite ein Düsterrocker, der eine Phobia gegen Fotografen hat und brüllt als wenn er von heftigen Bauchkrämpfen geschüttelt werden würde. Auf der anderen Seite fünf Herren, die die Fünfzig schon lange überschritten haben, aber denen die Spielfreude noch immer auf 50 km Entfernung anzusehen ist. Danzig kämpft mit einem Image, dass er eigentlich nicht hat, und die blass-geschminkten Gothicjünger im Publikum können sich nicht wirklich zu Begeisterungsstürmen hinreißen lassen. Slade hingegen machen Party pur. Egal, ob da jetzt nur noch zwei der Originalmitglieder der Band dabei sind, egal ob so mancher Ton etwas daneben liegt.... Hauptsache es rockt. Und glaubt mir, das hat es wirklich getan. 
Und zum guten Schluss wundern wir uns noch..... was machen denn Danzig bei Slade auf einmal.....