Böse
Zungen behaupten, jetzt müssen sie schon miteinander on tour gehen, damit
die Bude noch voll wird. Und wenn wir ehrlich sind, bezogen auf die Größenordnung
der gebuchten Hallen, haben sie nicht ganz unrecht. Nein eigentlich ist es
sogar 100%ig sicher, dass weder Deep Purple noch Alice Cooper allein die
Olympiahalle füllen könnten. Fragt man die Künstler selbst, - so
geschehen, backstage kurz vor dem Event, dann hat natürlich keiner eine
Ahnung und schiebt diese Konstellation auf die Planung des Veranstalters.
Im Grunde genommen ist es ja auch egal, und wir sollten uns über die
Eintrittspreise von € 60,-- nicht aufregen. Denn würden wir Alice
Cooper oder eben Deep Purple allein und für sich in einer kleineren Halle
anschauen, würden wir mit Sicherheit mehr als die Hälfte dieses Preises
für jeden Act bezahlen, was im Endeffekt auf Beide zusammen bezogen mehr
als eben 60,-- ausmachen. „Got me?“ – würde der Engländer jetzt
fragen! Na, appelliert an Euren gesunden Menschenverstand, denke ich mal
schon. Andererseits, wenn man an die Menge der vielen Veranstaltungen
denkt, die im Kalender stehen, und die man vielleicht noch besuchen will,
dann tun solche Eintrittspreise schon etwas weh. Aber egal! Nach dem
Motto: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, haben sich sämtliche
Purple und Cooper Fans aus Bayern und Umgebung aufgerafft, um ihren Idolen zu huldigen.
![](puco71.jpg)
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Cooper Live Pics hier
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Ich bin mir nicht sicher, was das Erfolgsrezept von unserem Schockrocker
aller Omis und Klosterschwestern
ist. Vielleicht ist es der Umstand, dass er dank seines Haute Couture
Outfits und, immer gleich bleibendem Make-ups nicht altert. Oder,
dass er nach einem kurzen Ausflug in musikalisch heftigere Gefilde und
einer unmaskierten Phase vorher, dann doch letztendlich seinem ureigenen
Stil treu geblieben und zur „Schools Out Forever“ Strategie zurück
gekehrt ist. Eventuell spielt auch noch jener Umstand eine Rolle, dass sich
Alice wieder mal mit einem neuen Jungbrunnen umgeben hat. Dieser heißt:
Ryan Roxy (git), Damon Johnson (git) Chuck Garric (Bass) und Eric Singer (drums)
.
Und letzterer ist ja kein Unbekannter, dank seiner Tätigkeit bei Kiss
und diversen anderen bekannten Rockbands. Allerdings muss ich gestehen,
haben mich die Schlagzeugkünste des inzwischen auch schon 48jährigen Drummers an
diesem Abend nicht vom Hocker geholt. Aber das hat nichts zu sagen, jeder
hat mal einen schlechteren Tag. Alice Cooper selbst ist auf alle Fälle in
Bestform und läuft zur absoluten Hochform auf .
Wie ein bunter Blumenstrauß zieht sich sein Potpourri an Hits durchs
Programm. Christus, so lieben wir unseren guten alten Cryptkeeper. Da wird nichts, aber auch rein gar nichts ausgelassen,
inklusive Zauberstab, Zylinder, Alice-100-Dollarnoten, Juwelen und
Fallbeil, mit viel Kunstblut versehen und getoppt durch einige skurrile
Gestalten, die ihn bei der Gruselshow tatkräftigst unterstützen.
Jawohl, die Zeit ist stehen geblieben und doch aktueller als nie zuvor.
„Billion Dollar Baby“, “Eighteen”, “School’s Out”, No More
Mr.Nice Guy”, “Feed My Frankenstein” (das übrigens im Original
nicht von Alice sondern vielmehr von Zodiac Mindwarp ist) und nicht zuletzt “Poison” finden Platz
auf der Setlist. Und man muss dem guten alten Alice lassen, er macht seine
Sache wirklich gut, alle Achtung. Nur eine hat gefehlt...... und die ist
8m lang und hört auf den Namen
Boa Constrictor. Aber wie man sieht, - es geht auch ohne.....
Oje, jetzt wird’s schon schwieriger, und Deep Purple haben als der
eigentliche Headliner keinen leichten Stand nach Coopers gelungenem
Streich. Bereits nach ca. 10 Minuten frage ich mich langsam aber
sicher, steht da oben jetzt Deep Purple, oder Steve Morse feat. Deep
Purple. Heilige Sch..... , sorry ich schmeiß schon wieder mit frommen
Ausdrücken um mich. Aber ich bin mir bis heute nicht sicher, ob Morse zu
dieser Band überhaupt passt. Stilistisch die Faust aufs Auge verglichen
mit seinem Vorgänger Ritchie Blackmore, aber nicht minder gut, spielt der
Amerikaner jetzt doch schon seit mehr als 12 Jahren die erste Geige bei
der Hardrock Legende, was wiederum beweist, dass er sich gut gehalten hat
im Bandgefüge,
und das nicht nur äußerlich. Und ich tue mich wirklich schwer zu
entscheiden, ob ich Steve Morse eher als Tupfen auf dem i für die Gruppe
bezeichnen soll, der für den nötigen Schwung sorgt, oder als genialen
Fremdkörper, der mit seinem außerordentlichem Können die alten Knacker
Gillan und Co. ganz schön blass ausschauen lässt.
![](puco73.jpg)
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Denn eines ist sicher,
würde man Morse, der immerhin auch schon 50 Lenze zählt, entfernen, dann
wäre, zumindest heute Abend, so ziemlich auch das letzte Pfefferkorn
verstreut. Man versucht diesen Umstand durch überlange Soli der einzelnen
Musiker zu kompensieren. Viel zu lange Intermezzos, die zwar musikalisch
astrein sind, aber auch für so manche Gähner sorgen. Tja, und last but
not least wird vor allem das neue (unsägliche) Album ‚Rapture Of The Deep’
promotet
mit etlichen Tracks. Ob diese Tagsache unbedingt dem
allgemeinen Vibe zugute kommt, bezweifle ich, wird doch gerade
diese Platte nur äußerst zwiespältig von den Fans aufgenommen. Erst
bekannte Töne wie ‚Black Night’, Space Truckin’ und Perfect
Stranger’ wecken die
bereits etwas ermüdeten Geister wieder auf und sorgen für einen
Energieschub. ‚Smoke on The Water’ bildet wie immer den krönenden
Abschluss des offiziellen Sets. Und die Begleitmusiker von Alice Cooper stürmen
die Bühne zum Grand Finale nach dem Motto: all together now,
und zelebrieren den Abschluss einer Classic Rock Night mit
Kultniveau und mit dem Fazit: schön war’s, hoch lebe die Nostalgie, Opa und
Enkel haben gerockt und Alice Cooper ist Gott.....
Na ja,.... vielleicht noch Steve Morse feat. ....... ?!
PS.: in diesem Sinne - ein Hoch an meine Top-Journalisten - Kollegen einer
anderen örtlichen Tageszeitung, die in ihrer Review nicht nur die
Songsauswahl der Gruppen nach Belieben verwechselten, sondern gar auch den
ca. 30jährigen Cooper Gitarristen für den
Meister selbst hielten. Kein
weiterer Kommentar !
siehe auch
Diary
für Backstage
Fotos
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