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28.04. 2006 München,  Titanic City Club
Chris Jagger's Atcha         
(english version - here)

Yep, er ist der Jüngere, und er sieht seinem großen Bruder verdammt ähnlich. Er besitzt auch in etwa den gleichen trockenen Humor wie jener, und sogar die Stimmlage passt. Aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf zwischen Chris und eben seinem berühmten Bruder Mick Jagger. Chris wird oft darauf angesprochen, klar, aber er weiß mit diesem Umstand ziemlich souverän umzugehen und kontert auf die meist naiven Fragen mit Bravur.
Tja, was dem einen in die Wiege gelegt wurde, erarbeitet sich der andere immer wieder hart mittels einer eigenen selbstständigen Karriere, die im Schatten von Mick viele lange Jahre gar nicht mal wahr genommen worden ist. In den Siebzigern produzierte Chris zwei Scheiben für Billy Gaff und David Geffen. Diese, damals nicht so beachteten Werke, haben heute fast schon so was wie einen Kultstatus erreicht. In den Achtzigern arbeitete er als Texter und trug sogar bei den beiden Stones Alben ‚Dirty Work’ und ‚Steel Wheels’ seinen Teil mit bei.

Chris Jagger hat sich einer eigenwilligen Mischung von Musik verschrieben, die mit der von den Stones absolut nichts gemeinsam hat. Es ist ein Cocktail aus Ska, Boogie-Rock’n’Roll, Zydeco, Cajun und Country, - schwierig zu erklären. Er spielt Gitarre und das Washboard und singt. Und er betreibt zwei Projekte nebenher. Zum einen wäre da das ‚Chris Jagger Trio’, zum  anderen ‚Chris Jagger’s Atcha’ mit denen er gerade ein Album namens ‚Act Of Faith’ veröffentlicht hat, auf dem übrigens  u.a. ein Duett mit Bruder Mick zu finden ist, - das erste überhaupt. Und mit eben dieser CD im Gepäck befindet sich Mr. Jagger 2 nunmehr auf ausgedehnter Europa-Tournee .
Eine Station heißt München, Titanic City Club. Und bei gerade mal geschätzten 50 Musiclovers legt er mit seinem Boogie los. In der Band befindet sich auch Charlie Hart, der quasi schon eine Choriphäe für sich selbst ist in der britischen Musikszene.
Da schwingt das Tanzbein auf der Bühne. Im Publikum ist man  etwas verhaltener, und die Lockerheit onstage überträgt sich erst gegen Ende des ersten Sets auf die Schäflein.

Set 1

Set 2

Humor beweist Chris einmal mehr, indem er mit breitem Grinsen betont, dass die Tickets für seine Konzerte mit Sicherheit keine 190,-- Euro kosten . Na, wer da wohl gemeint ist?!!!!
Das zweigeteilte Set beinhaltet hauptsächlich eigene Songs bis auf ein bis zwei Ausnahmen, aber mit Sicherheit keinen Rolling Stones Titel – nein, nein, nein!!! Und recht hat er. Denn das letzte was Chris Jagger wahrscheinlich will, ist, mit jenen, bzw. seinem Bruder verglichen zu werden. Er setzt sich andere Maßstäbe, individuell, orginel und in keinster Weise verwandt mit was auch immer. – Und damit unterstreicht er auch die Tatsache, dass ein berühmter Name nicht Fahrwasser – Orientierung aufnimmt.
Dies hier ist ‚Chris’ Jagger, Schluss, aus und basta. Man kann es gar nicht oft genug unterstreichen mit seinem Ska-Boogie und seiner Attitüde. Auch wenn er damit nie, auch nur annähernd den Berühmtheitsgrad seines Bruders erreicht hat bzw. wird, und auch wenn in 10 Jahren viele Leute immer noch nicht wissen, dass Mick Jagger einen kleinen Bruder hat.
Aber das will er auch gar nicht. Er will seine Musik machen, seine Persönlichkeit behalten  und sein Ding durchziehen.
Und das...meine Lieben ist wirklich gut, - glaubt mir!
 



siehe auch Diary für Aftershow Pics