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13.05.
2006 München, Backstage Werk
The Tony Levin Band
Jesus
und Maria, so wahr ich hier sitze. Aber manche kriegen’s einfach in
die Wiege gewindelt. Oder sie sind mit dem goldenen Löffel im Mund
geboren, - sagt man doch so schön. Dieses akustische Gourmet-Dinner,
das uns heute Abend serviert wird, ist so formvollendet, so vollkommen,
so absolut und totsicher 100% perfekt, dass ich mich langsam aber sicher
frage, ob es da überhaupt noch eine Steigerung gibt. Konnte unsereiner ihn bislang nur im Kreise von Gabriel und Crimson bewundern, so ist er jetzt zum ersten Mal mit seiner Soloband zu Gast in Germany und selbstredend mit einem neuen Glanzstück namens ‚Resonator’ im Rucksack. Und es ist passiert. Mit dieser Scheibe hat er sich nämlich endlich verabschiedet vom schwermütigen, komplex-komplizierten Crimson Sound. Komplex ist die Musik immer noch. Aber sie ist fröhlicher, stimmungsgeladener und mit all der Leichtigkeit des Sein, zu der sie imstande ist. Ihm zur Seite stehen Bruder Peter der schon bei Jazzlegende Gil Evans und Annie Lennox am Keyboard saß. Jerry Marotta, wer kennt ihn nicht den Tausendsassa unter all der Schlagzeuger Elite, der ebenfalls bei Gabriel, aber auch Paul McCartney, Hall&Oates und Stevie Nicks, um nur einige zu nennen, getrommelt hat. Jesse Gress, Ausnahmegitarrist von der Todd Rundgren Band, der schon etliche Bücher geschrieben hat. Und Larry Fast gehört ebenfalls der Gabriel Family an, hatte bei Nectar seine Finger im Spiel, und überschaut das berühmte Synergy Projekt. Tja, und wenn man eins und eins, bzw. Eins und Drei zusammenzählt, dann kann bei soviel Talent und Können eigentlich nur eine multiple Klasse für sich zusammen kommen. – Leider Gottes haben das bisher nur wenige Musikfreunde gecheckt. Aber wie heißt es so schön: was der Bauer nicht kennt, frisst er nun mal nicht. Und das Zauberwort heißt wieder einmal – (fehlende) Promotion (Anm.:das gilt nicht für die Konzerte, sondern für die Künstler selbst & ihre CDs), mit dem Ergebnis, dass sich zu den Germany Dates durchschnittlich nur jeweils um die 400 Gäste eingefunden haben. In München sind es noch um hundert weniger. Aber wen wundert’s. Unser schwieriges Pflaster hier ist ja sowieso nur allzu bekannt. It’s Showtime Boys. Und der Einzug der Toreros wird vom Supportact ‘Tom & Jerry’ gestaltet.
Wer zum Teufel ist das, hab’ nicht nur ich mich gefragt. Die Antwort
erfolgt umgehend. Tom Griesgraber ist der eine Teil des Duos und einer
der wenigen selektierten Musiker, der den ach so schwierig zu
bedienenden, Chapman Stick spielen kann. Und das tut er tatsächlich
mit Bravur. Jerry hingegen, - nun ja, es gibt nur einen Jerry auf diesem
Trip, und der heißt nun mal Jerry Marotta und übt auf dieser
Konzertreise quasi einen Doppeljob aus. Eine CD von den Beiden gibt’s
übrigens auch schon namens ‚Waking The Day’. Klasse gemacht Jungs,
auch wenn Jerry live on stage lieber für die Scheiben von Spezl Tony
wirbt, und das ganz schön vehement. Nein,
hier sind keine Perfektions-Frickler am Werk, die toternst und
stocksteif irgendwelche 20 Minuten Soli vom Stapel lassen mit
Grabesmienen. Hier musizieren vier, nicht mehr ganz junge Oldies but
Goldies, die vor allem eins haben, nämlich Spaß an der Sache. Die sich
austoben in ihrer ganz eigenen Art der Interpretation mit viel Freiraum
für Details, aber doch einer zielstrebigen Strategie. King Crimson war
vorgestern. Das ist das Heute – brilliant genial, aber doch locker vom
Hocker.
Es darf gelacht werden, vor allem bei Jerrys humorvollen Spaß-Dialogen,
wie zum Beispiel das Beobachten eines ca. 4 Minuten Kusses im Publikum während
der kompletten Länge eines Stückes. Es scheint ihn jedenfalls schwer
beeindruckt zu haben. – Und noch mal Gott sei Dank. Denn wir hier
heute Abend sind kein Publikum, das mit verschränkten Armen und
besserwisserischen Mienen bewegungslos dasteht, sondern mitgeht,
klatscht und viel Reaktion zeigt. Und genauso wünschen es sich unsere
Virtuosen hier und bedanken sich mit einer, letztendlich fast
zweieinhalb stündigen Show. Der Resonator hat Resonanz gefunden, und
das Echo spiegelt den Widerhall. |
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