|
|
Der Rest ist das notwendige Übel, das man benötigt, um die Musik live on Stage auch umzusetzen. Vor dem Gig heute Abend hat Trent bei einem Meet & Greet schon gemeint: „seht es Euch gut an heute, denn diese Band werdet Ihr in der Form nie mehr zu Gesicht bekommen“. Glaub ich ihm sofort. Trent hat noch nie eine Sache zwei Mal gemacht, bzw. wiederholt. Er ist etwas müde vom Tourneestress der vergangenen Wochen, meinte er zusätzlich. Aber davon ist später im Set nichts zu spüren. Er ist halt ein Profi, der unter seinem eigenen Perfektionismus leidet. Letzeres hat er einmal in einem vergangenen Interview so formuliert. In Reznor paart sich diese Perfektion mit Leidenschaft, Aggression, ein Hauch Melancholie, aber auch Resignation. Der Mann besitzt eine fast schon unheimliche sexuelle Ausstrahlung on Stage, und das trotz seiner, gerade mal höchstens 1.65 m Körpergröße. Die Aura wird von abstrakten Lichtorgien unterstrichen, die wiederum uns Fotografen das Leben zur Hölle machen. War es letztes Mal noch Track 5-7, die geknipst werden durften, so sind es diesmal 9 – 12, während derer wir verzweifelt versuchen, Trents, wieder schlanker gewordene, Silhouette in diffusem Licht festzuhalten. Und gelingt es dann tatsächlich für einen winzigen Moment seine Auge direkt in die Linse zu kriegen, so ist der Blick stechend, um es nicht beinahe tödlich zu nennen. Der Song ‚Closer’ passt hier genau dazu. Ihr wisst was ich meine.... – ‚I wanna f... you like an a...’ usw. usw. Es passt einfach alles zusammen, - so perfekt, so intensiv, so vollkommen.... Eine Nine Inch Nails Show ist wahrhaftig ein Erlebnis. Hier paart sich ein Vibe, der durch Mark und Bein geht, mit genialer Musikalität, die sich in einem Aufschrei an Frustration entlädt. Und jener wird eben durch die abnorme und doch so geniale Lightshow unterstrichen. Für einige Augenblicke zieht auch Gitarrist Aaron North die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Zum einen als er sich samt Instrument in die wogende Menge stürzt, und dann zum Finale, als die Zerstörungwut ihr Tribut zollt, und die Gitarre, und nicht nur die, dran glauben muss. Das alles, nachdem Mr.Reznor schon längst die Bühne verlassen hat.
Man möchte es kaum
glauben, dass Trent Reznor im normalen Leben eine wahre Quasselstrippe
ist, der redet und redet und redet. On Stage mimt er das Gegenteil und
verliert zwischen den Songs nicht ein Wort an das Publikum. Nein ,
nicht ganz ! Ein einziges Mal ertönt ein lapidares „thank you“ aus
der Dunkelheit. Wauw, - das
ist viel,- sehr viel für einen Trent Reznor.
Abgesehen davon lässt er lediglich die komplette Philosophie
seiner geistig-musikalischen Schöpfungen vom Stapel, was allerdings,
dank der vorhin erwähnten Intensität vollends genügt.
Knappe zwei Stunden, wie immer eigentlich, ein letztes aufbäumendes
„Head Like A Hole“, und der Meister verschwindet ohne Good Bye und
ohne sich umzudrehen in der Finsternis, - und natürlich ohne jegliche
weitere Rückkehr. Wie immer halt.... Und eigentlich hat sich bei einem
NIN Konzert noch nie jemand über fehlende Zugaben beschwert.
Wahrscheinlich deshalb, weil es einfach genug ist....
Ich für meinen Teil frage mich lediglich: haben wir die NIN, mit
ihrer, oder sollte ich besser sagen, seiner Musik,
heute eventuell zum letzten Mal live gesehen und gehört?! |
Foto anklicken für
"Head Like A Hole" - live in Reading vor ca. einer Woche am
28.08.... |