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....und auf geht’s wieder zum feurig-fröhlichen Ringel T-Shirt Contest. Diesmal in dezentem blau-weiß gestreift, stilgerecht passend zu unserem berühmten, bayrischen Himmel, der heute leider mehr grau als blau-weiß ist. Nun gut, ich denke mal nicht, dass das eine mit dem anderen was zu tun hat. Aber die Haute Couture von In Extremo setzt ebenso Maßstäbe wie ihre Musik. Letztere wird weder in Streifen noch in blau-weiß gemessen, dafür aber lichterloh im Funkenregen. –

Und jener wiederum hält sich dank vermaledeiter Bürokratie unserer Münchner Amtsschimmel in Grenzen, - stark in Grenzen, gelinde ausgedrückt. Aber da man südlich vom Weißwurscht Äquator generell Angst hat, eine Kerzenflamme könne eine Ritterburg abfackeln, wird von Haus aus, auf eine Grundsatz-Parlaments-Debatte verzichtet, denn die bayrische Obrigkeit kann sturer sein als ein balzender Stier beim Almabtrieb. Hoast mi?!!!!

Ja Himmel sakrament, dann pfeifen wir eben aufs ausgedehnte Feuerwerk und beschränken uns auf die, anfangs erwähnten blau-weiß gestreiften Ringel T-Shirts, ein paar saubere Mannsbilder, (das Auge isst bekanntlich mit) und, was der springende Dudel vom Sack ist,- natürlich die Musik.

Dieses Mal habe ich wenigstens den unmittelbaren Vergleich zum letzten, und meinem ersten Rendevouz mit den Chippendales des Mittelalter Rocks. Das ist gerade mal knappe sechs Monate her und mir deshalb auch noch in bester Erinnerung.  (Anm......und das nicht mal in erster Linie wg. der Musik J)))  Gerade richtig für mich alte Frau, deren grauen Zellen vielleicht nicht mehr ganz so taufrisch, aber andererseits fürs 46ste Lebensjahr doch noch relativ fit sind.

Und ehrlich getrommelt und gedudelt, ich habe nicht die Impression, dass sich an der post-antiken Rock’n’Roll Choreographie von In Extremo viel verändert hat  seit damals. Beim Vergleich der Setliste vom Dezember und der von heute Abend stimmt bis auf zwei Tracks alles überein, wenngleich auch in etwas unterschiedlicher Reihenfolge. Nun ja, ein bisserl Abwechslung muss denn schließlich doch sein.

Der Zauber beginnt einmal mehr mit dem Man in Black und seinem schaurig-schönen Soloprolog, der mit kräftigem Widerhall aus 4.000 Kehlen  erwidert wird. Diese Gegenliebe hört sich auch beileibe nicht wie eine unbefleckte Empfängnis an, denn ohne Frage haben die meisten Grufties hier, ihre Helden schon mindestens ein Dutzend Mal oder öfter abgefeiert.

Leider beinhaltet die fotografische Galgenfrist bei diesem Sackpfeifen Kammerkonzert lediglich die zeitliche Länge von ‚nur’ zwei Arien. Weiß der Kuckuck warum und der Geier wieso. Fakt ist lediglich, dass meine optische Digitallinse diesmal fast ausschließlich schwarzen Mantel und blau-weiße Ringel-T-Shirts zu futtern kriegt und keinen erotischen Teil-Striptease. Der wiederum findet zu meinem Leidwesen just nach Beendigung der Papparazzi Offensive statt. Absicht oder purer Zufall??? Oder ist es liebevoll, wohlgemeinter Beschützerinstinkt, der uns vor dem Funkenflug des Mini Exzess bewahren will? Nun denn, dann gibt’s halt diesmal keine optisch-erotische Untermalung zu diesem Epilog hier, sondern lediglich gesittete Imagepflege in blau-weiß gestrei......

Okay, okay, finito, bevor ich mich da jetzt komplett verbeiße. Let the music do the talking. -  Und diese besteht, wie oben bereits erwähnt, fast 1 zu 1 aus den selben Suren des in-extremo-ischen Korans, in etwa so, wie beim letzten Vater Unser im Dezember, allerdings mit nicht so inbrünstigem Elan. Aber vielleicht bilde ich mir die akustische Fata Morgana auch nur ein. Fakt ist, dass jener Enthusiasmus seitens der Tanzkapelle spätestens bei der, sicherlich unbeabsichtigten, technischen Unpässlichkeit während des Schlussakts etwas gebremst wird. Anfänglich von oben unbemerkt, und von unten und uns so gut wie gar nicht erlauscht, entwickelt die Einlage für Taubstumme ein fast 10-minütiges Eigenleben.

