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13. 05. 2005 München, Metropolis
Soulsirkus

Herrschaften, - jetzt wird’s schwierig! Wie kritisiert man eine Band, dessen einziges, bzw. erstes Album man absolut beschissen findet? Ich versuch’ das nachfolgend jedenfalls auf einen Nenner zu bringen so weit ich es irgendwie vermag. -

1) Soulsirkus hängt sich an nur einem einzigen Aspekt auf – Neal Schon. Und der ist bekanntlich bei Journey zu Hause, seit Anfang an, -  der Band, die den Begriff „Melodic Rock“ schlechthin geprägt hat. Und dann kommt erst mal lange gar nichts. Resultat: das anwesende Publikum besteht mit Sicherheit aus 90% Journey Fans, die sich in der Hoffnung wiegen im Rahmen des Soulsirkus Sets auch einige bekannte Melodien der legendären Rockband präsentiert zu bekommen. – Und genau da haben sich unsere Freunde guter Musik ordentlich geschnitten, denn außer einem einzigen Anspieltipp, der auch noch von Frontmann Jeff Scott Soto kam, war’s Essig mit der Journey Philosophie.

2) Soulsirkus besteht aus vier Individuen, die jeder für sich selbst ein absolut starkes Ego besitzen. Und die zu einer Einheit zu verbinden, das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es gelingt, - zumindest bis zu einem gewissen Maß. Und der Vorteil bei dem explosiven Cocktail ist der Umstand, dass die eigentlichen Songs in den Hintergrund rücken dank der exzellenten Darbietung und dem künstlerischen hohen Niveau. Um es noch einmal im einzelnen zu beschreiben: Neal Schon, ein wahrer Gitarrenakrobat, ein Star im Glanz des eher spärlichen Scheinwerferlichts. (Anm.: Gott sei Dank ohne Stargehabe,- ) Jeff Scott Soto, der Musiker, der auf 1000 Hochzeiten gleichzeitig tanzt, und livehaftig einer der aktivsten Frontmänner ist, die ich kenne. Marco Mendoza, - wir kennen ihn von Thin Lizzy und Whitesnake her, wo er wesentlich eingeschränkter in seinem Aktionsradius war, als hier und heute. Und wauwww.... der gute Mann zeigt, dass er nicht nur ein begnadeter Bassist ist, sondern auch ein charismatischer Showman mit einer sagehaften Aura, Charme und viel Humor. Yep, Marco – you can leave your hat on….. im wahrsten Sinn des Wortes. Der Mann ist gut in jeder Beziehung. Und die Augen von so manchem Girlie im Publikum beginnen zu glänzen wie unterm Weihnachtsbaum. Last but not least sei noch die Rhythm Section erwähnt mit Virgil Donati, der zur Oberklasse der Rock’n’Roll Drummer gehört und seinen Posten bei Steve Vai’s Band kurzzeitig verlassen hat, um bei Soulsirkus den Beat anzugeben. Der sanfte Dackelblick samt einer – ich hab grad geschlafen – Frisur, täuscht über  die Impulsivität seiner Schlagzeugtechnik hinweg. Mein lieber Scholli ist der Kerl gut!
Ehrlich, - ich  übertreibe nicht mit meiner Beschreibung dieses absoluten Über-Line ups  einer Band, bei der zu bezweifeln ist, ob sie eine Zukunft haben wird. Dazu ist wie gesagt, der Name zu unbekannt, die Scheibe zu schlecht und die individuellen Egos zu groß. Wobei zu betonen ist, dass – schlecht – ein relativer Begriff ist. Die Cd ist hervorragend produziert und in ihrer Instrumentierung brillant. Es sind die Songs ansich, die kritische Musikliebhaber wie mich, die Stirn runzeln lässt in verzweifelter Wankelmütigkeit, doch noch irgendwie Gefallen daran zu finden. Ich sag’s Euch gleich, - mir ist es nicht gelungen. Wohl aber das Konzert als solches absolut hervorragend zu finden. Also kurz und gut.....und ich hoffe damit ins Schwarze zu treffen:

3) Noch einmal Soulsirkus – live?!.... klar jederzeit. Noch eine Scheibe Soulsirkus?! – nein danke. Und ganz am Rande bemerkt, - wir warten noch immer, dass Journey endlich Europa beehren, oder dass Steve Perry wieder aus der Versenkung auftaucht. Beides wieder vereint, - das wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Aber noch ist nicht aller Tage Abend und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. – Reunions aus welchen Gründen auch immer (Anm: meist ist es eh nur einer, und der heißt Dukatenscheißer....) hat  in den letzten Jahren so einige Streithähne wieder in alter Innigkeit zueinander finden lassen. – Wer sagt’s denn.....es geht doch nichts über Nächstenliebe.



