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So und jetzt haben wir genau den Fall wo mir die
Supportband mehr am Herzen liegt als der eigentliche Hauptact, und wegen
genau denen ich mein Hinterteil sogar mal raus der bayrischen
Landeshauptstadt bewege. – Vicious Rumours aus San Francisco, oder
genauer definiert aus der Bay Area in Kalifornien, begleiten mich jetzt
den Großteil meiner Tätigkeit als Musikjournalist. Und Vicious Rumours
sind in erster Linie – Geoff Thorpe. Ich glaube, der gute Mann ist durch alle Höhen und Tiefen gegangen, die eine Hardrockband überhaupt erleben kann, sowohl was den musikalischen Aspekt als auch die persönliche Konstitution betrifft. Sie kamen als aufstrebender Heavy Metal Act von jenseits des Atlantiks anno 1990 mit einem selbstbetiteltes Album, das die gesamte Aufmerksamkeit der Rockpresse auf sich zog. Und es war genau ein Song, der zum Statussymbol wurde für die Band: ‚Don’t Wait For Me. – Und die Zeit tat es auch nicht für Carl Albert, einen der besten Sänger dieser Stilrichtung. Er starb 1995 bei einem Verkehrsunfall. Und seitdem kämpft Geoff Thorpe mit der Ironie des Schicksals, nie den richtigen Ersatz für Carl gefunden zu haben. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, einige weitere, zum Teil wenig erfolgreiche Alben und vier weitere Sänger. Dazwischen setzte ihn ein weiterer tragischer Unfall für ganze zwei Jahre außer Gefecht. Aber ein Geoff Thorpe gibt nicht auf. Er kämpft für die Musik, - für seine Musik und für sein Baby – Vicious Rumours. Jetzt ist er wieder da mit einem neuen Album namens ‚Warball’,
dem neunten Studioalbum insgesamt, und einer fast komplett neuen Band. Nur Drummer Larry Howe,
der ebenfalls zwischenzeitlich abhanden gekommen, aber wieder zurück
gekehrt war, ist vom Original Line-up übrig. Am Gesangsmikro z.Zt.
James Rivera, den vielleicht so mancher von Euch Die Hard Metal Fans
noch von ‚Seven Witches’ her kennt. – Und man muss sagen, so klein
wie der Mann ist, so groß ist seine Stimme. Jawohl, er passt durchaus
zu Vicious Rumours, auch wenn er, wie alle anderen vor ihm, einen Carl
Albert wohl nie ersetzen kann. Das wird dieser Band für den Rest
ihres Bestehens wie ein Kloß am Bein hängen.
Allerdings das wiederum nur gegenüber den Fans, die die Gruppe
seit den Achtzigern kennen. Live ist der neue Enthusiasmus deutlich zu
spüren. Man merkt, die Freude am Tun ist wieder da, und die Performance
ist energiegeladen wie der Einschlag einer Cruise Missiles. Als Support
hat man natürlich nicht ganz so viel Zeit sich selbst zu verwirklichen,
aber dennoch geben ihnen Beyond Fear unüblicherweise eine komplette
Stunde. Und die reicht vollkommen aus, um eben das vorhin erwähnte
Album ‚Warball’ vorzustellen. Ja, und klar doch, - ein Song darf mit
Sicherheit nicht fehlen – ‚Don’t Wait For Me’. Aber dieser
Schlachtruf entspricht keineswegs der Realität. Wir haben nämlich auf
Dich gewartet Geoff, wir haben Dich nie vergessen und wir hoffen, dass
Du mit Vicious Rumours jetzt mehr und öfter gegenwärtig sein wirst,
als jemals zuvor. – Don’t worry, - wir warten und haben alle Zeit
der Welt..... Gut gemacht, und wir sehen uns in Kürze im Frühjahr
schon wieder – live on stage mit Agent Steel....
So, und jetzt noch ein Wort zum eigentlichen Zugpferd des Abends, das aber dank der absolut energiegeladenen Vorstellung von Vicous Rumours keinen leichten Stand hat. Beyond Fear ist das Baby von Timmy Boy, - na ja sorry, Ripper Owens meine ich natürlich. Und der hat bekanntlich zwischenzeitlich Rob Halford bei Judas Priest ersetzt und bei Iced Earth gezwitschert. Wissen wir natürlich als Kenner der Szene. Er profitiert immer noch von dieser Tatsache, obwohl ihm deutlich anzumerken ist, dass er das eigentlich gar nicht will. Aber die Vergangenheit verfolgt ihn sozusagen, und so er erinnert auch in dieser Live-Performance mit etlichen Tracks an vergangene Tage.- und auch mit seiner Stimme, die der des Priest Original Shouters Halford fast schon banal ähnelt. Manche behaupten, sie wäre sogar noch besser.- Ich enthalte mich diesbezüglich jeglichen Kommentars, weil mir die Vibration von Rippers Stimmbänders etwas zu intensiv aufs Trommelfell schlägt. Aber ich betone, das ist mein individueller Eindruck und offensichtlich nicht der, der anwesenden und durchaus enthusiastischen Fans. Derer haben leider mal wieder nicht allzu viele den Weg hierher gefunden. Und
so ist wohl daran getan, dass man das Paket in der Black Box auftreten lässt
und nicht im Big Venue des selben Hauses.
Denn lieber eine kleine, aber gut gefüllte Bude, als eine große
aber leere Halle. Ist doch so?! Fakt ist, Nostalgie regiert das Geschehen
hier, auch wenn die Musik alles andere als Schmusegesang ist. Humor hat
Tim allerdings auch, denn er scheut sich nicht, seinen überdurchschnittlich
guten Bassisten
Dennis Hayes als
Ex-Blue Oyster Cult Oldie zu bezeichnen. Die tragische Komik daran ist,
dass das manche Konzertbesucher
hier sogar glauben und den guten Mann After Show darauf ansprechen. Dabei
hat Hayes zusammen mit dem neuen Vicious Rumours Shouter vorher allemal
den Bandbus von Seven Witches geteilt und nicht mehr und nicht weniger.
– Aber somit ist dieses Bandpaket zumindest fast schon so was wie eine
große Familie. Letzteres
jetzt lediglich als Beitrag zum metallischen Allgemeinwissen. Alles in
allem eine solide Vorstellung für den True Metal Fan, der so sehr an
seiner Lebensphilosphie hängt, die wiederum aber nur noch ein
Dasein am Rande der Musikgesellschaft fristet. |