Gott sei Dank haben auch Ewigkeiten Grenzen und werden von den guten Seelen der Technik beendet, um auf den ursprünglichen Dezibellevel in Dreiviertel Takt zurück zu kehren. Ein weiterer Bonus Punkt für den Verein on stage, der sich dadurch, zumindest augenscheinlich nicht die gute Laune verderben lässt. – Professionalität nennt man das im allgemeinen, und die Kurve zur Peinlichkeit ist gerade eben noch umgangen worden, wobei die Brüder da oben selber am allerwenigstens dafür können. Ergo, es bricht hermetischer Applaus los nach dem Motto: die Schachpartie gegen die Technik ist gewonnen. Es herrscht augenblicklich wieder Friede, Freude, Eierkuchen unter all den Liebhabern der dunklen Nuancen, die von dezenten Schwarztönen über etwas Schwärze bis hin zu sattem Schwarz in Schwarz reichen. Sehr abwechslungsreich, variabel und praktisch mit allem kombinierbar, - vor allem mit schwarz. Ich für meinen Teil bevorzuge da schon eher die blau-weißen Ringel..... eh schon wissen.

Jedenfalls senden jene 4.000, - und ein paar zerquetschte, - Freunde der Sackpfeifen-Mittelalter-Düster-Kultur ihren Heroes da oben deutliche Signale in Form von bedingungsloser Hingabe zu. Herrschaftszeiten und zugepfeffert, aber manch andere Rockband würde sich für so intensive Gegenliebe sämtliche Zehennägel abwetzen. Der allgemeine Vibe hat den Siedepunkt überschritten und verspritzt sich mit Überschallgeschwindigkeit in 442,5 Windrichtungen.

Übrigens..... die anfängliche Frage: „geht’s Euch gut?“ – ist, bzw. war im Prinzip überflüssig. Aber nehmen wir’s als nett gedachte Höflichkeitsfloskel. Denn logisch geht’s den  Kiddies gut, wenn ihre German Top-Idols in, – fast Reichweite – da oben rum eiern und sämtliche Trümpfe ihres musikalischen Liedguts auf uns nieder prasseln lassen. Ein Joker jagt die nächste Herz- As und formiert sich zu einem Royal Flash.

Anyway, der Sieg gehört eindeutig In Extremo auf der ganzen Linie und darüber hinaus, auch wenn sie auf meine Sinne jetzt nicht ganz so impulsiv als letztes Mal gewirkt haben. Vielleicht etwas müde vom dauer-touren oder einfach mit dem verkehrten Fuß aufgestanden – who knows. Auch egal, denn den meisten Schwarzfuß Indianern im Publikum ist diese Schwäche in ihrer Dauer - Frenetik ohnehin nicht aufgefallen. Und das ist auch gut so.

Kurz und gut, gewonnen haben’s so oder so wieder - und noch einmal mehr. Ob mit Spielmannsfluch, der sich am Horizont im akustischen Vollmond spiegelt, oder ganz simpel, - dank blau-weiß gestreifter Ringel T-Shirts. Und genau deshalb haben wir sie auch weiterhin lieb, - hier in Bayern, in Mexiko oder Russland und am Rande der Milchstraße in Ewigkeit Amen...... Schach Matt – aber bitte in
blau...we...))))))))))  http://www.inextremo.de/


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Der Support kam einmal mehr von der englischen Girlie-Rockband McQueen, die eben erst im März hier im Münchner Backstage aufgegeigt hatten. Und trotz spärlichem Besucheransturms damals, verstanden sie  es exakt  uns hoch gehen zu lassen aus unseren Latschen.
Mit In Extremo harmonieren sie zwar stilistisch nicht unbedingt auf gleicher Ebene. Aber wie heißt's so schön: Rockmusik ist Rockmusik, Hauptsache es rockt eben. Tut es, klar doch, und die Mädels kommen denn auch recht gut an beim Headliner Publikum. Bravo Mädels, weiter so, und zeigts den Jungs. Wir haben ohnehin viel zu wenig Frauen im Genre.
Und hoffentlich bis bald wieder....

Ausführliche Live Review vom März hier

http://www.mcqueenmusic.com/