.... und er kommt, sieht,
grinst süffisant und gewinnt – straight away..... und das mit einer Lässigkeit
und Coolness, dass uns der Glaube an die Leichtigkeit des
Rock’n’Rolls augenblicklich zurück gegeben wird...
Herrschaftszeiten ist das eine Gaudi. Fast exakt 20 Jahre war The Nuge
nicht mehr hier in
deutschen Landen. Warum, das weiß keiner so recht. Aber im Augenblick
ist das auch piepegal. Er ist wieder da, genauso groß, genau so wuchtig
inklusive seinem unsäglichen Kaugummi hinter den Kiemen, schießt er
raus aus dem Dunkel auf die Bühne wie eine überdimensionale
Kanonenkugel. Es werde Licht, und das Feuerwerk beginnt ohne Einleitung.
Nur seinen Hausbüffel, mit dem er üblicherweise einreitet bei einer
Show, hat den Europa Urlaub nicht mitgemacht - aus mehreren und durchaus
verständlichen Gründen. :-))) Uncle Teddy, wie er sich
gerne selbst gern nennt, hat es auch nie für notwendig erachtet, eine
großartig- voluminöse Band um sich zu scharen. Am Schlagzeug
Mick Brown (Dokken) und Barry
Sparks am Bass genügen, alles andere
handhabt der Meister selbst locker vom Hocker.
![](nuge6.jpg)
Irgendwie vermittelt er da oben den Eindruck, dass er über allem
erhaben ist nach dem Motto – just let’s do it and get it done. –
Und trotzdem zeigt The Nuge eine Spielfreude, die seinesgleichen sucht.
Er bombardiert uns gleich zu Beginn mit ‚Stormtroopin’, ‚Wango
Tango’ und ‚U Really Got Me’. – Irgendjemand hat mal behauptet
der Meister wäre in den Siebzigern stehen geblieben musikalisch. Aber
dem kann ich absolut nicht beipflichten. Klar hat er viele, der heute
gebotenen Songs bereits in den späten 70ern und frühen 80ern gepent.
Aber die energiegeladene Interpretation lässt diese Oldies wieder jung
werden, und sie klingen mitnichten angestaubt und antiquiert. -
Und Gonzo (auch einer seiner vielen Namen) lässt so manchen
jungen hoffnungsvollen und engagierten Hard Rock Eumel ganz schön alt
aussehen.
![](nuge16.jpg)
Er fegt über die Bretter wie ein Wirbelsturm, geht in die Knie, windet
sich, verdreht sich und schlägt dabei einen Salto Mortale auf seinem
Instrument, welches sich wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt sowieso schon
aufgegeben hat. Auch egal, denn es wird den heutigen Abend ohnehin nicht
überleben. Teddy lässt die Puppen tanzen mit ‚Wang Dang’ und ‚Raw
Dawgs’. Er lässt dem Publikum keine Pause zum verschnaufen und sich
selbst noch weniger Zeit zum atmen. 58 Jahre alt ist der Entertainer
jetzt, aber das mit der Kondition einer 25-jährigen
Hochleistungssportskanone.
Nein, Leute, er hat sich
keinen Deut verändert seit anno 1986, als er im Circus Krone aufgegeigt
hatte. Und ich kann mich noch sehr gut an dieses Konzert erinnern. –
Ich hätte ihn so gern gefragt, warum er Europa so lange vernachlässigt
hat. Und ich kann mir nur vorstellen, dass es all seine anderweitigen
Aktivitäten (siehe unten) zeitlich nicht zuließen. Vom staatlichen
Jagdverband über sein politisch-
konservatives Pro Bush Engagement
bis hin zu seiner Wahl als Michigan’s Family Daddy of the Year,
ist alles geboten. Sechs Monate im Jahr widmet Ted der Jagd, der Politik
und wohltätigen Zwecken, das andere
halbe Jahr dem Rock’n’Roll. Ob solo oder mit den Damn
Yankees, er erfindet sich immer wieder neu. Aber spätestens 2010 soll
Schluss sein mit der Musik, wenn er sich endgültig für den Governor's
Posten von Michigan zur Wahl aufstellen lässt. – Anscheinend hat man Mr.Nugent aber hierzulande belehrt bezüglich
etwaigem Taktgefühls, und so fällt während der ganzen Show kein Wort
über politische Weltansichten und dergleichen. Und das macht es umso
symphatischer, denn Ihr wisst ja, ich kann nix weniger leiden, als wenn
Propaganda auf einer Bühne ausgetragen wird.
Back to the Show.... und
Gonzo erwähnt zwischendurch so ganz nebenbei, dass jetzt gleich dann
Bon Jovi da sein würden, um auch noch ein bisserl was abzukriegen vom
Kuchen. Peng, das hat gesessen. – Und schwupp die wupp, schwingt sich
ein putzmunterer Ritchie Sambora aufs Bühnenparkett und beginnt mit
Nuge um die Wette zu jammen.... ‚Baby
Please Don’t Go.... Baby Please Don’t Go’…. yeahhhh…. Und
der Bär tobt in der Halle. –
By the way, was
die Oldiesongs betrifft, - dieses Stück z.B. stammt im Original von Big
Joe Williams aus dem Jahr 1935, und wurde insgesamt 27 Mal gecovert –
auch von Ted Nugent 1978. – Spätestens hier singt alles mit was einen
Kehlkopf besitzt, und ein Erdbeben der Stärke 10 lässt einen sich nähernden
Jüngsten Tag erahnen. – Chat Kröger von Nickelback steht da und schaut
mit verklärtem Gesicht und feuchten Augen Richtung Bühne und meint
leise: so weit möcht’ ich’s auch mal bringen.
Tja, Oldies sind halt doch Goldies und wissen wie der Hase richtig läuft.
– Kaum ist Ritchie dann wieder off the shore, - haut Teddy Boy gleich
noch eins drauf mit seinem wohl größten Hit und Statussymbol... ja was
wohl?! – ‚Cat Scratch Fever’ – natürlich. Und der Taumel hält
an. Zugabe, wie sollte es anders sein – ‚Great White Buffalo’,
passend präsentiert mit schmuckem Sioux Federschmuck. The End is near,
und Uncle Ted stellt seine Gitarre auf die Box, ergreift Pfeil und Bogen
und ..... peng.... die Klampfe ist mal eine Klampfe gewesen. Gott
sei ihrer Seele gnädig. Die Beerdigung findet später unter Ausschluss
der Öffentlichkeit statt.
Und ja, das hier
ist, - bzw. war der Inbegriff der totalen Rock’n’Roll Show mit allem
drum und dran und sogar, dank Bon Jovi, noch mit einem Sahnehäubchen
verziert. Wer weiß, ob wir Ted Nugent jemals wieder so und auf diese Art
und Weise in den Genuss bekommen.
Oder ob wir ihn dann im Jahr 2010 als neues Oberhaupt des US-Bundestaates
Michigan präsentiert bekommen. Und ja.... vielleicht zieht er ja
irgendwann wirklich noch ins Weiße Haus ein.... Zuzutrauen wäre es
ihm...
PS.: ... auch das ist Rock’n’Roll
http://www.tnugent.com/
http://www.tednugent.de/
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