121

“Wir machen zwar Heavy Metal Musik, aber wir sind definitiv nicht Heavy Metal“. Und allein für diesen Satz, heute Abend nach der Show, liebe ich Dich schon, Hansi Kürsch. Nein, im Ernst, - alles was an den Jungs hier Heavy Metal ist, - visuell und auch charakterlich gesehen, vertreten allenfalls noch die langen Haare, und die werden bereits etwas dünne. Aber das war’s dann auch schon. Musikalisch gesehen  sind Blind Guardian allerdings ihrem Stil treu geblieben und keinen Millimeter davon abgewichen. (Anm. auch so ein Klischeesatz!) Obwohl ich gestehen muss, dass die neue Single einen sehr kommerziellen Touch besitzt und sogar  im Ohr stecken bleibt. – Ohrwurm nennt man doch so was....aber dafür ist es dann doch wiederum zu hart. 

Nun, eigentlich ist es ja allgemein bekannt, dass man gewisse Dinge auch leben muss, um sie wirklich rüber zu bringen.

Nicht so Blind Guardian. Sie verstehen es in sogenannten zwei Welten zu leben, die on stage und die off stage, und trotzdem  sowohl das eine als auch das andere realistisch zu demonstrieren. – Eine regelrechte Ausnahmeerscheinung ohne negative Begleiterscheinungen in diesem Genre, wenn ich es mal so nennen darf. Und eine Ausnahmeerscheinung sind sie auch hier in München immer wieder. – Um mich , wie schon unzählige Male  davor, zu wiederholen München war und ist kein guter Boden für Bands dieser Kategorie. Und die Durchschnittsbesucherzahl bei jenen Events beträgt in etwa zwischen 300 und 500 zahlenden Gästen, wenn überhaupt.

Und wieder: .... nicht so bei Blind Guardian. Da ist die Bude rappelvoll bis in den hintersten Winkel mit ca. 2.000 Fans aus dem gesamten Stadtgebiet, sowie dem nahen und entfernteren Umland. – Und da sag einer noch mal, es gäbe zu wenig Hardrock Anhänger in Bayern. Die gibt es nämlich sehr wohl. Es ist nur eine Frage der Innovation und vor allem - was die Leute aus ihren Löchern lockt. –  Vielleicht, weil uns diese Band nur alle Jubeljahre  einmal beehrt, im Gegensatz zu Künstlern, die meinen, sie müssen drei Mal im Jahr ihre Präsenz unter Beweis stellen. Und demzufolge leiden die Fans der Blinden Wächter  unter so was wie Entzugserscheinungen. – Es ist ja wie mit allem im Leben, was man zuviel hat, dessen wird man leicht überdrüssig.

Klar ist zum großen Teil auch die Musik selbst verantwortlich für den hohen Grad auf der Beliebtheitsskala. Aber vielleicht ist es auch einfach die Art und Weise wie Blind Guardian ihren Stoff verkaufen, - nämlich sehr sympathisch,  mit einem hohen Potential an Unterstatement, total unkompliziert und ohne Schnick Schnack und visuelle Hilfsmittel. Die Musik selbst trägt sich als intellektueller Bombast, getragen von einer leicht melancholischen Note, die aber ihrerseits wieder durch den kraftvollen Vibe harter Riffs und Beats relativiert wird. Einziger kleiner Schwachpunkt, den ich allerdings wieder eher als persönlichen Eindruck sehe, ist die gewisse Monotonie, die ich nach einiger Zeit empfinde. Mir fehlt etwas die Abwechslung und die Ecken und Kanten, die mich zu 100% im Bann halten. Vielleicht auch, weil ich diese Band auch schon so oft in der Vergangenheit gesehen habe. Aber wie gesagt, mir schwant, ich steh’ da allein da mit meinem Gefühl. Denn alle anderen 1.999 Seelen, oder fünf mehr oder weniger, sind himmelhoch begeistert. Und das ist schließlich der Status Quo. Die üblichen  akustischen Defizite in dieser Halle, will ich an der Stelle gar nicht mehr groß anführen, weil an die haben wir uns ohnehin mittlerweile gewöhnt.  Im Gegenteil, würden wir auf einmal einen glasklaren, glockenreinen Sound vorfinden, dann wären wir umso überraschter.

Kurz und gut, Blind Guardian haben wieder einmal voll gepunktet hier in München, - musikalisch, vom visuellen Blickpunkt her, vom generellen Vibe und most of all von der Aussage: „Wir sind doch kein Heavy Metal“ -  Nein, seid Ihr auch nicht, sondern einfach nur absolut liebenswerte, ewig jugendliche Lausbuben, die mit solider Heavy Metal Musik ihren ganz individuellen Standpunkt  vertreten. Und der wiederum ist alles andere als Hea....
Okay stop this.....  just listen to the music and forget the rest….

                                               Für Aftershow Schnappschüsse 
Diary klicken          noch mehr Live Fotos gibt's  hier