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Ehrlich gestanden, es ist schon einige Zeit her, dass mir einfach nur die Worte fehlen, das ich eigentlich nicht weiß, was ich noch sagen soll. Denn es gibt nichts zu dem Schauspiel hier hinzuzufügen. Das ist schlicht und ergreifend – nur – nun ja, eben nur 100% brillant, einzigartig, hervorragend und absolut gut. Es ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, stehen da oben on stage doch drei Weltklasse Musiker, die, das kann ich ohne Übertreibung behaupten, zur obersten Liga gehören. Für all diejenigen unter Euch, die ein wenig von Musik verstehen, brauche ich diese Herren, glaube ich, nicht näher vorstellen. Virgil Donati, der kleine Australier mit der immensen Power (Anm. warum sind eigentlich die meisten Schlagzeuger klein?) Tony McAlpine, der sich bereits durch etliche Soloalben ausgezeichnet hat und auf der Bühne auch Steve Vai beisteht, bedient seine Gitarre wie andere ein Computer Keyboard. Und Billy Sheehan, alteingesessener Bassist, von David Lee Roth bis Mr.Big, und ebenfalls in der Steve Vai Combo aktiv, liebkost sein Gerät mit einer Hingabe, so das diese in kürzester Zeit mindestens 5 Mal schwanger sein müsste. Und um die mathematische  Zauberformel abzurunden, multipliziert man diese drei Genies miteinander, kommt die ultimative Antwort für absolute musikalische Perfektion heraus. Das habe ich zuletzt nur bei der Tony Levin Band erlebt, die gleichermaßen großartig ist. Allerdings mit dem Unterschied, dass jene eher auf komplizierte Soundstrukturen bauen der etwas ruhigeren Art, während unser Sturmtrupp hier und heute mehr oder weniger powervolle Hochgeschwindigkeits – Drahtseilaktionen vollführt. Und zwar so rasant, dass man dem Sprint der Finger auf den Saiten, bzw. an den Sticks kaum zu folgen vermag.


Wieder einmal muss ich betonen, dass ich kein Musiker bin, der die Sache hier wahrscheinlich noch von einer etwas diversen Seite anders herum sieht und die Technik hervor hebt. – Ich kann lediglich meinen Eindruck schildern mit dem Verständnis eines Musikjournalisten, der seit 24 Jahren mit ein wenig Erfahrung versucht, das Genre richtig zu deuten. Ich hoffe das gelingt mir hiermit auch standesgerecht.
Durchschnittlich finden sich in etwa 200 Freaks, Fans und neugierige Zaungäste ein, um sich davon zu überzeugen, was mit wirklicher Genialität gemeint ist. Im Gegensatz zum Tag vorher in Wörgl, Tirol, wo nach spätestens fünf Minuten etliche Besucher das Weite suchten (so ein Bericht) weil sie sich wohl eher ein Remake von Mr.Big und ‚To Be With You’ erwartet haben, bleiben hier in Ingolstadt alle bis zum süßen Ende da. Verglichen mit einem Event in  München kenne ich kaum jemanden im Publikum und kann deshalb schwer einschätzen, wie viele Musiker und anderweitige Fachleute sich in der Menge tatsächlich befinden. Aber im Gewirr der allgemeinen Fachdiskussionen hinter her,  höre ich so manche Phrase wie: ‚das war eindeutig zuviel des Guten’. -  Nein, verdammt noch mal, nein, das war und ist es nicht. Das hier ist Powerrock pur, orthodox intensiv vorgetragen und wie schon erwähnt, - faster than the speed of light. – Jeder der Drei bekommt sein Highlight, sein Solo-Flashlight und nutzt dies auch intensiv. Der Bass überschlägt sich in mehrfachen 5-fach Salto Mortale und genießt anschließend ein
                                                                    
Augustiner Hell am Bühnenrand, während das Drumkit verdroschen wird, dass das arme Ding ein Vater Unser zum Himmel schickt, um nicht noch in Kleinholz zerlegt zu werden.
                                         
Keine Angst, tut es nicht, - dazu wiederum ist Virgil viiiieeeel zu gut. McAlpine übt sich noch am wenigsten im Alleingang und steht trotz seines Talents ein wenig im Schatten der anderen Beiden. Der Held des Abends aber ist eindeutig Billy Sheehan, (Anm: und das sag’ ich nicht, weil ich ihn so lange und gut kenne), und der killt so nebenbei gerade sein drittes Bierchen  und lobt dabei den bayrischen Gerstensaft in den Himmel  um fast gleichzeitig wieder seine vier Saiten miteinander Rock’n’Roll tanzen lässt. Eigentlich mag ich keine überlangen Soli bei Konzerten, weil sie oft langatmig und eben langweilig sind. Aber totsicher nicht in diesem Fall hier, - ich schwör's Euch.
Nach 90 Minuten + einer Zugabe ist finito, aber von mir aus hätten sie noch zwei Stunden weiter spielen können. Die Zeit ist viel zu schnell verronnen.
Aber wie ist mein Reden seit Jahr und Tag und nach wie vor: - egal wer wie was spielt, - ein Konzert ist immer dann gut, wenn man die Zeit vergisst, einem die Füße nicht weh tun und man wünscht, dass noch eine Zugabe und noch eine, und noch eine..... und.... Schluß jetzt. – Aber das trifft in diesem Fall - 150 3/4mäßig zu....  –  zumindest bei mir.... 

                                                siehe
Diary für Aftershow Schnappschüsse        und hier gibt's noch mehr Live-Fotos