Okidok,
jetzt nur keine voreiligen Schlüsse ziehen und gleich den Kopf schütteln.
Fakt ist: Sasha kann singen, und wie! Sasha macht was her auf der Bühne.
Sasha ist restlos ausverkauft, und die Fans bringen die Hütte zum
wackeln, und zwar so, dass sich so mancher Hardrocker alle zehn Finger
abschlecken würde. Und Sasha ist vor allem alles andere als ein
Schmuse-Schmalz und Balladen Figaro. Klar, er hat eine Vergangenheit, so
wie jeder von uns. Und er wurde als Teeniestar gehandelt, der mit verklärtem
Gesichtsausdruck, nett anzuschauen, die Herzen der 16-jährigen Mädels
zum schmelzen brachte. Und abkassiert hat er nebenbei auch recht passabel
damit. Aber das ist lange her, und der Mensch verändert sich. –
Vielleicht war es sogar die Dick Brave Phase dazwischen, wo er in
originellem Rockybilly Look den 50er- Jahre Sound wieder belebt hat, die
ihn gereift haben. Who knows!
Fest steht, wir werden alle älter, und der Mensch verändert sich. –
Und Sasha hat sich verändert, und wie! Das fängt bei der Ausstrahlung
an, geht über den neuen Haarstil, der ihn sogar jünger erscheinen lässt,
als er eigentlich ist, und hört
beim gereiften Timbre auf. Aber das ist es nicht. Es ist das Know How.
Sasha präsentiert uns eine Auswahl von neuen Songs, die erst im März auf
CD erscheinen werden. Aber er bedient sich auch der alten Stücke,
verpackt diese aber in ein neues Gewand, rockiger und mit viel Speed im
Hintern.
Mein
lieber Herr Gesangsverein, da wackelt Omas falsches Gebiss. – In der
ersten Reihe hat sich hingegen nicht viel verändert. Und so sind es noch
immer diese sweet little sixteen Girls, die in höchster Oktave kreischen,
wenn Jung - Siegfried auch nur mit dem großen Zeh wackelt. Sie haben ihn
auf keinen Fall vergessen, das steht fest. Und Sasha nimmt einen Schluck
Tee zwischen zwei Songs und meint bescheiden-süffisant: „ich bin total
platt, dass der Laden hier und heute ausverkauft ist. Ich war doch schon
so lange nicht mehr hier, und die neue Scheibe erscheint erst im März.
– Danke“ Sprichts, nimmt noch einen Schluck, räuspert sich und greift
mit charmantem Augenaufschlag
wieder zum Mikro um dem umwerfenden Echo gerecht zu werden. Spätestens
jetzt ist auch der letzte Zweifel aus seiner Mimik und Gestik
verschwunden, und man kann die physische Steigerung seiner Darbietung förmlich
am eigenen Leib spüren. Die Selbstsicherheit hat ihn wieder. – Gott sei
Dank. Und ich frage mich hinterher: wovor hat er eigentlich anfangs Angst
gehabt? – Nebenbei gibt es noch eine Premiere zu feiern, nämlich das
allererste Konzert im ‚Neuen Backstage’ auf der anderen Straßenseite
gegenüber der alten Bude. Der erste Eindruck: man fühlt sich wohl in dem
Laden. Und das ist schließlich das wichtigste. Ca. 1.000 Leute haben hier Platz. Und wie bei jedem anderen ausverkauften Event
auch, liegt der Begriff Ölsardinen-Atmosphäre nicht fern, und das bei
Temperaturen um die 30 Grad plus – trotz Lüftung. (Anm:nur um’s erwähnt
zu haben, die kleineren Konzerte bleiben vorerst bis zum Sommer nach wie
vor im alten Bau.)
Zurück zu Sasha, der da im Anzug und Krawatte im Scheinwerferlicht
schwitzt genauso wie seine Mitstreiter. Songs wie ‚Here She Comes’ und
‚Rooftop’ klingen rockiger als je zuvor. Und ehrlich gestanden die
letzte Zugabe ‚Lonely’ hätt’ ich fast nicht wieder erkannt, nach
dem Motto: es lebe der Blues. Man spürt diese Reife und Weiterentwicklung
förmlich, und man kann getrost sagen, dass jene Songs aus der
Vergangenheit heute nicht mehr dieselben sind wie anno dazumal. Da hat ein
neuer Spirit Einzug gehalten.
Schön ist’s, und alles in allem ein Sieg über die Vergangenheit, über
den eigenen Schatten und die ganz schnell wiedergewonnene
Selbstsicherheit. Aber vor allem ist’s ein voller Erfolg hier und heute
und ganz im Sinne des Rock’n’Rolls.
PS.: mit sehr viel Charme versehen, versteht sich! |