Diary Aftershow-Shots





                                                                                                   

12. 05. 2005 München,  Freudenhaus
Poco



siehe auch Diary

Viele werden jetzt denken, - Herrgott, den Namen kenn ich doch! Ja klar kennt man  den. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Poco in ihrer Heimat Amerika nach wie vor Kultstatus haben, und man hierzulande diese Band lediglich mit der Tatsache in Verbindung bringt, dass da mal kein Geringerer als Eagles Gitarrist Timothy B.Schmit mit von der Partie war.Aber hinter Poco steckt noch viel mehr als nur dieser Umstand. – Poco gelten nach wie vor als die Urväter der Eagles. Auch Randy Meissner war einmal Mitglied von Poco und wechselte später zu – eben den Eagles. Dort löste ihn dann wiederum T.B.Schmit ab, als dieser Poco dann verließ. Kennt Ihr Euch noch aus? Na, egal, - Fakt ist, Poco gibt es nach wie vor, und das auch noch mit immerhin zwei Original-Mitgliedern – Rusty Young und Paul Cotton. Ach ja, und Bassist Jack Sundrud ist immerhin auch schon seit 1985 mit dabei. – Immerhin ist es jetzt über 15 Jahre her, seit Poco das letzte Mal Europa ihre Aufwartung machten. – Zu lange her, für meinen Geschmack. Und was für ein Glück, dass der einzige Gig in Deutschland ausgerechnet hier in München stattfindet, - warum das so ist, who knows!

                                                                                                              Rose of Cimarron
(Titel anklicken + Pocos größten Hit anhören)

Unser Freudenhaus am Kultfabrik-Gelände ist zwar nicht gerade zum Bersten gefüllt, aber 200 Seelen haben sich allemal eingefunden, um in Nostalgie zu schwenken mit Songs wie „Rose of Cimarron“,  „Crazy Love“  und „Heart of The Night“ oder „Indian Summer“ und „Ghost Town“. Einige anfängliche technische Probleme können dem Zauber verblasstem Antik-Charmes nichts anhaben. Und unser rüstiges Alt-Herren Quartet beweist, dass sie über all die vielen langen Jahre nichts aber auch rein gar nichts verlernt haben. Im Gegenteil, die Kunstfertigkeit von Rusty Young an der Steelgitarre ist noch um einiges gereift. Und das wichtigste,- man merkt den Senioren an, dass sie nach wie vor mit Leib und Seele bei der Sache sind. Die physische Konstitution lässt vielleicht nicht mehr so eine Dynamik zu wie vielleicht früher einmal, und ehrlich gestanden, mir persönlich hat etwas der Pfeffer in der Performance gefehlt. Aber Poco waren ja schon immer eher von der ruhigen Partie mit viel Gefühl und Melodie, versehen mit einem ordentlichen Touch Country-Einfluss. Nein, man kann echt nicht meckern. Wer die Eagles mag und Poco von früher her kennt, dürfte mit diesem Auftritt hier und heute sicherlich zufrieden gestellt worden sein. Und seien wir mal ehrlich, wer weiß, wie lange es diesmal wieder dauert, - wenn überhaupt – bevor Poco wieder einmal dem Wegweiser auf den alten Kontinent folgen. Ein Livealbum erscheint übrigens in Kürze, welches über die Official Homepage bezogen werden kann – vorerst ! Und lasst uns hoffen, dass der Indian Summer noch lange seine Herbstzeitlosen blühen lässt. Denn Poco gehören mit Sicherheit zur amerikanischen History of Rock’n’Roll. -
PS.: .....und wetten, ich habe jetzt bei einigen von Euch wieder das musikalische Allgemeinwissen  erweitert?!!!!!